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[177] Aristoteles Dichtkunst ins Deutsche übersetzt, mit Anmerkungen und besondern Abhandlungen versehen von Michael Conrad Curtius, der Königl. deutschen Gesellschaft in Göttingen Mitgliede. Hannover verlegts Joh. Chr. Richter 1753. in 8v. 1 Alph. 5 Bogen. Unter allen Schriften des Aristoteles sind seine Dichtkunst und Redekunst beinahe die einzigen, welche bis auf unsre Zeiten ihr Ansehen nicht nur behalten haben, sondern noch fast täglich einen neuen Anwachs desselben gewinnen. Ihr Verfasser muß notwendig ein großer Geist gewesen sein; man überlege nur dieses: kaum hörte seine Herrschaft in dem Reiche der Weltweisheit auf, als man durch diesen erloschenen Glanz einen andern in ihm entdeckte, den kein Araber, und kein Scholastiker wahrgenommen hatte. Man erkannte ihn als den tiefsten Kunstrichter, und seit der Zeit herrscht er in dem Reiche des Geschmacks unter den Dichtern und Rednern eben so unumschränkt, als ehedem unter seinen Peripatetikern. Seine Dichtkunst, oder vielmehr das Fragment derselben, ist der Quell aus welchem alle Horaze, alle Boileaus, alle Hedelins, alle Bodmers, bis so gar auf die Gottschede, ihre Fluren bewässert haben. Dieser hat uns schon seit vielen Jahren auf eine deutsche Übersetzung derselben warten lassen; und warum er sich endlich doch einen andern damit hat zuvorkommen lassen, können wir nicht sagen, es müßte denn die Griechische Sprache und seine eigne Dichtkunst, welche keine weder über sich noch neben sich leiden will, daran Schuld sein. Herr Curtius besitzt alle Eigenschaften, welche zu Unternehmung einer solchen Arbeit erfordert wurden; Kenntnis der Sprache, Kritik, Literatur und Geschmack. Seine Übersetzung ist getreu und[181] rein; seine Anmerkungen sind gelehrt, und erläutern den Text hinlänglich; und seine eigne Abhandlungen enthalten sehr viele schöne Gedanken von dem Wesen und dem wahren Begriffe der Dichtkunst; von den Personen und Handlungen eines Heldengedichts, von der Absicht des Trauerspiels, von den Personen und Vorwürfen der Komödie, von der Wahrscheinlichkeit, und von dem Theater der Alten. Kostet in den Vossischen Buchläden hier und in Potsdam 16 Gr.