Von dem dritten gebot.

[229] Czum ersten, Nu haben wir gesehen, wie vil guter werck in dem andern gebot sein, wilche doch an yhn selbs nit gut sein, sie gehn dan in dem glauben und gotlicher hult zuvorsicht, und wievil wir zuthun haben, szo wir disses gebottis allein warnhemen, und leider vil mit ander wercken umbgehen, die disses gar keinen vorstand haben. Nu folget das dritte gebot ›Du solt den feyrtag heiligen‹. In dem ersten ist gebottenn, wie sich unser hertz kegen got haben sol mit gedancken, Im andern, wie sich der munt mit worten, In dissem dritten wirt geboten, wie wir uns gegen got sollen halten in werckenn, und das ist die erste unnd rechte taffel Mosi, in wilcher diesze drey gebot beschriebenn sein, und den menschen regieren auff der rechten seyten, das ist in den dingen, die got anlangen, unnd in wilchen got mit yhm und ehr mit got zuthun hat on mittel yrgent einer Creature.

Die ersten werck disses gebottis sein grob und sinlich, die wir gemeiniglich heyssen gottis dienst, als do sein mesz horen, betten, prediget horen an den heyligen tagen. Nach der meynung sein gar wenig werck in dissem gebot: dartzu, wo sie nit in gottis hulden zuvorsicht unnd glauben gahn, sein sie nichts, wie droben gesagt ist. Derhalben es auch wol gut were, das wenig heiliger tage werenn, seintemal yhre werck zu unsern tzeitten das mehrer teil erger sein dan der werckel tag, mit mussig gahn, fressen und sauffen, spielen, und andere boszer that, ubir das die mesz und prediget on alle besserung gehoret[229] werden, das gebet on glauben gesprochen. Es geht fast also tzu, das man meynet es gnug geschehen, wen wir die mesz mit den augen gesehen, die prediget mit den oren gehoret, das gebet mit dem mund gesprochen haben, und gehn szo eusserlich oben hyn, dencken nit, das wir etwas ausz der messe yns hertze entpfahen, etwas ausz der prediget leren und behalten, etwas mit dem gebet suchen, begeren und gewarten, wiewol hie die grossiste schuld ist der Bischoffe und priester odder derer den predigen befolen ist, das sie das Evangelium nit predigen und die leut nit leren, wie sie mesz sehen, prediget horen und betten sollen. Drumb wollen wir die selben drey werck kurtzlich auszlegen.

Czum andern, In der mesz ist nodt, das wir auch mit dem hertzen dabey sein, dan sein wir aber dabey, wan wir den glauben im hertzen uben. Hie mussenn wir die wort Christi ertzelen, da er die mesz einsetzt und spricht ›Nemet hyn und esset, das ist mein leichnam, der fur euch gebenn wirt‹, desselben [Rand: Matth. 26, / 26 ff.] gleichenn ubir den kilch ›Nemet hyn und trincket alle drausz, das ist [Rand: Luc. 22, 19 f.] ein newes ewiges testament in meinem blut, das fur euch und fur viel vorgossen wirt zu vorgebung der sund, das solt yhr thun, als offt yhrs thut, tzu meinem gedechtnis.‹ In diessen worten hat Christus yhm ein begencknisz odder jartag gemacht, teglich yhm nach tzuhalten in aller Christenheit, und hat ein herlich, reich, grosz testament datzu gemacht, darinnen bescheiden und vorordnet, nit tzinsz, gelt odder zeitlich gut, sondern vorgebung aller sund, gnad unnd barmhertzickeit tzum ewigen leben, das alle, die zu dissem begencknisz kommen, sollen haben dasselb testament, und ist drauff gestorben, damit solch testament bestendig und unwidderrufflich worden ist. Des tzum tzeichen und urkund, an stat brieffs und Sigel, hat er seinen eygen leichnam und blut hie gelassen unter dem brot und wein.

Hie ist nw nodt, das der mensch das erste werck disses gebottis recht wol ube, das ehr nur nit dran zweiffel, es sey also, und lasz yhm das testament gewisz sein, auff das er nit Christum zu einem lugner mache. Dan was ists anders, szo du bey der messe stehist, unnd nit gedenckist odder gleubist, das dir all da Christus durch sein testament beschiden und geben hab vorgebung aller sund, dan als sprechstu ›ich weysz nit odder gleubs nit, das war sey, das mir meiner sund vorgebung hie bescheydenn unnd geben ist‹? O wie vil sein itzt messen in der welt, wie wenig aber, die sie mit solchem glauben und prauch horen, da durch got gar schwerlich ertzurnet wirt! Derhalben sol unnd kan auch niemant fruchtparlich bey der messe sein, er sey dan in betrubnisz und begirden gotlicher gnaden, und seiner sund gerne losz were, odder[230] so ehr yhe in bosem fursatz ist, das er doch unter der mesz sich wandele und vorlangen gewinne disses testaments, drumb liesz man vortzeiten keinen offentlichen sunder bey der messe sein.

Wan nu disser glaub recht gehet, so musz das hertz von dem testament frolich werden, und in gottis liebe erwarmen und tzurschmeltzen. Da folget dan lob und danck mit sussem hertzen, davon heisset die mesz auff krichsch Eucharistia, das ist dancksagung, das wir got loben unnd dancken fur solch trostlich, reich, selig testament, gleich wie der danckt, lobt und frolich ist, dem ein gut freund tausent odder mer gulden bescheiden hat. Wie wol es Christo in vil mal geht gleich wie denen, die mit yhrem testament etlich reich machen, die yhr nymmer gedencken, noch lob, noch danck sagen, alszo gehn itzt unsere meszsenn, das sie nur gehaltenn werdenn, wissenn nit, wotzu odder worumb sie dienen, drumb wir auch widder dancken, noch lieben, noch loben, bleyben durr und hart da bey, lassens bey unsern gebetlin bleybenn. Davonn ein ander mal mehr.

Czum dritten solt nu die predigt nit anders sein, dan die vorkundigung disses testaments. Aber wer kans horenn, wens niemandt prediget? Nu wissens die selbs nit, die es predigen sollenn. Drumb szo gehen die prediget spacierenn in andere untuchtige fabeln, unnd wirt alszo Christus vorgessenn, geschicht uns gleich wie dem in iiij. Regum vij. das wir unser gut sehen unnd [Rand: 2. Kön 7, 19.] nit geniessen. Davon auch Ecclesiastes sagt ›das ist einn grosz ubel, wo got [Rand: Pred. 6, 2.] einem reichtumb gibt, und lest yhn der selben nymmer geniessenn‹. Alszo sehen wir der messen untzehlich vil, unnd wissenn nit, ob es ein testament, ditz odder das sey, gerad als were es sonst ein gemein gut werck fur sich selb. O got, wie sein wir szo gar vorblendet! Wo aber solchs recht wirt geprediget, da ist not, das man dasselb mit fleysz hore, fasse, behalte, offt dran gedenck, unnd alszo den glauben sterck widder alle anfechtung der sunde, sie seinn vorgangenn, kegenwertig odder zukunfftig.

Sihe, das ist die einige Cerimonien odder ubunge, die Christus eingesetzt hat, darinne sich seine Christen samlen, uben und eintrechtlich halten sollenn, wilche er doch nit wie andere Cerimonien hat lassen ein blosz werck sein, sondern ein reichen, uberschwenglichen schatz darein gelegt, allen denen zureichen und tzueigenn, die daran glauben.

Disse prediget solt datzu reytzen, den sundern yhr sund leid machen, und des schatzs begird antzunden. Darumb musz es ein schwere sund sein, die das[231] Evangelium nit horen, unnd solchen schatz unnd reichs mal, datzu sie geladen werden, vorachtenn, vil grosser aber sund, nit predigen das Evangelium, und szovil volcks, die das gerne horeten, vorterben lassenn, szo doch Christus also streng gebotten hat, das Evangelium und ditz testament zupredigen, das er auch die mesz nit wil gehalten haben, es sey den das das Evangelium geprediget werde, wie er sagt ›als offt yhr das thut, so gedencket mein dabey‹, [Rand: 1. Cor. 11, 26.] das ist, wie sanct Paulus sagt, Ihr solt predigen von seinem todt. Derhalben es erschrecklich und grewlich ist, zu unser zeittenn Bischoff, pfarrer und prediger sein, dan niemand kennet mehr ditz testament, schweig das sie es predigen solten, wilchs doch ist yhr hochste unnd einige pflicht unnd schult, wie schwerlich werden sie rechenschafft geben fur szo vil seelen, die solchs predigens gebrechen halben vorterben mussen!

