Personen.

Achatius Achaz, Pfarrer.


Johann Vincenz Mauerermeier, Kooperator.


Ambrosia Lindpaintner.


Irma Prechtl.


Spielt auf dem Lande. Vor paar Jahren.

Die zweite der drei Szenen ungefähr drei Wochen nach der ersten; und die dritte vier Monate nach der zweiten.
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Dies ist nicht etwa ein Pfarrhaus, wie es in gewissen Romanen vorzukommen beliebt. Hier ist es nicht ganz so rein und so licht, und die Luft hier innen nicht ganz so dünn und unbewegt, wie es jene Literaturerzeugnisse schildern mögen. Was gerade die Luft angeht, so ist die hier innen ebenso dick wie in jedem anderen weltlicheren Hause, darin drei Menschen zusammenwohnen und hübsch animalisch aus- und einatmen. Ein wenig noch dicker und dunstiger sogar, denn hier wird fast mehr gekocht als nötig wäre. Reichlicher sowohl als auch kostspieliger. Der Pfarrer, der Achatius Achaz, wills so und liebt namentlich Mehlspeisen oder, wie mans hierzulande nennt, Gebackenes. Ein konstanter Schmalzgeruch ist. Von feinstem Schmalz.

Und die Möbel, die in diesem Wohn- und Eßzimmer stehen, sind teils Bauernmöbel, von des Pfarrers bäuerischen Eltern her und ziemlich wurmstichig, teils sehr billige Renaissancemöbel, die Hochwürden einst auf einer Auktion erstand, aus dem Nachlaß eines ewig Junggesell gebliebenen Arztes.

Für den Regisseur also: keine Illusionen und nie und nirgends etwas Hinüberstilisiertes.

Nicht einmal Gediegenes; wenn auch nicht allzu klösterlich und klosterzellenhaft Primitives.

So recht Kleinbürgerliches.

Es ist auch nicht, daß man hier das Schälten und Walten, Zurechtrücken und Ausschmücken, also die Seele einer besonderen Frauenhand merkte. Nein. Die Köchin, die Ambrosia, hält ohne Aufregung und Eile das, was da und in den übrigen Zimmern herumsteht, in Ordnung und staubfrei. Sonst nichts. Wie denn auch, Waschen und Kochen, am Brunnen und am Herd, das ists, das sein muß. Das viele Leinenzeug hat schneeweiß zu sein; und von dem mehr als vielen Kochen wollen wir schon gar nicht länger mehr reden.

[161] Paar herzlich schlechte Heiligenbilder, ja. Darunter die Heilige Familie. Und ein mächtiger, annähernd lebensgroßer Kruzifixus, mit zu Palmsonntag geweihten Weidenkätzchen geziert, die nur alle Palmsonntag erneuert werden. Dieses schwarzdräuende Kreuz mit dem gelblich herscheinenden Erlöserleib ist noch aus den Zeiten des vorigen Pfarrers, der längst auf dem Kirchhof ruht; und dieser Pfarrer hinwiederum hatte es vom Hochaltar der Kirche drüben, als er ihn auf seine Kosten mit einem neuen ganz vergoldeten Kreuz schmücken ließ. ... Dazu kommt noch der Weihwasserkessel an der Wand in Stirnhöhe; dicht neben der Tür, der einen Tür, die vom Hausflur hereinführt. An den beiden Türen dieses Zimmers aber zuoberst mit geweihter Kreide vom letztvergangenen Dreikönigstag her angeschrieben die Anfangsbuchstaben der Caspar, Melchior und Balthasar, dazu drei Kreuze und die laufende Jahreszahl.

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Der Pfarrer, der Kooperator, die Ambrosia, ja selbst auch die Irma Prechtl, diese vier sind durchaus Bauern. Und das hat nichts zu sagen, daß die zwei geistlichen Herren Brillen tragen. Bauern sind sie, alle vier.

Niederbayerische. Aus dem Bayerischen Wald. Und reden stockend und unablässig mit Pausen. Außer es schimpft und flucht einmal einer.

Aber die Ambrosia, und das ist zu unterscheiden, hat gelblichtes Haar.

Die Irma hingegen ganz zigeunerisches.[162]


Quelle:
Heinrich Lautensack: Das verstörte Fest. Gesammelte Werke. München 1966, S. 160-163.
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