1.

[98] Du Alpenkind, wie mild und klar

Strahlt mir dein blaues Augenpaar!

Wohl ist in diesen Himmelsnähen

Ein stilles Wunder einst geschehen.

In deiner Lämmer frohem Kreise

Hinknietest du, zu beten leise,

In heller Frühlingsmorgenstunde;

Mit Kindesblicken, innigfrommen,

War all dein Herz zu Gott geklommen:

Da sandte, freundlich dir begegnend

Und deine fromme Seele segnend,

Ins holde Auge dir zurück

Der Himmel einen warmen Blick,[98]

Der sich vertieft in seinen Schimmer,

Geblieben ist und scheidet nimmer.

O Sennin, sterblich! scheidet nimmer? –

Quelle:
Nikolaus Lenau: Sämtliche Werke und Briefe. Band 1, Leipzig und Frankfurt a.M. 1970, S. 98-99.
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