Czum vierden sol man beten, nit, wie gewonheit ist, vil bletter odder kornle tzehlen, sondern etliche anligende not furnehmen, die selben mit gantzem ernst begeren, und darinnen den glauben und zuvorsicht zu got alszo uben, das wir nit dran tzweiffeln, wir werden erhoret. Also leret sanct Bernhardt seine bruder unnd sagt: Lieben bruder, yhr sollet ewr gebet yhe nit vorachten, als sey es umbsonst, dan ich sag euch furwar, das, ehr yhr die wort volnbrengt, szo ist das gebet schon angeschrieben im hymel, und sollet der einisz euch gewisz vorsehen zu got, das ewr gebet wirt erfullet werdenn, odder so es nit erfullet wirt, das euch nit gut und nutz gewesen were zuerfullen.

Also ist das gebet eine sonderliche ubung des glaubens, der do gewiszlich das gebet szo angenehm macht, das es entwedder gewiszlich erfullet wirt, odder [Rand: Jac. 1, 6 f.] ein bessers, dan wir bitten, dafur geben wirt. Also spricht auch S. Jacob: Wer do got bittet, der sol nit tzweiffeln ym glaubenn, Dan so er zweiffelt, szo nehm yhm der selb mensch nit fur, das er etwas erlange von got. Das ist yhe ein clarer spruch, der stracks zu und absagt: wer nit trawet, der erlangt nichts, noch das, das er bittet, noch ein bessers.

[Rand: Marc. 11, 24.] Solchen glauben auch zuerwecken hat Christus Marci xi. selbs gesagt: Ich sag euch ›alles das yhr bittet, glaubt nur, das yrhs empfahen werdet, so [Rand: Luc. 11, 9 ff.] geschichts gewisz‹. Und Luce xi. Bittet, so wirt euch gegeben, suchet, so findt yhr, klopffet an, so wirt euch auffgethan: dan wer do bittet, der empfehet, wer do sucht, der find, wer do anklopfft, dem wirt, auffgethan. Welcher vatter unter euch gibt seinem son ein stein, so er yhn bittet umbs brot? odder ein schlangen, so er bittet umb einen fisch? odder einen scorpion, so er bittet umb ein ey? So yhr aber wisset, wie yhr ewern kindern solt gute gaben[232] geben, und yhr selbs nit gut seyt von natur, wie vil mehr wirt ewr hymlischer vatter gebenn einen gutten geyst allen, die yhn bitten!

Czum funfften, Wer ist so hart und steynernn, den solch mechtige wort nit sollen bewegenn, mit aller zuvorsicht, frolich und gerne zubeten? Aber wie vil gebet must man auch reformieren, wo man diessen worten nach recht betten sollt! Es sein itzt wol alle kirchen und Closter vol betens und singens, wie gaht es aber zu, das wenig besserung und nutz davon kompt, und teglich erger wirt? Es ist kein andere ursach, dan die S. Jacobus antzeigt und sagt [Rand: Jac. 4, 3.] ›Ihr bittet vil, und euch wirt nichts, drumb das yhr nit recht bittet‹: dan wo disser glaub und zuvorsicht ym gebet nit ist, da ist das gebet todt, unnd nichts mehr, dann ein schwere muhe und erbeit, fur wilche szo etwas geben wirt, ists doch nit anders, dan zeitlicher nutz, on alle gutter und hulff der selenn, ja zu grossem schaden unnd vorblendung der selen, darinnen sie hyn gahn und preppeln vil mit dem mundt, ungeacht, ob sie es erlangen odder begeren odder trawen, und bleyben in solchem unglawben vorstockt, als in der ergisten gewonheit widder die ubung des glaubens und natur des gebettis.

Darausz folgt, das ein rechter better nymmer dran tzweiffelt, sein gebet sey gewiszlich angenehm unnd erhoret, ob gleich auch nit eben dasselb ym geben werd, das er bitet: dan man sol got die nodt furlegen ym gebet, doch nit yhm ein masz, weyse, tzil odder stat setzen, sondern ob er es besser odder anders wolle geben, dan wir gedencken, ym heym geben, dan wir offt nit wissen, was wir bitten, wie sanct Paulus sagt Roma. viij. und got hoher [Rand: Röm. 8, 26.] wirckt und gibt, dan wir begreiffen, als er Eph. iij. sagt, Das alszo kein [Rand: Eph. 3, 20.] tzweiffel sey des gebetes halben, es sey angenehm unnd erhoret, und doch got die tzeit, stadt, masz unnd tzil frey lasse, ehr werde es wol machen, wie es seyn sol. Das sein die rechten anbetter, die yn in dem geyst unnd der warheit [Rand: Joh. 4, 24.] anbettenn: dan wilch nit glauben, das sie erhoret werdenn, die sundigen auff die lincke seyten widder disz gebot unnd treten zu sehr davon mit dem unglauben, wilch aber yhm ein tzil setzen, die sundigen auff die rechten seyten und tretten zu nah hyntzu mit gottis vorsuchen: szo hat ehr es beyde vorbottenn, das man nit weyche von seynem gebot, noch tzur lincken noch tzur rechtenn handt, das ist, noch mit unglauben, noch mit vorsuchen, sondern mit einseltigem glauben auff der richtigen strasz bleyben, yhm vortrawen und doch nit tzil setzenn.

Czum Sechsten, Alszo sehen wir, das dis gebot, gleich wie das ander, nit anders sein sol, dan ein ubung und treiben des ersten gebottis, das ist[233] des glawben, trawen, zuvorsicht, hoffnung und lieb zu got, das yhe das erste gebot in allen geboten der heubtman und der glaub das heubtwerck und leben aller anderer werck sey, on welchen (wie gesagt) sie nit gut mugen seyn.

So du aber sagst ›Wie, wen ich nit kan glauben, das mein gebet erhoret und angenehm seh?‹ Antwort: eben darumb ist der glaub, betten unnd alle andere gute werck geboten, das du erkennen solt, was du kanst und nit kanst. Und wo du findest, das du nit kanst also glauben und thun, das du demutig dich desselben fur got beclagist und also mit einem schwachen funckeln des glaubens anhebst, den selben teglich mehr und mehr durch seine ubung in allem leben und wircken zusterken. Dan gebrechen des glaubens (das ist des ersten und hochsten gebottis) ist niemandt auff erden, der sein nit ein grosz stuck habe. Dan auch die heyligen Apostel ym Evangelio, unnd furnehmlich sanct [Rand: Luc. 17, 5. / Matth. 14, / 30 ff.] Peter, waren schwach ym glauben, das sie auch Christum batten und sagten ›her, vormehre uns den glawben‹, und er sie gar offt straffet, das sie einen geringen glauben hetten.

Darumb soltu nit vortzagen, nit hend und fusz gehn lassen, ob dw befindist, das du nit szo starck glaubist in deinem gebet odder andern wercken, als du wol soltist und woltist. Ja du solt got danckenn ausz hertzenn grund, das er dir dein schwacheit alszo offenbaret, durch wilch er dich leret unnd vormanet, wie dir nodt sey, dich zu uben und teglich stercken im glauben. Dan wie vil sihestu, die da yhn gehn, beten, singen, leszen, wircken, und scheynen wie sie grosz heyligen weren, die doch nymmer mehr dahyn kommen, das sie erkennen, wie es umb das heubtwerck, den glauben, bey yhn gethan sey, damit sie vorblendt sich und ander leut vorfuren, meynen, sie seyen gar wol dran, bawen also heimlich auff den sand yhrer werck on allen glauben, nit auff gottis gnade und zusagunge durch einen festen, reynen glauben.

