Fünfte Szene.


[275] Herzog. Schiller.


HERZOG tritt links an den Sessel, tief nachdenkend. Schiller steht auf der rechten Seite hinter dem Sessel. Pause. Endlich sieht der Herzog auf, betrachtet Schiller, dann sagt er. Geh Er hin und öffne Er die Tür zum Dienstzimmer!

SCHILLER geht und öffnet die zweite Tür links.

HERZOG sieht sich danach um und ruft mit starker Stimme. General Rieger!


Während dieser auf der Schwelle erscheint und bis in die Mitte des Zimmers kommt, bleibt der Herzog vorn, Schiller hinten unbeweglich.


RIEGER. Durchlaucht.

HERZOG ohne sich umzusehen. Hierher!

RIEGER tritt nahe zu ihm.

HERZOG halblaut. Warte dort, wie ich dir befohlen! Wenn du mich fortreiten siehst, ohne daß ich dich nochmals gerufen, so besteige dein Pferd und kehre friedlich auf deine Festung heim. Ruf ich dich aber noch einmal und sage dir: »Es bleibt beim Alten,« so handle nach Sonnenuntergang, wie ich dir befohlen.

RIEGER. Zu Befehl, Durchlaucht.

HERZOG winkt, Rieger geht ab wieder an Schiller vorbei und ins Zimmer. – Kurze Pause. Schließe!

SCHILLER schließt das Zimmer.

HERZOG geht über die Bühne zum Stuhle rechts und setzt sich darauf. Sobald er sitzt, winkt er, ohne sich umzusehen, Schiller, und dieser kommt bis in die Mitte des Theaters. Wie alt ist Er?

SCHILLER. Dreiundzwanzig Jahr.

HERZOG für sich. Und richtet schon solches Unheil an! Laut. Einer von euch sagte gestern, die Menschen ließen sich nicht erziehen. Was hat Er denn werden wollen, ehe ich mich Seiner angenommen?

SCHILLER. Ich wollte Prediger werden, Durchlaucht.[275]

HERZOG sieht ihn von der Seite an.

SCHILLER. Ich band mir schon als Knabe eine schwarze Schürze vor und stieg auf den Stuhl und predigte – was hab' ich zu sagen gewußt als unkundiger Knabe! Es war also nur der Drang, ein volles Herz auszuschütten, die Wunder der Welt zu verkünden und die Menschen aufzurufen zur Sammlung, Begeisterung und Tätigkeit. So ist es noch in mir, Durchlaucht. Ich glühe, ich zittre und bebe dafür, Gutes und Großes zu bewirken.

HERZOG halb für sich. Ich glaube wahrhaftig, es wäre ihm besser gewesen! Im Tübinger Stifte die steife Methode und dann hinaus mit den Windmühlflügeln in die dicken Nebel zwischen diesseits und jenseits. Herrgott und Satan, Himmel und Hölle vertragen mehr, als wir auf Erden. Laut und streng. Was soll denn nun aus Ihm werden? Ein Poet, daß Gott erbarm!

SCHILLER. Ein Prediger von der Schaubühne herab durch die begeisterte Stimme des Schauspielers. Durchlaucht, eine belebende Zukunft für deutsches Schauspiel öffnet sich unserm Vaterlande, Schröder hat in Hamburg vorgearbeitet, Kaiser Josef hat ihn jetzt an die Burg berufen, Dalberg wirkt in Mannheim, und ein Fürst von Ihrer Erfahrung und Tatkraft ist der Mann dazu, in Deutschland solche neue lebensvolle Epoche für Literatur und Kunst gründlich zu fördern.

HERZOG ihn ansehend, ohne Heftigkeit. Zum Aufschwung eurer wilden und rohen Gedanken! Ihn groß ansehend. Er ist doch wohl verrückt! Steht hier, um sich für Leib und Leben zu verantworten wegen eines frechen Werks und frechen Verbreitung desselben, und beginnt seine Defension damit, unerhörte Dinge zu begehren –! Deutsches Theater! Narretei! Schaff Er erst eine gebildete deutsche Sprache! Schaff Er erst Geschmack! Ihr Schwaben, die kein Satan zum guten Geschmack erziehen wird, ihr wollt ein deutsches Theater machen! Schwabenstreiche könnt ihr machen, weiter nichts!

