Dritter Auftritt.

[26] Läst sich Sigelvax mit kläglicher Stimme aus der Festung hören.


SIGELVAX.

Ein armer Gefangner, der leidet grosse Schmerzen

An Hunger, und an Durst, erbarmt euch liebe Herzen!

CYRUS erschrickt.

Das ist des Feld-herzns Stimm, o Himmel! hör ich noch?

Wo bist du Sigelvax?

SIGELVAX.

Hier sitz ich in dem Loch.

Hier sitzt dein Sigelvax, und schmachtet in den'n Ketten,

CYRUS.

Es koste, was es will, so soll man dich erretten.

Holla, bringt Hammer, Stahl, brecht Thor, und Angel ein,

Geduld mein Sigelvax, bald wirst du bey mir seyn.


Es kommen Persische Soldaten, und bringen Hammer, Hacken, und Brech-eisen.[26]


Du Unglückseliger! wie bist du angegangen?

Erzehle den Verlauf, wie hat man dich gefangen?

SIGELVAX.

Viel Hunde saget man, die seynd des Hasens Tod,

Dies traf auch bey mir ein, daher kommt meine Noht.


Gehet bey der Seiten der Festung ganz langsam heraus, und mit Cyrus hervor.


Ach wär ich nur befreyt, so wolt ich dir die Schmerzen,

Den Jammer, und die Qual von meinem armen Herzen

Ganz deutlich offenbaren.

CYRUS.

Getröft, bald bist du frey,

Allons! Soldaten haut die Festung gleich entzwey,


Die Soldaten fangen an das Thor einzusprengen.


Du aber rede fort

SIGELVAX.

Herr! du hast selbst gesehen,

Das von den'n Unsrigen kein Mann mehr wollte stehen,

De Forcht war überall, jetzt kommt mein Jammer-stand,

Der mich ohn' alle Hülf mit schweren Ketten bandt.

Man schlepte mich hieher, hier half kein Bitten, Klagen,

Man drohte mir den Tod, die Wahrheit klar zu sagen.

CYRUS fällt ein.

Halt! jetzt ist Platz genug,


Zeigt auf die Oefnung, so die Soldaten in das Thor gemachet.


Geschwind Freund komm heraus,


Sigelvax gehet zuruck, und in jene Seite der Festung hinein, wo er heraus gekommen, und kriechet bey der Oefnung, so die Soldaten gemachet, ganz mühesam heraus.


SIGELVAX.

Wie frölich krieche ich aus meinem Mörder-haus.


Umfanget Cyrum, und küst denselben.


O höchst erwünschte Stund! dir deine Füß zu küssen,

CYRUS stellt sich, ihn aufzuheben.

Steh auf, und lasse dich in meine Arme schliessen.[27]

Jetzt ist mein tapfrer Held, mein lieber Feld-herr frey,

Nun fliehe, schlag den Feind, und zeige deine Treu.

Er hat das Völker-recht sehr boßhaft übertretten.

SIGELVAX furchtsam.

Herr, ich muß schlaffen gehn, ich hab die Ruh vonnöhten.

CYRUS.

Wann du nicht schlagen willst, so eile du dahin?


Zu Faust.


FAUSTIBUS.

Herr, ich kan eben nicht, ich hab heut Medicin,

Um meinen Zorn und Grimm zu dämpfen, eingenommen.

CYRUS.

Ich hab recht tapfre Leut in meine Dienst bekommen.

Verzagte, höret mich, der sich gibt in Gefahr,

Dem geb ich freye Kost ein ganzes viertel Jahr.

Ich halte auch mein Wort, so wahr ich euer König.

FAUSTIBUS.

Gewiß der Lohn ist groß.

SIGELVAX.

Für mich ist er zu wenig.

Nun will ich schlaffen gehn,

CYRUS.

So läst du mich allein?

Willst du nicht mehr mein Freund, und mein Beschirmer seyn?

SIGELVAX.

Nein, ich muß schlaffen gehn,

CYRUS.

Nu ja, so gehe schlaffen,

Der Himmel wird mir doch noch einen Feld-herrn schaffen,

Der tapfrer ist, als du,


Siehet aus der unrechten Scena den Kulican kommen.


O weh! was sehe ich?

Dort kommet Kulican, ihr Berge decket mich,

Ihr Felsen springt entzwey, zerschmettert seine Glieder,

Jetzt Sigelvax! greif an[28]

SIGELVAX.

Herr! Morgen komm ich wieder.


Und gehet ganz verschlaffen ab.


CYRUS.

Geh, du Verschlafner, geh! auf wem hab ich getraut,

Auf ein verzagtes Volck hab ich mein Reich gebaut.

FAUSTIBUS.

Herr! sage dieses nicht, ich bin ja noch zugegen.

CYRUS.

An deiner Hülf ist auch mein grosser Thron gelegen,

Nimm das Commando hin, du sollst mein Feld-herr seyn.

FAUSTIBUS.

Dafür bedank ich mich, das geh ich nimmer ein,

Das Beyspiel schrecket mich, von vielen Groß-vezieren,

Sie musten oft den Kopf durch Schwerd und Strang verliehren.

Ich bleib jetzt, wer ich bin, ich fey auch, wer ich sey,

So hau ich Kulican den Kopf gewiß entzwey.

Nun hier verberge dich, und lasse dich nicht sehen,

Der Wüttrich ist schon da, sonst ists um dich geschehen,

Hier tritt er eben ein, du aber geh dahin,


Deutet auf die Scena, wo Kulican herkommet.


Verzage nicht mein Herr! so lang ich bey dir bin.


Nihmt Cyrum zittrend bey der Hand.


Auf, Faustibus! beherzt, probire jetzt dein Glücke,

Hör, was der Bößwicht spricht, dann brech ihm das Genücke.


Weint.


Mein König! tröste dich, und du mein Vatterland,

Bald setzt dich Faustibus in einen andern Stand.

Genug, ein tapfres Herz läst sich durch nichts erschrecken,

Aus Vorsicht wollen wir ein wenig uns verstecken.


Faustibus führet den Cyrum in eben die Scen, wo Kulican und Mortong herkommen, so, daß sie hart aneinander stossen.


Quelle:
Joseph Kurz: Prinzessin Pumphia. Wien 1883, S. 26-29.
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