Neunte Szene.


[206] König tritt ein, hinter ihm Guldberg. Die Vorigen.


KÖNIGIN den König erblickend und zusammenschauernd. Der König steht hinter Euch!

STRUENSEE für sich. Bin ich von Sinnen? Er wendet sich langsam um. Der König! – Auf ihn zueilend. Mein König und Herr!

GULDBERG zwischen ihn und den König tretend. Zurück! Niemand berührt des Königs Hand, bis er's befiehlt!

STRUENSEE. Verwegner Däne! Den Degen ziehend und auf ihn eindringend. Wer zwischen mich und meinen König tritt, ist des Todes!

KÖNIGIN. Struensee!

GALLEN. Struensee!

GULDBERG einen Schritt beiseite tretend und seinen Degen ziehend. Majestätsverbrecher![206]

STRUENSEE des Königs Hand ergreifend und küssend. Mein König vergibt die blanke Waffe, wenn sie zu ihm den Weg mir bahnt! Er bleibt vor ihm auf den Knien.


Pause.


KÖNIG betrachtet die Anwesenden und legt dann die freie Hand auf Struensees Haupt.

GULDBERG dabei zusammenzuckend, geht rasch über die Bühne zur Gräfin, ergreift deren Hand und sagt halblaut. Ihr brecht Euren Schwur! Ich aber halte meinen: Er fällt in dieser Nacht, oder Ihr selber sterbt, meineidige Frau, von meiner Hand!


Vorhang fällt rasch.


Quelle:
Heinrich Laube: Gesammelte Werke in fünfzig Bänden. Band 24, Leipzig 1908–09, S. 206-207.
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