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[126] Der Abend begann zu dämmern. Das Mädchen, welches dem auf halber Bergeshöhe liegenden Kirchhofe zuschritt, sputete sich; der Ort, nach dem es seine Schritte lenkte, gehörte zu denen, welche man nicht gern in der Dunkelheit aufzusuchen pflegt. Noch glänzte der Himmel im Lichte des scheidenden Tages; aber das Thal hüllte sich bereits in tiefe Schatten, und die alten rissigen Mauern des Gottesackers blickten beinahe gespenstig aus dem sich schwärzenden Grün der hoch emporsteigenden Halde hernieder.
Das breite, rostige Gitterthor knarrte in den Angeln. Der Mann, welcher hervortrat, hatte Hacke und Spaten über die Schulter gelegt und schickte sich eben an, den Eingang wieder zu verschließen, als er die Nahende bemerkte.
»Wünsch' guten Abend, Jungfer Selma!« grüßte er. »Kommst heute ja recht spät! Soll ich vielleicht warten und nachher Dich bis ins Dorf geleiten? Die Nacht ist da, und der Fußsteig geht schlimm abschüssig.«
»Ich danke, Hans,« beantwortete sie die vertraulich höfliche[126] Rede. »Geh' nur immer heim; der Weg ist mir gewohnt, und ich werd' ihn schon gut finden. Hast wohl Arbeit hier da drin gehabt?«
»Ja, ein Grab.«
»Ein Grab? Ist denn Jemand gestorben? Da müßt' ich doch auch etwas davon gehört haben!«
»Gestorben ist Niemand; aber der Klapperbein kam letzte Mitternacht an mein Fenster und hat mir die Arbeit anbefohlen. Du weißt ja, daß er die Leich' immer schon im Vorher kennt. Ich bin neugierig, für wen ich die Grube bereitet habe. Schlaf' wohl und komm gut nach Haus'!«
Er stieg langsam den Berg hinab. Sie trat durch das Thor und schritt zwischen den Gräbern hindurch einem kleinen, niedrigen Häuschen zu, welches sich gebrechlich an die hintere Kirchhofsmauer lehnte. An der Thür desselben vorübergehend, bog sie um die Ecke, räusperte sich und blieb dann horchend stehen.
»Wer kommt?« fragte eine tiefe Stimme aus dem wirren Gesträuch heraus, welches den Winkel bogenförmig umschloß.
»Ich bin's!« erwiderte sie. »Ich bring' die Speis' für den Tag.«
»Die Selma? Wart', ich komm' sogleich!«
Die Zweige wurden raschelnd auseinander gebogen, und eine ungewöhnlich lange und dabei außerordentlich schmächtige Gestalt kam auf das Mädchen zu.
»Bist ja heut' beinah' zur todten Nacht erst hier! Hast keine Furcht vor mir und vor den Todten?«
»Warum vor Dir? Hast mir ja noch niemals 'was zu Leid gethan! Und vor den Todten fürcht' ich mich schon auch nicht; mein Gang ist ja ein nöthiger. Nur wer aus Uebermuth zum Gottesacker geht, darf denken, daß ein Geist hervorsteigen und ihm begegnen könnt'.«
»Es steigt keiner heraus, Selma. Was der Tod einmal genommen hat, das giebt er nimmer wieder frei – ich hab's erfahren!«
Die letzten drei Worte erklangen langsam und hohl; sie kamen so schwer zwischen den Lippen hervor, als hänge das Gewicht eines ganzen vertrauerten und verlorenen Lebens an ihnen, und es dauerte längere Zeit, ehe er fortfuhr:
»Ich hab' auf Einen gewartet und geharrt viele, viele Jahr'; aber er hat nicht kommen können; der Hügel liegt zu hoch und fest auf ihm. Und Geister – – ja, was ist ein Geist? Wenn wir sterben, so begräbt man uns, und unser Leib verwest; über der Erd' aber bleibt nur unsere That zurück und lebt in ihren Folgen fort, wenn längst kein Staub von uns mehr übrig ist. Kann diese Folg' Gestalt annehmen und nachher als Geist erscheinen? – Gieb mir den Korb!«
Er nahm ihn aus ihrer Hand und trat in das Haus. Nach wenigen Augenblicken kehrte er wieder und gab ihn ihr geleert zurück. Sich dann zu ihr niederbeugend, legte er ihr die beiden kalten, dürren Hände auf das Haupt.
»Der einzige Geist, der hier wandeln geht, der bin ich, Selma. Ich bin todt schon lange, lange Zeit; ich bekomm' nur Dich und den Leichenhans zu sehen; sonst aber bin ich bereits abgeschieden, obgleich Du mich noch greifen kannst. Die aber, die sie damals begraben haben dort in die Eck', die lebt noch unten im Dorfe, und Mancher hat's erfahren, ganz ohne daß er es weiß. Ich bin in ihr gestorben; sie ist in mir leben geblieben, und die Lieb' ist schuld an Beidem, an meinem Tode und an ihrem Weiterleben. Hast sie auch schon empfunden, die Lieb', Selma?«
Sie verstand die wunderbaren Worte nicht, welche wie unlösbare Räthsel hier an dem Orte erklangen, der das letzte und größte Räthsel des menschlichen Seins mit seinen Hügeln und Kreuzen deckte. Sie bebte unter der Berührung seiner Hände und konnte seine Frage nur mit einem tiefen, seufzenden Athemzuge beantworten.