SCHILLER. Schwabenstreiche sind besser als Puppenspiel.

HERZOG. Schweig Er still, bis ich Ihn frage. Deutsches Theater! Den Voltaire habt ihr neben euch gehabt und lernt doch nichts! Der junge Goethe, von welchem der von Weimar solch Aufhebens macht, hat mir bei seiner Durchreise hier gesagt, er hätte in Straßburg die Franzosen studiert, und was bringt er zustande? Ist's nicht ein klägliches Ding mit diesem Clavigo? Ein Frauenzimmer[276] stirbt fünf Akte lang an der Schwindsucht! Auf so einen geschmacklosen Einfall gerät man nur bei uns! Und das spricht von deutschem Theater! Aufstehend. Das Publikum verderben, verwirren, aufrühren, das allein könnt ihr mit euern wüsten Phantastereien, und das Handwerk soll euch gelegt werden. Umhergehend.

SCHILLER. Durchlaucht –!

HERZOG. Stillschweigen. – Wie ist Er auf die abscheuliche Idee dieser Räuber gekommen?

SCHILLER. Im schwäbischen Magazin stand eine Geschichte, wie ein verstoßener Sohn seinen Vater rettete –

HERZOG. Und –

SCHILLER. Und ich hatte im großen Briten Shakespeare gesehen, welche Leidenschaften ein Drama bilden konnten-

HERZOG. Immer dies verderbliche England! Und –

SCHILLER. Und – ich war Karlsschüler!

HERZOG. Nun, was soll das? Stützt sich auf die Stuhllehne.

SCHILLER. Ich ward als Schüler in soldatischer Disziplin gehalten, wie ein Wesen, das keinen eignen Gedanken, keinen eignen Willen haben durfte, und war doch erregt von eignen Gedanken, war doch erhoben von eigner Willenskraft und geriet solchen Wegs –

HERZOG. In Empörung?

SCHILLER. Ja, in innere Empörung! – Sei's denn gesagt! – Ich bin zu dieser Unterredung gekommen mit vollem Vertrauen auf meine gute Sache und auf Ihr edles Herz, Durchlaucht. Ich habe mich nicht irren lassen durch Abmahnung, Warnung und Einschüchterung, ich habe gehofft, meinem und dem allgemeinen Interesse zu nützen durch offene, mutige Rede. So sei denn alles gesagt, was ich auf dem Herzen habe, vielleicht zündet ein Funke Wahrheit in Ihrer Seele – ja, in innere Empörung geriet ich über mein Schicksal und das Schicksal meines Vaterlandes. Ich fühlte mich gemißhandelt Tag und Nacht bis in die innerste Seele hinein. Das Ideal eines Volksredners ward mir spöttisch entrissen; denn in der Karlsschule hieß es, gibt es kein Volk und keine Gottesgelehrsamkeit. Willst du aufgenommen sein, so werde Jurist oder Mediziner. Ich war arm, die Aufnahme galt uns für die größte Wohltat, besonders weil ich nur bürgerlicher Herkunft war. Ich mußte die Hand küssen, welche mir die ersehnte Zukunft entzog; ich ward[277] Jurist und verwand mit Schmerzen diesen ersten Ruck, der meinen tiefsten Wünschen angetan wurde. Aber ich war nicht nur arm, ich war auch ein ungewandter und nun vollends eingeschüchterter Knabe, der wegen seines linkischen Wesens fortwährend gescholten und gestraft wurde. War das meine Schuld? Warum gab die Natur gerade mir ein ungestüm inneres und ein so träg nachhinkendes äußeres Wesen? So ward meine Jugend ein fortdauerndes Leiden, und als ich mich endlich mühsam in die aufgedrungene Bahn gefunden, da hieß es wiederum halt! Kein Jurist! Mediziner soll der Bursch werden, das paßt besser für den armen Teufel, und zum zweiten Male gewaltsam wurde der Ruck meines Innern erzwungen, ob auch alle Fugen in mir krachten und schmerzten. Was da! hieß es, der Mensch ist eine Maschine, man dreht sie und stellt sie und zwingt sie in Gang. Der Mensch ist keine Maschine! schrie es auf in meiner Brust, und schrie es so lange, bis wir alle wußten, solche Erziehung sei Mißhandlung, bis wir alle fest entschlossen waren, uns aufzulehnen. War's nun ein Wunder, daß die verschobene Seele krampfhaft hineingerissen wurde in wilde Phantasien, war's nun ein Wunder, daß wir Ideale ausbrüteten von ungetümer Natur?! Die Seele braucht Speise und Trank, wie der Leib, das Ideal ist ihre Speise und Trank. Konnte unser Ideal dem Herrn der Karlsschule wohlgefällig werden? Vor unsern Augen war Kampf und Gewalt gegen die Vertreter des Landes, vor unsern Augen Verhöhnung des Freiheitsgedankens, welcher jenseits des Meeres schmetternde Siege erfocht, vor unsern Augen Verhöhnung deutschen Dranges nach eigener Literatur und Kunst, vor unsern Augen all und überall Druck auf Hirn und Herz, mußte da nicht jener entsetzliche Zustand in uns entstehen, welcher die Augen schließt und blind mit dem Haupt gegen die Schranke rennt, mußten da nicht die Räuber entstehen, welche man nun so entsetzlich findet. Sie mußten entstehen, und die deutsche Karlsschule ist die Mutter des Stücks, der Herzog von Württemberg ist der Vater desselben!


