[55] Hugo. Otto.
OTTO.
Nun, Herr Hugo, bist du heim?
HUGO scherzend.
Ja, Don Otto! Wie du siehest.
OTTO.
Spottest du des deutschen Namen,
Den der span'sche Knabe führt?
Du hast recht. Auch mir gefällt
Er nicht sonderlich. Ich möchte
Karlos, wie mein Vater heißen!
[55] Seine Mutter, sagt Elvire,
Wollte, daß ich Otto hieße.
Otto? – Nun, 's ist nicht zu ändern;
Hugo lautet übler noch.
Aber Eines könntest du
Mir zum Troste wohl erlauben.
HUGO.
Wenn dir's gut ist, gern. Was ist's?
OTTO.
Laß mich wieder Kleider tragen,
Wie man sie am Ebro trägt.
HUGO.
Nein, mein Kind, das ist gefährlich,
Hier ist's kalt; auch würde man
Nur des fremden Putzes lachen.
OTTO.
Nicht doch! Sieh den Fremden nur –
HUGO.
Welchen Fremden?
OTTO.
Der gekommen
Kurz vor dir, durch Frost und Wetter.[56]
Hat man dir's noch nicht erzählt?
HUGO.
Nein.
OTTO.
Nun, siehst du, niemand lachet
Ueber diesen alten Mann;
Und doch trägt er seines Landes
Leichte Tracht auch hier. – Er ähnelt
Meinem Vater d'rinn.
HUGO.
Er ist
Spanier?
OTTO.
Ei, ja wohl!
HUGO dringend.
Wie heißt er?
OTTO.
Ihn zu fragen, hat die Mutter
Streng verboten; ungefragt
Aber hat er mir gesagt,
Daß er ist aus uns'rem Land,
Und der Mutter anverwandt.[57]
Alles kennt er in Tortosa,
Und beschrieben hat er mir
Meine Tante, Donna Rosa,
Wie sie leibt und lebt, und –
Lächelnd.
schmält.
Sicher wird er dir gefallen.
HUGO vor sich.
Schwerlich – Hm! Warum just heut?
Dieser Tag ist nicht der beste,
Einen Spanier zu empfangen.
OTTO.
Er ist gut und trägt Verlangen
Dich zu sehen. Soll er kommen?
HUGO.
Nein, noch nicht! Bis ich vernommen
Von Elviren –
Buchempfehlung
Nachdem Musarion sich mit ihrem Freund Phanias gestrittet hat, flüchtet sich dieser in sinnenfeindliche Meditation und hängt zwei radikalen philosophischen Lehrern an. Musarion provoziert eine Diskussion zwischen den Philosophen, die in einer Prügelei mündet und Phanias erkennen lässt, dass die beiden »nicht ganz so weise als ihr System sind.«
52 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
442 Seiten, 16.80 Euro