»Hast sie also auch schon kennen gelernt, und sie will Dir ihre freundliche Seit' nicht zeigen? Halt' aus Selma, halt' aus! Du siehst der Bertha, Deiner Tant', so ähnlich wie aus dem Aug' geschnitten; darum hab' ich Dich lieb, und darum sollst Du glücklich sein. Sie nennen mich den Klapperbein, weil ich todt bin für die Welt und weil der Gram mich bis aufs Geripp' verzehrt und abgejammert hat; sie reden von mir wie von Einem, auf den Niemand mehr rechnen darf; aber der Klapperbein hat dennoch Trost und Hilf' für Dich, wenn Du einmal eines mächtigen Beistandes von Nöthen bist. Geh' jetzt, Selma! Ich will Dich bis an die Pfort' begleiten.«
Er schritt ihr bis zum Gitterthore voran. Sie folgte ihm mit leisen Schritten, als dürfe sie die Ruhe und Stille des Todes nicht verletzen, dem er nach seiner eigenen Versicherung anheimgefallen war. Eine ganze Reihe von Jahren her hatte sie ihm täglich zur Zeit der Dämmerung das Essen gebracht und dabei noch niemals ein Wort aus seinem Munde vernommen. War etwas zu erwähnen gewesen, so hatte er einen Zettel in den Korb gelegt. Heute war es zum ersten Male, daß er zu ihr sprach; sie kannte seine trübe, öde Vergangenheit; aber seine Rede vermochte sie nicht zu verstehen. Nur Eins fühlte sie: er war ihr freundlich gesinnt, und das gab ihr den Muth zu einer mädchenhaft neugierigen Frage:
»Hast heut' ein Grab machen lassen, und doch ist Niemand todt. Sag', wer wird sterben?«
»Der Schmuggelbalzer,« antwortete er einfach. Er konnte in der Dunkelheit die Wirkung nicht erkennen, welche diese Auskunft auf das Mädchen hervorbrachte; das Thor verriegelnd, fügte er hinzu:
»Sag' dem Vater, die Zeit ist wieder um. Gut' Nacht, Selma!«
»Gute Nacht!« erwiderte sie leise und stieg dann langsamen und zögernden Schrittes die Höhe hinab. Die Unterhaltung gab ihr viel zu denken, und die Nachricht, daß der Schmuggelbalzer sterben werde, hatte erschütternd auf sie gewirkt; sein Sohn war ihr Geliebter.
Zu Hause angekommen, fand sie die Heimgenossen beim Abendbrode versammelt. Nur der Vater fehlte. Er saß in der Nebenstube am Schreibpulte, und darum wurde die Unterhaltung nur leise geführt; denn Jeder wußte, daß man den Herrn Ortsrichter bei der Arbeit nicht stören könne, ohne ihn in großen Zorn zu bringen. Und vor diesem Zorne hüteten sich Alle; der Richterbauer war ein gefürchteter Mann.
Sie setzte sich mit an den Tisch.
»Hast schon mit dem Ludewig gesprochen, Selma?« fragte eine der Mägde.
»Nein. Er ist ja fast die ganze Woch' nicht hier gewesen, weil er jetzt in der Gärtnerei gar viel zu schaffen hat.«
»Er ist vorgestern droben beim Herrgottle gewesen.«
»Beim Herrgottle? Woher weißt Du das, und was hat er dort gewollt?«
»Das kann ich nicht sagen. Ich hab' es von dem Meinigen, der ist ihm begegnet, und dann hat am Herrgottskreuzle fast eine ganze Stund' lang die Latern' gebrannt.«
Das hochinteressante Thema wäre vielleicht weiter verfolgt worden, wenn sich nicht in diesem Augenblicke nach kurzem Klopfen die Thür geöffnet hätte. Eine alte Frau, welche sich auf zwei Krücken stützte, trat ein.
»Ist der Richter daheim?« fragte sie nach dem üblichen Gruße.
Da die Thür zum Nebenzimmer nur angelehnt war, so hatte der Genannte die laute Frage vernommen. Er erhob sich rasch von seinem Stuhle und trat näher. Auf seinem Angesichte war die Röthe des Zornes deutlich zu erkennen.
»Das ist ja wieder die Botengustel! Habe ich Ihr denn nicht schon dreimal gesagt, daß Sie mir mit Ihrem Gelamentir' vom Halse bleiben soll? Morgen ist der Termin, und wenn Sie die Steuer nicht schafft, so wird Sie ausgepfändet. Davon helfen Ihre schönen Wort' Ihr nimmer los; hätt' Sie Ihre Schnapsdreier gespart, so könnt' Sie Ihrer Pflicht nachkommen. Marsch fort; ich hab' mehr zu thun, als Ihr Geschrei anzuhören!«
»Und doch wird der Herr Richterbauer anhören, was ich ihm zu sagen hab'; dafür ist er da, und dafür bekommt er seinen Lohn. Ich will Ihn gar nicht wieder mit Klag' und Bitt' belästigen; ich hab' nun doch zur Genüg' erfahren, daß dies bei Ihm nichts hilft. Und was die Schnapsdreier betrifft, die Er mir zum Vorwurf macht, so mach' doch Er einmal in Sturm[127] und Schnee, in Frost und Wetter den Botenweg über das Gebirg' und sehe Er, ob Er es ohne den Tropfen fertig bringt, der den alten Leib erwärmt. Freilich, Wein kann ich nicht haben, von dem Seine Nas' so schön zinnobrig geworden ist, auch ohne daß Er sie erfroren hat, wie ich die meinige!«
»Was will Sie mir da sagen?« schnaubte der Richter sie an. »Soll ich Sie etwa einstecken lassen?«
»Dazu hat Er die Gewalt, aber nicht das Recht. Wer mir den nothwendigen Trunk vorhält, der mich wöchentlich zwei Dreier gekostet hat, dem darf ich auch seinen Wein vorwerfen, der doch viel theurer ist. Aber ich bin nicht gekommen, um mich mit Ihm zu zanken, sondern wegen den rückständigen Communabgaben. Hier ist das Geld!«
»Ah,« lachte der Bauer, »sieht Sie, wie prächtig Sie bezahlen kann? Ich kenn' schon meine Leut'. Das Pack hat nimmer eher Geld, als bis ihm das Messer an die Kehl' gesetzt wird. Ich will Sie mit Ihrer Bitt' an die Gemeind' schon heimleuchten!«
»Ja, das thut Er gern; das weiß das ganze Dorf! Aber wenn bei Ihm kein Erbarmen zu finden ist, so giebt's noch Hilf' beim lieben Gott. Er hat mir die Steuer geschickt und auch noch mehr dazu.«
»Der liebe Gott? Das mach' Sie doch nur mir nicht weiß! Sie hat Ihren Sparpfennig herausgeholt, so ist die Sach'!«
»Den Sparpfennig hat die Krankheit schon seit lange aufgezehrt. Ich hab' das Reißen bekommen und meine Verrichtung aufgeben müssen; die Noth ist dann gar bald eingetroffen, und als ich gar zum Krückzeug greifen mußt', hat Er meine Bitt' um Nachsicht abgelehnt, anstatt mich zu unterstützen, wie es doch Seine Pflicht gewesen wär'. Da hab' ich mir einen Brief schreiben lassen, wo Alles d'rin gestanden hat, und ihn gestern Abend hinauf zum Herrgottle getragen; das Licht für seine Latern' hab' ich mir beim Krämer geborgt; in meiner Tasch' war kein armer Heller mehr zu finden. Vorhin nun, vor wenig Augenblicken, klopft es an den Laden; ich raff' mich empor, geh' aus der Stub' und schieb' die Hausthür auf. Da hängt ein Leinwandbeutel an der Klink', aber kein Mensch ist rings zu sehen. Ich frag' und ruf', aber es antwortet Niemand, und so geh' ich wieder in die Stub' zurück und brenn' die Lamp' an, um zu seh'n, was in dem Beutel ist. Was meint Ihr wohl, Ihr Leut', was ich gefunden hab'? Dreißig Thaler sind's gewesen, dreißig harte, blanke Thaler, und dabei hat ein Zettel gelegen, darauf stand geschrieben: ›Der Botengustel vom Herrgott geschickt.‹ Der Herrgottsengel hat mir das Geld gebracht, und so bin ich gleich herbeigelaufen, um die Steuern zu bezahlen, damit Er mir morgen mein armseliges bischen Hab und Gut nicht wegnimmt. Aber geb' Er wohl Achtung, daß Er sich nicht auch noch einmal an das Herrgottle wenden muß! Es ist nicht aller Tage Abend, und Er ist ja auch erst nur ein armer Todtengräber gewesen und für ein paar Kreuzer auf den Schleichhandel gelaufen, ehe Ihn der Klapperbein zum reichen Richterbauer gemacht hat!«[128]
Sie legte das bereits abgezählte Geld auf den Tisch. Der Richter fand vor Grimm über die muthige Rede der Frau keine Worte. Seine Augen sprühten Feuer; seine Hände ballten sich. Er machte Miene, sich auf die Botengustel zu stürzen, besann sich aber noch rechtzeitig, daß ihm aus einem Angriffe auf die gebrechliche Alte wohl wenig Ehre erwachsen werde. Sein Zorn mußte einen anderen Gegenstand haben, sich an ihm abzukühlen.