Pause.

Es donnert.


HERZOG. Wenn du horchst, Franziska, so erfährst du, daß ich recht gehabt und daß er reif ist, wie ich mir gedacht. Er geht hinten nach dem Ausgange, als wolle er nach dem Wetter sehen, geht dann rasch auf die zweite Türe links zu, als wolle er Rieger rufen, bleibt aber plötzlich stehen,[278] betrachtet wie mitleidig Schiller und kommt an seinen Platz zurück, das nächste mild, aber immer verhalten sprechend. Du ruinierst dich, mein Sohn, durch deine Heftigkeit. Ich hätte es lieber gesehn, wenn ich dir verzeihen gekonnt. Du bist aber wohl für nichts zu brauchen, nicht einmal zum Hofpoeten denn du übertreibst alles, wie du die Wüstheit und Immoralität deiner Räuber übertrieben hast – siehst du dies ein?

SCHILLER. Durchlaucht, ich sehe ein, daß das Buch in der Schilderung seiner Menschen übertrieben ist. Aber unmoralisch ist es nicht.

HERZOG. So?

SCHILLER. Die Welt wird im Innersten bewegt, aber es wird das Laster furchtbar bestraft, und die Tugend geht triumphierend hervor.

HERZOG. Und du glaubst, solch ein Stück werde dem deutschen Publikum gefallen?

SCHILLER. Ich – hoffe es.

HERZOG. Ich fürchte es nicht. So tief ist der Sinn des Volkes noch nicht verdorben, und solche Empörung findet nur in jungen überspannten Köpfen einen Anklang. Gefiehle es wirklich, dann müßten wir Herren des Landes von unsern Stühlen herab und in die Gräber hinuntersteigen, um euch Platz zu machen. Versteht du mich?

SCHILLER. Ja, Durchlaucht.

HERZOG. Und nun höre meine aufrichtige ganze Meinung über dein Werk! Wenn ich Gott selbst und im Begriff wäre, diese Welt zu schaffen, und ich sähe voraus, daß deine Räuber in dieser Welt geschrieben und mit Beifall aufgenommen werden sollten Mit furchtbarem Ernst. – ich ließe diese Welt ungeschaffen.

SCHILLER. Durchlaucht –!

