XV

[53] Als der Onkel nach den geschilderten Mißerfolgen nach Hause zurückkehrte, war er zorniger und härter als je. Noch ehe er aus dem Sattel sprang, gab er den Befehl, morgen in aller Frühe die Spuren des Bären im Walde zu suchen und ihn so zu umstellen, daß er nicht mehr entrinnen könnte.

Eine richtig durchgeführte Jagd hätte natürlich zu einem ganz anderen Resultate führen müssen.

Alle erwarteten nun, was der Onkel wegen des verwundeten Chraposchka befehlen würde. Alle glaubten, daß ihn etwas Schreckliches erwartete. Er hatte sich zumindest die Nachlässigkeit zu schulden kommen lassen, daß er dem Bären in dem Augenblick, als ihn dieser in seinen Tatzen gehalten, nicht sein Jagdmesser in die Brust gestoßen hatte. Es bestand außerdem noch der schwere und wohl auch begründete Verdacht, daß Chraposchka[53] die Hand gegen seinen zottigen Freund nicht hatte erheben wollen und ihn absichtlich laufen gelassen hatte.

Die allen bekannte Freundschaft zwischen Chraposchka und Sgaranell machte diese letztere Hypothese sehr wahrscheinlich.

So dachten nicht nur die Jagdteilnehmer, sondern auch alle übrigen Gäste.

Wir lauschten den Gesprächen der Erwachsenen, die sich abends im großen Saal um den für uns angezündeten Weihnachtsbaum versammelt hatten, und teilten den allgemeinen Verdacht bezüglich Chraposchkas wie auch die Angst um sein Los.

Aus dem Vorzimmer, durch das der Onkel vom Flur in seine Gemächer gegangen war, drang in den Saal das Gerücht, daß er Chraposchkas Namen überhaupt noch nicht erwähnt hatte.

»Ist das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?« flüsterte jemand, und dieses Flüstern weckte bei der allgemeinen gedrückten Stimmung einen Widerhall in jedem Herzen.

Es erreichte auch den alten, mit dem Bronzekreuz für das Jahr 1812 ausgezeichneten Dorfgeistlichen P. Alexej. Dieser seufzte auf und sagte leise:

»Betet zum Heiland, der uns heute geboren wurde!«

Mit diesen Worten bekreuzigte er sich, und alle Anwesenden, die Erwachsenen wie die Kinder, die Herrschaften wie die Leibeigenen, taten dasselbe. Es war auch just die höchste Zeit. Kaum hatten wir unsere Hände, mit denen wir das Zeichen des Kreuzes gemacht hatten, sinken lassen, als die Türe weit aufging und der[54] Onkel mit einem Stöckchen in der Hand in den Saal trat. Ihn begleiteten seine beiden Lieblingswindspiele und der Kammerdiener Justin. Der letztere trug auf einem silbernen Teller das weiße Foulardtuch und die mit dem Bildnisse Pauls I. geschmückte Schnupftabaksdose seines Herrn.

Quelle:
Ljesskow, Nikolai: Eine Teufelsaustreibung und andere Geschichten. München 1921, S. 53-55.
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