[144] Odoardo Galotti, und die Vorigen.
ODOARDO. Guten Morgen, meine Liebe! – Nicht wahr, das heißt überraschen?
CLAUDIA. Und auf die angenehmste Art! – Wenn es anders nur eine Überraschung sein soll.
ODOARDO. Nichts weiter! Sei unbesorgt. – Das Glück des heutigen Tages weckte mich so früh; der Morgen war so schön; der Weg ist so kurz; ich vermutete euch hier so geschäftig – Wie leicht vergessen sie etwas: fiel mir ein. – Mit einem Worte: ich komme, und sehe, und kehre sogleich wieder zurück. – Wo ist Emilia? Unstreitig beschäftigt mit dem Putze? –
CLAUDIA. Ihrer Seele! – Sie ist in der Messe. – Ich habe heute, mehr als jeden andern Tag, Gnade von oben zu erflehen, sagte sie, und ließ alles liegen, und nahm ihren Schleier, und eilte –[144]
ODOARDO. Ganz allein?
CLAUDIA. Die wenigen Schritte – –
ODOARDO. Einer ist genug zu einem Fehltritt! –
CLAUDIA. Zürnen Sie nicht, mein Bester; und kommen Sie herein, – einen Augenblick auszuruhen, und, wann Sie wollen, eine Erfrischung zu nehmen.
ODOARDO. Wie du meinest, Claudia. – Aber sie sollte nicht allein gegangen sein. –
CLAUDIA. Und Ihr, Pirro, bleibt hier in dem Vorzimmer, alle Besuche auf heute zu verbitten.
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Emilia Galotti
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