HERZOG ebenso. So tief ist mein Abscheu! Nun wirst du's begreiflich und gerecht finden, daß ich auf gründliche Abhilfe oder Strafe denke.

SCHILLER. Mein Fürst –!

HERZOG strenger. Bin ich in Wahrheit dein Fürst, so folge mir. Ich sehe aus dem zweiten Stück, welches man im Manuskript bei dir gefunden, daß du auf dem begonnenen Wege des Aufruhrs fortwandelst. Dies zweite Stück heißt »Die Verschwörung des Fiesko, republikanisches Trauerspiel. – Mein Sohn, aus diesem Wege wirst[279] du vielleicht ein großer Dichter, vielleicht, – ich bezweifle es; denn ich vermisse Maß und Schönheit – oder du wirst, und das ist wahrscheinlich, ist für mich gewiß, du wirst ein großer Staatsverbrecher –

SCHILLER. Durchlaucht –

HERZOG. Der ein schmähliches Ende nimmt! – Willst du an meiner Hand umkehren? Ich will dir die Hand dazu bieten. – Dein Herz ist schöner Regungen fähig – ich kenne deine Geheimnisse und will deshalb nicht schelten –

SCHILLER. Mein Fürst!

HERZOG. Ich will dich deshalb nicht schelten. Weil dein Herz die wahre Liebenswürdigkeit erkennen und empfinden kann, deshalb will ich deine Besserung für möglich halten –

SCHILLER. O, mein Fürst!

HERZOG. Willst du Besserung versprechen?

SCHILLER. O, mein Gott! – Was heißt Besserung?

HERZOG. Das heißt Änderung!

SCHILLER. Änderung?

HERZOG. Totale!

SCHILLER. Änderung! Wie soll ich – wie kann ich sie zuwege bringen? Ich bin ja nur etwas, indem ich – eben Schiller bin, der Mensch mit eben diesen und diesen Empfindungen, Erfahrungen, Ansichten und Wünschen – wie kann ich mich gänzlich ändern, ohne mich gänzlich zu verlieren –?

HERZOG. Das wird meine Sorge sein. Jeder Mensch ist zu ändern, sonst wär' er nicht zu regieren –

SCHILLER. O nein –

HERZOG. Still, und hör Er zu! Er muß mir künftig alles zeigen, was Er schreibt, ehe Er es durch den Druck oder sonstwie veröffentlicht.

SCHILLER. Zensur!

HERZOG. Damit ich es entweder unterdrücken oder Ihm die nötigen Änderungen angeben kann.

SCHILLER. Römische Zensur! – Aber wir jungen Leute haben ja eine ganz andere Welt in unserm Herzen, als die wirkliche Welt, als die Welt Eurer Durchlaucht ist!

HERZOG. Die soll euch eben ausgetrieben werden!

SCHILLER. Das heißt, wir sollen vernichtet werden![280]

HERZOG. Er soll ferner bei höchster Leibesstrafe nicht mehr mit dem Auslande verkehren durch irgend eine Schrift, ja nicht durch irgend eine Zeile – will Er mir beides versprechen?


Kurze Pause.


SCHILLER leise. O, meine Täuschung! – Versprechen, daß ich zertreten lasse, was Lebendiges, was Eigentümliches in mir ist, versprechen, daß ich mein besseres Selbst töten lassen will – Ausbrechend. beim allmächtigen Gott im Himmel, das kann ich nicht!

HERZOG heftig. Nicht? Sich zusammennehmend. Überleg Er sich's! Sein ganzes Leben steht auf dem Spiele! Das Herzensleben wie das bürgerliche.

SCHILLER. Das Herzensleben – o Gott! – – Nein!! Nein! Lieber sterben als verderben!

HERZOG weggehend. So fahre hin! Stehenbleibend und mit voller Kraft. Für diese Welt bist du verloren.


Von hier an sehr schnell.


SCHILLER. Verloren, weil ich nicht Sklave werden will.

HERZOG. Weil Er Seinem Fürsten und Herrn widerstrebt.

SCHILLER. Die Welt meines Geistes gehört meinem Vaterlande, meiner Nation.

