3.

Ein Gottesgericht

[139] Ganz am oberen Ende des Dorfes lag ein kleines Häuschen, einstöckig wie das des Köpfle-Franz, und nur mit Stroh gedeckt; aber es war sauber gehalten, und die Fenster, durch welche das Licht hinaus auf die Straße blitzte, weil die Läden noch nicht geschlossen waren, zeigten kein einziges Fleckchen, welches die Glasscheiben getrübt und verunziert hätte. So blank und reinlich wie diese waren, sah es im ganzen Stübchen aus. Die heute erst frisch gescheuerte Diele war mit grünen Tannenzweigen belegt, Tisch, Bänke und Stühle bis auf's Weiß gerieben, die Kacheln des alterthümlichen Ofens, in welchem ein lustiges Feuer knisterte, glänzten wie Email und das blecherne Kochgeschirr flimmerte wie feines Silber aus der Ecke hervor.

Dieser Nettigkeit entsprach auch das Aeußere der Frau, welche am Klöppelkissen saß und mit emsigen, geschickten Fingern die zierlichen Hülsen erklingen ließ. Sie war nicht mehr jung; zahlreiche graue Fäden durchzogen das früher dunkle Haar, aber es lag doch noch wie Jugend auf ihren weichen, regelmäßigen Zügen, und die Wangen zeigten noch immer eine leichte Röthe als den Widerschein der Jahre, die nichts von Falten und Furchen wissen. An der Wand über dem Tische hing das Bild des Heilandes in einfach vergoldetem Rahmen und ihm zu Seiten zwei[139] Köpfe, welche mit Bleistift auf gewöhnliches weißes Schreibpapier gezeichnet waren. Sie stammten von dem Köpfle-Franz und trugen in gothischen Buchstaben die Unterschrift »Karl« und »Maria«. Die Frau war die einstige Magd auf dem Dukatenhofe und hatte zu ihrer Hochzeit ihr Bild und dasjenige ihres Bräutigams von dem Gegenstande ihrer ersten Liebe als Angebinde erhalten.

Sie ließ plötzlich die Arbeit ruhen und horchte nach der Thüre. Ein Mann trat ein, der, das Alter abgerechnet, dem Bilde an der Wand auf's Haar ähnlich sah.

»Gut'n Abend, Mutterle! Da bin ich schon! Heut' ist Sonnabend und da ist die Arbeit früher alle.«

»Gut'n Abend, Vater! Ich hab' net gedacht, daß Du schon jetzt zu Haus' sein wirst. Die Erdäpfeln sind noch net ganz fertig; aber sie werd'n gleich koch'n!«

»Schad't nix! Ich schmauch derweil a wenig meine Pfeif'. Schon gut; ich bring' die Stiefeln schon ganz selber 'runter!«

Sie leistete ihm beim Ausziehen Hilfe, legte einiges Holz im Ofen nach und kehrte dann zu ihrer Klöppelei zurück. Er hatte auf der Bank Platz genommen, stopfte sich mit behaglicher Bedächtigkeit die Pfeife und blies dann den Rauch des anspruchslosen Krautes mit einer Miene von sich, welche auf einen ganz außerordentlichen Genuß schließen ließ.

»Hast's schon gehört, Marie?« frug er.

»Was denn?«

»Hm! Ich sehe es schon, Du weißt noch nix, sonst hättest Du's in den fünf Minut'n, die ich hier bin, schon längst vom Herz'n 'runter.«[140]

»Ich bin heut' gar net in's Dorf gekommen, sondern blos bis hin zum Wassertrog. Was gibt es denn so grausam Neues?«

»'S ist net blos eine, 's sind zwei Post'n, die ich bring', die eine vom Dukat'ngraf und die andere vom Pascherkönig. Denk' Dir nur, Mutter, der Dukatenbauer hat gestern Abend die Emma verspielt!«

»Verspielt?! Wie denn? So 'was ist doch gar net möglich!«

»Freilich ist's möglich! Er hat wieder 'mal mit dem Baron und dem Zettelkramer drob'n bei dem Bergwirthe gesess'n, und als das Geld alle gewes'n ist, da haben sie erst um die neue Kutsch' und nachher um die letzte Ernte und endlich um die Emma gespielt.«

»Das ist doch fast gar net zu glaub'n! Es kann doch Niemand sein eigen Kind verspiel'n!«

»Das kommt nur d'rauf an, wie's ausgemacht ist. Der Zettelkramer hat die Kutsch, der Bergwirth die Ernte und der Baron die Emma, die nun seine Frau werd'n muß.«

»Mein Gott, das arme Kind kann mich grad' dauern. Von so einem gotteslästerlichen Handel hat man doch noch niemals nix gehört! Ich bin nur begierig, wie lange der Heinrich es noch treib'n wird! Nun hat er doch geprahlt mit seiner Staatskaross'! Und die Ernte, die ganze, mühsame Ernte! Was er gehabt hat, das muß doch nun bald alle sein, und man möchte sich nur wundern, wo er's noch immer hernimmt!«

»Ja, man glaubt's aber auch net, was in so 'nem[141] Gute Alles steckt! Man soll Niemanden 'was Böses gönnen, aber wenn's mit Dem ein Ende nimmt, so hat er's selbst verschuldet und vielleicht auch verdient.«

Sie nickte zustimmend und mit ernster werdendem Gesicht. Noch niemals war ein Wörtchen über ihre Lippen gekommen, aber sie wußte, daß an jenem für den Köpfle-Franz verhängnißvollen Abende der junge Bauer nicht mehr im Hause gewesen war, sie hatte ihn mit dem Gewehre fortgehen sehen, und doch war er gleich da gewesen, als das Unglück geschehen war. Damals hatte es eine schwere Zeit für sie gegeben; aber sie wollte jetzt nicht daran denken und frug darum:

»Und die andere Neuigkeit?«

»Auf dem Pascherkönig seinen Kopf sind dreihundert Thaler Prämie gesetzt word'n. Denk Dir's nur, wenn man sich die verdienen könnt'!«

»Den fang'n sie net, sonst hätt'n sie ihn schon längst. Kein Mensch weiß, wer er eigentlich ist, net 'mal seine eig'nen Leut'. Er ist bald da, bald dort, hat niemals net dieselbige Figur, und – –«

Sie wurde unterbrochen. Es klopfte laut an das Fenster und eine jugendlich frische Stimme rief:

»Gut'n Abend, Vater, gut'n Abend, Mutterle!«

»Der Wilhelm, der Wilhelm ist's!« riefen Beide auf das Freudigste überrascht, indem sie von ihren Sitzen aufsprangen und nach der Thüre eilten.

Dort trat ihnen der Unerwartete mit herzlichem Gruße entgegen. Er trug eine Soldatenuniform mit Unteroffiziersabzeichnung. Den Quersack, welchen er auf der Schulter[142] gehabt hatte, bei Seite stellend, umarmte und küßte er die Eltern herzlich und meinte dann:

»Net wahr, das kommt unverhofft? Ich hatt' euch doch geschrieb'n, daß ich erst zu Weihnacht'n kommen darf!«

»Freilich! Hast wohl Urlaub?«

»Hm, so halb und halb; aber das darf ich euch nur heimlich sag'n!«

Er schob sie auf ihre Sitze zurück, zog sich selbst einen Stuhl herbei, sah sich vorsichtig in der Stube um und berichtete dann mit gedämpfter Stimme:

»Ich soll den Schmugglerkönig fang'n!«

»Den Schmugglerkönig? Du?«

»Ja, ich!«

»Das klingt absonderlich! Wie kommst denn Du dazu?«

»Das ist nämlich so gewes'n: Es ist seit Menschengedenk'n hier an der Grenz' noch gar net so zugegang'n wie jetzt; die Schwärzer treib'n ihr Geschäft ja ganz in's Große und so öffentlich, als hätte ihnen kein Mensch 'was dageg'n zu sag'n. D'rum hat der König wieder Militär hergelegt, grad' wie damals vor vielen Jahr'n, wo der Path' den Lieutenant erschossen hab'n soll. Aber das hat nix geholf'n, weil die Packläufer einen Hauptmann hab'n, der gescheidter ist als die Beamt'n und Soldat'n alle mit 'nander. Der bringt ein Abenteuer nach dem andern fertig; in allen Blättern und Schrift'n wird über ihn geles'n, und ich glaub', er liest's auch selber mit! Jetzt haben sie gar einen Preis auf seinen Kopf gesetzt; aber ich hab' gemeint, das hilft auch nix, denn das Militär kennt die Gegend net und mit den Aufsehern ist's fast ebenso. Da muß[143] Einer her, der alle Schlich' und Wege genau weiß und ihnen aufpaßt, ohne daß sie's ahnen. Das hab' ich 'mal gesagt, und der Herr Hauptmann hat's erfahr'n. Dem sein Bruder ist im Ministerium; und so ist's von Einem zum Anderen gegang'n, bis ich plötzlich zum Oberst muß. Der hat mir Urlaub auf unbestimmte Zeit gegeb'n und ein Schreib'n, welches ich hier beim Amte und beim Grenzkommandanten vorzuzeig'n hab'. Nun zieh' ich die Montur aus und geh' spazier'n; kein Mensch wird denk'n, weßhalb ich eigentlich zu Haus' bin, und wenn das Glück gut geht, will ich den König schon erwisch'n. Seht her!«

Er öffnete den Quersack und zog zwei Revolver aus demselben hervor.

»Die hab' ich mit bekommen, weil ich kein Seit'ngewehr und keine Flint' trag'n darf. Es ist mir auch verbot'n, mich mit einem Grenzer oder Soldat'n seh'n zu lass'n, weil die Schwärzer sonst Verdacht bekommen könnt'n.«

Die Mutter sah zwar mit besorgtem, aber auch stolzem Auge auf ihren Sohn. Sie wußte, daß seine Vorgesetzten sehr viel auf ihn hielten, und wenn sie auch erkannte, daß ein Vorhaben wie das seinige ihn in große Gefahren bringen könne, so fühlte sie sich doch gehoben durch die Ehre, welche in dem ihm gewordenen Auftrage für ihn lag. Der Vater aber schüttelte bedenklich den Kopf.

»Du bist mir zu Haus' willkommen, Wilhelm, aber stell' Dir die Sach' nur net leichter vor, als sie ist. Wenn es herauskommt, was Du willst, so kann Dir's sehr leicht an den Krag'n gehn. Ich glaub' auf zehn Leut' ist jetzt hier bei uns Einer zu rechnen, der den stillen Handel treibt,[144] und Du machst Dir auf Lebenszeit die ganze Gegend zum Feind!«

»Laß nur geh'n, Vater. Ich werd' die Sach' schon so andreh'n, daß Niemand nix vermuthet. Und an die dreihundert Thaler mußt Du doch auch 'mal denk'n!«

»Das schon!« schmunzelte er. »Es wär' ganz hübsch, wenn die hier auf den Tisch zu lieg'n kämen, aber das wird wohl seine gute Weile hab'n. Die Dich herschick'n, sind ganz gewiß sehr kluge Herrn, aber wie's hier zugeht, das wiss'n sie doch so richtig net. Denk' Dir nur, wie's vorige Woch' gewes'n ist! Da droben an der Mauth gibt's mitt'n in der Nacht auf aanmal ein Getrappel; die Wach' kommt 'raus und sieht acht Reiter vor dem Hause halt'n, mit Gewehren in der Hand und die Pferd' mit hohen Pack'n belad'n.«

»'was Verzollbares?« fragt der Offizier.

»Ja,« antwortet der Vorderste.

»Was denn?«

»Für fünftausend Thaler feine Waar'; aber krieg'n thut Ihr nix dafür als blos die Ehr', mit dem Pascherkönig geredet zu hab'n!« Und wie er das sagt, da lacht er laut und galopirt mit den Andern davon, daß die Funken flieg'n. Der Offizier hat den Mund aufgeriss'n und sich halb todt geärgert. Und am andern Morgen früh, da fehl'n hier im Dorf acht Pferde, bei dem Dukatengraf'n zwei, beim Richter zwei und die andern bei vier kleinen Bauern. Die hab'n sie heimlich aus den Ställen gezog'n und drüb'n im Kaiserlichen noch gleich am andern Tage verkauft, wie sich herausgestellt hat. »Dein Path', der[145] Köpfle-Franz, hat die Schul' für Dich bezahlt, so daß Du schon 'was gelernt hast, Wilhelm; Du bist kein dummer Kerle, aber den König, den fängst Du mir schon net!«

»Wart's ab, Vater! Es ist mir doch auch gar keine Schand', wenn es mir net gelingt. Weißt Du 'was? Ich werd' den Path' um Rath frag'n. Den halt'n die Leut' für dumm und net klug im Kopfe; aber er ist gescheidter als sie Alle mit 'nander.«

»Thu's! Man sagt ja, daß er früher auch mit über die Grenz' gegangen sei; vielleicht kann er Dir auf den richtigen Sprung helf'n.«

»Ist er denn jetzt daheim?«

»Ja,« antwortete die Mutter. »Geseh'n hab' ich ihn zwar noch net, aber ich weiß, daß er da ist. Zum heutigen Tag' bleibt er niemals auß'n, denn da jährt sich's grad', daß sie ihn da drauß'n im Walde bei dem Lieutenant gefangen hab'n. Was er da zu Haus' vernimmt, das hat noch Niemand geseh'n; ich selber bin einige Mal' an seinem Laden gewes'n, aber er hat kein Licht in der Stub' gehabt. Vielleicht findst Du ihn um Zehn da unt'n beim Dukat'nhof.«

»Ich werde nachschau'n. Aber sag', Mutter, warum kauert er denn eigentlich die wenigen Tag', die er im Dorfe ist, grad' stets Punkt zehn Uhr Abends dort unter den alt'n Bäumen?«

»Das kann ich auch net sag'n. Der Dukat'ngraf hat's net leiden woll'n und gar 'mal Anzeig' bei dem Richter gemacht; aber er hat nix ausrichten können, weil dem Franz nix Unrechtes nachzuweis'n war.«

»Wie geht's denn mit dem Bauer?«[146]

»Immer weiter bergunter. Denk' Dir nur, gestern hat er sogar die Emma verspielt!«

»Die Emma? Wie meint Ihr das; wie ist das zugegang'n?«

»Sie muß den Baron heirath'n; der hat sie gewonnen.«

»Der Baron?« Er sprang vom Stuhle auf und blickte die Sprecherin erschrocken an.

»Ja, der Baron. Der hat ihm schon manch' schönen Thaler aus der Tasch' gezog'n und nimmt ihm nun auch noch die Tochter weg, damit er 'mal gleich den ganz'n Hof bekommt.«

»Nein, der nimmt sie net weg, das weiß ich besser! Er thut nur so, als wollt' er sie hab'n, damit er dem Bauer desto tiefer in den Kasten greif'n kann. Kein Mensch kennt ihn; Niemand weiß, wo er eigentlich herstammt; er verführt die Bauern und schlachtet nachher die Güter aus, und der Zettelkramer, der Agent, der den Leut'n seine schlecht'n Aktien aufbindet und dann in's Fäustchen lacht, der hilft ihm dabei. Und der Bergwirth, der ist der Dritt' im Bunde. Er hat erst nix gehabt, gar nix, und jetzt spielt er den groß'n Mann, natürlich nur mit fremdem Gelde, welches ihm beim Spiel immer nur grad' in die Hände läuft. Ich glaub', er weiß auch mehr als mancher Andere von der Schwärzerei!«

»Das sag'n sie Alle im Dorf! Und noch Eins: kein Anderer ist der Schmugglerkönig als der Baron. Das ist ein schlimmer Gesell und man kann es ihm schon zutrau'n.«

»Da soll er sich nur in Acht nehm'n vor mir. Und[147] die Emma, die bekommt er net, dafür werd' ich schon sorg'n. Ich will gleich 'mal mit ihr red'n!«

Er befand sich in einer Aufregung, für welche den Eltern die Erklärung mangelte, und noch ehe sie ihn weiter fragen oder am Gehen hindern konnten, hatte er die abgelegte Mütze wieder ergriffen und war verschwunden.

Raschen Schrittes durcheilte er das Dorf und beachtete die ihm Begegnenden so wenig, daß er auch das Mädchen nicht bemerkte, welche, mit einem gefüllten Kruge in der Hand, aus dem Gasthofe trat und überrascht stehen blieb, als er an ihr vorüber ging.

»Wilhelm, bist Du's?« rief sie ihm nach.

Bei dem Klange dieser Stimme hemmte er sofort seinen Lauf.

»Emma! Schau, wie gut sich das trifft! Ich wollt' zu Dir.«

»Ich dacht' schon, Du kennst mich net und willst gar nix mehr von mir wiss'n, weil Du mich net hast ansehen woll'n. Grüß Gott, Wilhelm!«

Sie reichte ihm die freie Hand. Er erfaßte diese, zog das Mädchen an sich und drückte einen innigen Kuß auf ihre Lippen.

»Dank schön, Emma! Wie kannst Du nur denk'n, daß ich Dich net mehr kennen mag; Du bist mir doch das Best' und Liebste, was ich hab', und ich freu' mich wie ein Kaiser, daß ich wieder 'mal kann bei Dir sein!«

»Hast wohl Urlaub?«

»Ja. Ich bin erst seit einer Viertelstund zu Haus'.«

»Wie lange?«[148]

»Das weiß ich net. Bei uns heißt's, bis auf Ordre. Hast Bier geholt?«

»Ja, zum Abendbrod. Sie wart'n schon und ich muß mich sput'n. Geh derweil in den Gart'n; ich werd' net lange aus sein!«

»Gut; aber sag mir erst, was das ist mit dem Baron! Die Mutter hat mir's gleich erzählt, und da hab' ich es net aushalt'n können und bin sofort nach dem Dukat'nhof gelauf'n.«

»Hör', Wilhelm, diese Sach' ist net gut vom Vater. Ich hab heut' gar viel geweint und ihm schöne Wort' gegeb'n, aber es will nix helf'n. Auf morg'n über acht Tag' soll die Verlobung sein.«

»So!« antwortete er hart. »Und Du wirst dann Ja sag'n?«

»Sprich net in dieser Weis, Wilhelm! Du weißt, wie lieb ich Dich hab', und es ist gut, daß Du da bist, sonst hätt' ich gar net gewußt, was ich vor Angst und Bange thun soll. Nun aber können wir uns bered'n, und was Du mir sagst, das werd' ich mach'n, denn den Baron, den kann ich net leid'n, und seine Frau mag ich erst recht net werd'n.«

Sie hatten den Hof erreicht. Er zog sie wieder an sich und strich ihr liebkosend über das volle, weiche Haar.

»Du bist doch mein Herzensschatz, grad' so wie früher noch, und sollst's auch nimmer bereu'n, daß Du mich lieb hast! Der Leut'betrüger soll mit Dir gar nix zu schaffen hab'n, und ich werd' schon noch 'was find'n, wie ich ihm an den Krag'n komm'. Aber jetzt geh' nur hinein! Ich werd' im Garten wart'n.«[149]

Sie trennten sich. Er ging den Zaun entlang, sprang über denselben dann weg und legte sich trotz der schon ziemlich strengen Jahreszeit unter den weitgreifenden Aesten eines dickstämmigen Nußbaumes nieder.

Er mochte ungefähr eine Viertelstunde gelegen haben, da hörte er Jemand mit leisen Schritten quer über das Feld kommen und am Zaune stehen bleiben. Was wollte der Mann hier? War es vielleicht der Liebhaber von einer der Mägde? Dann lief er Gefahr, bemerkt zu werden. Schon entschloß er sich, den Ort behutsam zu verlassen, um ein besseres Versteck aufzusuchen, als er auch vom Hofe her Schritte vernahm, die ihn veranlaßten, seine jetzige Stellung nur dahin zu ändern, daß er sich so eng wie möglich an den Stamm schmiegte.

Der Nahende war kein Anderer als der Dukatenbauer selbst. Er erkannte ihn sofort an der langen, breiten Gestalt und dem eigenthümlichen Klingen der Uhrkette, welches durch das Aneinanderschlagen der Dukaten verursacht wurde. Graf ging grad' auf die Stelle zu, an welcher Jener sich niedergeduckt hatte. Sie mußte also vorher genau bestimmt worden sein und vielleicht schon öfters zu ähnlichen geheimen Zusammenkünften gedient haben.

»Ist wer da?« frug er mit gedämpfter Stimme, aber bei der ringsum herrschenden Stille konnte Wilhelm die Worte recht gut vernehmen.

»Ja; ich bin's!«

»Nun?«

»Es ist Alles in Ordnung. Aber der Händler verlangt das ganze Geld in baarer Münz' und auch die alte Schuld[150] dazu. Es wär' zu viel, diesmal, als daß er es ohne Zahlung riskiren könnt', sagt' er.«

»Ich weiß es schon; er soll auch Alles hab'n! Heut' steht mein ganzer Reichthum auf dem Spiel; d'rum seid fein hübsch vorsichtig, bis ich komm'! Hier ist der Zettel. Steck' ihn in das Loch!«

Er reichte etwas über den Zaun hinüber und kehrte dann, während der Andere sich entfernte, nach dem Wohnhause zurück. Dort stieg er die Treppe empor und trat in das Zimmer, welches ausschließlich nur für seinen Gebrauch bestimmt war und zu dem kein Mensch außer ihm jemals Zutritt bekam. Einen Schreibsekretär von einer Arbeit und Form, welche auf hohes Alter schließen ließen, öffnend, setzte er sich vor denselben nieder, zog ein Buch hervor, schlug es auf und begann die auf den Blättern befindlichen Zahlenreihen zu überrechnen. Sein schon sonst so strenges Gesicht verfinsterte sich mehr und mehr, und als er auch die letzte beschriebene Seite geprüft hatte, erhob er sich, ließ die geballte Hand dröhnend auf die Notizensammlung fallen und murmelte ingrimmig zwischen die Zähne:

»Alle, alle ist's mit mir! Kein Stein, kein Ziegel von dem Dukat'nhof ist mein. Ich bin kaput, ich bin bankerott; ich muß geh'n und vor dem Amt erklär'n, daß ich nix mehr hab'! Daran ist Niemand schuld als der Baron, der Bergwirth und der Agent, dieser Heimtücker, der, welcher Einen durch seine blaue Nasenquetsch' anstarrt wie die Klapperschlang' den Vogel, so daß man net anders kann, als man muß zu ihm hin!«[151]

Der Grimm trieb ihn mit großen Schritten in der Stube hin und her. Plötzlich aber blieb er stehen.

»Nein, noch ist net Alles verlor'n, noch gehört der Dukat'nhof mir und meine Knöpf' und Kett'n darf ich behalt'n. Der Baron hat ja die Emma gewonnen! Damit hat er meinen Schad'n gewollt, aber es wird mir nur zu Nutz'n sein, denn er darf doch seinen eig'nen Schwäher nicht vom Hofe jag'n. Und darauf brauch' ich mich nicht 'mal ganz allein zu verlass'n. Ich hab' heut' Alles auf die letzte Kart' gesetzt, und wenn's gelingt, so ist der Gewinn grad so groß, wie aller Verlust bisher. So köstlich und theuer ist noch niemals ein stilles Gut über die Grenz' geschafft word'n wie heut, und es muß geling'n, denn ich hab' es schlau genug angestellt, daß wir net erwischt werd'n. Die Grenzer sind falsch berichtet und werd'n zwei Stunden weit von hier auf uns wart'n, während wir grad' vom Dorf aus über die Berge geh'n. Das Geld dazu hab' ich mit großer Müh' zusammengebracht, aber ich kann es schon d'ranwag'n, denn es kommt doppelt wieder zurück!«

Er öffnete ein verborgenes Fach des Sekretärs und zog einige Packete und Beutel hervor.

»So, jetzt kann's fortgeh'n. Die Kapuz' hab' ich im Wald, aber die Gewehr' müss'n wir heut' fortlass'n, weil wir so schon fast über uns're Kraft zu tragen hab'n.«

Er schloß das Möbel wieder zu, verlöschte das Licht und stieg hinab. Mit den Jahren überlegter geworden, verließ er das Haus nicht durch die Hofthüre, wie es früher stets geschehen war, sondern er ging durch den Stall[152] in die Scheune und trat durch den hinteren Ausgang derselben in den Garten.

Hier blieb er zunächst eine Weile stehen, um sich zu überzeugen, daß Niemand zugegen sei, der ihn bemerken könne. Früher war er nur aus reiner Neigung zuweilen durch den Forst gestrichen, um irgend ein Wild abzulauern; die Verluste im Spiele aber hatten ihn auf den Gedanken gebracht, sie durch einen lohnenden Nebenerwerb auszugleichen, aus dem Wilderer war ein Schmuggler geworden, und zwar ein Schmuggler, der es, ganz seinem Charakter angemessen, nicht auf gewöhnlichem Wege versuchte, sondern kühn und gewaltthätig sich den Gesetzen entgegenstellte und es in kurzer Zeit so weit gebracht hatte, daß der Name, welchen er sich beilegte, ebenso bekannt war, wie seine Person in ein undurchdringliches Dunkel gehüllt blieb.

Durch die nächtlichen Abenteuer war sein Auge für die Finsterniß geschärft worden, und so bemerkte er, daß er nicht allein sei. Jener Klotz, welcher den Köpfle-Franz zum Krüppel gemacht hatte, war damals wieder in seine frühere Lage zurückgebracht worden; der Bauer hatte ihn nie verarbeiten lassen, obgleich der Bedarf dazu stets dagewesen war; es hatte sich etwas in seinem Innern, dessen Namen er nicht kannte, gesträubt, die Säge an das Holz zu legen, und so nahmen die beiden Stämme nach so langen Jahren immer noch dieselbe Stelle ein, welche sie früher innegehabt hatten. Auf ihnen saßen zwei Gestalten, welche sich umschlungen hielten.

Er mußte wissen, wer sie seien und schlich sich näher.[153] Es gelang ihm, unbemerkt von ihnen so weit an sie heranzukommen, daß er sie nicht nur erkannte, sondern auch jedes ihrer Worte verstehen konnte.

»Nein, Emma, mit Gewalt ist hier nix auszuricht'n, denn Dein Vater ist ein harter Mann, den der Widerstand nur noch strenger machen würde. Im ersten Augenblick hätt' ich gleich Alles niederschlagen mögen, aber als ich hernach hier saß und auf Dich wartete, da hab' ich mir's recht überlegt und bin dabei ruhiger geworden.«

»Und was soll ich denn thun?«

»Du mußt Ja sagen! Die Zeit ist zu kurz, als daß wir bis dahin einen anderen Ausweg find'n könnten, und die Verlobung ist noch lange net die Hochzeit. Bis die herankommt, wird der liebe Gott schon helf'n!«

»Aber, Wilhelm, ich bring's doch am End' net fertig! Denk' Dir nur, wenn der Baron mich erfaßt und – und – und gar – – –«

»Und gar küss'n will, net wahr? Das ist Deine Sach', Emma; mich an Deiner Stelle thät er net küss'n, das weiß ich! –«

»Da hab' ich wohl auch noch ein Wort mit zu sag'n!« donnerte es da hinter ihnen. Sie sprangen erschrocken empor und sahen sich um.

»Der Vater!« rief Emma entsetzt.

»Ja, der Vater ist's, Du ungerath'ne Dirn'! Gleich gehst hinein in die Stub', sonst werd' ich Dir den Weg dazu weis'n!«

Hier gab es keine Weigerung. Sie entfernte sich.

»Und Du, was thu' ich denn eigentlich mit Dir?![154] Also ein harter Mann bin ich? Ja, die Emma ist wohl ein wenig weicher als ich, das will ich schon glaub'n, und beim Kopf darfst mich auch net nehmen, sonst könnt' Dir wohl das Küss'n vergeh'n. Mach' daß Du fortkommst von hier, Du unnützer Bub', und such' Dir Deine Liebst' im Armenhaus', aber net auf dem Dukat'nhof. Und das will ich Dir noch sag'n, wenn Du Dich hier nur wieder blick'n läßt, so ist um Deine zwei Knochen gescheh'n. Merk' Dir's. Und nun marsch fort!«

»Herr Graf,« entgegnete ruhig der junge Mann, »Sie sind jetzt net in der Stimmung, daß ich Ihnen auf Alles richtig antwort'n könnt', aber erstens kann ich vielleicht beweisen, daß ich kein unnützer Bub' bin, und sodann ist's mir um meine Knoch'n noch niemals bang' gewes'n. Und wenn nun gar der Rock darüber hängt, den ich heut' anhab', so will ich es Keinem rath'n, sich an mir zu vergreif'n! Ich geh'; aber – – –«

Er sprach nicht weiter; ein schallender Schlag mit der flachen Hand hatte ihn in das Gesicht getroffen.

