Biographie

Jakob Michael Reinhold Lenz (Radierung von Georg Friedrich Schmoll, 1776)
Jakob Michael Reinhold Lenz (Radierung von Georg Friedrich Schmoll, 1776)

1751

23. Januar: Jakob Michael Reinhold Lenz wird als viertes Kind des Pastors und späteren Generalsuperintendenten Christian David Lenz und seiner Frau Dorothea, geb. Neoknapp, in Seßwegen in Livland geboren.

1759

Die Familie siedelt nach Dorpat um, wo Christian David Lenz Pastor wird. Lenz besucht die Lateinschule.

1766

In den »Rigischen Anzeigen« wird mit »Der Versöhnungstod Christi« zum ersten Mal ein Text von Lenz veröffentlicht.

Entstehung des Dramas »Der verwundete Bräutigam«.

1768

September: Lenz immatrikuliert sich an der Universtität Königsberg zum Studium der Theologie. Durch Immanuel Kants Vorlesungen über Logik, Metaphysik und Naturwissenschaften wird er zum Studium der Schriften von Jean-Jacques Rousseau angeregt.

1769

Das Epos »Die Landplagen ein Gedicht in Sechs Büchern« erscheint.

1771

Frühjahr: Lenz bricht das Theologiestudium ab und reist als Hofmeister von Friedrich Georg und Ernst Nikolaus von Kleist über Berlin und Leizig nach Straßburg, wo die Kleist-Brüder ihren Militärdienst antreten.

In Straßburg lernt er Goethe und die Sturm-und-Drang-Autoren Heinrich Leopold Wagner, Johann Heinrich Jung-Stilling u.a. kennen, die bei dem Amtsschreiber Johann Daniel Salzmann verkehren.

1772

Aufenthalte in den Garnisonen Landau, Fort Louis und Weißenburg.

Besuche bei der Pfarrerstochter und ehemaligen Freundin Goethes Friederike Brion in Sesenheim, der er einige Gedichte widmet.

1774

Bis zum Herbst bleibt Lenz Hofmeister bei den Kleist-Brüdern. Danach arbeitet er als freier Schriftsteller und verdient seinen Lebensunterhalt durch Privatunterricht.

Kontakte zu dem Schweizer antirationalistischen Theologen und Philosophen Johann Kaspar Lavater.

Unglückliche Liebe zu Susanne Cleophe Fibich.

Lenz' Übersetzungen der »Lustspiele nach dem Plautus fürs deutsche Theater« erscheinen. Die antiken Dramen werden dabei von Lenz insofern modernisiert, als er Namen und Diktion der Personen und die Schauplätze der Handlung den zeitgenössischen Gegebenheiten anpaßt.

Das gesellschaftskritische Schauspiel »Der Hofmeister oder Vortheile der Privaterziehung« (Uraufführung 1778), mit dem Lenz sich gegen das in Adelskreisen verbreitete Hofmeistertum wendet und für die Einrichtung öffentlicher Schulen plädiert, wird gedruckt. Das Stück wird von der Kritik sehr positiv aufgenommen, manche Rezensenten halten Goethe für den Urheber des anonym veröffentlichten »Lust- und Trauerspiels«.

»Der neue Menoza oder Geschichte des kumbanischen Prinzen Tandi« (Komödie).

»Anmerkungen übers Theater nebst angehängtem übersetzten Stück Shakespears« (Essay).

1775

Bekanntschaft mit Johann Georg Schlosser und Liebe zu dessen Frau, Goethes Schwester Cornelia.

Die theologische, antirationalistische Abhandlung »Meynungen eines Layen den Geistlichen zugeeignet. Stimmen des Layen« erscheint.

Beginn des Briefwechsels mit Herder.

Gründung der »Deutschen Gesellschaft« in Straßburg.

Liebe zu Henriette Waldner von Freundstein.

»Eloge de feu Monsieur **nd«.

»Menalk und Mopsus«.

Die Literatursatire »Pandaemonium germanicum« entsteht (Veröffentlichung postum 1819).

1776

»Die Freunde machen den Philosophen« (Lustspiel).

»Petrarch. Ein Gedicht aus seinen Liedern gezogen«.

Die Novelle »Zerbin« erscheint in der Zeitschrift »Deutsches Museum«.

März: Lenz folgt Goethe über Mannheim und Frankfurt am Main nach Weimar.

Bekanntschaft mit Maler Müller, Johann Gottfried Herder, Friedrich Maximilian Klinger und Charlotte von Stein.

Aussöhnung mit Wieland und Veröffentlichungen in dem von Wieland herausgegebenen »Deutschen Merkur«.

Die sozialkritische Prosakomödie »Die Soldaten«, in der Lenz die Erlebnisse aus seiner Zeit als Hofmeister der Kleist-Brüder verwertet, erscheint.

»Flüchtige Aufsätze von Lenz«.

November: Aus einem heute unbekannten Grund (»Lenzens Eseley«, schreibt Goethe) wird Lenz aus Sachsen-Weimar ausgewiesen.

»Der Engländer eine dramatische Phantasey« (vordatiert auf 1777).

In der Zeitschrift »Deutsches Museum« wird die Novelle »Der Landprediger« veröffentlicht.

Lenz reist zu Johann Georg Schlosser nach Emmendingen. Erste Symptome einer geistigen Erkrankung.

1777

Lenz führt ein unstetes Leben und hält sich u.a. in Basel, in Zürich bei Lavater, bei Schlosser in Emmendingen, in Winterthur und am Bodensee auf. Er plant eine Reise nach Italien, die er jedoch nicht antreten kann.

Juni: Tod Cornelia Schlossers.

Erneute Zeichen geistiger Verwirrtheit.

1778

Januar: Aufenthalt bei Pastor Oberlin in Waldersbach.

Die Krankheitsphänomene häufen sich, Lenz unternimmt mehrere Selbstmordversuche. Aufenthalt in Straßburg, Reise zu Schlosser nach Emmendingen. Tod der Mutter.

1779

Sommer: Nach Ausbruch der Geisteskrankheit holt sein Bruder Karl Lenz nach Riga.

1780

Nachdem sich sein Gesundheitzustand gebessert hat, geht Lenz nach St. Petersburg, wo er versucht, als Hofmeister zu arbeiten, was ebenso scheitert wie der Plan, Soldat zu werden. Die literarische Produktion von Lenz beschränkt sich auf kleinere Zeitschriftenbeiträge.

»Philosophische Vorlesungen für empfindsame Seelen«.

1781

Übersiedlung nach Moskau, wo er als Erzieher arbeitet.

Er verfaßt das Drama »Die sizilianische Vesper« (veröffentlich aus dem Nachlaß 1887) und übersetzt Pleschtschejews »Übersicht des Russischen Reichs« ins Deutsche (erscheint 1787 in Moskau).

1787

Freundschaft mit Nikolaj M. Karamsin. Zunehmende Geisteskrankheit.

1792

4. Juni: Lenz wird tot auf einer Moskauer Straße gefunden.

Buchempfehlung

Schlegel, Dorothea

Florentin

Florentin

Der junge Vagabund Florin kann dem Grafen Schwarzenberg während einer Jagd das Leben retten und begleitet ihn als Gast auf sein Schloß. Dort lernt er Juliane, die Tochter des Grafen, kennen, die aber ist mit Eduard von Usingen verlobt. Ob das gut geht?

134 Seiten, 7.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon