[760] Lisette, und Peter, in einer alten Montierung, mit einem Stelzfuße und einem Knebelbart.
PETER. Lauf doch nicht so, Lisette. Ich kann nicht nachkommen. Ich bin das Bein noch nicht gewohnt.
LISETTE. Ach! was für ein unvergleichlicher Capitaine! So einen Mann möchte ich haben.
PETER. Du bist kein Narre. Ich glaube, es werden mehr Frauenzimmer von deinem Geschmacke sein. Und ich fürchte, ich fürchte, so sehr ich mich verstellt habe, deine Jungfer wird in das Wesentliche eines Mannes tiefer eindringen, und mich, trotz eurer List, behalten wollen.
LISETTE. Sie müßte rasend sein.
PETER. Wenigstens wäre die Raserei von der Art bei alten Jungfern nichts Besonders, und nichts Neues. Machts klug, so viel sage ich euch, daß ihr mir sie nicht auf dem Halse laßt. Einen Teufel habe ich schon zu Hause. Wenn der andre dazu käme, so wäre meine Hölle fertig.
LISETTE. Sorge nicht. Lelio wird zwar tun, als wenn ihm diese Verbindung ganz lieb wäre, sie desto sicherer zu machen. Doch wenn du tust und redest, wie wir dir befohlen haben, und ich hier und da meine Beredsamkeit anwende, so müßte der Eheteufel lebendig in sie gefahren sein, wenn sie nicht einen rechten Abscheu vor dir bekommen sollte. Ich habe den Herrn von Schlag in deiner Person schon bei ihr angemeldet, und sie wird sich bald hier einfinden.
PETER. Aber Lisette, Lisette. Es geht mir gewaltig im Kopfe herum. Daß ich nur nicht zur andern Frau komme, wie jener zur Ohrfeige.
LISETTE. Ach! wenn du es nur arg genug machst. Laß einmal[760] sehen. Wie willst du deine Rolle spielen? Stelle dir einmal vor, ich wäre meine Jungfer – –
PETER. Du bist es aber nicht.
LISETTE. Nun stelle dirs nur vor.
PETER. Wenns mit dem Vorstellen genug ist, so stelle dirs nur auch vor, wie ichs etwan machen würde.
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Die alte Jungfer
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