Drumb haben wir, die weil wir leben, es sey wie lang es wol, alle hend vol zuthun, das wir dem ersten gebot und dem glauben mit allen wercken und leyden schuler bleyben und nit auff horen zulernen. Niemant weisz, wie grosz es ist, got allein trawen, dan wer es ansehet unnd mit wercken vorsucht.

Czum Siebenden, Nu sich aber mal, wan kein ander gut werck gebotten were, were nit das beten allein gnugsam, das gantz leben des menschen ym glauben zu uben? zu wilchem werck dan sonderlich vorordenet sein geistliche stend, wie dan vor tzeitten etliche vetter tag unnd nacht betten. Ja, es ist freylich kein Christen mensch, der nit on unterlasz zubetten zeit habe, Ich meyn aber das geistlich bekenn, das ist, Niemant wirt mit seiner arbeit, szo er wil, so hart beschweret, er kan in seinem hertzen da neben mit gotte reden,[234] yhm furlegen seine odder anderer menschen not, hulff begeren, bitten, und in dem allen seinen glauben uben und stercken.

Das meynet der herr Luce xviij. da ehr sagt, man musz on unterlasz [Rand: Luc. 18, 1.] beten und nymmer auffhoren, szo ehr doch Math. vi. vorbeut vil wort und Mam [Rand: Matth. 6, 7.] langes gebet, in wilchen ehr die gleiszner straffet, nit das das mundlich lang gebet bosz sey, szondern das nit das rechte gebet sey, das altzeit geschehn muge, und on des glaubens innerlich bitten nichts sey. Dan das eusserlich gebet mussen wir auch zu seiner tzeit uben, sonderlich in der messe, wie disz gebot foddert, unnd wo es fodderlich ist tzu dem ynnerlichen gebet unnd glauben, es sey im hausz, auff dem felt, in dissem odder jhenem werck. Davon itz nit tzeit ist mehr zusagen, dan das gehoret in das vater unser, darynnen alle bitte und mundlich gebet mit kurtzen worten begriffen sein.

Czum achten, Wo sein sie nu, die gutte werck zu wissen unnd zuthun begeren? lasz sie das betten allein fur sich nehmen, und im glauben recht uben, so werden sie finden, das war sey, wie die heiligenn vetter gesagt haben, das nit sey ein arbeit, als das betten ist. Mummelen mit dem mund ist leicht odder yhe leicht angesehen: aber mit ernst des hertzen den worten folge thun in grundtlicher andacht, das ist begirden unnd glauben, das es ernstlich begere, was die wort halten, und nit zweyffel, es werd erhoret, das ist ein grosse that fur gottis augen.

Hie weret der bosz geist mit allen krefften. O wie offt wirt er hie die lust zu beten vorhindern, zeit und stat nit lassen, ja auch vil mal zweyffel machenn, ob der mensch wirdig sey, ein solche majestet, die got ist, tzu bitten, und also vorwirren, das der mensch selb nit weysz, ob es ernnst sey, das ehr bettet, odder nit, ob es muglich sey, das sein gebet angenehm sey, unnd der selben wunderlichen gedanckenn vil. Dan er weysz wol, wie mechtig, wi wehe ym thut, und allen menschenn nutzlich sey einis menschen recht gleubigs gebet, darumb lesset ersz nit gerne auffkommen. Hie musz furwar der mensch weisz sein, und nit daran zweiffeln, das er und sein gebet unwirdig sey fur solcher unmeszlicher majestet, in keinenn weg sich auff sein wirdickeit vorlassen odder unwirdickeit halben nachlassen, sondern musz gottis gebots warnemen und yhm dasselb auffrucken, dem teuffel entgegen bietten, unnd also sagen ›Umb meiner wirdickeit willen nichts angefangenn, umb meiner unwirdickeit willen nichts nachgelassen, Ich bitte und wircke allein darumb, das got ausz seiner blossen gutte allen unwirdigen hat zugesagt erhorung unnd gnad, ja nit allein zugesagt, sondern auch auffs strengist, bey seyner ewigen ungnad unnd tzorn, zu beten, trawen und nehmen geboten. Ists der hohen majestat nit zuvil gewest, solche seine unwirdige wurmlin zu bitten, trawen und von yhm nehmen[235] szo theur und hoch zuvorpflichten, wie sol mirs zuvil sein, solchs gebot aufftzunehmen mit aller freud, wie wirdig odder unwirdig ich sey?‹ Also musz man des teuffels eingeben mit gottis gebot ausz stossen, szo horet er auff, und sonst nymmer mehr.

Czum Neunden, Was sein aber die sachen und notdurfft, die man dem almechtigen got in dem gebet musz furlegen unnd klagen, darinnen den glauben tzu uben? Antwort: Es sein zum ersten einis iglichen eygenn anligende nodt [Rand: Ps. 32, 7.] unnd gedrenge. Davon David psal. Xxxi. Du bist mein zuflucht in aller angst, die mich umbgibt, und bist mein trost, zuerlosen ausz allem ubel, das mich [Rand: Ps. 142, 2 f.] umb ringt. Item psal. cxli. Ich hab geruffen mit meiner stymme tzu got dem herrenn, ich hab mit meyner stymme got gebetenn, Ich wil auszbreytenn fur seinen augen mein gebet, und wils fur yhm erausz schutten alles, was mir anligt. Also sol ein Christen mensch in der mesz yhm furnhemen, was er fulet ym gebrechen odder zuvil haben, und dasselb alles frei fur got erausz schutten mit weinen und winszlen, wie ehr auffs kleglichst mag, gleich als fur seinem trewen vater, der bereit ist ihm zuhelffen. Unnd weistu odder erkennistu deine nodt nit, odder hast nit anfechtung, so solt du wissenn, das du am aller ublesten dran bist. Dan das ist die groste anfechtung, das du dich so vorstockt, hartmutig, unempfindlich erfindest, das dich kein anfechtung bewegt.

Es ist aber kein besser spiegel, darinnen du dein nodt ersehen kanst, dan eben die zehen gebot, in wilchen du findest, was dir gebricht und suchen solt. Darumb, wo du findest an dir einen schwachen glauben, wenig hoffnung und geringe lieb zu got, item, das du got nit lobist unnd ehrist, sondern eygen ehr und rum liebhast, der menschen gunst grosz achtist, nit gerne mesz und prediget horist, faul bist zu beten, in wilchen stucken niemandt nit gebrechen hat, so solt du dise gebrechen hoher achten, dan alle leipliche schaden an gut, ehre unnd leyp, das sie auch erger sein dan der todt und alle todliche kranckheit, unnd die selben mit ernste got fur legen, klagen unnd hulff bitten, mit aller zuvorsicht der selben warten, das du erhoret seiest und die hulff und gnade erlangen werdest. Also gehe fort an in die ander taffel der gebot, und sihe, wie ungehorsam du gewesen, und noch seyest, vatter und muter und aller ubirkeit, wie du mit tzorn und hasz, scheltwort dich gegen deinen nehsten vorwirckest, wie dich unkeuscheit, geytz und unrecht, that unnd wort gegen deinen nehsten anficht, szo wirstu an zweiffel findenn, das du aller nodt und[236] elend vol bist, unnd ursach gnug habist, auch blut tropffen zu weynen, so du mochtist.

Czum tzehenden, Ich weysz aber wol, das yhr vil so toricht sein, das sie solch ding nit wollen bitten, sie finden sich dan forhyn rein, und achtens da fur, got hore nit yemand, der in sunden ligt. Das machenn alles falsche prediger, die nit am glauben und trawen zu gottis hulden, sondern an eygenen wercken leren anheben.