»Wer hat den Brief geschrieben?« fragte er. »Denn Sie ist doch zu dumm, sich so ein Schreiben selber aufzusetzen!«
»Ja, so klug und gescheit wie der Herr Richterbauer bin ich freilich nicht; aber der ihn geschrieben hat, bringt's schon auch noch fertig. Des Schmuggelbalzers Ludewig ist's gewesen.«
»Der –? So also lohnt er meine Lieb' und Güt', die ich ihm erwiesen hab', dem Lodrian? Da werd' ich bald ein Wort mit ihm reden, das ihm gewaltig in die Ohren klingen soll! Er wird genau erfahren, was es heißt, Euer Herrgottle gegen die Obrigkeit zu hetzen!«
Die Botenfrau hatte eine weitere scharfe Entgegnung auf den Lippen; sie konnte dieselbe nicht aussprechen, denn es klopfte rasch und scharf, und auf das grollende »Herein!« des Richters trat ein junger Mann in die Stube, dem eine ungewöhnliche Erregung anzusehen war. Der Hausherr ließ ihm keine Zeit zum Gruße.
»Da ist er ja gleich, der Botengustel ihr Geheimschreiber, der so schöne Bettelbrief' an den Herrgottsengel fertig bringt! Kommst grad' zur rechten Zeit, Bursch', um zu hören, was solch' eine Scriblifexerei einbringen kann!«
»Laßt mich jetzt geh'n, Herr Richter,« fiel der Angekommene schnell ein. »Der Vater ist am Sterben; es hat ihn über alle Maßen schnell gepackt, und er läßt Euch bitten, doch rasch zu ihm zu kommen. Er hat mit Euch zu sprechen!«
Er trat an den Tisch und reichte Selma die Hand. Der Zorn des Richters schien mit einem Male von ihm gewichen; es blitzte hell und freudig über sein Gesicht; doch nur für einen kurzen Moment. Im nächsten Augenblicke hatte seine Miene den Ausdruck der Teilnahme angenommen.
»Sterben will er?« rief er wie bestürzt. »Es wird wieder nur ein kurzer Ueberfall sein, den das Fieber macht. Die Zehrkrankheit hat so diese Mode.«
»Nein, es ist jetzt gewiß der richtige Ernst; der Tod steht ihm ganz deutlich im Gesicht. Bitt', Herr Richter, macht rasch, sonst kommt Ihr zu spät!«
So hastig, wie er eingetreten war, ging er wieder fort. Die Sterbekunde war wie ein beruhigender Hauch über den Hader gegangen. Der Bauer schrieb in Eile eine Quittung für die Botenfrau, die sich schnell entfernte, und suchte dann angelegentlich in den Fächern seines Schreibepultes herum. Nachdem er sich überzeugt hatte, daß die Thür zur Wohnstube verschlossen sei, zog er ein unausgefülltes Wechselsformular hervor. Es war kein gutes Auge, mit welchem er das Papier betrachtete, und die Laute, welche er murmelte, klangen scharf und entschlossen zwischen den Lippen hervor.
»Endlich, endlich ist es aus mit ihm! Der Gedank', daß er mich verrathen werd', hat mich gequält bei Tag und Nacht und mir wie ein Berg stets auf der Seel' gelegen. Das Tributzahlen hört nun auf; ich hab' es längst schon satt und werd' mir jetzt Alles wiederholen, was er mir abgezwungen hat. Nun werd' ich auch den Ludewig los, den Habenichts, den ich nur aus Sorg' vor seinem Vater gelitten hab'. Aber klug muß ich es anfangen mit dem Wechsel. Er hat schon lange Jahr' im Kasten gelegen und auf den Tag gewartet, der heut' gekommen ist. Der Alte muß ihn vom Ludewig unterzeichnen lassen; sie haben alle Beid' noch keinen Wechsel geseh'n und wissen nicht, wie man ihn schreiben muß. So komm' ich wieder zu dem Meinigen und schaff' zugleich die Liebelei aus dem Haus. Der reiche Richterbauer ist kein Schwiegervater für so einen mausigen Schmuggelbalzersbub', der kaum einen ganzen Rock am Leibe hat und mich noch obendrein mit seiner Herrgottspost blamirt!«
Er machte sich zum Ausgehen fertig. Als er durch die Stube ging, war das Abendessen beendet, und das Gesinde hatte sich in Haus und Hof zerstreut.
»Bertha!« rief einer der Knechte draußen im Flur, und als die Magd, welche er suchte, nicht antwortete, wiederholte er seinen Ruf.
Im Nu stand der Bauer hinter ihm und schlug ihm mit der Faust auf den Kopf, daß er fast zusammenbrach.
»Was hat denn der Sackerment hier zu schrei'n, daß Einem das Ohr zerplatzen möcht'?« fuhr er ihn wüthend an. Seine Züge waren verzerrt, als habe ein fürchterlicher Schreck sie verzogen; sein Auge glühte zwischen Angst und Zorn, und aus dem Gesichte war die Farbe vollständig gewichen. »Sagst Du den Namen nur noch ein einziges Mal, so schlag' ich Dich zu Boden und werf' Dich dann zur Thür hinaus!«
Der Knecht schlich sich lautlos von dannen. Er hatte nicht daran gedacht, daß der Richter den Namen Bertha nicht hören konnte, ohne in die äußerste Wuth zu gerathen. Noch eine ganze Weile stand der Bauer mit gezückten Armen auf derselben Stelle; es war, als habe er ein Gespenst gesehen oder den Schlag selbst erhalten, welchen er dem unachtsamen Dienstboten gegeben hatte. Dann verließ er langsamen Schrittes den Hof.
Nicht weit vom Richtergute stand inmitten eines gut gepflegten Gärtchens ein kleines Haus. Er stieß die unverschlossene Pforte des Gartens auf. Ludwig, welcher ihn erwartet hatte, empfing ihn hier.
»Geht grad' hinein in die Stub', Herr Richter! Der Vater ist allein. Er hat befohlen, daß die Mutter und ich hinausgehen sollen, um Euch nicht zu stören.«
Als er den Wohnraum betrat, blieb er fast erschrocken unter dem Eingange stehen. Das Gesicht, welches ihm vom Lager her entgegenblickte, war ihm Zeit seines Lebens bekannt gewesen; jetzt aber schaute es ihn an wie ein vollständig fremdes, und die einst so vertrauten Züge waren wie unter einer starren, unheimlichen Larve verborgen. Die Augen lagen tief in ihren ausgetrockneten Höhlen, die Wangen waren eingefallen, die Schläfe eingesunken; der Tod hatte seine kalte, unerbittliche Hand auf das Haupt des Schmuggelbalzers gelegt und ihm nur noch kurze Frist gegeben; das war dem Leidenden deutlich anzusehen.
»Kommst endlich, Schubertfrieder?« tönte eine matte, klanglose und hüstelnde Stimme. Balzer hatte den stolzen Mann niemals anders als bei seinem früheren Namen gerufen. »Setz' Dich ganz her zu mir! Ich hab' mit Dir zu reden, was Niemand weiter zu hören und zu wissen braucht.«
Schubert folgte der Weisung. Der Anblick des einst so rüstigen Jugendgefährten ließ ihn verstummen.
»Paß' auf, Frieder, was ich Dir sag'; viel Wort' kann ich nicht machen, denn es kostet mich jedes eine Stund' vom Leben. Ich will Abrechnung halten mit Dir.«
»So sprich!«
Mehr vermochte der Richter nicht zu sagen. Er fühlte, daß er sich sammeln müsse.
»Ich steh' am Ziel'; die Ewigkeit braust mir schon um die Ohren, und ich weiß nicht, wohin mit meiner Schuld und Sündenhaftigkeit. Anklagen hab' ich mich nicht wollen; ich hab' den Muth dazu nicht mehr und darf auch keine Schand' über mein Weib und mein braves, einzig's Kind bringen. Die Reu' hat mich zerfressen wie der Rost das Eisen, und als ich zuletzt nimmer aushalten konnt', hab' ich einen Brief an das Herrgottle geschickt und gefragt, ob ich auch ohne Beicht' selig werden kann, wenn ich eine Sünd' bereu', die nicht mehr aufzubessern ist. Gestern Abend ist die Antwort 'kommen: ›Wenn die Beicht‹ wirklich Niemandem nichts helfen kann, so soll ich ruhig sterben; der liebe Gott werd' mir auch ohne sie vergeben. Was thu' ich nun, Schubertfrieder?«
Der Bauer schwieg. Der Kranke fuhr nach einer Pause der Erholung fort:[137]
»Du bist mein böser Geist gewesen und hast mich vom guten Weg auf den schlimmen gebracht. Die Folg' war für Dich der Richterhof und für mich die Zehrsucht. Darauf hast gemeint, Du brauchst mich nicht mehr, und bist mir fleißig aus dem Weg gegangen; aber ich hab' Dich festgehalten und kann Dich noch heut' vom Hof und Amt fortbringen. Soll ich's thun, Schubertfrieder?«
»Das thust Du nicht; dazu sind wir zu gute Freund' gewesen!«
»Laß die Freundschaft nur ja bei Seit'! Zuerst hast Du mich ausgenutzt, und dann bin ich Dir auf dem Beutel gesessen; denn ich hab' Dich nachher gehaßt, gehaßt wie – wie, ich kann's nicht aussagen, wie; ich weiß, Du bringst mich in die Höll', denn für den Ludewig werd' ich schweigen. Für ihn will ich noch einmal, noch auf dem Sterbelager meine Seel' verkaufen. Was giebst' für sie, Schubertfrieder?«
