106.

[398] Um die Aerntezeit findet in der Umgegend von Fürstenwalde (Rauen, Ketschendorf u.a.a.O.) das sogenannte Hutschießen statt. Es wird eine Fichte von den jungen Burschen des Dorfs aus der Heide geholt, glatt geschält, oben mit einer Windfahne versehen, so daß sie wie ein Mastbaum aussieht, und mitten im Dorfe aufgerichtet. Vorher wird noch ein Tuch und andere Preise an der Spitze befestigt und danach klettert man oder würfelt auch darum. Auf dem freien Platze um den Baum ist dann Musik, zu der man tanzt. – Auf den Edelhöfen und Aemtern wird der Herrschaft ein Kranz gebracht, dafür gibt sie einen Hahn, d.h. eine Mahlzeit, Musik und Tanz. Ehmals aber erhielten Knechte und Mägde einen Hahn, der gegriffen wurde.

Quelle:
Adalbert Kuhn / W. Schwartz: Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848, S. 398.
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