»So, da hast's, was ich von Deinem bunten Flick'n halt'! Und nun mach schnell, sonst kommt noch mehr!«

Wilhelms Hände ballten sich zusammen; er machte Miene, sich auf den Bauer zu stürzen. Aber mit Aufbietung seiner ganzen Selbstbeherrschung trat er um mehrere Schritte zurück.

»Nein, Dukat'nbauer, ich werd' mich an Ihnen net vergreif'n, denn Sie sind Emma's Vater! Und ein königlicher Unteroffizier, der Ehr' im Leibe hat, weiß schon noch, wie er auf and're Weis' zusammenkommt mit – mit – –«[155]

»Nun – mit – mit wem denn, wenn ich frag'n darf, Herr königlicher Feldmarschall?«

»Schon gut! Die Ohrfeig' kommt mit auf die Rechnung, die ich Ihnen vielleicht bald zu mach'n hab'. Gute Nacht, Dukat'ngraf!«

Er drehte sich um und ging, aber nicht durch den Garten, sondern er nahm seinen Weg durch das offene Haus, das war er sich und seiner Kleidung schuldig.

Es kostete ihn nicht wenig Mühe, die in ihm herrschende Aufregung zu bezwingen und seine Gedanken von dem letzten Ereignisse weg auf die vorher belauschte Unterredung zu wenden. Er hatte zu handeln, und alles Persönliche mußte deshalb zunächst in den Hintergrund gewiesen werden.

Sein Weg führte ihn nach dem Häuschen des Köpfle-Franz. Dort angekommen, sah er durch eine dünne Spalte des Bodens, daß noch Licht in der Stube sei. Er klopfte an.

»Wer ist da drauß'n?« frug es von innen.

»Ich bin's, der Wilhelm! Darf ich ein, Path' Franz?«

»In meine Stub' darf niemals kein Mensch net – auch Du net; Du weißt's ja!«

»Laß mich nur heut' 'mal ein, Path'! Ich hab' Dich 'was zu frag'n.«

»Frag' morg'n, wenn Du mich auf der Straß' siehst!«

»Es muß heut' noch sein!«

»Ist's so nothwendig?«

»Ja! Die Mutter hat auch gesagt, ich soll' zu Dir geh'n.«

Das schlug durch. Was Niemand bei ihm erreichte, das war der Marie möglich. Er konnte ihr niemals vergessen,[156] was sie nach jenem Abende an ihm gethan hatte. Sie war von dem Dukatenhofe fortgegangen und Monate lang unter Sorge, Angst und Bangigkeit seine Pflegerin gewesen. Und als es seiner starken Konstitution gelungen war, die körperlichen Folgen der furchtbaren Verwundung zu überwinden, da hatte sie nicht mehr von ihm gehen wollen. Aber trotz der Störung, welche sein Geist erlitten hatte, erkannte er doch, daß er ein solches Opfer niemals vergelten könne; er nahm es nicht an und vermochte sie später sogar, ihrem jetzigen Manne, mit dem sie glücklich lebte, ihre Hand zu reichen.

»So wart', ich komm' hinaus. Ich wollte so gleich fort; da kannst Du's drauß'n sag'n!«

Das Licht verlosch, und bald befand sich Franz vor dem Hause, dessen Eingang er wieder verschloß.

»Nun, was gibt's? Ich denk', Du bist in Garnison!«

»Ich bin heut' nach Haus', und will Dir sag'n, weshalb.«

Er überzeugte sich erst, daß kein Lauscher in der Nähe sei, und stattete dann seinen Bericht ab, dem er auch das auf dem Dukatenhof Erfahrene beifügte.

»Aber, Path', Du darfst Niemandem wiedersag'n, was ich Dir vertraut hab'!« schloß er seine Rede.

Franz antwortete nicht. Er schien entweder in tiefes Nachdenken versunken zu sein oder mit einem Entschlusse zu ringen.

»Also, dem – dem – na, Dem seine Tochter willst Du zur Frau hab'n?« frug er endlich.

»Ja. Wir hab'n uns schon lange lieb, und sie ist so[157] gut, gar net wie ihr Vater, sondern grad' wie ihre Mutter, die Anna.«

»Wie ihre Mutter? Wilhelm, die war net gut, die ist net gut geblieb'n, die ist falsch und treulos gewes'n, von der mag ich nix hör'n. Aber die Anna, die hab' ich lieb, die ist brav, und wenn die Emma so ist wie sie, da – da – –«

Er hielt inne; es war doch ein Kampf, der sich in seinem Innern vollzog. Wilhelm störte ihn nicht; er kannte seine Weise.

»Da – da, ja, da sollst Du sie hab'n!« rang es sich endlich wie ein schwer gewordener Entschluß von den Lippen des Krüppels. »Die Anna wird Freud' drüber hab'n, und die Marie, die soll ihren Sohn glücklich seh'n. Ja, Wilhelm, Du sollst die Emma hab'n! Als Du zur Welt kamst, da hielt'n sie Alle schon den Grunert-Franz für verrückt und lacht'n über ihn, aber Dein Vater und Deine Mutter, die sagten: ›Nun soll er alleweil grad' Path' werd'n bei dem Jungen!‹ Der Pfarr' hat net gewollt, aber sie haben's doch durchgesetzt. Ich mußt' das Glaubensbekenntniß sag'n, und dann bin ich Path' gewes'n. Schau, Wilhelm, das vergeß' ich ihnen net und Dir auch net, und d'rum wird die Emma Deine Frau!«

»Da wird aber net so schnell geh'n, Path', und jetzt denk' ich auch nur an die Geschicht' mit dem Schmuggel.«

»Es wird schon geh'n, Wilhelm, denn der Köpfle-Franz weiß schon, was er sagt. Aber ja, der Schmuggel! Weißt Du 'was?«

»Nun?«[158]

»Der – Der – na, Der ist der Pascherkönig!«

»Franz!«

»Schrei net so laut! Du hast's schon selber auch gedacht; es ist Dir nur schwer geword'n, dran zu glaub'n. Und den willst Du fang'n?!«

»Hör', Path', das ist 'ne schlimme Sach'! Du bist klug, viel klüger als ich und als die Leut' hier denk'n; komm', gib mir gut'n Rath!«

Wieder dauerte es lange, ehe eine Antwort erfolgte. Die Liebe zu Wilhelm trat mit Forderungen an Franz heran, welche an seinen bisherigen Plänen mächtig rüttelten.