»Nichts geb' ich, gar nichts! Du bist der Nimmersatt, der mich schon fast bis in die Armuth hinein ausgezogen hat!«
»Red' nicht so traurig's Zeug! Der Richterhof ist vierzigtausend Thaler werth; Du hast ihn vom Klapperbein umsonst bekommen. Was Du mir nach und nach hast zahlen müssen, macht noch nicht ganz zwölfhundert Thaler. Ich hab' das Häuschen, den Garten und die Wies' damit bezahlt. Das Heimwesen kostet mich aber mehr, weit mehr, hör's wohl, Schubertfrieder, es kostet mich meine Seligkeit!«
»Weißt' wirklich so genau, daß ich den Richterhof umsonst bekommen hab'?«
»Du selbst hast mir's und auch dem ganzen Dorf gesagt. Wenn Du gelogen hast, ist's Deine eigne Schuld. Der Klapperbein hat Dir das Gut geschenkt, weil er meint, die Bertha sei damals –«
»Willst' gleich schweigen, Schmuggelbalzer,« rief Schubert, vom Stuhle aufspringend, als habe ihn eine Natter gebissen, »oder soll ich mit meiner Hand dem Zehrfieber nachhelfen, damit Du rascher das End' erreichst? Sag' mir den Namen nicht wieder, das rath' ich Dir!«
»Ja, Du kannst ihn nicht hören; das hab' ich vergessen. Das ist das Gewissen; aber es wird noch gar anders kommen, wenn für Dich einmal die Stund' geschlagen hat, die jetzt für mich da ist! Ich mein', der Klapperbein hat Dir das Gut geschenkt, um das zu sühnen, daß er Deine Schwester in den Schacht gestoßen hat. Du mußt ihm dafür das Essen schicken, so lang' er lebt; das und meine zwölfhundert Thaler, die machen Dich nicht arm.«
Er ruhte einige Minuten aus. Das Sprechen griff ihn weit mehr noch an, als er vorher geglaubt hatte. Der Richter unterbrach die Stille nicht; die Klugheit gebot ihm, zu schweigen. Endlich nahm der Leidende das Wort wieder auf:
»Der Ludewig hat Deine Selma lieb, und sie ihn auch. Du hast aus Angst vor mir das Aug' darüber zugedrückt; nach meinem Tode wird's ganz anders werden, das weiß ich sehr genau; denn ich kenn' Dich doch noch besser, als alle anderen Leut'. D'rum will ich sichrer geh'n in meiner Sorg' für ihn. Er hat die Gärtnerei gelernt und braucht noch eine Zugab' zu unserm Stückle Grund und Boden. Willst ihm dazu verhelfen, Schubertfrieder?«
»Ja. Ich werd' ihm einen Fleck von dem Meinigen geben. Ich borg' es ihm, und er kann es nach und nach abzahlen.«
»Schau, was Du heut' doch großmüthig bist! Und hältst mich wirklich für so dumm, daß ich Dir trau'?«
»Ich geb' Dir Schwarz auf Weiß!«
»Das wäre schon gut; aber kaufen, kaufen kann er sich das Stück von Jedem, und Dein Land liegt nicht an dem unsrigen. Der Nachbar will verkaufen. Gieb dem Ludewig das Geld dazu, Schubertfrieder!«
»Bist Du toll, Balzer, oder willst mich noch in Deiner letzten Stund' vollends ausdrücken?«
»Laß das Lamentiren, und hör' den Handel! Doch wenn Du willst, so kann ich auch den Pfarrer zur Beicht' rufen lassen und ihm die Schrift geben, die ich Dir damals abgezwungen hab'.«
»Sag', was Du willst!«
»Zweitausend Thaler. Es ist das letzte Mal, daß ich etwas verlang'. Gieb das Geld, und Du bekommst die Schrift zurück. Dann bist Du frei und brauchst vor Niemand keine Sorg' zu haben!«
Der Fordernde spielte sich selbst dem Richter in die Hände; er ahnte nicht, daß er sich auf dem Punkte befand, an welchem ihn der Letztere haben wollte.
»Zweitausend Thaler? Du bist nicht gescheit! Woher soll ich sie nehmen in dieser schlimmen Zeit?«
»Ich weiß, daß so viel nicht gleich da liegt; aber Du hast die Cass' von der Commun'!«
»Die ist auch leer.«
»So gieb mir eine Verschreibung; aber gut muß sie sein, und auf bald muß sie lauten. Wenn ich meine Seel' verkauf', so soll es nur dem Ludewig zu Gut' kommen.«
»Es ist zu viel. Tausend will ich schreiben!«
»Hör', was ich sag'; es gilt! Ich kann nicht länger dauern; die Red' nimmt mir die Kraft; der Gedank' wird mir ganz schwach, und ich weiß schon kaum mehr, was ich sprech'. Ich hab' keine Zeit mehr übrig. Schreib' zweitausend, oder ich schick' nach dem Pfarrer!«
»Nun gut! Hast Papier?«
»Nein. Ich weiß, daß Du in Deiner Tasch' stets welches trägst. Aber Tint' und Feder find'st auf dem Ofensimmes.«
Schubert nahm das Bezeichnete herab und zog die Brieftasche hervor. Mit Absicht ließ er dem Kranken die leere Seite des Formulars sehen.
