5. Szene.

[64] Vorige. Schwalbach.


SCHWALBACH tritt sehr erregt von rechts auf, blickt suchend umher, bemerkt Weigelt und tritt rasch auf ihn zu. Da sind Sie ja.

WEIGELT sichtlich erfreut. Ach, Schwalbachchen! Na, Sie kommen aber spät. Sie sind ja ganz außer Atem? Ja, die Treppen sind nich ohne.

SCHWALBACH sehr erregt und laut. Mein Herr!

WEIGELT. Verpusten Sie sich doch erst ein bischen. Hält ihn einen Stuhl hin.

SCHWALBACH. Ihr Sohn ist ein – ein niederträchtiger Bube!

WEIGELT läßt den Stuhl fallen. Was sagen Sie da?!

CLARA aufspringend. Leopold!

RUDOLF hält Clara zurück. Sitzen bleiben.

SCHWALBACH. Wissen Sie, was er getan hat? Er hat meine Tochter überredet, mich zu bestehlen – er wollte mit ihr entfliehen. Das saubere Bürschchen hat es indessen vorgezogen, sich allein aus dem Staube zu machen; aber die sechstausend Mark, die sie mir entwendet, die hat er mitgenommen – der Dieb!

WEIGELT. Herr! Ergreift sein Glas mit einer Bewegung, als wollte er es Schwalbach an den Kopf werfen, besinnt sich aber, zwingt sich gewaltsam zum Lächeln, führt das Glas mit zitternder Hand an die Lippen und trinkt das Bier aus. Kleine Pause.

RUDOLF. Bah! Was ist da weiter! Der junge Herr hat sich in der Eile vergriffen und statt des Mädchens das Geld erwischt.

CLARA vorwurfsvoll. Rudolf!

WEIGELT sich gewaltsam zur Ruhe zwingend. Herr Schwalbach, ich sollte Ihnen eigentlich böse sein, daß Sie so schlecht von meinem Sohn denken. Allerdings hatte er die Absicht, mit Ihrer Tochter zu fliehen, weil Sie heute Morgen so grausam zu ihm waren. Aber er dachte, es würde Ihnen unangenehm sein, darum hat er es unterlassen.[64]

SCHWALBACH. Er ist aber fort?

WEIGELT. Eine kleine Geschäftsreise –

SCHWALBACH höhnisch. So? Und mein Geld, meine sechstausend Mark?

WEIGELT. Die hat er mir gebeten, Ihnen zurückzugeben. Hier sind sie. Reicht Schwalbach das Kuvert, welches ihm Mielisch früher gegeben hat. Bei Seite. Das ist das Letzte!

RUDOLF. Ich möchte wetten, daß der Alte lügt.

SCHWALBACH hat das Geld gezählt. Es mag gut sein. Selbstverständlich, mein Herr, kann von einer Gemeinschaft zwischen uns nicht mehr die Rede sein. Leben Sie wohl. Ab.


Quelle:
Adolph L’Arronge: Gesamt-Ausgabe der dramatischen Werke. Berlin 1908, S. 64-65.
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