[95] In Prag. Der Garten des kaiserlichen Palastes. Rechts eine Laube, links ein Observatorium. Vor demselben ein geräumiger Erker mit Kepplers Schreibtisch, Stuhl und astronomischen Gerätschaften. Lucifer als Kepplers Famulus auf dem Erker. Im Garten lustwandeln gruppenweise Höflinge und Damen, unter ihnen Eva, als Barbara, Kepplers Gattin. Kaiser Rudolf steht mit Adam, als Keppler, in Gespräch vertieft. Im Hintergrunde brennt der Scheiterhaufen eines Ketzers. Abend, später Nacht. Zwei Höflinge im Vordergrunde vorübergehend.
ERSTER HÖFLING.
Wer ist das wieder, dem dort eingeheizt wird,
Ein Ketzer oder eine Hexe?
ZWEITER HÖFLING.
Weiß ich's!
Es ist schon längst nicht Mode mehr hiefür
Sich zu interessieren; nur die Hefe
Des Volkes drängt sich um den Scheiterhaufen.
Selbst diese jauchzet nicht mehr vor Entzücken,
Schaut schweigsam zu und murrt in sich hinein.
ERSTER HÖFLING.
Dergleichen war zu meiner Zeit ein Fest,
Da war der Hof, der Adel stets zugegen.
Ach so entarten gute alte Sitten!
Gehen vorüber.
LUCIFER.
Gar wohl thut's Feuer an so kühlem Abend.
Fürwahr es hält mich ziemlich lang' schon warm,[95]
Doch fürcht' ich, daß es bald verlöschen wird.
Und nicht durch männlichen Entschluß erstickt,
Nur weil in jetziger gleichgült'ger Zeit
Sich niemand finden wird, der auf die Glut
Ein frisches Holzscheit würfe; und ich kann
Dabei erfrieren. Aber eines großen
Gedankens Fall ist immer ja so kleinlich.
Ab ins Observatorium. Rudolf und Adam treten in den Vordergrund.
RUDOLF.
Nun Keppler, stelle mir mein Horoskop.
Ich hatte einen bösen Traum heut' Nacht,
Und bin besorgt, in was für Konjunkturen
Mein Stern sich neuerlich befinden mag.
Schon vorigesmal trat in seinem Hofe
Ein Zeichen auf von schlimmer Vorbedeutung,
Beim Sternenhaupt der Schlange.
ADAM.
Soll geschehn,
Mein Herr und Kaiser, wie du es befiehlst.
RUDOLF.
Wenn nur einmal die climacter'schen Tage
Vorüber sind, dann gehn wir neuerdings
An unser großes Werk, das neulich uns
Um keinen Preis gelingen wollte. Habe
Aufs neue wieder Hermes Trismegistus,
Synesius, Albertus, Paracelsus,
Den Schlüssel Salomons und andre Werke
Durchblättert, bis ich d'raufkam, wo der Fehler
Sich vorigesmal eingeschlichen hat.
Als König Graubart wir genug erhitzten,
Erschien der Rabe und der rote Leu;
D'rauf hat von zwei Planeten gleich beeinflußt,
Der Mercurius duplex sich entwickelt
Und auch der Erze Weisheitssalz gesetzt.
Das nasse Feuer und das trock'ne Wasser[96]
Verfehlten wir jedoch, und deshalb konnte
Die heil'ge Hochzeit nicht zustande kommen,
Dies glorreich herrliche Ergebnis, welches
Dem Greise Jugend in die Adern flößt,
Und Grauerz in Edelmetall verwandelt.
ADAM.
Verstehe, hoher Herr!
RUDOLF.
Noch auf ein Wort!
Bei Hofe ist ein bös' Gerücht in Umlauf,
Daß du den neuen Lehren dich ergeben,
Und der kathol'schen Kirche heil'ge Dogmen
Bekrittelst: ja sogar gerade jetzt,
Wo deine Mutter böser Hexerei
Bei zichtigt im Kerker sitzt, dich sehr
Verdächtig machst, indem du aus der Hast
Sie unermüdlich zu befreien strebst.
ADAM.
O Majestät! Ich bin ja doch ihr Sohn!
RUDOLF.
Die Kirche, das ist deine wahre Mutter.
Laß doch die Welt mein Sohn, sie ist ganz gut
So wie sie ist, such nichts an ihr zu bessern.
Hab' ich dich nicht mit Gnaden überhäuft?
Du weißt recht gut, dein Vater war nur Schenkwirt,
Doch stellt' ich deinen Adel außer Zweifel,
Was nicht geringe Mühe mich gekostet.
Ich hab' dich in des Thrones nächste Nähe
Erhoben. So gewannst du nur die Hand
Der schönen Barbara. Darum ermahn' ich
Dich wiederholt, sei auf der Hut mein Sohn!
Ab.
Adam bleibt in Gedanken versunken bei den Stufen seines Erkers stehen. Zwei Höflinge in den Vordergrund tretend.
[97]
DRITTER HÖFLING.
Schau, wie der Astronom schon wieder grübelt!
VIERTER HÖFLING.
Den Ärmsten quälet ohne Unterlaß
Die Eifersucht. Umsonst, er kann sich nicht
In seine jetzige Umgebung schicken,
Der Bauer schlägt ihm allmal ins Genick.
DRITTER HÖFLING.
Er kann's nicht fassen, daß ein echter Ritter,
Der seine Dame göttergleich verehrt,
Sein Blut allzeit bereit ist zu vergießen,
Wagt's einer ihre Tugend zu verleumden.
In Huldigung mutmaßt er Nebenzwecke.
EVA schließt sich mit einer andern Gruppe den beiden Höflingen an und klopft lachend dem zweiten Höfling mit ihrem Fächer auf die Schulter.
Ach geh' du Schalk von einem Ritter! Gnade!
Um Gottes willen! Über deine Späße
Muß man sich ja zu Tode lachen. Schau,
Wie schrecklich ernsthaft die zwei Herren sind.
Am Ende hat auch euch schon der verwünschte
Unstäte Geist der Neuerung erfaßt?
Dann aber geht nur aus den Augen mir!
Die Gattung Leute find' ich unausstehlich,
Die mit vergällter trüber Lebensansicht
Uns diese sanfte Welt voll Glanz mißgönnen,
Und unzufrieden über neues brüten.
DRITTER HÖFLING.
Uns trifft der Vorwurf nicht, verehrte Dame!
Wer sehnte sich in diesem Kreis' nach Änd'rung?
ERSTER HÖFLING.
Wenn ich nicht irre, stehet dort ein Mann
Mit diesen finstern Zeichen auf der Stirne.[98]
EVA.
Mein Mann, der Arme? – Ach, um Gottes willen!
Verschont ihn mit so gräßlichem Verdacht
Vor mir, die ich an ihn durch heil'ge Bande
Gekettet bin. Er ist ja krank, – sehr krank.
ZWEITER HÖFLING.
Krankt er vielleicht an diesen schönen Augen?
DRITTER HÖFLING.
Ha, sollte er, was niemand sich erkühnt,
Mit eifersüchtigem Verdacht dich kränken?
Ich schleudert' als dein Ritter dem Verweg'nen
Mit Freuden meinen Handschuh ins Gesicht.
Sie gelangen indessen zu Adam.
Wie gut, daß wir uns treffen. Dieser Tage
Will ich auf meine Güter reisen, Meister!
Möcht' wissen, was für Wetter wir bekommen?
ERSTER HÖFLING.
Und ich erführe gerne, ob mein Söhnlein
Auch unter einem guten Stern geboren?
Verwichne Nacht um Zwölfe kam 's zur Welt.
ADAM.
Bis morgen früh wird beides fertig sein.
VIERTER HÖFLING.
Es bricht schon alles auf, komm, geh'n wir auch!
DRITTER HÖFLING.
Wir sind an eurer Treppe, meine Dame,
Ich wünsche wohl zu ruhen, gute Nacht!
Flüsternd.
In einer Stunde .....
EVA flüsternd.
Rechts in jener Laube ....
Laut.
Ihr Herren, gute Nacht! Komm, lieber Mann!
[99] Alle gehen fort. Adam und Eva auf den Erker. Adam sinkt in einen Lehnstuhl. Eva steht vor ihm. Es wird immer dunkler.
EVA.
Ich brauche Geld, Johannes!
ADAM.
Ach, ich habe
Nicht einen Heller! Alles gab ich dir schon.
EVA.
Soll ich denn also immer nur entbehren?
Die andern Damen glänzen wie die Pfauen,
Kann kaum mich unter ihnen sehen lassen.
Wahrhaftig wenn ein und der andre Höfling
Vertraulich lächelnd in das Ohr mir flüstert,
Die Königin von allen sei doch ich:
Schäm' ich mich deiner, der die Königin
In ihren Hofkreis so armselig hinstellt.
ADAM.
Ei plage ich mich denn nicht Tag und Nacht?
Ja ich begehe schmählichen Verrat
An meinem besten Wissen deinetwegen.
Ich schände freventlich die keusche Wahrheit,
Indem ich hirnverbrannte Horoscope
Und Wetterprophezeiungen verfert'ge.
Verheimliche, was klar erfaßt mein Geist,
Und künde laut, was ich für falsch erkannt.
Muß vor mir selbst erröten, denn ich bin
Weit schlechter noch als die Sibyllen waren,
Die selbst dran glaubten, was sie prophezeiten,
Während ich weiß, daß meine Weissagungen
Nichts sind als grobe Übertölpelung.
Und dennoch gebe ich mich her dazu,
Um deine Launen zu befriedigen.
Wozu verwend' ich dieses Sündengeld?
Für mich brauch' ich von Gottes weiter Welt
Nichts als die Nacht und ihre blanken Sterne,[100]
Nichts als die sanfte Harmonie der Sphären,
Das Übrige ist alles, alles dein.
Wenn aber die Schatzkammer Kaiser Rudolfs
Meist leer ist, und bloß erst auf vieles Bitten
Und Betteln höchst unordentlich gezahlt wird.
Auch das bekommst du, was ich morgen kriege,
Und du bist undankbar, das thut mir weh!
EVA weinend.
Du wirfst mir vor, was du für Opfer bringst.
Und hab' ich dir nicht auch genug geopfert,
Als ich, vornehmer Leute Kind, mein Schicksal
An deinen zweifelhaften Rang geknüpft?
Kamst du nicht erst durch mich in bess're Kreise?
Das, Undankbarer, kannst du doch nicht leugnen!
ADAM.
Ist Geist und Wissen zweifelhaften Ranges?
Der Lichtstrahl, der aus heiterm Himmel sich
Mir auf die Stirn' gesenkt, von dunkler Abkunft?
Wo giebt es wahren Adel außer diesem?
Was ihr so nennt, ist ein zerbrechliches,
Schon halbverfall'nes Götzenbild, woraus
Der Geist entwichen ist, mein Adel aber
Bleibt ewig jung, voll Kraft. Weib, wenn du mich
Verstehen könntest, wenn in deiner Brust
Auch eine Seele wohnte, so verwandt mir,
Wie ich bei deinem ersten Kuß geglaubt;
Setztest du deinen Stolz in mich, und suchtest
Das Glück nicht außer mir in fremden Kreisen,
Tischtest nicht alles, was so süß in dir,
Der Außenwelt auf, und verspartest nicht
Das Bitt're stets nur für den eig'nen Herd.
Weib, wie unendlich hab' ich dich geliebt!
Auch jetzt lieb' ich dich noch, doch bitt'rer Stachel
Drang mit der Liebe Honig mir ins Herz.
Mich schmerzt zu seh'n, wie edel sich dein Sinn
Gestaltet hatte, könntest Weib du sein.
Ach, dein Verhängnis hat dich ruiniert,[101]
Das in dem Weibe nur noch einen Abgott
Aufrechterhält, wie es die Ritterzeit,
Gleich einer wahren Gottheit hochgehalten!
Doch damals hat man wirklich dran geglaubt,
Das waren große Zeiten; jetzt glaubt niemand,
Die heut'ge Zeit ist gar zu zwergenhaft,
Und die Abgötterei verhüllt nur Laster.
Ich würd' auf Scheidung dringen, riß das Herz
Mir aus der Brust; und thät' es noch so weh,
Vielleicht wär' ich dann ruhiger. Auch du
Lebtest getrennt von mir wohl glücklicher.
Doch da ist die unanfechtbare Ordnung,
Die unumstößliche Auctorität,
Das Wort der Kirche wieder; und so müssen
Wir in Geduld ausharren miteinander,
Bis uns des Grabes ew'ge Rast erlöst.
Läßt sein Haupt in die Hand sinken, Eva streichelt ihn gerührt.
EVA.
Nun mein Johannes, nimm's nicht gar so traurig,
Wenn hie und da ich dies und jenes sage;
Ich wollte dich nicht kränken. Aber sieh',
Der Hof ist gegen mich so sonderbar,
Vom Hof' die Damen sind so stolz, so spöttisch,
Was soll ich Ärmste ihren Launen trotzen?
Nicht wahr, 's giebt keinen Groll mehr zwischen uns?
Nun gute Nacht! vergiß das Geld nicht morgen!
Geht die Stufen hinab in den Garten.
ADAM.
Welch' wunderlich Gemisch von Gut und Böse
Ist doch das Weib, gebraut aus Gift und Honig!
Warum bestrickt's uns dennoch? weil das Gute
Ihm eigen ist, indessen seine Fehler
Der Zeit, die es geboren, angehören.
He Famulus!
Lucifer kommt mit einer Studierlampe und stellt sie auf den Tisch.
LUCIFER.
Zu Diensten, Meister![102]
ADAM.
Brauche
Nativität und Wetterprophezeiung,
Mach mir sie schleunigst.
LUCIFER.
Selbstverständlich glänzend;
Wer kaufte für sein Geld die nackte Wahrheit?
ADAM.
Doch allzugrellen Unsinn mußt vermeiden.
LUCIFER.
So krassen Unsinn könnt' ich kaum erfinden,
Daß es die Eltern unwahrscheinlich fänden.
Ist nicht ein jeder neugebor'ne Sprößling
Ein Messias, ein Leuchtstern voll Verheißung,
Neu aufgegangen der Familie?
Und wird erst später zum gemeinen Bengel!
Schreibt.
Eva ist unterdessen bei der Laube angelangt, der dritte Höfling tritt ihr entgegen.
DER DRITTE HÖFLING.
Wie lang', Grausame, läßt du hier mich schmachten!
EVA.
Ist etwa dir das Opfer schon zu groß
Der kühlen Nachtluft ausgesetzt zu sein,
Indes ich einen guten edlen Mann
Schamlos betrüge, den gerechten Fluch
Des Himmels auf mich lade, mich dem Urteil
Der Welt aussetze, Ritter, dir zu Lieb!
HÖFLING.
Des Himmels Fluch, der Welt Urteil ach, dringt nicht
In das Geheimnis dieser dunklen Laube!
ADAM in Gedanken.
Ich wünschte ein Zeitalter, ohne Kämpfe,[103]
Wo das gewohnte ebene Geleise
Der eingewurzelten Gesellschaftsordnung,
Dies Vorurteil, durch alten Brauch geheiligt,
Niemand berührt, wo still ich ruhen kann
Und mir vergönnt ist, mit gleichgilt'gem Lächeln
Die Heilung meiner Wunden abzuwarten,
So mannigfache Kämpfe mir geschlagen.
Es kam die Zeit. Was nützet's, wenn in dieser
Keuchenden Brust die rege Seele lebt,
Dies peinigende heilige Vermächtnis,
Das dem thörichten erdgebannten Menschen
Aus dem verlor'nen Himmelreich verblieb,
Die sich nach Thaten sehnt, die nimmer Ruh' giebt,
Und rastlos unermüdlich gegen träges
Genießen ankämpft. Famulus, heda,
Schaff' Wein herbei, ich zittere vor Kälte!
Nüchterne frost'ge Welt das, muß fürwahr
Ein Übriges thun um sie anzufeuern.
Nur so kann wer in der Pygmäenzeit sich
Begeistern und dem Unflat rings entrücken.
Lucifer bringt Wein, Adam schenkt sich wiederholt ein und trinkt fort bis ans Ende der Scene.
O öffne, öffne mir, endloser Himmel,
Dein heiliges geheimnisvolles Buch!
Geht über deinen ewigen Gesetzen
Mir hie und da ein Licht auf, so vergess' ich
Der Zeiten Nacht und alles um mich her.
Ja, du bist ewig, während alles andre
Vergänglich ist, ja du erhebest mich,
Wo alles andre mich nur niederdrückt!
HÖFLING.
O Barbara, könnt' ich dich mein doch nennen!
Wenn Gott so deinen Mann von hinnen riefe,
Daß er den Himmel recht begreifen möchte,
Um den er sich sein Lebenlang bemüht!
EVA.
Schweig Ritter, ich bedauerte den Armen[104]
So sehr, daß in der Sündflut meiner Thränen
Dir sicherlich kein einz'ger Kuß verbliebe.
HÖFLING.
Du scherzest.
EVA.
Nein, es ist die laut're Wahrheit.
HÖFLING.
Verstehe wer dies rätselvolle Wesen?
O Barbara, so liebst du mich ja gar nicht!
Wenn ich nun arm, verstoßen wäre, sag',
Was wärst du fähig dann für mich zu thun?
EVA.
Fürwahr, ich kann das im Moment nicht wissen.
ADAM.
Ob wohl noch eine Zeit kommt, welche diese
Gleichgültigkeit hinwegschmelzt und mit neuer
Thatkraft dem alten Kram ins Auge blickt,
Als Richter auftritt, strafet und erhebt?
Steht auf und tritt taumelnd an den Rand des Erkers.
Die nicht zurückschrickt vor gewalt'gen Mitteln,
Sich nimmer scheuet das geheime Wort
Kühn auszusprechen, welches einer mächt'gen
Lawine gleich auf der verhängnisvollen
Bahn unaufhaltsam weiterrollen wird,
Auch den zerschmetternd, der es ausgesprochen?
Man hört die Marseillaise.
Ich höre, ja ich hör' das Lied der Zukunft,
Ich fand das Wort, den hehren Talisman,
Der diese altersschwache Welt verjungt![105]
Ausgewählte Ausgaben von
Die Tragödie des Menschen
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