[130] Conti. Der Prinz.
DER PRINZ. Guten Morgen, Conti. Wie leben Sie? Was macht die Kunst?
CONTI. Prinz, die Kunst geht nach Brot.
DER PRINZ. Das muß sie nicht; das soll sie nicht, – in meinem kleinen Gebiete gewiß nicht. – Aber der Künstler muß auch arbeiten wollen.
CONTI. Arbeiten? Das ist seine Lust. Nur zu viel arbeiten müssen, kann ihn um den Namen Künstler bringen.
DER PRINZ. Ich meine nicht vieles; sondern viel: ein weniges; aber mit Fleiß. – Sie kommen doch nicht leer, Conti?
CONTI. Ich bringe das Porträt, welches Sie mir befohlen haben, gnädiger Herr. Und bringe noch eines, welches Sie mir nicht befohlen: aber weil es gesehen zu werden verdienet –
DER PRINZ. Jenes ist? – Kann ich mich doch kaum erinnern –
CONTI. Die Gräfin Orsina.
DER PRINZ. Wahr! – Der Auftrag ist nur ein wenig von lange her.
CONTI. Unsere schönen Damen sind nicht alle Tage zum Malen.[130] Die Gräfin hat, seit drei Monaten, gerade Einmal sich entschließen können, zu sitzen.
DER PRINZ. Wo sind die Stücke?
CONTI. In dem Vorzimmer: ich hole sie.
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Emilia Galotti
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