Sich, du elender mensch, wen dir ein bein zubrochen ist odder ein ferlickeit leiplichs todts uberfellet, szo ruffestu got, dissen und den heiligen an, und harrest nit so lang, bisz dir das bein gesund werd odder die ferlickeit ausz sey, Unnd bist nit szo nerrisch, das dw denckist, got erhore niemandt, dem das bein zubrochenn ist odder in todlicher ferlickeit ist, Ja du achtest, got sol dan am meysten erhoren, wen du in der grosten not und angst bist. Ey worumb bistu dan hie szo nerrisch, da unmeszlich groszer not ist und ewiger schaden, und wilt nit ehr umb glauben, hoffnung, lieb, demutickeit, gehorsam, keuscheit, senfftmutickeit, frid, gerechtickeit bitten, du seyest dan vorhyn on allen unglauben, zweiffel, hoffart, ungehorsam, unkeuscheit, tzorn, geytz und ungerechtickeit, szo du doch, yhe mehr du dich in diszsen stucken gebrechlich erfundest, yhe mehr und fleissiger beten odder schreyen soltist.

Also blind sein wir, mit leyplicher kranckheit und nodt lauffen wir zu got, mit der selen kranckheit lauffenn wir von yhm, unnd wollen nit widder kommen, wir sein dan vor gesund, gerad als mocht yrgent ein ander got seinn, der dem leyb, und ein ander, der dem geist helffen mocht, odder wir selber in geistlicher nodt, die doch grosser dan die leipliche ist, uns helffen wolten. Das ist ein teufflischer rad und furnhemen.

Nit also, lieber mensch, wiltu von sunden gesund werdenn, mustu nit von got dich entzihen, sondern vil trostlicher tzu ym lauffen unnd yhn bitten, dan szo dich ein leipliche nodt uberfallen hette. Got ist den sundern nit feynd, dan allein den ungleubigen, das ist, die yhr sund nit erkennen, klagen, noch hulff da fur bey got suchenn, sondern durch yhr eygen vormessenheit sich selb vorhyn reinigen, seiner gnaden nit durffen wollen, unnd yhn nit lassen einen got sein, der yderman gibt und nichts dafur nympt.

Czum Eylfften, Das ist alles gesagt von dem gebet eigener notdurfft und in gemein. Aber das gebet, das do tzu dissem gebot eygentlich gehoret unnd einn werck des feyrtags heyst, ist vil besser und grosser, wilches sol geschehen fur die samlunge der gantzen Christenheit, fur alle nodt aller menschen, feynd und freund, sonderlich die in eynsz iglichenn pfarr odder bistumb sein.

[237] [Rand: 1. Tim. 2, 1 ff.] Also befalh sanct Paulus seinem junger Timotheo: Ich vormane dich, das du vorschaffest, das man bitte und flehe fur alle menschen, fur die kunige und alle die do sein in der ubirkeit, auff das wir ein stil, rugig leben furen mugen, in gottis dinst und reynickeit. Dan dasselb ist gut unnd angenehm [Rand: Jer. 29, 7.] fur got unserm seligmacher. Des gleichen Hieremias xxix. dem volck Israel gebot, sie solten got bitten fur die stadt und landt Babylonien, darumb, das [Rand: Bar. 1, 11 f.] der stadt frid auch yhr frid were. Und Baruch i. Bitet fur das leben des kunigs zu Babylonien und fur das leben seinis sunsz, auff das wir mit friden unter yhrem regiment leben.

Disz gemeyn gebet ist kostlich und das aller krefftigst, umb wilchs willenn [Rand: Luc. 19, 46.] wir auch zusammen kummenn. Davon auch die kirch ein bethausz heyssit, das wir alda eintrechtlich ym hauffen sollen unser und aller menschen nodt fur uns nehmen, die selben got furtragen und umb gnad anruffen. Das musz aber geschehen mit hertzlicher bewegung und ernst, das uns solch aller menschen nodturfft zu hertzen gehe, unnd alszo mit warhafftigem mitleydenn ubir sie in rechtem glaubenn unnd trawen bittenn, unnd wo solchs gebet in der mesz nit geschehe, szo were es besser, die mesz nachgelassenn. Dann wie steht unnd reymet sichs, das wir leyplich zusammenn in ein bethausz kommenn, damit angetzeigt wirt, wir sollen fur die gantzen gemein in gemeyn ruffen unnd bitten, szo wir die gebet vorstrawen und also teylen, das ein iglicher fur sich selb nur bittet, und niemandt sich des andern annympt, noch sich mit yemandts nodturfft bekummert? Wie mag das gebet nutz, gut, angenehm und gemein odder ein werck heyssen des feyrtags und der vorsamlung, wie die thun, die yhr eygen gebetlin halten, der fur disz, disser fur das, und haben nichts, dan eygen nutzige, eygen niessige gebet, den got feind ist?

Czum zwelfftenn, Disses gemeinen gebettis ist noch von alter gewonheit blieben ein anzeygung, wen man am end der prediget die beicht ertzehlet unnd fur alle Christenheit auff der Cantzel bittet. Aber es solt nit damit auszgericht sein, wie nu der brauch und weisze ist, sondern solt es lassen ein vormanung sein, durch die gantzen messe fur solche nodturfft zubitten, zu wilchem der prediger uns reytzet, Und auff das wir wirdiglich bitten, uns unser sund zuvor ermanet unnd dadurch demutiget, wilchs auffs kurtzist sol geschehen, das darnach das volck im hauffen semptlich gote sein sund selb klage und fur yederman bitte mit ernst und glauben.

O wen got wolt, das yrgent ein hauffe disser weyse noch mesz horet unnd bettet, das in gemein ein ernst hertzen geschrey des gantzen volcks tzu got auffgynge, wie unmeszlich tugent unnd hulff solt ausz dem gebet folgenn! was[238] mocht schrecklicher allen boszenn geysten begegen? was mocht grosser werck auff erden geschehen, da durch szo vil frume erhalten, sovil sunder bekeret wurden?

Dan furwar die Christlich kirch auff erden nit grosser macht noch werck hat, dan solch gemein gebet widder alles, was sie anstosen mag. Das weisz der bose geist wol, drumb thut er auch alles, was ehr mag, disses gebet zuvorhindern. Da lesset ehr uns hubsch kirchen bawen, vil stifften, pfeyffen, lesen und singen, vil mesz halten unnd des geprengs on alle masz treyben: dafur ist yhm nit leyde, ja er hilfft dartzu, das wir solche weszen das beste achten und uns dunckenn, wir habens damit wol auszgericht, aber das disz gemein, starck, fruchtpar gebet daneben untergeht und durch solchs gleyssen unvormerglich nachbleybt, da hat er was ehr sucht. Dan wo das gebet ernyder ligt, wirt yhm niemant etwas nehmen, auch niemandt widderstehen: wo er aber gewar wurd, das wir disz gebet wolten uben, wen es gleich were unter einem strodach odder sew stal, wurd er es furwar nit lassen gehn, sondern sich weyt mehr fur dem selben sewstal furchten, den fur allen hohen, grossen, schonen kirchen, turnen, glockenn, die yrgent sein mugenn, wo solchs gebet nit drinnen were. Es ligt furwar nit an stetenn noch gepewen, wo wir zusammen kommen, sondern allein an dissem unuberwindlichen gebet, das wir dasselb recht zusammen thun und fur got kommen lassen.

Czum Dreytzehenden, Disses gebettis vormugen mercken wir ausz dem, das vortzeitenn Abraham fur die funff stet bat, Zodoma und Gomorre rc. [Rand: 1. Mos. 18, 32.] unnd szo weyt bracht, das wo tzehen frum menschen drynnen weren gewest, zwen in einer iglichenn, het sie got nit vortilget. Was wolten dan thun, wo vil unter einem hauffen hertzlich und mit ernstem vortrawen got anruffen? Auch sagt Jacobus ›Lieben bruder, bittet fur einanner, das yhr selig werdet, [Rand: Jac. 5, 16 ff.] dan es vormag gar vil einis frumen menschen gebet, das do anhelt odder nit ablessit‹ (das ist, das nit auff horet fort mehr zubitten, ob yhm nit bald geschech was er bittet, wie etlich weichmutige thun), und setzt des ein exempel Heliam den propheten, ›der war ein mensch, spricht er, wie wir sein, und bat, das nit regen solt, und regent nit in dreyen jaren und sechs monadt, widderumb bat er, und hot geregent, und ist alles fruchtbar worden‹. Der spruch und exempel, die uns treyben tzu bittenn, sein gar vil in der schrifft, szo doch, das es geschehe mit ernst und glauben. Wie David sagt: Gottis augen sehen [Rand: Ps. 33, 18.] auff die frumen, und sein oren horen auff yhre gebet. Item, got ist nah [Rand: Ps. 145, 18.] bey denen die yhn anruffen, szo das sie yhn in der warheit anruffen. Warumb setzt er dartzu ›in der warheit anruffenn‹? Nemlich, das nit gebettet noch angerufft heyst, wo der mundt allein murmelt.[239]

