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[44] Von der Schar der Jäger, die den Stab des Onkels bildeten, trennten sich an die zehn Mann und gingen quer über das Feld.

Als sie etwa zweihundert Schritte weit gegangen waren, blieben sie stehen und hoben vom Schnee einen langen, nicht sehr dicken Balken auf, der uns bis dahin unsichtbar gewesen war.

Das spielte sich unmittelbar an dem von unserem Standpunkt aus gleichfalls nicht sichtbaren Graben ab, in dem Sganarell saß.

Der Balken wurde in die Höhe gehoben und mit dem einen Ende in den Graben versenkt. Er lag etwas schräg, so daß das Tier ohne besondere Mühe wie über eine Treppe herauskommen konnte.

Das andere Ende des Balkens ruhte auf dem Rande des Grabens und ragte etwa eine Elle weit heraus.

Alle Augen verfolgten mit Spannung diese Vorbereitungen, die uns dem interessantesten Augenblick näher brachten. Man erwartete, daß Sganarell sofort zum Vorschein kommen würde; er witterte aber wohl Unheil und blieb im Graben.

Nun begann man ihn mit Schneeballen zu bewerfen und mit langen Stangen in dem Graben herumzutreiben; man hörte sein Gebrüll, er ließ sich aber noch immer nicht blicken. Man gab einige blinde Schüsse in den Graben ab; Sganarell brüllte noch wütender, kam aber noch immer nicht heraus.

Nun kam hinter der Schützenkette ein einfacher, mit nur einem Pferde bespannter Schlitten, wie man ihn zum Mistfahren gebraucht, zum Vorschein und raste in der[45] Richtung zum Graben. Auf dem Schlitten lag ein großer Haufen Stroh.

Das Pferd war groß und mager, eines von den Pferden, die sonst Futter von der Tenne fahren; trotz seines Alters und seiner Magerkeit galoppierte es mit erhobenem Schweif und gesträubter Mähne. Es war nicht recht klar, ob dieser Feuereifer nur ein Überbleibsel seiner Jugendkraft oder eine Folge der Angst und Verzweiflung war, die dem alten Pferde die Nähe des Bären einflößte. Das letztere war wohl wahrscheinlicher; das Pferd war außer der Kandare noch mit einer festen Schnur aufgezäumt, die in seine vor Alter grauen Lippen einschnitt und sie bereits blutig gerieben hatte. Der Stallknecht, der es lenkte, riß erbarmungslos an der Schnur und bearbeitete gleichzeitig den Rücken des Pferdes mit einer dicken Peitsche; das Pferd rannte wie wild und warf sich nach allen Seiten.

Das Stroh wurde in drei Haufen geteilt, angezündet und im gleichen Augenblick von drei verschiedenen Seiten in den Graben geworfen. Vom Feuer unberührt blieb nur die eine Stelle am Rande, wo der Balken herausragte.

Nun ertönte ein betäubendes, rasendes, mit Stöhnen untermengtes Brüllen, der Bär kam aber noch immer nicht heraus.

Man erzählte sich, daß Sganarells Fell schon versengt sei; er hätte sich die Tatzen auf die Augen gedrückt und liege so fest in einer Ecke des Grabens, daß man ihn unmöglich heraustreiben könne.

Das Pferd mit den blutiggeriebenen Lippen lief im gleichen Galopp wieder zurück .... Alle glaubten, daß[46] es eine neue Portion Stroh holen sollte. Unter den Zuschauern wurden Vorwürfe laut: warum hat man nicht schon im Voraus eine genügende Menge Stroh vorbereitet? Mein Onkel wütete und schrie etwas, was ich im allgemeinen Lärm, Hundegewinsel und Peitschengeknall nicht verstehen konnte.

Das Ganze hatte aber eine gewisse Stimmung und eine eigene Harmonie. Das alte Pferd galoppierte, sich wieder nach allen Seiten werfend und keuchend, zum Graben, in dem Sganarell lag. Diesmal war es aber kein Stroh: auf dem Schlitten saß Ferapont.

Der Befehl, den mein Onkel in seiner Wut gegeben hatte, lautete, daß Chraposchka in den Graben steigen und seinen Freund selbst herausführen solle ...

Quelle:
Ljesskow, Nikolai: Eine Teufelsaustreibung und andere Geschichten. München 1921, S. 44-47.
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