[554] Frau Philane mit Lisetten, und die Vorigen.
FRAU PHILANE. Kinder, was höre ich? Ist es möglich?
LISIDOR. Ja, Mama; ich glaube, Sie werden nicht dawider sein. Sie wollen nun einmal so – –
FRAU PHILANE. Ich sollte dawider sein? Diese Verändrung ist mein Wunsch, mein Gebet gewesen. Ach! Adrast, ach! Henriette, für euch habe ich oft gezittert! Ihr würdet ein unglückliches Paar geworden sein! Ihr braucht beide einen Gefährten, der den Weg besser kennet, als ihr. Theophan, Sie haben längst meinen Segen; aber wollen Sie mehr als diesen, wollen Sie auch den Segen des Himmels haben, so ziehen Sie eine Person aus Henrietten, die Ihrer wert ist. Und Sie, Adrast, ich habe Sie wohl sonst für einen bösen Mann gehalten; doch getrost! wer eine fromme Person lieben kann, muß selbst schon halb fromm sein. Ich verlasse mich seinetwegen auf dich, Julchen. – – Vor allen Dingen bringe ihm bei, wackern Leuten, rechtschaffnen Geistlichen, nicht so verächtlich zu begegnen, als er dem Theophan begegnet. – –[554]
ADRAST. Ach! Madame, erinnern Sie mich an mein Unrecht nicht. Himmel! wenn ich mich überall so irre, als ich mich bei Ihnen, Theophan, geirret habe: was für ein Mensch, was für ein abscheulicher Mensch bin ich! – –
LISIDOR. Habe ichs nicht gesagt, daß ihr die besten Freunde werden müßt, so bald als ihr Schwäger seid? Das ist nur der Anfang!
THEOPHAN. Ich wiederhole es, Adrast: Sie sind besser, als Sie glauben; besser, als Sie zeither haben scheinen wollen.
FRAU PHILANE. Nun! auch das ist mir ein Trost zu hören. – – Zum Lisidor. Komm, mein Sohn, führe mich. Das Stehen wird mir zu sauer, und vor Freuden habe ich es ganz vergessen, daß ich Araspen allein gelassen.
LISIDOR. Ja, wahrhaftig! da gibts was zu erzählen! Kommen Sie, Mama. – – Aber keinen Tausch weiter! keinen Tausch weiter!
LISETTE. Wie übel ist unser eines dran, das nichts zu tauschen hat!
Ende des Freigeists.
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