Was solt got thun, wen du also daher kumist mit deinem maul, buch odder pater noster, das dw nit mehr gedenckist, dann wie du die wort volendist und die zal erfullest? das wen dich jemandt fragt, was die sach were, odder was du furgenommen hettist, drumb du bittest, wurstu es selb nit wissenn, dan du hast dich nit drauff bedacht, dis odder das got furtzulegen odder begeren, dein einig ursach zu betten ist die, das dir das und sovil zubetenn auffgelegt ist, das selb wiltu halten und volnbringenn. Was ists wunder, das blick und donner offt kirchenn antzundet, die weil wir ausz dem bethausz also ein spothausz machen, heyssen das gebettet, da wir nichts ynnen furbringen noch begerenn? wir soltenn aber alszo thun, wie die fur grossen fursten etwas bitten wollen: die nehmenn yhn nit fur, allein etliche tzal der wort zuplaudern, der furst wurd sich anders duncken lassenn, sie spotteten sein odder weren unsinnig, sondern sie fassensz gar eben unnd legenn yhre nodt mit fleysz dar, stellens doch heym in sein gnaden mit guter zuvorsicht, es werde erhoret. Also muszen wir mit got gewisser sachenn handlen, etlich anligende nodt nemblich antzihen, seiner gnaden und gutem willen heym geben, und nit zweiffeln, es sey erhoret, den ehr hat solchen bitten zugesagt erhorung, wilchs nit hat than ein yrdenischer her.

Czum viertzehenden, Disse weysze zubitten kunden wir meysterlich, wen wir leyplich nodtleyden, wen wir kranck sein, da rufft man sanct Cristoffel, da sanct Barbara, da gelobt man sich zu sanct Jacob, hie unnd dar, da ist ernst gebet, gute zuvorsicht unnd alle gute art des gebettis. Aber wen wir in den kirchen sein unter der mesz, da stehn wir wie die olgotzen, wissen nichts auff tzubringen noch zuklagen, da klappern die steinn, rauschen die bletter und das maul plappert: da wirt nit mehr ausz.

Fragistu aber, was du solt fur bringen und klagen in dem gebet, bistu leicht geleret ausz den zehen gebottenn und vatter unser. Thu die augen auff, unnd sich in dein und aller Christenheit leben, besondern den geistlichen standt, so wirstu finden, wie glauben, hoffnung, lieb, gehorsam, keuscheit und alle tugent ernider ligen, allerley grawsam laster regirenn, wie es gebricht on guten predigern und prelaten, wie eytel bufen, kinder, narren unnd weyber regieren, da wirstu findenn, das nodt were solchen grawsam zorn gottis mit eytel bluts threnen alle stund on unterlasz zubitten in aller welt. Unnd ist[240] yhe war, das noch nie grosser nodt gewesen ist zubiten, dan zu disser zeit und fort mehr bisz auffs end der welt. Bewegenn dich solche grausam gebrechen nit tzu jamer und klag, so lasz dich dein stand, ordenn, gute werck odder gebet nit vorfurenn, es wirt kein Christisch adder, nach art an dir seinn, du seyest wie frum du magist. Es ist aber alles vorkundet, das zu der zeit, wen got am hochsten tzornen und die Christenheit am meysten nodt leyden wurd, das den nit erfunden sollen werden furbitter und fursetzer gegen got, wie Esaias weynend sagt lxiiij. Du bist ertzornit ubir uns, und [Rand: Jes. 64, 7.] ist leyder niemandt, der auffstehe unnd halte dich. Item Ezechiel xxij. sagt: [Rand: Hes. 22, 30.] Ich hab gesucht unter yhn, ob nit yemandt were, der doch ein zaun zwischen uns machet, und stund gegen mir unnd weret mir, ich hab yhn aber nit funden, drumb hab ich meinen zorn ubir sie lassen gehen, und hab sie in der hitze meins grymes vorschlungen. Mit den wortten zeigt got an, wie er wil, das wir yhm widderstehen sollen und fureinander seinem zorn weren, wie vom Propheten Mosi offt geschrieben stet, das ehr got erhielt, das sein tzorn [Rand: 2. Mos. 32, / 11 ff.] nit uberschuttet das volck von Israel. [Rand: 4 Mos. 14, / 13 ff. 21, 7.]

Czum xv. wo wollen aber die bleyben, die nit allein solch unfal der Christenheit nit achten, nit furbitten, sondern datzu lachen, einen wolgefalle dryn haben, richtenn, affterreden, singen unnd sagen von yhrs nehsten sunden, und dorffen dennocht unerschrocken und unvorschampt in die kirchen gehn, mesz horen, gebet sprechen, und sich fur frum Christen achten unnd achten lassen? die bedurfften wol, das man zwifach fur sie bittet, wo man ein fach bittet fur die vonn yhn gerichtet, beredt und belachet werden. Disse sein auch vorkundigt zukunfftig sein durch den lincken schecher, der Christum in seinem leyden, gebrechen und nodt lestert, und durch alle die, szo Christum schmechten am creutz, da sie yhm am meisten solten geholffen haben.

O got, wie blind, Ja unsinnig sein wir Christen worden! wen wil des tzorns ein end sein, hymlischer vater? Das wir der Christenheit unfal, dafur wir zubiten vorsamlet werden in der kirchen und mesz, spotten, lestern und richten, Das macht unser tolle sinlickeit. Wen der Turck stedt, landt und leut vorterbet, kirchen vorwustet, so achten wir der Christenheit grosen schaden geschehen. Da klagen wir, bewegen kunig und fursten zum streit. Aber das der glaub untergeht, die lieb erkaltet, gottis wort nachbleibt, allerley sund uberhand nimpt, da gedenckt niemandt streitens, Ja Bepst, Bischoff, priester, geistlichen, die dyses geystlichen streytis wider dise geistliche viel mal erger Turcken solten Hertzogen, heubtleut und fenrichen sein, die sein eben selbst solcher Turcken und teuffelisches heres fursten und furgenger, wie Judas der[241] Juden, da sie Christum fiengen. Es must ein Apostel, ein Bischoff, ein priester, der besten einer sein, der Christum anhub umbtzubringen. Also musz die Christenheit auch nit den von denen, die sie beschirmen solten, vorstoret werden, unnd sie doch szo wahnwitzig bleiben, das sie dennoch den Turcken fressen wollen, und also das hausz und schaff stal da heymen selbs antzunden und brennen lassen mit schaffen und alles was drynnen ist, und nichts deste weniger dem wolff in den puschen nachgedencken. Das ist die zeit, das ist der lon, den wir vordient haben durch undankbarkeit der unendlichen gnaden, die uns Christus umbsonst erworben hat mit seinem theuren blut, schwerer erbeit und bittern todt.

