[66] Die Vorigen. Adelhof.
Nr. 12. Septett
ADELHOF.
Gut, daß ich Euch noch treffe –
– hu, was bin ich gelaufen –
man will Euch armen Mann
verraten und verkaufen.
STADINGER.
Was ist denn wieder los?
ADELHOF.
Laßt mich nur erst verschnaufen.
MARIE zu Brenner.
Der muß uns bitten helfen.[66]
BRENNER.
Nein, der ist gegen uns
und diese Heirat völlig eingenommen.
MARIE UND IRMENTRAUT.
Der Ritter? Der Ritter?
BRENNER.
Es ist, wie ich sage.
Laßt ihn, ich rat es euch,
ja nicht zu Worte kommen.
ADELHOF zu Stadinger.
Betrogner, armer Mann,
ihr geht in eine Falle.
BRENNER zum Grafen und Georg.
Wir jagen ihn hinaus,
denn er verrät uns alle.
STADINGER.
Ich geh in eine Falle?
Was wollt Ihr damit sagen?
DIE ANDERN.
Was wollt ihr damit sagen?
ADELHOF.
Du, guter Alter, bist zu blind!
Der Konrad und der Ritter sind –
DIE ANDERN.
Hinaus! Wir wissen schon, hinaus!
STADINGER.
Was sind sie denn?
ADELHOF.
Der Konrad und der Ritter sind –
DIE ANDERN.
Hinaus, wir wissen alles schon.
ADELHOF.
So laßt mich doch nur reden,
ich mein es herzlich gut.
STADINGER.
So laßt ihn doch nur reden –
er sagt, er mein es gut.
ADELHOF.
Ja, herzlich gut.
GEORG UND IRMENTRAUT.
Ihrer Liebe droht Gefahr, wenn er spricht!
BRENNER.
Eurer Liebe droht Gefahr, wenn er spricht!
MARIE.
Unsrer Liebe droht Gefahr, wenn er spricht!
GRAF.
Unsrer Liebe droht Gefahr, wenn er spricht!
STADINGER.
Diesen Handel, ich begreif ihn nicht!
GRAF nimmt Adelhof beiseite.
Verratet, Waffenbruder,
verratet mich nicht.
ADELHOF verdutzt und geschmeichelt.
Wie, Ihr? Wie könnt Ihr glauben –
ich kenne Ritterpflicht!
BRENNER.
Der Mann hat eine Wut,
sich in dies Haus zu drängen.
STADINGER auf die Stirn zeigend.[67]
Dem Manne fehlt es hier,
drauf lasse ich mich hängen.
Zu Adelhof.
Was werd ich nun vernehmen?
Wollt endlich Euch bequemen.
Der Konrad und der Ritter sind –?
ADELHOF in Verlegenheit.
Sind –
MARIE, IRMENTRAUT, GRAF, GEORG UND BRENNER.
Schweigt!
STADINGER.
Ruhe!
ADELHOF.
Sind beide – – ein paar Männer.
ALLE lachen.
STADINGER.
Fürwahr, Ihr seid ein Kenner!
Ich hätte nimmermehr gedacht,
daß Ihr es schon so weit gebracht
in der Naturgeschichte.
MARIE, IRMENTRAUT UND BRENNER.
Was ficht den dicken Mann
wohl nur so plötzlich an?
GRAF UND GEORG.
Nun ist der arme Mann
aufs neue übel dran.
STADINGER.
Also bin ich in einer Falle?
ADELHOF ärgerlich.
Hol euch der Teufel alle!
Ich finde mich in eure Kniffe
nicht hinein!
Und bin es endlich müd,
der Narre hier zu sein!
MARIE UND IRMENTRAUT.
Ich kann mir dies
Betragen nicht erklären, nein,
der arme Mann kann bei Verstande nimmer sein!
GRAF, GEORG UND BRENNER.
Man kann sich
sein Betragen nicht erklären, nein,
man glaubt, er könne bei Verstande nimmer sein!
STADINGER.
Nun seh ich's ein.
Zu den übrigen.
Bei dem Manne – glaubet mir –
spukt es hier.
MARIE UND GRAF.
O nahte bald der Augenblick,
wo uns der Liebe süßes Glück,
dem unsre Herzen sich geweiht,
vom läst'gen Zwang befreit.[68]
IRMENTRAUT.
O schön muß sein der Augenblick,
wo uns der Liebe süßes Glück
vom läst'gen Zwang befreit!
GEORG.
O nahte bald der Augenblick,
wo mich des Frohsinns süßes Glück,
dem ich mein Leben hab geweiht,
vom läst'gen Zwang befreit.
BRENNER.
Reiste doch auf gutes Glück
er nach Schwaben gleich zurück;
dann wären wir auf lange Zeit
vom läst'gen Zwang befreit.
ADELHOF.
Ich glaub, es wär für mich ein Glück,
kehrt ich nach Schwaben schnell zurück;
dann wäre ich auf lange Zeit
vom Zwang befreit.
Hol euch der Teufel!
STADINGER.
Es wäre für mein Haus ein Glück,
kehrt er nach Schwaben bald zurück;
dann wären wir auf lange Zeit
vom Zwang befreit.
ADELHOF UND GEORG gehen ab.
STADINGER. Das ist ein närrischer Kauz; hoffentlich kommt er mir nun nicht wieder über die Schwelle. Zu Marie und Irmentraut. Ihr beide macht euch fertig, zu meiner Schwester nach Speyer zu fahren. Zu Marie. Da bist du fürs erste geborgen!
MARIE. Aber Vater –
GRAF. Aber lieber Meister –
BRENNER. Du bist und bleibst doch ein rechter Dickkopf. Meinetwegen, wenn du denn durchaus Krieg haben willst, ich gehe meiner Wege. Leise zum Grafen. Eure Leute?
GRAF ebenso. Alles bereit.
BRENNER. So wollen wir denn den letzten Angriff wagen. Er geht ab.
GRAF. Wohlan denn, Meister, da Ihr durchaus halsstarrig seid, so gehe auch ich meiner Wege; leb wohl, Marie, und Ihr, mögt Ihr nie bereuen, meinen redlichen Antrag von Euch gewiesen zu haben.[69]
MARIE. Vater, wenn der Konrad geht, spring ich ins Wasser!
STADINGER. Dagegen gibt's Mittel; ich sperre dich ein.
MARIE. Ich lege meinen Kopf auf den Amboß!
STADINGER. Da muß erst einer den Hammer schwingen.
MARIE. Ich hämmre mich selbst zu Tode!
STADINGER. Probier's nur einmal. Es muß dir aber nicht unangenehm sein.
MARIE weinend Irmentraut um den Hals fallend. Ach, Irmentraut, wer hätte das denken sollen.
IRMENTRAUT ebenso. O wir armen unglücklichen Mädchen!
Ausgewählte Ausgaben von
Der Waffenschmied
|
Buchempfehlung
Die neunzehnjährige Else erfährt in den Ferien auf dem Rückweg vom Tennisplatz vom Konkurs ihres Vaters und wird von ihrer Mutter gebeten, eine große Summe Geld von einem Geschäftsfreund des Vaters zu leihen. Dieser verlangt als Gegenleistung Ungeheuerliches. Else treibt in einem inneren Monolog einer Verzweiflungstat entgegen.
54 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro