Vom Diebe.

[9] Es freiet eins mals ein Dieb / vnd seine Nachbarn waren frölich auff seiner Hochzeit / den sie hoffeten /er würde hinfurt from werden. Da kam ein klüger man dazu / vnd als er sie so in freuden sahe / sprach er /Sehet zu / seid nicht allzu frölich. Die Sonn wolt auch ein mal freien / Des erschrack alle Welt / vnd ward so vngedultig / das sie auch in der Himel fluchet vnd schald.Es fragt Jupiter aus dem Himel / Was das fluchen bedeutet. Da sprach alle Welt / Wir haben jtzt ein einige Sonne / vnd die thut vns mit jrer Hitze so viel zu leide / das wir schier alle verderben / Was wil werden wenn die Sonne mehr Sonnen zeugen wird?


Diese Fabel zeigt der Welt

Man darff den Teuffel vber die Thür nicht malen /Gris schlecht gern nach gramen / Ein Dieb zeugt den andern. Hilff frome Leute mehren /[9] Der Bösen ist sonst zu viel. Mancher schalck wird durch fromme Leute gefördert / der darnach seines Gleichen an sich zeucht / Landen vnd Leuten sehr schedlich ist / Darumb sihe dich für / wem du rahten oder helffen solt /An frembden Kindern vnd Hunden (spricht man) ist das Brod verloren.

Quelle:
Martin Luther: Etliche Fabeln aus Esopo von D. M. Luther verdeutscht , in: Fabeln. Heidelberg 1924, S. 3–11, S. 9-10.
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