Elfte Scene.

[13] VORIGE UND ROLAND.

Dich rief ich, Roland, dich bewährt und redlich,

Der meines Hauses Ehre stets bewacht.[13]

In deine Hände geb' ich den Verräther,

Daß er den Frevel büß' in Kerkers Nacht.

ROLAND.

Was ist gescheh'n? o sprich!

KARL.

Wohl wirst du staunen!

An Emma wagt' der Kühne sich vermessen,

Entführte mit Gewalt sie meinem Arm.

ROLAND.

Wär's möglich!


Zu Fierrabras.


Unsel'ger!

KARL.

Mit Recht faßt, Edler, dich Entsetzen,

Drum fort mit ihm!

ROLAND.

Vergieb' ihm, den die Leidenschaft verblendet!

KARL.

Kein Mitleid!

Solch frevle That verdienet solchen Lohn.

ROLAND.

O Herr, bedenk, er hat mir selbst bekannt,

Heiß ist seine Liebe, doch so rein wie Gold!

KARL befehlend.

Du schweige und gehorche!

Du haftest mir für ihn!


Trompeten hinter der Bühne.


KARL.

Du hörst dies Zeichen, tapf'rer Held, bald will es tagen,

An euer Werk gemahnt der frühe Ruf;

Drum eil', dich zu den Freunden zu gesellen,

Daß ihr die Friedenssendung klug vollbringt.


Auf Fierrabras deutend.


Für meinen Zorn bleib' er indeß verwahrt.

Was er verbrach an meines Hauses Ehre,

Das büße er mit harter Ahndung Schwere!


Während des folgenden Chores füllt sich bei allmählichem Tagesaubruch der Hintergrund mit Rittern und Kriegern, welche zum Gesandtschaftszuge gehören. Sie führen eine weiße Fahne, eine Palme und mehrere Symbole des Friedens.


CHOR DER RITTER UND KRIEGER.

Fort zum Feinde schickt uns König Karls Geheiß,

Doch der Friede bildet unsrer Sendung Preis.

EMMA UND FIERRABRAS.

Dulden still und schweigen

Ist mir Pflichtgeheiß[14]

Und kein Blick darf zeigen,

Was die Seele weiß.

ROLAND.

Ernst und Strenge zeigen,

Ist ihm Pflichtgeheiß,

Und ich muß mich beugen,

Giebt er sie auch preis.

KARL.

Ernst und Strenge zeigen,

Ist mir Pflichtgeheiß,

Vor des Frevels Zeugen

Gebe ich ihn preis.


Sie ordnen sich zum Zuge. Eginhard tritt in glänzender Rüstung auf, um sich an die Spitze des Zuges zu stellen. Als Emma ihn erblickt, beginnt sie zu wanken und sinkt in Roland's Arme. Eginhard will herbeieilen, wird aber durch eine abweisende Gebärde Karl's zurückgehalten und zieht mit den Rittern davon. Der Vorgang spielt sich sehr schnell ab.


Quelle:
Franz Schubert: Fierrabras. Text von Josef Kugelwieser, Leipzig [o.J.], S. 13-15.
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