106.

[104] Die Beckumer haben sich vor Zeiten vor Mäusen gar nicht retten können, sodaß sie ihnen sogar in die Suppe fielen, und sie sie oft fast mit hinuntergeschluckt haben. Da ist einmal ein Mann mit einer Katze gekommen, die hat schnell unter den Mäusen aufgeräumt, und die[104] Beckumer haben ihm vieles Geld geboten, wenn er ihnen das Thier laßen wolle. Das ist der Mann auch zufrieden gewesen, hat sein Geld eingestrichen und ist davongegangen. Als er aber schon ein gut Stück Wegs fort war, ist den Beckumern eingefallen, daß sie ihn nicht gefragt, womit sie das Thier füttern sollten; sie sind ihm daher spornstreichs nachgelaufen, und als sie ihn endlich gesehen, haben sie ihm schon von ferne zugerufen: »Was frißt das Thier?« Da hat er ihnen geantwortet: »Alles, was Menschen eßen«, der Wind aber hat den ersten Theil seiner Rede davongetragen, und die Beckumer haben deshalb geglaubt, die Katze freße Menschen, darum sind sie schnell umgekehrt und haben die Katze mit Mistgabeln und Knitteln gejagt, soweit sie nur immer hat laufen wollen.


Andere Schwänke und Spottnamen aus Westfalen, s. unten, Nr. 167, 168, 257-259 a. – Einige Andeutungen zur Literatur solcher Sagen im allgemeinen bei Bech stein, Mythe, Sage etc., II, 239-243; ebenso den Elsaß Betreffendes bei Stöber, Elsässische Sagen, Nr. 68.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 1, Leipzig 1859, S. 104-105.
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