Czum xvi. Sihe da, wo seinn die mussigen, die nit wissen, wie sie gutte werck thun sollen? wo sein sie, die zu Rom, S. Jacob, hyr und dar lauffen? Nym ditz einige werck der Messen fur dich, sich an deines nehsten sund unnd fal, erbarm dich seinn, lasz dichs jamernn, klags got unnd bit dafur, desselben thw vor alle ander nodt der Christennheit, besondern der ubirckeit, die got uns allen tzur untreglichenn straff unnd plage lesset szo grawlich fallenn unnd vorfuret werdenn. Thustu das mit fleysz, szo bisz gewisz, du bist der besten streyter und hertzog eyner, nit allein widder die turcken, sondern auch widder die teuffel und hellischen gwalt. Thustu es aber nit, was hulff dichs, das du alle wunder tzeichen aller heiligen thetist, und alle Turcken erwurgktist, unnd doch schuldig erfunden wurdist, als der seines nehstenn nodturfft nit geacht hette unnd dadurch widder die liebe gesundiget? Dan Christus wirt am jungsten tag nit fragen, wievil du fur dich gebeten, gefastet, gewallet, disz odder das than hast, sondern, wievil du den andern, den allergeringstenn, wol than hast. Nu sein unter den geringsten on zweiffel auch die, die in sunden und geistlicher armut, gefengnisz und notdurfft sein, der itzt gar weyt mehr sein, dan die leiplich nodt leyden. Darumb sich fur dich: unser eygene angenommene gutte werck furen uns auff und in uns selbs, das wir unser nutz und selickeit allein suchen, aber gottis gebot dringen uns zu unserm nehsten, das wir dadurch nur nutzlich sein anderen zu yhr selickeit. Gleich [Rand: Luc. 23, 34.] wie Christus am Creutz nit fur sich selb alleinn, sondern mehr fur uns bat, da ehr sprach ›Vatter, vorgib yhnen, dan sie wissen nit was sie thun‹, alszo mussenn wir auch fur einander bitten. Dar ausz mag ein yederman erkennen, wie die affter reder, frevel richter und vorachter anderer leut ein vorkeret, bosz volck sein, die nit mehr thun, dan allein schmehen die, fur die sie bittenn[242] soltenn, in wilchem laster niemandt szo tieff steckt, als eben die vil eygener gutter werck thun, und etwas besonders fur den menschen gleyssen und geacht werden umb yr schones, scheynendes wesens willen in mancherley guten wercken.

Czum Sibentzehenden hat disz gebot nach geistlichem vorstand noch vil ein hohers werck, wilchs begreifft die gantz natur des menschen. Hie musz man wissen, das ›sabbat‹ auff Hebreisch heisset feyr odder ruge. Darumb das got am siebenden tag ruget und auff horet von allen seinen wercken, die er geschaffen hatte, Gen. ij. darumb gebot er auch, das man den siebenden tag [Rand: 1. Mos. 2, 3.] solt feyren und auff horen von unsern wercken, die wir in den sechs tagen wircken, und der selb sabbat ist nu uns in den sontag vorwandelt, und die andern tage heissen werckel tage, der sontag heist ruge tag odder feyr tag odder heilig tag. Und wolt got, das in der Christenheit kein feyrtag were, dan der sontag, das man unser frawen und der heiligen fest alle auff den sontag legt, so bliebenn vil bosser untugent nach durch die erbeit der werckel tag, wurden auch die landt nit szo arm und vortzeret. Aber nu sein wir mit vielen feyrtagen geplagt zu vorterbung der seelen, leybe und gutter, davon viel zu sagen were.

Disse ruge odder auffhoren von den wercken ist zweyerley, leiplich unnd geistlich, darumb wirt dis gebot auch zweyerley vorstandenn.

Die leipliche feyr odder ruge ist, davon droben gesagt ist, das wir unser handtwerck unnd erbeit lassen anstehen, auff das wir zur kirchen uns samlen, mesz sehen, gottis wort horen und in gemein eintrechtlich bitten, wilche feyr, wie wol sie leiplich ist unnd hyn furter in der Christenheit nit gebotenn von got, wie der Apostel Col. ij. sagt ›Last euch von niemant vorpflichten zu yrgend [Rand: Col. 2, 16 f.] einem feyrtag‹ (dan dieselben sein vortzeiten figur gewesen, nu aber ist die warheit erfullet, das auch alle tag feyrtag sein, wie Isaias lxvi. sagt ›Es [Rand: Jes. 66, 23.] wirt ein feyrtag am andern sein‹, widderumb alle tag werckel tag), doch ist sie nodt und von der Christenheit vorordent umb der unvolkommenden leyen und erbeit leuten willen, das die mugen auch zum wort gottis kommenn. Dan, wie wir sehen, die priester und geistlichen halten alle tag mesz, betten alle stund und uben sich in dem wort gottis mit studiren, leszen und horen, darumb sie auch fur andere befreyet sein von der erbeit, mit tzinsen vorsorgt, und haben alle tag feyrtag, thun auch alle tag die werck des feyrtags, unnd ist yhn kein werckel tag, sondern einer wie der ander, unnd wen wir alle volkommen weren und das Evangelium kunten, mochten wir alle tage wircken,[243] szo wir wollen, odder feyren, so wir kunden: dan sehr ist itz nit nodt, noch geboten, dan allein umb des wort gottis willen zuleren und betten.

Die geistliche feyr, die got in dissem gebot furnehmlich meynet, ist, das wir nit allein die erbeit unnd handtwerck lassen anstehen, sondern vil mehr, das wir allein got in uns wirckenn lassen unnd wir nichts eygens wircken in allen unsern krefften. Wie gaht aber das zu? Das gaht alszo tzu: Der mensch, durch die sund vorterbet, hot viel boszer lieb und neygung zu allen [Rand: 1. Mos. 8, 21.] sunden, und wie die schrifft sagt Gen. viij. Des menschen hertz und syn stehn altzeit zu dem bosen, das ist hoffart, ungehorsam, tzorn, hasz, geytz, unkeuscheit etc. und summa summarum, In allem, was er thut und lessit, suchet er mehr seinen nutz, willen unnd ehr, dan gottis und seines nehsten: drumb sein alle seine werck, all sein wort, all sein gedancken, alle sein leben bosz, und nit gotlich.

Sol nu got in yhm wircken und leben, so mussen alle disse laster und boszheit erwurgt und auszgerattet werden, das hie ein ruge und auffhoren gescheh aller unser werck, wort, gedancken unnd lebenn, das hynfurt (wie [Rand: Gal. 2, 20.] Paulus Gal. ij. sagt) nit wir, sonder Christus in uns lebe, wirck und rede. Das geschicht nu nit mit sussen, guten tagen, sondern hie musz man der natur weh thun unnd weh thun lassenn. Hie hebt sich der streyt zwischen dem geist und dem fleisch: hie weret der geist dem zorn, der wollust, der hoffart, szo wil das fleisch in lust, ehren und gemach sein. Da vonn sagt [Rand: Gal. 5, 24.] sanct Paulus Gal. v. wilche unsers herrenn Christi sein, die haben yhr fleisch gecreutzigt mit seinen lastern und lusten. Hie volgen nu die gutten werck, fasten, wachen, erbeyten, davon etlich szo viel sagen und schreybenn, szo sie doch widder anfang noch ende der selben wissen: darumb wollen wir nu auch davon sagen.

Czum Achtzehenden, die feyr, das unser werck auffhorenn unnd got allein in uns wirck, wirt zweyer weysz volnbracht. Zum erstenn durch unszer eygen ubung, zum andern durch anderer und frembd ubungen odder treyben.

Unser eygen ubung sol alszo gethan und vorordenet sein, das tzum ersten, wo wir sehen unser fleisch, syn, wille, gedanckenn hyn reitzen, das wir dem [Rand: Sir. 18, 30.] selben widderstehn und nit folgen, wie der weisz man sagt Eccle. Folge nit [Rand: 5. Mos. 12, 8.] deinen begirden, und Deutron. xij. Du solt nit thun, was dich recht dunckt.[244]

Hie musz der mensch die gebet in teglicher ubung haben, die David bet, ›Herr, fur mich in deinem wege, unnd lasz mich nit meine wege gahn‹, unnd [Rand: Ps. 119, 35. / 37.] der gleichen vil, wilche alle sein begriffen in dem gebet ›Zukomme uns dein reich‹: dan der begirden sein szo vil, szo mancherley, dartzu bey weilen durch eingeben des boszen szo behend, subtil und guter gestalt, das nit muglich ist einem menschen sich selb zu regiren in seinem weg. Ehr musz hend und fusz gahn lassen, sich gottis regiment befeln, seiner vornunfft nichts trawen, wie Hieremias sagt: Herr, ich weysz, das des menschen wege sein nit in seiner [Rand: Jer. 10, 23.] gewalt. Das ist betzeiget, da die kinder vonn Israel aufz Aegipten durch die wustenhey giengen, da kein wegk, keinn speysse, kein trangk, kein behelff nit war: drumb gieng yhn got fur am tag mit einer lichten wolcken, in der nacht [Rand: 2. Mos. 13, 21.] mit einer feurigen seulen, speysset sie vom himel mit himel brot, enthielt yhre [Rand: 2. Mos. 16, 4 ff.] kleyder unnd schuh, das sie nit zurissen, wie wir lesen in den buchern Mosi. [Rand: 5. Mos. 29, 5 f.] Drumb bitten wir ›zukom dein reich, das dw uns regirist, unnd nit wir selb‹: dan nicht ferlichers in uns ist, dan unser vornunfft und wille. Und dis ist das hochst und erst werck gottis in uns, und die beste ubung, unser werck nach zulassen, der vornunfft unnd willenn muffig gahn, feyren und sich gote befelen in allen dingen, sonderlich wen sie geistlich und wol gleissen.

Czum Neuntzehendenn, Dem nachfolgen die ubung des fleysches, seine grobe, bosse lust zutodtenn, ruge und feyr machenn, die selben mussen wir mit fasten, wachen, erbeiten todten und stillen. Und aufz disem grund leren wir, wie vil und warumb wir fasten, wachen odder erbeiten sollen.

Es sein leyder viel blinder menschen, die yhr casteien, es sey fasten, wachen odder erbeitten, allein darumb ubenn, das sie meynen, es sein gute werck, das sie damit viel vordienenn, darumb faren sie daher unnd thun yhr zuweilen szo viel, das sie yhren leyb drob vorterben unnd kopff dol machenn. Noch viel blinder sein die, die das fasten nit allein nach der menige odder lenge messen, wie disse, sondern auch nach der speysze, achtens dafur, es sey vil köstlicher, wen sie nit fleisch, eyer odder puttern essen. Uber disse sein, die das fasten nach den heiligen richten und nach den tagen erwelen, der am Mitwochen, der am Sonnabent, der sanct Barbaren, der sanct Bastian und so fort an. Disse alle sampt suchen nit mehr in dem fastenn, dan das werck an yhm selbs: wen sie das gethan haben, meynen sie, es sey wolthan. Ich wil hie schweygen, das etlich also fasten, das sie sich dennoch vol sauffen, etlich szo reichlich mit fischen und anderen speysen fasten, das sie vil nehrer[245] mit fleisch, ehern und puttern zukemen, dartzu viel besser frucht der fasten ubirkemen. Dan solche fasten ist nit fasten, sondern der fasten und got spotten.

Darumb lasz ichs geschehn, das yhm ein iglicher erwele tag, speysz, menge zufasten, wie ehr wil, szo fern, das ers nit da lasse bleyben, sondern hab achtung uff sein fleisch: wievil dasselb geyl und mutwillig ist, so vil lege ehr fastenn, wachen unnd erbeit drauff, und nit mehr, es habe gebotten bapst, kirchen, Bischoff, beichtiger odder wer do wil. Dan der fasten, des wachens, der erbeit masz unnd regel szol yhe niemandt nehmen an der speysz, menge odder tagen, sondern nach abgang odder zugang der fleischlichen lust und mutwillens, umb wucher willen allein, sie zu todten und dempfen, das fasten, wachen, erbeit eingesetzt ist: wo die selbe lust nit were, so gulte essen so vil als fasten, schlaffen szo vil als wachen, mussig sein so vil als erbeyten, und were eins szo gut als das ander, on alle unterscheydt.

Czum xx. Wo nu yemandt fundt, das vonn fischen mehr mutwillens in seinem fleisch, dan von eyern und fleisch, sich erhub, sol er fleisch und nit fisch essenn. Widderumb, so ehr befundt, das yhm der kopff wust und dol odder der leyb und magen vorterbet wurd von fasten, odder nit nodt ist noch darff, tzu todten seinen mutwillen im fleisch, sol ehr das fasten gantz lassen anstehen, und essen, schlaffen, mussig gehen, szo viel yhm nodt ist tzur gesuntheit, unangesehen, ob es sey wider der kirchen gebot odder ordens und stend, gesetze: dan kein gebot der kirchen, kein gesetz einiges ordens mag das fasten, wachen, erbeitten hoher setzen odder treyben, dan so viel und weit es dienet, das fleisch und seine lust zudempffen odder todten. Wo ditz tzil wirt ubergangen, und das fasten, speysz, schlaffen, wachen hoher trieben, dan das fleisch leyden mag odder tzur todtung der lust nodt ist, unnd do mit die natur vorterbt, kopff zubrochen wirt, do nehm yhm niemandt fur, das er gut werck than habe, odder sich mit der kirchen gebot odder ordens gesetz entschuldige. Er wirt geacht werden, als der sich selb vorwarlost und, szo viel an yhm ist, sein selbs eigen morder worden: dan der leyp ist nit darumb geben, yhm sein naturlich leben odder werck zutodten, sondern allein seinen mutwillen zutodtenn, es were dan, das der mutwil so starck und grosz were, das yhm an vorderben und schaden naturlichs lebens nit mocht gnug widderstanden werdenn, dan, wie gesagt, in ubungen des fastens, wachens, erbeit sol man das aug nit haben auff die werck an yhn selbs, nit auff die tage, nit auff die menge, nit auff die speisse, sondern allein auff den mutigen unnd geylen Adam, das dem der kutzel dadurch erweret werde.[246]

Czum xxi. Ausz dem mugen wir ermessenn, wie weiszlich odder nerrisch thun etliche weiber, wenn sie schwanger gahn, unnd wie man mit den krancken sich halten sol: dan die nerrinnen am fasten szo hart hangen, das sie ehr der frucht und yhr selbs grosse ferlickeit wagen, ehr sie nit mit andern gleich fasten solten, machen yhn gewissen, da kein ist, unnd da sie ist, machen sie keine. Das ist alles der prediger schult, das man das fasten szo einhyn plaudert, unnd seinen rechten prauch, masz, frucht, ursach und end nymmer antzeigt. Also solt man die krancken lassen essen unnd trincken alle tag, was sie nur wolten, und kurtz umb, wo auffhoret mutwil des fleisches, da hat schon auff gehoret alle ursach tzu fasten, wachen, erbeyten, disz odder das zuessen, und ist gantz kein gebot mehr da, das da bindet.

Widderumb sol man sich fursehen, das nit ausz disser freyheit wachs ein nachlessige faulheit, den mutwillen des fleisches zu todten, dan der schalckhafftige Adam gar listig ist yhm selb urlaub zusuchen und des leybs odder heubtis vorterben furgeben, wie etlich hinein plumpen und sagen, es sey nit not noch gebotten, zufasten odder casteienn, wollen dis und das essen on schewel, gerad als hetten sie sich langetzeit mit fasten sehr geubt, so sies doch nie vorsucht haben.

Nit weniger sollen wir uns fur ergernisz hutten bey denen, die, nit gnug vorstendig, fur grosz sund achten, szo man nit auff yhre weyse mit yhn fastet odder ysset. Hie sol man sie gutlich unterrichten, unnd sie nit frech vorachten odder yhn zu trotz essen disz odder das, sondern antzeigen ursach, warumb es szo billich geschehe, und sie auch also mit muszen in den selben vorstand furen: wo sie aber halstarck sein und yhn nit lassen sagen, sol man sie lassen faren unnd thun wie wir wissen das recht ist.

