Biographie

Gotthold Ephraim Lessing (Gemälde von Georg Oswald May?, um 1768)
Gotthold Ephraim Lessing (Gemälde von Georg Oswald May?, um 1768)

1729

22. Januar: Gotthold Ephraim Lessing wird in Kamenz (Lausitz) als zweiter Sohn des Pfarrers Johann Gottfried Lessing und seiner Frau Justine Salome, geb. Feller, geboren.

1737

Lessing tritt in die öffentliche Lateinschule in Kamenz ein (bis 1741).

1741

Ein Stipendium des Kurfürsten Friedrich August von Sachsen ermöglicht Lessing den Besuch der Fürstenschule St. Afra in Meißen (bis 1746). Er fällt durch hervorragende Leistungen auf.

1746

September: Lessing immatrikuliert sich an der Universität Leipzig zum Studium der Theologie und Philologie (bis 1748). Außerdem besucht er Vorlesungen in Mathematik, Chemie und Archäolgie, u.a. bei Johann Friedrich Christ, Johann August Ernesti und Abraham Gotthelf Kästner.

1747

In den von seinem Vetter Christlob Mylius herausgegebenen Zeitschriften veröffentlicht Lessing erste Gedichte und Erzählungen.

Durch Mylius erhält er Zugang zur Welt des Theaters.

Lektüre der Schriften von Molière und Voltaire.

Lessing schreibt seine ersten Lustspiele, u.a. »Der junge Gelehrte« und »Der Mysogyn« (Druck in den »Schriften« Lessings 1754 bzw. 1755), und arbeitet als Übersetzer.

1748

Januar: Das Lustspiels »Der junge Gelehrte« wird von der Neuberschen Truppe in Leipzig erfolgreich uraufgeführt.

April: Als Zugeständnis an den Vater beginnt Lessing ein Medizinstudium, das er jedoch bald wieder abbricht.

Lessing bürgt für die Schulden der Neuberschen Truppe, die aber – ohne zu zahlen – nach Wien abreist.

Er entschließt sich, als freier Schriftsteller zu arbeiten, was zu Auseinandersetzungen mit dem Vater führt.

Um sich seinen Gläubigern zu entziehen, muß Lessing Leipzig verlassen. Den zunächst gefaßten Plan, der Neuberschen Truppe und nicht zuletzt der jungen Schauspielerin Christiane Friederike Lorenz nach Wien zu folgen, verwirft er und zieht nach Berlin um.

In Berlin wird Lessing freier Mitarbeiter bei der »Berlinischen Privilegierten Zeitung«, für die er Buchbesprechungen und Theaterkritiken schreibt.

1749

Lessing arbeitet an den Dramen »Die Juden« und »Der Freigeist« (beide gedruckt in den »Schriften« 1754 bzw. 1755).

1750

Gemeinsam mit Mylius beginnt Lessing, die Zeitschrift »Beyträge zur Historie und Aufnahme des Theaters« herauszugeben, die jedoch schon nach vier Heften ihr Erscheinen einstellen muß.

Mit den »Gedanken über die Herrnhuter« vefaßt Lessing seine erste theologische Schrift.

1751

Lessing wird Feuilletonredakteur der »Berlinischen Privilegierten Zeitung« und Verfasser des dort erscheinenden »Gelehrten Artikels«; er begründet die Monatsbeilage »Das Neueste aus dem Reiche des Witzes«.

Beginn der Magisterpromotion in Wittenberg.

Zwischen Lessing und seinem Vater kommt es erneut zu Streitigkeiten über Lessings berufliche Zukunft. Der Vater will ihn zu einer akademischen Laufbahn überreden.

Die Gedichtsammlung »Kleinigkeiten« erscheint.

Dezember: Lessings Freund Richier de Louvain, der Sekretär Voltaires, überläßt ihm einen Teil des unveröffentlichten Werkes »Siècle de Louis XIV« von Voltaire, das durch eine Unachtsamkeit Lessings in die falschen Hände gerät. Voltaire verdächtigt Lessing des Betrugs.

1752

29. April: Abschluß der Promotion zum Magister der Philosophie.

Lessing kehrt von Wittenberg nach Berlin zurück.

Bekanntschaft mit Johann Georg Sulzer und Karl Wilhelm Ramler,

Freundschaft mit Friedrich Nicolai, Moses Mendelssohn und Ewald von Kleist.

Lessing nimmt verstärkt am literarischen Leben Berlins teil. Er diskutiert und streitet in den Buchhandlungen, Kaffeehäusern und Weinstuben.

Er übersetzt einige Schriften Voltaires und Friedrichs des Großen (bis 1753).

