Achter Auftritt

[138] Vorige. Lottchen, reich geputzt.


Arie


LOTTCHEN.

Was tut man nicht, um schön zu sein?

Wie radelt man den Leib oft ein?

Wie preßt man nicht die armen Füß?[138]

Wie weh tut man sich oft gewiß?

Was tut man usw.


Wie fest dreht man das Lockenhaar,

Wie martert man sich oft wohl gar?

Weil nach dem alten, wahren Schluß

Die Hoffart immer leiden muß!

Was tut man usw.


Wie gerne hört man Schmeichelein

Von hübschen Männern jung und fein.

Verehren läßt von schönen Herrn

Sich jede Evastochter gern!

Was tut man usw.

Ich kenn mich selber nit mehr vor lauter Schönheit, da kann man's sehen, was der Putz macht! Gestern hätt mich in meiner Kleidung kein Mensch für so schön gehalten, und heut sind s' grad alle erschossen. Ja, wohl ist der Anzug die Hauptsache, wenn man manches Frauenzimmer vor der Toilette sähe, man glaubte es gar nicht, daß es die nämliche Person ist, die um zwölf Uhr auf der Bastei so ein Aufsehen macht!


Quelle:
Das Wiener Volkstheater in seinen schönsten Stücken. Leipzig 1960, S. 138-139.
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