[39] Die Vorigen. Irmentraut.
IRMENTRAUT. All ihr Heiligen! Was muß ich sehen?
GRAF UND MARIE. O weh!
IRMENTRAUT. So, mein feines Jüngferchen, wo es sich um Ihre Zukunft, Ihr Glück handelt, spielt Sie die Spröde, die Zimperliche, läßt sich aber von den Gesellen Ihres Vaters herzen und küssen, daß es eine Freude ist.
GRAF UND MARIE. Aber liebe Irmentraut!
IRMENTRAUT. Jungfrau Dorothea Scholastika Irmentraut bin ich für Ihn, Er küsseriger Schmiedegeselle. Und Sie, Jüngferchen, macht mir Vorwürfe, weil ich ein Verständnis begünstige, das Ihr nur Glanz und Ehre bringen kann, und nun muß ich sehen, daß Sie sich wegwirft! He? Und ich soll nicht Zeter schrein!
MARIE verletzt. Wegwirft?
GRAF. Ruhig, Marie! – Liebe Jungfrau Irmentraut! Halb für sich. Wenn ich nur Geld bei mir hätte!
IRMENTRAUT plötzlich besänftigt. Was sagt Er vom Gelde?
GRAF. Leider hab ich keins!
IRMENTRAUT laut. Und ich soll nicht schrein? Meister Stadinger, Euer Kind wird verführt!
GRAF. Vergebe Sie mir nur diesmal meine Verwegenheit, ich habe Sie so lieb – Sie glaubt es nicht.
IRMENTRAUT. Das tu ich auch nicht, denn Er hat mir nie einen Beweis davon gegeben. Warum, wenn Er mich wirklich lieb hat – küßt Er mich denn nicht? Ich bin ein gesetzter, solider Gegenstand und weiß mich dabei zu benehmen.[39]
GRAF. Das will ich ja gern, wenn Sie mich nur diesmal nicht verraten will.
IRMENTRAUT. Das läßt sich hören, denn – einen Kuß in Ehren kann niemand wehren. Also – da: küß Er mir die Hand.
GRAF. Mit tausend Freuden. Er tut es.
IRMENTRAUT. So! – Nun küß Er mir auch den Mund.
GRAF. O weh!
MARIE. Ach, du armer Konrad!
GRAF. Was will ich machen? Er küßt Irmentraut mit Widerwillen.
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