»Ich hab' auch immer Papier bei mir; das Amt erfordert es so. Heut' aber ist mir's grad' ausgegangen.«
»Sei still, Frieder; denn mich vermagst nicht zu betrügen. Dort hast ja welches in der Hand!«
»Das kann ich nicht nehmen.«
»Warum?«
»Es ist ein Wechselbrief auf Sicht; das wär' mir zu gefährlich!«
»Ein Wechselbrief? Von dem hab' ich gehört; der ist mir lieber, als jeder andre Urkundenschein; denn da bekommst Du die Pfändung gleich, wenn Du die Zahlung verweigerst. Was ist auf Sicht?«
»Da wird kein Tag geschrieben, sondern ich muß zahlen zu jeder Zeit, sobald der Brief mir vorgezeigt wird.«
»Das ist mir noch lieber; so will ich's haben. Mach' das Papier fertig!«
»Ich werd' ein andres holen!«
»Nein. Schreib', oder ich schick' fort!«
»Ich kann nicht, denn Du willst mich nur ins Unglück stürzen. Wenn ich heut' den Schein ausstell', so kommst' schon morgen oder übermorgen, und bis dahin hab' ich das Geld noch nicht beisammen.«
»Willst mich schon wieder betrügen? Ich werd' nicht kommen, auf mich darfst Du ihn nicht schreiben; denn ein Todter kann Dir den Brief nicht vorzeigen. Du schreibst ihn auf den Ludewig!«
»Dann wird er unsern ganzen Handel erfahren; denn er muß dann auf das Papier setzen, daß er den Wechselbrief als Geld von mir annimmt.«
»Er wird nichts erfahren. Schreib' schnell; ich wart' keine Minut' mehr länger!«
»Du bist ein wahrer Drach', Balzer. Verrathen darfst mich nicht; lieber will ich mich pfänden lassen, wenn der Ludewig das Geld zu früh von mir fordert! Aber hast auch mein Papier? Ich geb' den Wechsel nicht eher aus der Hand, bis ich's zurück hab'.«
»Schau her. Hier ist's!«[138]
Der einstige Schmuggler griff unter die Decke und nahm einen zusammengebrochenen Bogen hervor, den er dem Richter zeigte. Dieser nickte befriedigt und langte nach der Feder. Das schon halb gebrochene Auge des Sterbenden verfolgte fast angstvoll die langsamen Bewegungen des Schreibenden.
»Mach' schnell, Frieder; das Herz wird mir schon kalt!«
»Ich bin fertig. Soll ich den Ludewig rufen?«
»Lies mir erst vor!«
Schubert that es.
»Zeig' her; ich will's auch seh'n!«
»So schau! Hier steh'n zweitausend Thaler, erst in Zahlen und dann auch sogar in Worten, damit Du ganz sicher bist. Und hier ist auch mein Nam' hereingeschrieben; den kann ich nicht wegleugnen, und Niemand vermag ihn herauszukratzen.«
»Ja, ich seh' es; der Wechselbrief ist richtig. Ruf' mir den Bursch' herein!«
Ludwig hatte sich in der Nähe gehalten; er war schnell bei der Hand.[157]
»Tritt näher!« gebot sein todesmatter Vater. »Ich werd' Dir nachher Alles erklären, jetzt bin ich zu schwach dazu; aber ich hab' mir nach und nach ein Geld zurückgelegt und es dem Schubertfrieder zum Aufheben gegeben. Ich dacht' nicht, daß es so bald mit mir zu End' gehen werd', und wollt' Dir eine Zugab' zusammenhalten, wenn Du einmal eine Frau nimmst. Ich hab' bisher keine Quittung verlangt; nun es jedoch so mit mir steht, hat Dir der Frieder einen Wechselbrief geschrieben, damit Du Dir die Ersparung holen kannst, sobald Du ihrer bedarfst. Schreib' Deinen Namen hin; der meinige ist nichts mehr nütze, und Du bist der Erbe!«
»Vater,« rief der junge Mann, kämpfend zwischen Schmerz und Freude, »ich wollt' lieber, Du wärst –«
»Laß jetzt, laß! Die Sach' muß schnell geh'n; ich muß schlafen und kann das Aug' kaum länger offen halten. Schreib', sonst gilt es nichts!«
»Darf ich den Brief erst lesen? Ich hab' noch keinen gesehen.«
»Schau her!« meinte der Richter. »Da steht die Summ' zweimal und auch mein Nam' dabei. Aber mach' rasch! Du mußt hinzufügen: ›angenommen‹ und Dich dahinter. Oder,« setzte er schalkhaft lächelnd hinzu, »willst etwa die Schuld nicht von mir annehmen und sie mir lieber schenken?«
»Gebt her die Feder! Wo kommt es hin?«
»Hier quer unter das große Wort. Nun schreib'!«
Er that es und entfernte sich dann auf das Geheiß des Vaters wieder.
