Zwölfte Scene.

[73] Juno, Orpheus, Amor.


JUNO.

Was machst du noch hier, du blinder Harfenist,

Weißt du, daß du ein großer Pafnuzius bist.

Du hast mir Mandeln machen wollen, du Ledel,

Dazu gehört mehr als ein böhmischer Schedel.

AMOR für sich.

Hokus pokus, ich kenn schon die rechte Art,

Die stolze Göttinn werd in den Harfenisten vernarrt.

Bey denen, die gar so sittsam thun, wie wir wissen,

Braucht man nicht einmahl einen Pfeil abzuschießen.

Es kommt nur auf d' G'legenheit an; kommt nur der rechte,

So ghören sie auch zum weiblichen Gschlechte!


Schleicht fort.


ORPHEUS.

Verzeih, vergib, pardonnez vouz! pardonnir'!

Es ist ein Mordweib, ich red völlig irr.

Sie steht einer Operistinn in Wien gleich zum sprechen,

Sie hat ein paar Augen, sie könnt ein'n damit erstechen.

Ich will ihr was vorspieln, vielleicht gibt sie nach,

Die Musik macht d' Weiber gewöhnlich recht schwach.


Arie.


Altes Eisen, Messing, Bley,

Lumpen, Fetzen, Hahnengschrey.

Galgenvögel, Rabenas,

Faule Äpfel, Ananas.

Artischoken, Teufelskoth,

Schwere Reiter, Butterbrod.[74]

Alte Weiber, Kohlendampf,

Fliegengift und Magenkrampf,

Gliederreißen, Ohrenweh,

Ranzigs Fett und Märzenschnee,

Postillion und Sesseltrager,

Bäckenjodel, Ochsenschlager.

Alte Katzen, schwarze Pudel,

Leberknödel, Lungenstrudel.

Das ist doch ein Quodlibet,

Das gewiß zum Herzen geht.


JUNO.

Ach ich kann nicht dafür, ich seh schon allmählich,

's ist so ein Künstler, unwiderstehlich.

ORPHEUS.

Das wirkt, sie macht schon kleine Augen auf mich,

Das ist ein guts Zeichen, ich kenne schon die Schlich.

JUNO.

Es sieht's ja kein Mensch, ich kann mich entschließen,

Ich muß wider Willen den Harfenisten küssen.


Terzett.


JUNO.

Geh – geh –

Sonst ist um mich gethan –

Geh – geh –

O du verdammter Mann –

Du hast mirs angethan –

Geh –

ORPHEUS.

Je – Je –

Was soll das ach und weh

Je –

Alles das ach und weh

Das bedeutet halt nur Schnee –

Je![75]

AMOR.

He! He!

Sie wird schon matt und schwach,

He! He!

Was nutzt das weh und ach –

Jetzt hat die Juno Schach –

He!

JUNO.

Du brennst mich ganz zusamm –

Ich bin wie dürrer Schwamm

Du bist die Glut –

ORPHEUS.

Wenn du papierln willst –

Und so verdächtig schielst –

Nehm ich den Hut

Weib –

JUNO.

Bleib – siehst nicht daß ich mich schäm –

Daß ich zu todt mich gräm –

Und du könnst weiter gehn –

Ey, du Filou –

AMOR.

Orpherl, greif zu –

ORPHEUS.

Nun so machs kurz, und gib

Mir einen Kuß, und lieb

Mich wie sichs ghört –

JUNO.

Wanns jemand hört

Ach – ich kann nicht widerstehn –

ORPHEUS.

Ich halt den Hut vor – so kanns niemand sehn –[76]

AMOR.

Triumph, jetzt ist es geschehn. –


Sie umarmt ihn – Trompeten und Pauken.


Quelle:
Carl Meisl: Theatralisches Quodlibet, Pesth 1820, S. 73-77.
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