1753

Die erste Ausgabe von Lessings gesammelten »Schriften« beginnt zu erscheinen (6 Bände, 1753–55).

1754

»Rettungen« (historisch-kritische Untersuchungen, in den »Schriften«).

1755

Das erste deutsche bürgerliche Trauerspiel »Miß Sara Sampson« erscheint in den »Schriften« (Uraufführung am 10. Juli 1755 in Frankfurt an der Oder).

Gemeinsam mit Moses Mendelssohn schreibt Lessing den Aufsatz »Pope, ein Metaphysiker«, den er als Antwort auf eine Preisfrage an die preußische Akademie der Wissenschaften schickt.

Nach dem Tod des Freundes Mylius gibt Lessing dessen Schriften heraus.

Er beginnt mit der Herausgabe der Theaterzeitschrift »Theatralische Bibliothek« (4 Bände, 1755–58).

Oktober: Lessing zieht wieder nach Leipzig.

Bekanntschaft mit dem reichen Leipziger Kaufmann Christian Gottfried Winkler, der einen Begleiter für eine Europareise sucht.

1756

Aufenthalt in Dresden.

Zusammentreffen mit Johann Wilhelm Ludwig Gleim in Halberstadt.

Mai: Lessing schließt mit Winkler einen Vertrag, ihn als Mentor auf seiner dreijährigen Bildungsreise zu begleiten.

Besuch der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel.

Begegnung mit dem Schriftsteller Friedrich Gottlieb Klopstock und dem Schauspieler Konrad Ekhof in Hamburg.

Juli: Wegen des Ausbruchs des siebenjährigen Krieges, der mit dem preußischen Überfall auf Sachsen beginnt, brechen Winkler und Lessing ihre Reise unmittelbar vor der Abfahrt nach England in Amsterdam ab.

August: Rückkehr in das von Preußen besetzte Leipzig

Winkler gerät in Konflikt mit den Besatzungstruppen. Lessing setzt sich bei den »feindlichen« Offizieren für eine Lösung des Konflikts ein.

Es kommt zum Streit zwischen Lessing und Winkler, als dieser sich weigert, Lessing das verabredete Gehalt zu zahlen. Lessing beginnt einen langwierigen Prozeß und erhält später einen Teil des Geldes.

Enge Freundschaft mit Ewald Christian von Kleist.

1757

Lessing verfaßt einige Beiträge für die gemeinsam mit Nicolai und Moses Mendelssohn gegründete Zeitschrift »Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freien Künste« (bis 1758).

1758

Mai: Rückkehr nach Berlin.

Lessing beginnt mit den Vorarbeiten für ein deutsches Wörterbuch (bis 1778), das jedoch nie vollendet wird

Erste Bearbeitung des Faust-Stoffes. Eine Szene aus Lessings Drama »Doctor Faust« erscheint im folgenden Jahr im 17. Literaturbrief, das ganze Dramenfragment erst 1786 in Lessings »Theatralischem Nachlaß«.

1759

Lessing ist bis 1760 Hauptautor der von Nicolai herausgegebenen Zeitschrift »Briefe, die neueste Literatur betreffend«, hier erscheint u.a. Lessings berühmter »17. Literaturbrief« mit der Kritik an Johann Christoph Gottsched und dem Hinweis auf Shakespeare.

Lessing publiziert die Sammlung seiner »Fabeln. Drei Bücher. Nebst Abhandlungen mit dieser Dichtungsart verwandten Inhalts«.

Das einaktige Trauerspiel »Philotas« erscheint.

August: Tod des Freundes Ewald von Kleist bei Kunersdorf.

Zusammen mit Ramler gibt Lessing Friedrich von Logaus »Sinngedichte« heraus. Lessing schreibt die Vorrede und ein Wörterbuch zu dieser Ausgabe.

1760

Unter dem Titel »Das Theater des Herrn Diderot« (2 Bände) veröffentlicht Lessing seine Übersetzungen der dramentheoretischen Schriften sowie der Stücke »Der natürliche Sohn« und »Der Hausvater« von Denis Diderot.

Die preußische Akademie der Wissenschaften wählt Lessing zum auswärtigen Mitglied.

November: Lessing nimmt eine Stellung als Gouvernementssekretär des preußischen Generalleutnants von Tauentzien in Breslau an, durch die er bis 1765 erstmals frei von materiellen Sorgen leben kann.

1762

Lessing begleitet von Tauentzien zur Belagerung von Schweidnitz.

1764

Schwere Krankheit Lessings.

1765

Mai: Rückkehr nach Berlin.

1766

Reise nach Pyrmont und Bekanntschaft mit Justus Möser.

Besuche in Göttingen und Kassel.