»So, das ist abgemacht. Hier hast den Wechsel, Balzer, und nun gieb auch das Papier!«
»Frieder, ich bin müd', und ich glaub', es ist nicht bloß der Schlaf. Ich hab' viel gegeben für den Brief und noch in der letzten Stund' den Sohn mit einer Lüg' bedient. Du hast viel an mir verbrochen; aber gieb dem Ludewig das Geld, und ich will Dir Alles verzhei'n. Hier ist die Schrift!«
Er wollte unter die Decke langen, hatte aber die Kraft nicht mehr dazu.
»Ich kann nicht – nimm sie Dir selbst!«
Die schweren Lider fielen ihm über die Augen; der Athem ging röchelnd, und die Stirn bedeckte sich mit großen Schweißtropfen.
»Hast sie –? Ja –? So steck' den Wechsel – hier an ihre – – Stell'!«
Ein kurzes, krampfhaftes Zittern ging durch seine Glieder, und seine Gestalt streckte sich mit einem gewaltigen Rucke in die Länge.
»Ist – er – – dort?« stieß er nur lallend noch hervor.
Schubert stand hochaufgerichtet vor ihm. Mit triumphirender Miene schob er die beiden Papiere in seine eigene Tasche.
»Nein, Schmuggelbalzer, er ist nicht dort,« antwortete er, den Mund nahe an das Ohr des Sterbenden haltend, »sondern ich hab' ihn eingesteckt. Jetzt kommt die Rach' dafür, daß Du mir damals das Papier abgezwungen hast. Ich hab' Dir das Schweigen bezahlen müssen, und nun ist der Wechselbrief falsch. Hörst's, Balzer, Schmuggelbalzer? Der Wechselbrief ist falsch, und der Ludewig wird ihn lösen müssen. Ich nehm' ihm das Haus, den Garten und die Wies'; hast's verstanden, Balzer?«
Es war ein wahrhaft teuflisches Vergnügen, welches seine Züge entstellte. Der Schmuggler hatte die Worte doch vernommen; seine bereits schwindende Seele kehrte noch einmal in den Körper zurück. Die Erkenntniß, daß er noch im Tode betrogen sei, schnellte seinen Körper zum letzten Male in die Höhe.
»Schubertfrieder,« – – die Zunge suchte angstvoll nach Worten; die Augen traten stier aus den tiefen Höhlen hervor, und die langen, abgezehrten Arme zuckten drohend empor – »fahr' zur Höll' – stirb ohne Beicht', wie ich – – schaff' den Brief heraus – sonst ruf' ich. Hilf' – Hilf' – – Lud – Lu – – Llll – –«
Er sank zurück; der Name des Sohnes starb in einem verhauchenden Aechzen dahin. Der Schmuggelbalzer lag bereit für das Grab, welches der Leichenhans heut' für ihn bereitet hatte.
Der Richterbauer war Todtengräber gewesen; er hatte gar mancher Leiche in das erstarrte, hippokratische Angesicht geschaut; er blickte auch jetzt ohne äußere Zeichen von Furcht oder Schreck auf den vor ihm liegenden Todten, fühlte noch einmal nach den Papieren und schritt dann langsam zur Thür hinaus.
Draußen im Gärtchen stand Ludwig mit seiner Mutter.
»Ihr seid fertig, Herr Richter?« fragte er. »Dürfen wir jetzt hinein?«
Schubert legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Ja, Ihr dürft hinein, alle Beid'. Geht nur immer zu! Er hat vor seinem End' noch gar schön für Euch gesorgt, schöner und besser, als Ihr's denkt, und wenn es Euch gar zu prächtig wird, so kannst ja wieder einen Brief hinauf zum Herrgottle tragen und eine Kerz' in die Latern' thun; Du bist ja dem Herrgottsengel sein Briefmacher; er wird Dir auch so beisteh'n wie der Botengustel. Wer Andre vor der Pfändung bewahrt, mag sich hüten, daß er sie nicht gar selbst bekommt. Schau nur, daß Du jetzt bald an Eurer Klink' den Leinwandbeutel findest mit den zweitausend Thalern, die Du mir nun schuldest!«
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Als E.T.A. Hoffmann 1813 in Bamberg Arbeiten des französischen Kupferstechers Jacques Callot sieht, fühlt er sich unmittelbar hingezogen zu diesen »sonderbaren, fantastischen Blättern« und widmet ihrem Schöpfer die einleitende Hommage seiner ersten Buchveröffentlichung, mit der ihm 1814 der Durchbruch als Dichter gelingt. Enthalten sind u.a. diese Erzählungen: Ritter Gluck, Don Juan, Nachricht von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza, Der Magnetiseur, Der goldne Topf, Die Abenteuer der Silvester-Nacht
282 Seiten, 13.80 Euro
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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
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