»Recht hast Du schon: der Köpfle-Franz ist gescheidter als sie Alle. Er sieht, was kein Anderer sieht, und weiß auch von dem Grenzhandel mehr als sie denk'n. Wenn ich Dir nun sag'n könnt', wo der Zettel zu find'n ist?«

»Das weißt Du?« frug der junge Mann erstaunt und begierig zugleich.

»Ich hab's erlauscht, 'mal in der Nacht; es war derselbe Jahrestag wie heut', und Du brauchst net zu wiss'n, wo ich da gewes'n bin. Aber unterwegs da hab' ich ausgeruht, und wie ich so still und ruhig dasitz', da kommt Einer und nachher wieder Einer und kurze Zeit drauf der Dritt'; sie Alle greif'n an den Baum, mach'n Zündholzfeuer, seh'n 'was Weißes an, was sie wieder zurücksteck'n, und geh'n nachher fort. Ich hab' gewartet, bis Keiner mehr gekommen ist und nachher die Sach' genau untersucht.«

»Und was ist's denn gewes'n?«

»Es ist mir alleweil niemals eingefall'n, Jemandem[159] 'was davon zu verrath'n, aber Du, Du sollst es wiss'n Grad' am Born hinauf muß man nach dem Walde geh'n; da steh'n erst Dornbeer' und Erlen, nachher gibt's lauter Tannen, bis drei große Lärchen kommen, rechts vom Wasser, und die mittelste von ihnen, das ist die richtige. Sie hat zwei Ell'n über der Erd' einen kurz'n, dünnen Aststumpf, der aber net natürlich, sondern nachgemacht ist. Man kann ihn herausdrehn, und dann ist das Papier im Loch zu find'n.«

»Warum wird es hineingesteckt?«

»Weil der – der, na, der König Niemandem vorher wiss'n läßt, wo in der Nacht das Stelldichein ist; auf diese Weis' kann er net verrathen werd'n. Erst auf dem Zettel ist der Ort und auch die Zeit zu les'n, wo die Packete zu finden sind.«

»Ich dank' schön, Path'; gute Nacht!«

Er war fort, ehe Franz nur noch ein Wort sagen konnte. Es hätte allerdings noch gar viel zu besprechen gegeben, aber nun er wußte, wo das Papier zu finden sei, war keine Minute Zeit zu verlieren, eiligen Laufes kehrte er zunächst zu den Eltern zurück. Diese wußten von seinem Verhältnisse zu Emma nichts und hatten sich seine schnelle Entfernung gar nicht erklären können. Jetzt erwarteten sie den Grund zu erfahren, sahen sich aber getäuscht.

»Was ist denn los? Was willst denn mit den Dingern?« frug die Mutter, als er sofort nach seinem Eintreten nach dem Quersacke griff und die Revolver herausnahm.

»Seht, wie rasch das geht,« antwortete er, nach den[160] Patronen greifend. »Ich bin noch kaum einige Stund'n hier und weiß schon, wer der Pascherkönig ist!«

»Wer denn, und woher hast Du's erfahr'n?«

»Das kann ich noch net sag'n. Ich muß gleich wieder fort. Heut' gibt's ein Kapitalgeschäft, und ich werd' ihn dabei erwisch'n!«

»Thu's net, Wilhelm! Bleib' zu Haus; es ist zu große Gefahr dabei, und Du mußt Dich doch auch erst anmeld'n!« rieth der Vater, welcher mit ängstlicher Scheu dem Laden der ihm fürchterlichen Waffen zusah.

»Ich weiß ja noch gar net, wie's gehen wird! Erst muß ich erfahr'n, wo die Pascher zu find'n sind, und wenn ich dann noch Zeit hab', so lauf' ich um Hilfe. Ich will nur gleich das Schreiben einsteck'n, das ich vorzuzeig'n hab'. Legt mir den Schlüssel auf die Thür, wenn ich spät wiederkommen sollt'. Gute Nacht!«

Vor dem Hause angekommen, lenkte er von der Straße ab gleich nach dem Walde ein. Es war ihm jeder Schrittbreit so wohl bekannt, daß er trotz der Dunkelheit und des Umstandes, daß er keinen der zahlreichen Feldwege einschlug, sondern quer über Felder und Wiesen lief, den Forst doch grad' bei der Stelle erreichte, wo das Wasser aus den Büschen in's Freie trat.

Bisher hatte er wenig darauf geachtet, den Schall seiner Schritte zu dämpfen, nun aber war Vorsicht nöthig, obgleich er sie nur in so weit anwandte, als sie die Schnelligkeit des Vorwärtskommens nicht beeinträchtigte. Es war ihm nämlich ein Gedanke aufgestiegen, der ihn trieb, den[161] Baum so bald wie möglich zu erreichen. Immer dem Bache entlang wand er sich durch die Erlen, schlüpfte dann, nur auf den Tastsinn angewiesen, durch das Tannendunkel und stand endlich tief athmend vor den Lärchen.

Mit beiden Händen den Stamm der mittleren untersuchend, fand er die Worte des Pathen vollkommen bestätigt. Der Aststummel ließ sich wie eine Schraube herausdrehen, und in der hinter ihm befindlichen Vertiefung stak ein Papier. Er faltete es aus einander, setzte ein Streichholz in Brand und las bei dem Scheine desselben die Worte: »11 Uhr – Mordloch.« Nachdem er einige Sekunden angestrengt gelauscht hatte, ob sich auch Niemand nahe, machte er abermals Licht und untersuchte den Zettel und den umliegenden Boden.

Trotz der Weichheit des Mooses war in dem letzteren nicht die leiseste Spur eines anderen Fußeindruckes als des seinen zu bemerken, und das Papier zeigte eine Reinheit, Schärfe und Neuheit der Falten, welche es nicht gehabt hätte, wenn es schon durch mehrere Hände gegangen wäre. Seine Hoffnung hatte sich erfüllt: es war jetzt erst neun Uhr; die Pascher pflegten wohl erst später nach der Ordre ihres Anführers zu sehen, und er war also der Erste, welchem sie in die Hände gerathen war. Jetzt zog er sein Notizbuch hervor, nahm den Stift zur Hand und schrieb ungeachtet der Dunkelheit einige Worte auf ein leeres Blatt, welches er abriß, zusammen legte und in das Astloch steckte. Dann drehte er den Stummel wieder ein und begab sich, einen Umweg einschlagend, von der Stelle fort.

Noch aber hatte er keine große Strecke zurückgelegt, als[162] er den Schritt wieder anhielt. Er hatte sich noch eines Besseren besonnen.