HERZOG. Sein Vaterland und Seine Nation bin ich!

SCHILLER. Das sind Sie nicht! – Verzeihung! Aber ich muß sagen, was ich weiß! Der Größte und Gewaltigste ist nur ein Teil des Ganzen, und nur der Tyrann überhebt sich dessen und tastet an das verschleierte Bild des Weltgeistes, des Vaterlandes und der Zukunft.

HERZOG. Und reißt den Schleier herunter vom Götzenbilde und stürzt es samt den Baalspriestern in den Abgrund! Solch ein Tyrann will ich sein, so wahr der Himmel über mir donnert!

SCHILLER. Und wenn dies Götzenbild »Weltgeist, Vaterland und Zukunft« eine Gottheit ist, und den Tyrannen mit einem Wetterstrahle in Staub und Tod darniederwirft bei der Berührung?! Kurze Pause. Dies Bild ist eine Gottheit, Fürst! Vergreifen Sie sich nicht an der Zukunft, Sie sind auch nur ein sterblicher Mensch!

HERZOG mit größter Kraft. Verwegener –! – Kurze Pause. Nahe zu ihm tretend und ihn mit den Blicken messend, anfangs leise. Dreister[281] Schüler! Ich bin als Herr was Besseres denn ihr. Das willst du verleugnen, und daher der tödliche Zwiespalt. Bringt ihr die Welt einmal zu eurem Unglauben, dann sehet zu, wie's euch bekommt. Ich will und werd's nicht erleben, und will dafür sorgen, daß ich's nicht erlebe – Ausbrechend. wenn ich Ihm jetzt den Kopf vor die Füße legen lasse, so kräht kein Hahn danach, ich kann's; Gott gab Seine Zukunft in meine Hand, ich mach' Ihn, zu was ich will, wenn ich will, zur Leiche, ich bin Sein Herr!

SCHILLER erschrocken, halblaut. Ebenso wäre der Mörder auf der Landstraße mein Herr, weil er mich töten kann! Gefaßt. Herzog von Württemberg, Sterben ist kein Kinderspiel, und Sie haben dem höhern Richter Rechenschaft zu geben.

HERZOG. Die werd' ich geben!

SCHILLER. Sie werden nicht einer zornigen Wallung gehorchen! Sie werden mein Herr sein in einem größeren Sinne! Mit Wahrscheinlichkeit stehe ich einst an Ihrem Sarge! Was werd' ich sagen können an der sterblichen Hülle dessen, der mein Fürst und väterlicher Erzieher gewesen –?

HERZOG sieht ihn einen Augenblick groß an. Sag Er, die Hülle dieses Fürsten hatte ein starkes Herz, welches mir nicht gefiel, aber der Mann tat nach seiner Einsicht seine verdammte Schuldigkeit. Das sag Er mit gutem Gewissen, wenn Er mich überlebt. General Rieger! Rieger erscheint an der Schwelle. Es bleibt beim Alten! Zu Schiller, nachdem er bis über die Mitte des Theaters hinausgekommen ist. Und somit Gott befohlen, Poet der Zukunft! Er hat das letztemal zu Seinem Herzoge gesprochen! Wendet sich zum Abgehen.

SCHILLER aufschreiend. Das letztemal!! – – Wohlan! So sei denn dieser Leib von Euch zertrümmert! Die Räuber sind schon jenseit Württembergs. Gott, o Gott gebe, daß echter Geist in Wahrheit darin walte, dann wird er über meinem Kerker, über meinem Grabe schweben. Der Dichter stirbt, die Dichtung aber nicht, und wer sie töten will, stirbt wie Prometheus ein ew'ges Sterben, einen ewigen Tod. Der Herzog ist wie betroffen stehen geblieben und winkt nun mit einer Handbewegung Schiller, sich zu entfernen.


Der Vorhang fällt.


Quelle:
Heinrich Laube: Gesammelte Werke in fünfzig Bänden. Band 25, Leipzig 1908–09, S. 275-282.
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