Dritte Scene.

[55] Hugo. Otto.


OTTO.

Nun, Herr Hugo, bist du heim?

HUGO scherzend.

Ja, Don Otto! Wie du siehest.

OTTO.

Spottest du des deutschen Namen,

Den der span'sche Knabe führt?

Du hast recht. Auch mir gefällt

Er nicht sonderlich. Ich möchte

Karlos, wie mein Vater heißen!

[55] Seine Mutter, sagt Elvire,

Wollte, daß ich Otto hieße.

Otto? – Nun, 's ist nicht zu ändern;

Hugo lautet übler noch.

Aber Eines könntest du

Mir zum Troste wohl erlauben.

HUGO.

Wenn dir's gut ist, gern. Was ist's?

OTTO.

Laß mich wieder Kleider tragen,

Wie man sie am Ebro trägt.

HUGO.

Nein, mein Kind, das ist gefährlich,

Hier ist's kalt; auch würde man

Nur des fremden Putzes lachen.

OTTO.

Nicht doch! Sieh den Fremden nur –

HUGO.

Welchen Fremden?

OTTO.

Der gekommen

Kurz vor dir, durch Frost und Wetter.[56]

Hat man dir's noch nicht erzählt?

HUGO.

Nein.

OTTO.

Nun, siehst du, niemand lachet

Ueber diesen alten Mann;

Und doch trägt er seines Landes

Leichte Tracht auch hier. – Er ähnelt

Meinem Vater d'rinn.

HUGO.

Er ist

Spanier?

OTTO.

Ei, ja wohl!

HUGO dringend.

Wie heißt er?

OTTO.

Ihn zu fragen, hat die Mutter

Streng verboten; ungefragt

Aber hat er mir gesagt,

Daß er ist aus uns'rem Land,

Und der Mutter anverwandt.[57]

Alles kennt er in Tortosa,

Und beschrieben hat er mir

Meine Tante, Donna Rosa,

Wie sie leibt und lebt, und –


Lächelnd.


schmält.

Sicher wird er dir gefallen.

HUGO vor sich.

Schwerlich – Hm! Warum just heut?

Dieser Tag ist nicht der beste,

Einen Spanier zu empfangen.

OTTO.

Er ist gut und trägt Verlangen

Dich zu sehen. Soll er kommen?

HUGO.

Nein, noch nicht! Bis ich vernommen

Von Elviren –


Quelle:
Adolph Müllner: Dramatische Werke. Band 2, Braunschweig 1828, S. 55-58.
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