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[54] Vorige, ohne Möller.
FREI steht auf; die Faust hinter ihm her ballend. Nichts sollt ihr gut behalten, du und deinesgleichen da. Es soll euch alles bezahlt werden. Lindenschmied, geht Ihr mit da hinüber ins Herzogliche?
LINDENSCHMIED. Hab meinen Weg für mich. Kommt vor. Die hinter ihrem grünen Tisch! Daß ein ehrlicher Kerl erschrickt, wenn ein Blatt rauscht, und hinter sich sieht, ob nicht der Büttel hinter ihm drein ist.[54]
FREI. Wird umgeworfen der, der grüne Tisch – sag' ich Euch. In zehn Jahren soll's niemand mehr erfragen können, was so'n Büttel 'mal für ein Ding gewesen ist. Jetzt ist Freiheit, und die Ordnung hat aufgehört; jeder kann machen, was er will, kein Büttel mehr, kein grüner Tisch mehr, sag' ich Euch; kein Turm, keine Ketten. Hätt' der Herrgott die Hasen expreß für den Edelmann gemacht, so hätt' er ihnen gleich sein Wappen in den Pelz gebrannt. War eine Kleinigkeit das für einen Mann wie der Herrgott. Das wissen die Menschen jetzt, daß die in den Zuchthäusern verehrungswürdige Dulder sind, und die Vornehmen sind Spitzbuben, und wenn sie noch so ehrlich wären. Und die Fleißigen sind Spitzbuben; denn die sind schuld, daß die braven Leute, die nicht arbeiten mögen, arm sind. Das könnt Ihr in den Blättern gedruckt lesen. Und wenn der Erbförster den Buchjäger vornimmt Pantomime. so kann ihm niemand was anhaben drum; denn der Buchjäger hat die ehrlichen Leute ins Zuchthaus gebracht, wenn sie gestohlen hatten.
LINDENSCHMIED. Und wird nicht gestraft? Nicht? Und auch ein anderer nicht, wenn er's thut?
FREI. Und auch ein anderer nicht, sag' ich Euch. Da drüben haben die ehrlichen Leute das Schloß angebrannt und geplündert; mehre Menschen sind dabei verunglückt; kräht kein Hahn danach. Wer jetzt so was auszuwetzen hat. Und der Ulrich braucht nicht weit zu laufen; der Buchjäger torkelt da im Heimlichen Grund herum, hat den Hut verloren –
LINDENSCHMIED fährt krampfhaft hastig in die Taschen. Und nichts – gar nichts – nicht ein stumpfes Messer bei mir!
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Der Erbförster
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