Czum xxij. Die andere ubung, die uns ubirfellet von andern, ist, wen wir von menschen odder teuffeln werden beleydigt, so uns gut genommen, der leib kranck, und ehr genommen wirt, und alles das uns zu tzorn, ungedult und unruge mag bewegen. Dan gottis werck, wie es in uns regirt noch seiner weiszheit, und nit unser vornunfft, und noch seiner reinickeit und keuscheit, nit unsers fleisches mutwillenn, dann gottis werck ist weiszheit unnd reinickeit, unser werck ist torheit unnd unreinickeit, die sollen seyrenn. Alszo sol es auch in uns regirenn noch seinem frid, unnd nit unszer tzorn, ungedult unnd unfrid: dan frid ist auch gottis werck, ungedult ist unszers fleysches werck, das sol feyrenn unnd todt seinn, das alszo allenthalbenn wir feyrenn ein geistlichenn feyrtag, unser werck mussig gehn unnd got in uns wircken lassen.[247]

Drumb, solche unsere werck und den Adam zu todten, Schickt uns got uber denn hals vil anstosz, die uns zu tzorn bewegen, vil leydenn, die tzu ungedult reitzenn, tzu letzt auch den todt unnd schmach der welt, damit er nichts anders sucht, dann das er zorn, ungedult und unfrid ausztreib, und zu seinem [Rand: Jes. 28, 21.] werck, das ist zum frid, in uns komme. Also spricht Isaias xxviij. Er nympt sich eins frembden werckes an, auff das er zu seinem eygen werck komme. Was ist das? Er schickt leyden und unfrid zu, auff das er lere uns gedult und frid haben, er heisset sterben, auff das ehr lebendig mache, szo lange bisz der mensch, durch ubet, so fridsam und stil werde, das er nit bewegt werde, es gehe yhm wol odder ubel, ehr sterb odder lebe, ehr werd geehret odder geschendet: da wonet dan got selb allein, da sein nymmer menschen werck, das heisset dan den feyrtag recht gehalten und geheiliget, da furet der mensch sich selb nit, da lustet yhm selb nit, da betrubt yhn nichts, sondern got furet ihn selber, eitel gotliche lust, freud und frid ist da mit allen andern wercken und tugenden.

Czum xxiij. Disse werck achtet er szo grosz, das er den feyrtag nit allein gebeut zuhalten, sondern auch heiligen odder heilig achten, damit ehr antzeigt, das nit kostlicher ding sey, dan leyden, sterben und allerley ungluck, dan sie sein heyligthum und heiligen den menschen von seinen wercken zu gottis wercken, gleich wie ein kirch wirt von naturlichen wercken zu gottisdiensten geweyet. Drumb sol er sie auch erkennen fur heyligthum, fro werden und got dancken, szo sie yhm kommen: dan wen sie kummen, szo machen sie yhn heilig, das er dis gebot erfullet und selig wirt, erlosen von seinen sundlichen wercken. Also [Rand: Ps. 116, 15.] spricht David: Der tod seiner heiligen ist ein kostlich ding fur seinen augen.

Und auff das er uns da zu sterckt, hat er uns nit allein solch feyr gebotten (dan die natur stirbt unnd leydet gar ungern, und ist ein bitter feyrtag, yhrer werck mussig und tod sein), sondern hat uns in der schrifft mit manchfeltigen [Rand: Ps. 91, 15.] worten getrostet, und lassen sagen psal. xc. Ich bin bey yhm in allem [Rand: Ps. 34, 20.] seinem leyden unnd wil yhm erausz helffen. Item psal. xxxiij. Der her ist nahe allen den leidenden und wirt yhn helffen.

Daran nit gnug, hat er ein krefftig, starck exempel dartzu geben, seinen einigen lieben sunn Jesum Christum, unsern hern, der hat am sabbat den gantzenn feyrtag gelegen ledig aller seiner werck und der erst dises gebot erfullet, wie wol an nod fur yhn selbs, allein uns zu trost, das wir auch in allem leyden und sterben stil sollen sein und frid habm, angesehen, das, wie Christus, nach seiner ruge unnd feyer aufferweckt, nu fort mehr allein in got und got in ym lebt, alszo wir auch durch todtung unsers Adam, wilchs volkomlich[248] nit geschicht, dan durch der natur todt und begraben, werden wir erhaben in got, das got in uns leb unnd wirck ewiglich. Sich, das sein die drey stuck des menschen, die vornunfft, die lust, die unlust, darinne alle seine werck gahn: die mussenn alszo durch disse drey ubung, gottis regirung, unszer eygenn casteyung, andere beleydigung, erwurgt werden, und also geistlich gotte feyern, yhm zu seinen werckenn einrewmen.

Czum xxiiij. Solche werck aber und leydenn sollen ym glauben und guter zuvorsicht gotlicher huld geschehen, auff das, wie gesagt ist, alle werck im ersten gebot und glauben bleyben, und der glaub sich in den selben ube unnd sterck, umb wilchs willenn alle ander gebotte und werck gesetzt sein. Drumb sich, wie ein hubscher guldener rinck ausz dissen drehen gebotten unnd yhren wercken sich selber macht, und wie ausz dem ersten gebot und glauben fleust das ander bisz ynsz drit, und das drit widderumb treibt durch das ander bisz in das erst. Dan das erst werck ist glauben, ein gut hertz und zuvorsicht zu got haben. Ausz dem fleust das ander gute werck, gottis namen preysen, seine gnad bekennen, yhm alle ehre geben allein. Darnach folget das drit, gottis dienst uben mit beten, prediget horen, tichten und trachten gottis wolthat, dartzu sich castehen und sein fleisch zu zwingen.

Wan nu der bosse geist solchen glaubenn, gottis ehre unnd gottis dienst zu gewar wirt, so tobet er und hebt an die vorfolgung, greifft an leyb, gut, ehre und leben, treibet auff uns kranckheit, armut, schande und sterben, das got alszo vorhengt und vorordenet. Sich, da hebt sich das ander werck oder die ander feyr des dritten gebotis, da durch wirt der glaub fast hoch vorsucht, wie das golt ym fewr: dann es ist ein grosz dinck, eine gute zuvorsicht [Rand: Sir. 2, 5.] zu got erhalten, ob er schon den tod, schmach, ungesuntheit, armut zufuget, [Rand: 1. Petr. 4, 12.] und in solchem grawsamen bild des tzorns yhn fur den allergutigisten vatter halten, wilchs musz geschehen in dissem werck des drittenn gebottis. Da dringet dan das leyden den glauben, das er gottis namen musz anruffen und loben in solchen leyden, und kumpt also durch das drit gebot widderumb in das ander, unnd durch dasselb anruffen gotlichs namen und lob wechst der glaub, und kumpt in sich selb, unnd sterckt also sich selb durch die zwey werck des dritten und andern gebottis, und alszo geht er ausz in die werck unnd kumpt widder durch die werck zu sich selb, gleich wie die son auffgeht bisz an den nidergang und kompt wider bisz zu dem auffgang. Drumb wirt in der schrifft [Rand: Ps. 19, 7.] der tag zu geeyget dem fridlichen leben in den werckenn, die nacht dem leydenden leben in der widderwertickeit, und der glaub also in beyden lebt und wirckt, auszgeht und eingeht, wie Christus Johan. ix. sagt. [Rand: Joh. 9, 4.][249]

Czum xxv. Disse ordnung der gutten werck bitten wir ym vatter unser. Das erst ist, das wir sagen ›vater unser, der du bist ym himel‹, wilchs sein wort des ersten wercks des glaubens, der lauts des ersten gebots nit zweyffelt, er hab einen gnedigen got und vatter ym hymel. Das ander ›dein name sey heilig‹, darinnen der glaube begeret, gottis namen, lob und ehre gepreysset werden, und den selben anruffet in aller nodturfft, wie das ander gebot lautet. Das dritte ›zukomme deinn reich‹, darinnen wir den rechten sabbat und feyr, stille ruge unserer werck, bittenn, das allein gottis werck in uns [Rand: Luc. 17, 21.] sey und also got in uns als in seinem eigen reich regire, wie er sagt: Nemet war, gottis reich ist nyrgen den in euch selb. Das vierd gebet ›dein wille geschehe‹, darinnen wir bittenn, das wir die siben gebot der andern taffeln halten und haben mugen, in wilchen auch der glaub geubt wirt gegen dem nehsten, gleich wie er in dissen dreyen geubt ist in wercken allein gegen got. Und das sein die gebet, da das wortlein ›du, dein, dein, dein‹ innen stet, das die selben nur suchen, was got angehoret: die andern sagenn alle ›unszer, unsz, unsern etc.‹ dan wir bitten unser gutter und selickeit.

Und das sey von der erstenn taffel Mosi geschwetzt unnd grob uberhyn den einfeltigen die hochsten gute werck angetzeigt.

Quelle:
Martin Luther: Werke. 120 Bände, Band 6, Weimar 1888 ff., S. 229-250.
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