[551] Lisidor. Theophan. Adrast.
LISIDOR. Ihr habt mich auf einmal ganz verwirrt gemacht. Doch nur Geduld, ich will das Ding schon wieder in seine Wege bringen. Das wäre mir gelegen, wenn ich mir ein Paar andere Schwiegersöhne suchen müßte! Ihr waret mir gleich so recht, und so ein Paar bekomme ich nicht wieder zusammen, wenn ich mir sie auch bestellen ließe.
ADRAST. Sie sich andre Schwiegersöhne suchen? – – Was für ein Unglück drohen Sie uns?
LISIDOR. Ihr wollt doch wohl nicht die Mädel heiraten, ohne sie zu lieben? Da bin ich auch euer Diener.
THEOPHAN. Ohne sie zu lieben?
ADRAST. Wer sagt das?
LISIDOR. Was habt ihr denn sonst gesagt?
ADRAST. Ich bete Julianen an.
LISIDOR. Julianen?
THEOPHAN. Ich liebe Henrietten mehr, als mich selbst.
LISIDOR. Henrietten? – Uph! Wird mir doch auf einmal ganz[551] wieder leichte. – Ist das der Knoten? Also ist es weiter nichts, als daß sich einer in des andern seine Liebste verliebt hat? Also wäre der ganze Plunder mit einem Tausche gut zu machen?
THEOPHAN. Wie gütig sind Sie, Lisidor!
ADRAST. Sie erlauben uns also – –
LISIDOR. Was will ich tun? Es ist doch immer besser, ihr tauscht vor der Hochzeit, als daß ihr nach der Hochzeit tauscht. Wenn es meine Töchter zufrieden sind, ich bin es zufrieden.
ADRAST. Wir schmeicheln uns, daß sie es sein werden. – – Aber bei der Liebe, Lisidor, die Sie gegen uns zeigen, kann ich unmöglich anders, ich muß Ihnen noch ein Geständnis tun.
LISIDOR. Noch eins?
ADRAST. Ich würde nicht rechtschaffen handeln, wenn ich Ihnen meine Umstände verhehlte.
LISIDOR. Was für Umstände?
ADRAST. Mein Vermögen ist so geschmolzen, daß ich, wenn ich alle meine Schulden bezahle, nichts übrig behalte.
LISIDOR. O! schweig doch davon. Habe ich schon nach deinem Vermögen gefragt? Ich weiß so wohl, daß du ein lockrer Zeisig gewesen bist, und alles durchgebracht hast; aber eben deswegen will ich dir eine Tochter geben, damit du doch wieder etwas hast. – – Nur stille! da sind sie; laßt mich machen.
Ausgewählte Ausgaben von
Der Freigeist
|