Das Mordloch war diejenige Stelle, an welcher einst der Lieutenant erschossen worden war; sie hatte von diesem Verbrechen ihren Namen erhalten. Aus dem, was Wilhelm bisher erlauscht und von Franz erfahren hatte, ließ sich vermuthen, daß dort die Waaren direkt an den Pascherkönig abgeliefert würden, und es sprachen Gründe dafür, daß dies nicht in Gegenwart Derer geschehen werde, welche bestimmt waren, die Packete weiter zu transportiren. Die berüchtigte Schlauheit des Anführers legte vielmehr den Gedanken nahe, daß er die Träger der einen Strecke nicht mit denen der anderen in Berührung kommen lasse; er hielt sich selbst stets inkognito und hatte seine Maßregeln jedenfalls wohl so getroffen, daß seine Untergebenen nicht nur sich unter einander so wenig wie möglich kennen lernten, sondern auch bei der Uebernahme und Bezahlung der Kontrebande nicht zugegen sein konnten. Und darauf stützte Wilhelm seinen Plan. Wäre er jetzt zurückgekehrt, um Anzeige zu machen, so war es fraglich, ob die Betreffenden auch anzutreffen seien; mit den zwei Revolvern fühlte er sich dem Pascherkönige gewachsen, und wenn dieser wirklich identisch mit dem Dukatengrafen war, so stellte sich das Bild Emma's schützend vor den Vater, welchen das Herz gern schonend behandelt hätte, obgleich das Gewissen ihn schonungslos verurtheilen mußte.

Er kehrte zu den Lärchen zurück und versteckte sich in der Nähe derselben so, daß er die Stelle vollständig zu übersehen vermochte. Je länger es dauerte, ehe er den Ersten[163] nahen hörte, desto sicherer wurde er, daß noch Niemand das Papier gelesen habe. Endlich huschte Jemand herbei; der Schein eines Zündholzes flackerte auf und Wilhelm blickte in ein wohlbekanntes Gesicht. Es war ein Nachbar seines Vaters. In wenig Augenblicken hatte er sich wieder entfernt und zwar in der Richtung, welche auf dem falschen Zettel angegeben war. Die für den Lärchenbesuch bestimmte Zeit schien da zu sein, denn es kam jetzt Einer nach dem Andern und Jeder beobachtete dasselbe Verfahren. Wilhelm kannte sie alle. Der heutige Transport mußte allerdings ein bedeutender sein, denn erst der sechzehnte Mann schien den Schluß zu bilden. Es waren lauter Bewohner der Umgegend, und der heimliche Beobachter mußte im Stillen seinem Vater, welcher ihn vor der Feindschaft dieser Leute gewarnt hatte, Recht geben.

Als Niemand mehr kommen wollte, erhob er sich und schlug die Richtung nach dem Mordloche ein. Es war kein weiter Weg, welchen er zurückzulegen hatte; aber das Fortkommen wurde durch den dichten Baumwuchs sehr erschwert und es verging daher eine geraume Zeit, ehe er in die Nähe des Zieles gelangte. Indem er sich jetzt vorsichtigen Fußes zwischen den Stämmen weiter schlich, hörte er zur Seite ein Rascheln der Zweige. Er blieb stehen, ließ den Mann an sich vorüberschlüpfen und folgte ihm dann nach. Fast kam es ihm vor, als sei es derselbe, welcher am Zaune des Dukatenhofes gestanden hatte.

Es konnte nur noch eine ganz geringe Strecke bis zum Stelldichein sein, als eigenthümliche Laute ihn veranlaßten, den Schritt wieder zu hemmen. Ein Schrei erscholl, so[164] heiser und kurz, als komme er aus einer fest zugeschnürten und nur für einen Augenblick frei gelassenen Kehle. Dann ließ sich eine hohnlachende menschliche Stimme vernehmen:

»Ja, schrei nur; es soll Dir doch nix helf'n! Heut' ist der Jahrestag, daß Du den Lieutenant erschoss'n hast, und ich bin dafür eingesteckt word'n. Dann bin ich alle Jahr' des Nachts zur selbigen Stund' hergekroch'n und hab' den Geist des Ermordeten gebeten, mir zu helf'n in meiner Rach', und nun hat er Dich hergebracht und in meine Hand gegeb'n grad' an der Stell', wo Du mich weg'n der Anna hast zu Tode bringen woll'n.«

Ein tiefes, schweres röchelndes Stöhnen unterbrach ihn.

»Gib Dir keine Mühe, loszukommen. Die Beine sind auf dem Dukat'nhof, aber die Hände hab' ich noch, und wen der Köpfle-Franz festnimmt, der wird alleweil nimmer wieder frei. Deine Frau ist todt und Du mußt ihr nach und wenn Du zehnmal der Schmugglerkönig bist; Du bist doch auch noch ein Anderer, Du bist der – der – na, Du weißt schon, wen ich meine, der mir das Herz aus dem Leib' geriss'n hat und mir das Leb'n vergiftet bis auf den heutigen Tag. Paß' auf, jetzt geht's mit Dir zu End'!«

Er stand im Begriffe, den unter ihm Liegenden mit einem letzten Drucke zu erwürgen, aber es kam nicht dazu. Eine kräftige Faust packte ihn von hinten und riß ihn von seinem Opfer zurück, und zu gleicher Zeit flammte mit bleichem Lichte ein blanker Messerstahl durch das Dunkel. Der Mann, welcher an Wilhelm vorbeipassirt, war seinem Hauptmanne zu Hilfe geeilt; doch kam die gezückte Waffe nicht[165] zum tödtlichen Stoße, denn auch er wurde ergriffen und von seinem Opfer fortgeschleudert.

»Weg mit dem Messer, sonst helf' ich nach!« rief Wilhelm, der die Situation sofort erfaßt hatte.

Der Mann gehorchte nicht, warf sich im Gegentheile mit dem Messer jetzt auf ihn. Wilhelm trat rasch zur Seite; der Schuß blitzte auf, und die Hand sank, die Waffe fallen lassend, zerschmettert nieder. Bei dem Pulverstrahle waren die blanken Knöpfe seiner Uniform zu erkennen; der Mann stieß einen unterdrückten Schmerzensruf aus und eilte fliehend von dannen. Als Wilhelm sich umwandte, sah er nur noch den Köpfle-Franz.

»Wo ist der Pascherkönig, Path'?«

»Fort!« lachte der Gefragte. »Das kannst Du Dir doch denk'n!«

»Ich muß ihm nach – – –«

»Halt, wart erst!« rieth Franz, ihn beim Arme haltend. »Sieh' 'mal daher!«

Unter den Föhren, von wo aus einst der verhängnißvolle Schuß gefeuert wurde, lag eine ganze Reihe mächtiger und wohlgeschnürter Packete.

»Ich hab' mir's gedacht! Aber wie kommst Du hieher und in den Kampf mit dem Pascherkönig?«

»Heut' bin ich wie alle Jahr hier, wenn's auch Niemand zu wissen braucht. Da hab' ich Alles geseh'n, die Leut', welche die Bündel bracht'n und dann wieder gingen, den Mann, der das viele Geld bekam, und den – den – na, den Pascherkönig, der nachher auf mich gestoß'n ist und hat mich umbringen woll'n. Aber da ist er an den Unrecht'n[166] gekommen, denn wenn der Andere net gewes'n wär, so hätt' es keine Minute länger mit ihm gedauert. Nun aber ist er ausgeriss'n. Er hat Deine Montur geseh'n und gedacht, das ganze Militär ist da.«

»Wart', bei dem Gedank'n woll'n wir ihn gern lass'n!« lachte Wilhelm und brannte in unregelmäßiger Pausenfolge noch einige Schüsse ab. Sodann lud er wieder und reichte einen der Revolver dem Pathen.

