[1561] JULIUS allein. Das hätt ich längst erwarten können. – Viel Reiz, viel Vollkommenheit – und doch möcht ich alles, was ich für sie empfunden[1561] habe, nicht mit meiner untersten Empfindung für meinen untersten Freund vertauschen. Und sie stand mir von jeher durch Verwandtschaft und Umgang so nahe, daß man hätte glauben sollen, sobald meine Empfindung nur aufloderte, müßte sie sie zuerst ergreifen. – Liebe, du bist ein Abgrund, man mag begreifen, oder empfinden. – Verachtet die Liebe etwa alles, was sie nicht gemacht hat, sollt es auch nur die Gelegenheit sein? – oder gehören ihre ersten Ursachen unter die Dinge, die wir nicht wissen, und die wir in unserm Unwillen darüber Zufall nennen? – Dummkopf, sie sagte mir ja in diesem Gespräch die Ursach meiner Kälte selbst. Sie ist kein Weib, darum lieb ich sie nicht, kein Mann, darum ist sie mein Freund nicht. Steh ich nun nicht und grüble, warum ich Cäcilia nicht liebe? Hab ich je gegrübelt, warum ich Blanka liebe? Da ist mir der Name entfahren! Umsonst verwirrt ich mich in diese Spitzfindigkeiten, um mich zu zerstreuen. Alles im Himmel und auf Erden leitet zu dir, und wenn ich auch an dich nicht denke, so zeiget doch die Art, wie ich an andre Dinge denke, wie du herrschest.
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Julius von Tarent
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