8. Szene.

[82] Emma, dann Weigelt. Gottlieb. Carl.


EMMA öffnet vorsichtig die Tür rechts und spricht zurück. Die Luft ist rein, er ist fort. Sie tritt ein.

WEIGELT. Carl auf dem Arm, Gottlieb an der Hand, tritt ebenfalls von rechts ein, furchtsam. Sie meinen also, daß ich es wagen kann?

EMMA. Hier zu bleiben? Gewiß. Clara will einen Augenblick allein sein, um einen wichtigen Brief zu lesen, und die Jungens lassen ihr keine Ruhe. Na, habe ich meine Sache gut gemacht?

WEIGELT. Bis jetzt, o ja, sehr gut. Wenn nur – Sieht sich ängstlich um.

EMMA. Ach, wer wird so ängstlich sein! Uebrigens hat ihn jetzt mein Mann beim Wickel und bereitet ihn vor.

WEIGELT. Herrjeh, Sie wollen ihm doch nicht sagen daß ich –?

EMMA. Natürlich. Meinen Sie denn, daß die Kinder es nicht ausplaudern würden?

WEIGELT hat sich auf einen Stuhl rechts gesetzt und die Kinder auf die Kniee genommen. Ja, das ist wohl möglich. Sage mal, Gottlieb, hast du denn gewußt, daß du einen Großvater hast?

GOTTLIEB. Na, so dumm werde ich doch nicht sein! Alle Kinder haben ja einen Großvater.

CARL. Ich auch.

WEIGELT. Ja, Du auch. Zu Gottlieb. Die Mutter hat dir's wohl erzählt?

GOTTLIEB. Die Mutter? Nein, die hat immer geweint, wenn ich nach dem Großvater gefragt habe. Und der Vater –

WEIGELT. Na, was hat dein Vater gesagt?

GOTTLIEB. Ich weiß nicht, ob ich es wiedersagen darf?

WEIGELT. Man zu, ich kann 'nen Puff vertragen. Also?

GOTTLIEB. Er hat gesagt, du wärst zu stolz, um mit uns umzugehen.

WEIGELT. Zu stolz! Na, wenn es weiter nischt wäre, darüber würden wir uns schon einigen.

GOTTLIEB. Du bleibst also jetzt bei uns?

WEIGELT. Schwerlich, dein Vater kann mich nich leiden.[83]

GOTTLIEB. O doch! Mein Vater ist gegen alle Menschen gut, er kann bloß die Gesellen nicht leiden, die zu viel trinken. Trinkst du auch zu viel?

WEIGELT. Nee, mein Junge, ich esse nich mal zu viel.

RUDOLF von draußen. Nein, das ist nicht möglich!

EMMA welche an der Mitteltür gehorcht hat. Das ist seine Stimme.

GOTTLIEB. Der Vater kommt. Springt auf die Erde.

WEIGELT steht auf und stellt Carl an die Erde. Ich wünschte, ich wäre in meiner Bodenkammer.


Quelle:
Adolph L’Arronge: Gesamt-Ausgabe der dramatischen Werke. Berlin 1908, S. 82-84.
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