»Hier, Franz, nimm, daß Du Dich wehr'n kannst, denn Du mußt dableib'n als Wache für die Päcke. Ich aber muß wiss'n, wer der Pascherkönig ist; ich spring' ihm nach.«

»Dableib'n, das will ich schon, aber sag' mir nur, wie ich dies kleine Ding alleweil anzupack'n hab'!«

Wilhelm erklärte ihm flüchtig die Konstruktion der Schießwaffe und entfernte sich dann. Er wußte, daß er dies wohl wagen dürfe, denn von den Schmugglern war keiner zu erwarten und allen anderen Fährlichkeiten gegenüber hatte der furchtlose Franz gewiß nicht die mindeste Bangigkeit. Wohin er seine Schritte zu lenken habe, das wußte er ganz genau. Der Pascherkönig nahm jedenfalls an, daß er erkannt worden sei, und daß man sofort nach seiner Wohnung eilen werde, um dort auszusuchen und ihn nach Umständen fest zu nehmen, und deshalb war er ganz gewiß bestrebt, sie noch vor seinen Verfolgern zu erreichen. Darum durchschnitt Wilhelm den Wald in gerader Richtung auf den Dukatenhof zu, ging, dort angekommen, nach der hinteren Seite des Gutes und nahm sich vor, den Bauer unter allen Umständen gleich als Schmugglerhauptmann[167] anzureden; nach dem Verhalten desselben wollte er dann in Beziehung auf Emma auch das seinige einrichten.

Diese Voraussetzungen zeigten sich als ganz richtig. Durch den würgenden Druck von Franzens Händen fast zur Besinnungslosigkeit gebracht, hatte der Dukatengraf nicht diejenige Geistesgegenwart gehabt, welche nothwendig war, die Lage der Sache sofort zu begreifen. Er hielt sich wirklich von Militär und Grenzjägern überfallen und sah es als eine ganz besonders glückliche Fügung an, daß er ihnen entkommen war. Erst als er aus dem Walde in das freie Feld gelangte, gönnte er sich einen Augenblick Ruhe, um Athem zu schöpfen.

»Verlor'n, Alles verlor'n!« murmelte er, ingrimmig die Fäuste ballend. »Das viele Geld ist hin, die köstlichen Packete sind fort, ich bin zum Bettler geword'n, grad' wie der Grunert-Franz. Und wenn mir nun noch der Klotz über die Beine geht, so schnall' ich mich in den Rollkast'n und fahr' mit ihm im Land herum zum Köpflemal'n. So weit hat's der Dukat'nbauer gebracht, und es ist nur noch tausend Wunder, daß mich keiner von den vielen Schüss'n, die sie mir nachgeschickt hab'n, getroff'n hat. Und das hab' ich Alles dem Bub'n zu verdanken, dem Wilhelm, der mir vom Garten weg nachgeschlich'n ist, um Rache an mir zu nehmen. Er hat den Handel belauscht und nachher die Buntröcke herbeigeholt. Ich hab' ihn gleich an der Stimm' erkannt, und er mag sich nun hüten, daß er mir net 'mal im Wege steht, sonst ist es aus mit ihm! – Auch der Franz, der Krüppel, der elende, hat sich vor[168] lauter Rachsucht hinausgeschleppt. Hätt' ich ihn nur gleich erschlag'n!«

Er warf die Hände drohend nach rückwärts und schritt dann dem Dorfe zu.

»Ich muß mich sput'n, daß ich nach Haus' komm', sonst sind sie eher da und nehmen mich vom Felde weg! Ich geh' zu Bett', und nachher kann mir Niemand nix anhab'n. Aber durch's Dorf darf ich net, damit ich net gesehen werd'!«

Dieser Umweg war die Veranlassung, daß er später als Wilhelm auf dem Hofe ankam. Er sah die Möglichkeit ein, daß die gefürchteten Verfolger schon eingetroffen sein könnten, und gebrauchte daher bei seiner Annäherung die äußerste Vorsicht. Nur in kriechender Stellung legte er den Weg durch den Garten zurück, und bei den beiden Stämmen angekommen, strengte er die ganze Schärfe seines Gesichtes und Gehöres an, um zu erfahren, ob Gefahr für ihn vorhanden sei.

»Hab' mir's doch gleich gedacht,« bemerkte er in sich hinein; »dort lehnt Einer am Fensterlad'n, grad' da, wo damals der Franz gestand'n ist. Der hat's klug angefang'n, so daß ich net zur Thür hinein kann, und die Scheune, die hat der Knecht beim Schlafengeh'n verschlossen.«

Nach kurzer Ueberlegung beschloß er, zunächst nachzuforschen, mit wie viel Gegnern er es zu thun habe; das Weitere konnte sich erst nachher ergeben. Sich mit der ganzen Körperlänge immer hart am Boden haltend, kroch er langsam vorwärts, und es dauerte bei dieser mühsamen Fortbewegung sehr lange, bis er die Umgebung abgesucht hatte und nun[169] einen Entschluß fassen konnte. Er kehrte zu den Stämmen zurück.

»Es ist der Bub', der Wilhelm, und er ist ganz allein. Die Anderen steck'n sicher draußen und haben den Hof umzingelt. Ich muß hinein, und ich weiß, wie ich's zu Stande bring'. Wart', Spion, Du stehst mir recht, grad' so recht, wie damals der Franz, Dein Path', und diesmal soll's net blos die Beine kosten! Der Franz ist net gescheidt im Kopf, und was der sagt, das gilt nix vor Gericht, und Du, Du sollst den Weg zum Amt schon gar net finden!«

Damit ein zweites Unglück verhütet werde, hatte man den Stämmen hölzerne Keile als Unterlagen eingeschoben. Er bewegte sich lautlos bis an die Vorderseite des ersten Klotzes und strengte alle seine Kräfte an, sie zu entfernen. An dem einen Ende gelang ihm dies nur nach langer vergeblicher Mühe, an dem anderen aber war es nun leichter, denn der Stamm hatte jetzt den festen Halt verloren und konnte schon durch einen einigermaßen kräftigen Stoß aus dem Gleichgewichte gebracht werden. Anstatt diesen Stoß von der Gartenseite vorzunehmen, bückte sich Graf zu dem zweiten Keile nieder – ein fürchterlicher Schrei erscholl durch die Nacht – ein dumpfes Rollen ließ den Boden erzittern – ein schmetternder Schlag machte das Haus erbeben, grad' wie in jener entsetzlichen Nacht, nur daß der Schrei heut' vor dem Anpralle erfolgte – dann herrschte auf kurze Zeit eine lautlose Stille über dem verhängnißvollen Orte. – – –[170]

Quelle:
Der Dukatenhof. Von Karl May. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Jg. 1877. Elfter Band. S. 92–208. – Stuttgart (1877), S. 139-171.
Lizenz:

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Der Waldsteig

Der Waldsteig

Der neurotische Tiberius Kneigt, ein Freund des Erzählers, begegnet auf einem Waldspaziergang einem Mädchen mit einem Korb voller Erdbeeren, die sie ihm nicht verkaufen will, ihm aber »einen ganz kleinen Teil derselben« schenkt. Die idyllische Liebesgeschichte schildert die Gesundung eines an Zwangsvorstellungen leidenden »Narren«, als dessen sexuelle Hemmungen sich lösen.

52 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon