Achter Auftritt


[305] Juliane. Lisette.


LISETTE guckt aus dem Kabinett. Bst! bst! bst!

JULIANE. Nun, wem gilt das? Lisette? bist dus? Was machst du denn hier?

LISETTE. Ja, das werden Sie wohl nimmermehr glauben, daß ich und Damis schon so weit mit einander gekommen sind, daß er mich verstecken muß. Schon kann ich ihn um einen Finger wickeln! Noch eine Unterredung, wie vorhin, so habe ich ihn im Sacke.

JULIANE. Und also hätte ich wohl, in allem Scherze, einen recht guten Einfall gehabt? Wollte doch der Himmel, daß die Verbindung, die sein Vater zwischen uns – –

LISETTE. Ach, sein Vater! der Schalk, der Geizhals! Jetzt habe ich ihn kennen lernen.

JULIANE. Was gibst du ihm für Titel? Seine Gütigkeit ist nur gar zu groß. Seine Wohltaten vollkommen zu machen, trägt er mir die Hand seines Sohnes, und mit ihr sein ganzes Vermögen an. Aber wie unglücklich bin ich dabei! – Dankbarkeit und Liebe, Liebe gegen den Valer, und Dankbarkeit – –

LISETTE. Noch vor einer Minute, war ich in eben dem Irrtume. Aber glauben Sie mir nur, ich weiß es nunmehr aus seinem Munde: nicht aus Freundschaft für Sie, sondern aus Freundschaft für Ihr Vermögen, will er diese Verbindung treffen.

JULIANE. Für mein Vermögen? du schwärmst. Was habe ich denn, das ich nicht von ihm hätte?

LISETTE. Kommen Sie, kommen Sie. Hier ist der Ort nicht, viel zu schwatzen. Ich will Ihnen alles erzählen, was ich gehört habe.


Ende des ersten Aufzuges.[305]


Quelle:
Gotthold Ephraim Lessing: Werke. Band 1, München 1970 ff., S. 305-306.
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