Mit »Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie« erscheint eine der wirkungsmächtigsten kunsttheoretischen Abhandlungen der deutschen Literatur.

Oktober: Lessing konzentriert sich auf die Mitarbeit an dem in Hamburg geplanten Nationaltheater.

1767

Frühjahr: Am neuen Hamburger Nationaltheater (Eröffnung am 22. April 1767) erhält Lessing eine Stellung als Dramaturg und Berater.

Die »Hamburgische Dramaturgie«, eine Sammlung von Theaterkritiken Lessings, beginnt zu erscheinen (52 Kritiken in 2 Bänden, 1767–69).

Zusammen mit Johann Joachim Christoph Bode gründet Lessing eine eigene Druckerei und Buchhandlung, die jedoch nicht lange bestehen bleibt.

30. September: Das Lustspiel »Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück« (entstanden 1763/64) wird in Hamburg uraufgeführt und erscheint im gleichen Jahr als Buchausgabe.

Kontakte zu Konrad Ekhof, Friedrich Ludwig Schröder, Philipp Emanuel Bach und dem Hauptpastor Johann Melchior Goeze.

Verkehr in den Familien Reimarus und König. Freundschaft mit Eva König.

Zusammentreffen mit Friedrich Gottlieb Klopstock.

1769

»Wie die Alten den Tod gebildet«.

In Auseinandersetzung mit Christian Adolf Klotz erscheinen die »Briefe antiquarischen Inhalts« (2 Bände).

April: Das Nationaltheater Hamburg stellt seinen Betrieb ein.

1770

Zweimaliges Zusammentreffen mit Johann Gottfried Herder in Hamburg.

April: Lessing wird herzoglicher Bibliothekar in Wolfenbüttel (bis 1781).

1771

Oktober: Verlobung mit Eva König.

Lessing wird Mitglied der Hamburger Freimaurerloge »Zu den drei Rosen«.

1772

13. März: Das Trauerspiel »Emilia Galotti« wird in Braunschweig uraufgeführt und erscheint im gleichen Jahr im Druck.

1773

»Zur Geschichte und Literatur. Aus den Schätzen der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel« (6 Bände, 1773–81).

1774

Lessing gibt die antidogmatischen, radikalaufklärerischen »Fragmente eines Ungenannten« von Reimarus heraus.

1775

Januar: Reise nach Leipzig, Berlin, Dresden und Wien.

Juni: Audienz beim Kaiser Joseph II.

Als Begleiter des Prinzen Leopold von Braunschweig reist Lessing weiter nach Italien.

Dezember: Rückkehr nach Wien.

1776

Februar: Rückkehr nach Braunschweig.

Lessing erhält den Titel eines Hofrats.

Oktober: Heirat mit Eva König.

Der Plan, Dramaturg am Mannheimer Nationaltheater zu werden, scheitert nach wenigen Wochen.

Lessing gibt Karl Wilhelm Jerusalems »Philosophische Aufsätze« heraus.

1777

Reise nach Mannheim.

Lessing plant, die Leitung des Mannheimer Theaters zu übernehmen.

Er gibt die Schrift »Ein Mehreres aus den Papieren des Ungenannten, die Offenbarung betreffend« von Hermann Samuel Reimarus heraus.

Dezember: Geburt eines Sohnes, der nach 24 Stunden stirbt.

1778

10. Januar: Tod Eva Königs.

Auseinandersetzung mit dem Hamburger Hauptpastor Johann Melchior Goeze über die »Fragmente eines Ungenannten«. Lessing veröffentlicht eine Serie von Pamphleten gegen Goeze, darunter den »Anti-Goeze«.

6. Juli: Als Reaktion auf die Auseinandersetzung mit Goeze entzieht die braunschweigische Regierung Lessing die bislang gewährte Zensurfreiheit und untersagt die Fortsetzung des Streits.

»Ernst und Falk. Gespräche für Freimäurer« (2 Bände, 1778–80).

1779

»Nathan der Weise. Ein dramatisches Gedicht« erscheint (Uraufführung 1783 in Berlin).

1780

Januar: Lessings Trauerspiel »Philotas« wird in Hamburg uraufgeführt.

Die geschichtsphilosophische Abhandlung »Die Erziehung des Menschengeschlechts« erscheint.

Zusammentreffen mit Friedrich Heinrich Jacobi, das in einer Auseinandersetzung über die Lehre Spinozas endet.

1781

15. Februar: Tod Lessings in Braunschweig.

Buchempfehlung

Platen, August von

Gedichte. Ausgabe 1834

Gedichte. Ausgabe 1834

Die letzte zu Lebzeiten des Autors, der 1835 starb, erschienene Lyriksammlung.

242 Seiten, 12.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon