Neunte Szene.


[178] Gallen. Königin. Struensee.


GALLEN. Graf Brandt ist nicht in Kopenhagen –

STRUENSEE gleichzeitig. Er hält sein Gesicht mit den Händen bedeckt und den Kopf abwärts. Mathilde! O Mathilde![178]

KÖNIGIN die Stimme der Gräfin hörend, ohne sich nach ihr umzusehn. Gerechter Gott! Gräfin Mathilde! Kurze Pause. Leise. Meine Krone und sein Leben stehen auf dem Spiele! Pause.

GALLEN leise. Verräter! Wehe mir und Euch!

KÖNIGIN. Erhebt Euch, Graf Struensee! Gräfin Mathilde, die Ihr preiset und begehrt, ist meines Wissens Euren Wünschen nicht so ungeneigt, als Euch bedünkt, und ich will Euch das Wort reden bei ihr –

STRUENSEE aufblickend. Gräfin Mathilde?!

GALLEN einen Schritt näher tretend. O Gott!

STRUENSEE die Gräfin erblickend und aufspringend. Gräfin Gallen!

GALLEN. Struensee?!

KÖNIGIN sich gezwungen ruhig umwendend. Sieh da, Mathilde! Dein Name zaubert dich herbei! Es hat sich Wichtiges um dich ereignet. Erst deine Nachricht: Ist Graf Brandt in Kopenhagen?

GALLEN. Graf Brandt ist nicht in Kopenhagen.

KÖNIGIN. Nicht! Nun, meine Nachricht ist Euch hoffentlich erwünschter, Gräfin – Graf Struensee hat mich um Eure Hand gebeten –

GALLEN. Mein Gott! Struensee! –

STRUENSEE. Majestät!

KÖNIGIN. Und ich habe keinen Grund, meine freudige Zustimmung zu verweigern, wenn Ihr, Gräfin Mathilde, keinen Grund der Verweigerung habt.

GALLEN vom Kampf mit Zweifel und Überraschung in leidenschaftliche Freude übergehend, stürzt zur Königin, ergreift deren Hand, küßt sie, fällt ihr zu Füßen. O meine gnädigste Herrin und Freundin, wie sprech' ich Dank und Überraschung aus, die mir das Herz bewegen!

KÖNIGIN macht, während die Gräfin spricht, mit dem Haupte Struensee ein Zeichen, sich zu fassen. Graf Struensee, ich höre den König im nächsten Zimmer sprechen, öffnet ihm die Tür.

STRUENSEE nach der Tür schwankend. Als ob des Himmels Gewölbe krachend auf mich stürzte! Er öffnet.

KÖNIGIN. Steht auf, Gräfin Gallen, der König naht Sie sieht in das offne Zimmer rechts. Es ist nichts Trauriges, mein Herr und König!


Quelle:
Heinrich Laube: Gesammelte Werke in fünfzig Bänden. Band 24, Leipzig 1908–09, S. 178-179.
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