Vorrede auf den Propheten Micha.

DER Prophet Micha ist gewesen zur Zeit Jesaia / Er füret auch desselben Propheten wort / so im. ij. Cap. stehen. Das man wol spüret / wie die Propheten / so zu einer zeit gelebt / von Christo schier einerley wort gepredigt haben / als hetten sie mit ein ander da von beratschlagt.

ES ist aber der feinen Propheten einer / der das Volck vmb jrer Abgötterey willen hefftiglich strafft /vnd den künfftigen Christum / vnd sein Reich /jmerdar anzeucht. Vnd ist fur allen / in dem stück /ein sonderlicher Prophet / Das er Bethlehem die Stad /so gewis deutet vnd nennet / da Christus geborn solt werden. Da her er auch / im alten Testament / hochberümbt gewesen ist / wie das Mattheus am ij. Cap. wol ausweiset.

SVmma / Er schilt / er weissaget / prediget / etc. Aber endlich ist das seine meinung / Wenn es gleich alles mus zu drümmern gehen / Jsrael vnd Juda / So wird doch der Christus komen / ders alles gut machen wird. Gleich wie wir jtzt müssen straffen / schelten /trösten / vnd predigen etc. / vnd dar auff sagen /Wenn es denn alles verloren ist / So wird doch Christus am Jüngsten tage komen / vnd vns von allem Vnglück helffen.

ER ist im. j. Cap. schweer / Das macht die Ebreische Grammatica / vnd braucht viel allusiones / Als Zaenan fur Schaenan / vnd Achsib vnd Maresa / etc. Welche wort er zeucht auff böse deutüng / vnd verkeret sie. Als wenn ich spreche / Roma / Du solt ein Raum werden / vnd wol ausgereumt. Wittemberg / Du solt ein weiter Berg werden / etc. Das werden die Grammatici wol mercken / vnd vnsern vleis spüren.

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Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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