Letzter Auftritt.

[41] Gernando und Silvia, von verschiedenen Seiten.


GERNANDO. In diesen Armen, Geliebte!

KONSTANZIA. Und ist es dann wahr?

GERNANDO. Und träum' ich nicht?

KONSTANZIA. Gernando ist bey mir?[41]

GERNANDO. Ich habe meine Gemahlin an meiner Seite?

ENRICO. Diese Umarmungen, diese Thränen, diese abgebrochene Reden rühren mich ungemein.

SILVIA. Was stehst Du so in Gedanken, Enrico? Gernando ist viel artiger, als Du. Sieh nur, wie er mit der Konstanzia spricht; und Du – sagst mir nicht ein Wort.

ENRICO. Wenn ich Dir lieb bin, so bin ich bereit, alles zu sagen, was Du willst.

SILVIA. Wenn Du mir lieb bist? Lieber als mein kleines Reh.

ENRICO. Nun so gieb mir Deine Hand; Du sollst meine Gemahlin seyn.

SILVIA. Ich Gemahlin? O nein! Das nicht. Da wär ich wohl sehr thörigt. Ich würde wohl auf irgend einer Insel bleiben und meine Tage einsam zubringen müssen.

KONSTANZIA. Nein, Silvia! Mein Gernando hat mich nicht verlassen. Du sollst alles erfahren. Die Männer sind nicht, wie ich sagte, treulos und unmenschlich.

SILVIA. Das hab' ich wohl gemerkt, als ich den Enrico kennen lernte.

KONSTANZIA. Mit Unrecht hab' ich sie beschuldigt. Jetzt nehm' ich meinen Irrthum zurück.

SILVIA. Und ich den meinigen auch.


Quartett.


KONSTANZIA. Ganz glücklich bin ich bey meiner Geliebten; ich vergesse alle Plage, vergesse alle Leiden.

GERNANDO. Was hab' ich nun mehr zu wünschen, nun ich meine Liebe gefunden: unter ihren schönen Augen bleibe ich nun frohlockend.

SILVIA. Könntest Du, Lieber, die Bewegung meines Herzens sehen, Du würdest sehen, mein Lieber, wie sehr es Dich zu lieben weiß.

ENRICO. Nimm, o Liebe, zum Unterpfande, die Hand Deines Geliebten; zärtlicher und treuer kannst Du keinen finden.

KONSTANZIA UND GERNANDO. Erhalte, o Liebe! die Bande zweyer liebenden Herzen.

SILVIA UND ENRICO. Gieb nicht zu, daß je der Unmuth dieses schöne Reich verstöre.

GERNANDO. Süße Schmerzen!

KONSTANZIA. Süße Pein.[45]

GERNANDO. Ach Konstanzia!

KONSTANZIA. O Du Lieber!

ENRICO. Geliebte Silvia!

SILVIA. O welches Glück!

ENRICO. Traute Liebe!

SILVIA. O schöner Augenblick!

KONSTANZIA, GERNANDO, SILVIA, ENRICO.

O Tag des Glücks!

Tag der Freude.

Auf! die Segel gespannt!

Laß uns jubeln!

Ende.
[47]

Quelle:
Haydn, Joseph: Die unbewohnte Insel. Berlin 1786, S. 41-48.
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