Dritte Scene.

[6] Apollo Jupiter.


APOLLO.

Bien bon jour mon maître!

Comment avez vous dormi?

JUPITER.

Mein Freund besser thät er,

Wenn er deutsch redet, verständlich und klug,

Es gibt auf der Welt solche Narren genug,

Die sich der Muttersprach schämen, und französisch so schlecht parliren,

Daß sich vor Ärger ein Eckstein könnt rühren.

Ad rem! Was will man von mir, meine Zeit ist gemessen,

Ich komm heut vor 12 Uhr so wieder nicht zum Fressen.

APOLLO.

Sie wissen, daß ich seit sechstausend Jahren

Die Sonn als Fiaker muß täglich herumfahren.

Bis jetzt hats es g'than, der Haber war nicht so theuer,

Man konnt' die Pferd erhalten; aber heuer

Müßt ich am End noch meine Leyer verkaufen,

Oder mir vor Desperation das Goldhaar ausraufen.

Wenn die Ross' 24 Stunden um die Welt laufen,

Wollens auch fressen, und wollen auch saufen.

Das wissen S' ja selber; die Zeiten sind schlimm,

Der Haber ist theuer; und von der Maxim:

Daß der oft Haber frißt, der ihn nicht verdient –

Kann ich d' Roß nicht erhalten, das sieht ein Kind.

JUPITER.

Am End' soll ich wohl auch noch Haber erschaffen,

Was fordern denn von mir noch diese Affen![7]

APOLLO.

Ich führe die Sonne. Sie macht Tag mit ihren Strahlen,

Der Tag thut jedem wohl, so soll auch jeder zahlen.

Drum ordnen S' etwas an, oder geben S' die Fuhr in Pacht,

Sonst, sag ichs sonica, gibt's eine ewige Nacht.

JUPITER.

Thut auch nichts. Ich hab mir lassen sagen,

Daß viele ohnehin das Tagslicht nicht ertragen.

Und mein lieber Apollo, das allzuviel Licht

Hat nimmer viel genützt. Glaub mir, ein Alter spricht.

Indessen will ich mich mit meiner Frau darüber berathen,

Sie ist eine große Kennerinn von allerley Surrogaten;

Vielleicht weiß sie auch eines für den Haber,

APOLLO.

Aber –

JUPITER.

Ich leide kein Wenn und kein Aber

Man erwarte, was ich beschließe, mit Geduld-

APOLLO.

Laufen darüber die Rosse davon, so hab ich keine Schuld.


Ab.


Quelle:
Carl Meisl: Theatralisches Quodlibet, Pesth 1820, S. 6-8.
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