Vierter Auftritt.

[40] Harpagon. Cleanthe. Valere. Jacques.


HARPAGON. Und dir, mein Herr Fant, dem ich seine letzte Geschichte aus besondrer Güte verzeihen will, dir rate ich, daß du dir's nicht etwa einfallen lässest, sie schief anzusehn?

CLEANTHE. Ich, Vater? ich sollte sie schief ansehn? und weshalb?

HARPAGON. Ei, mein Gott, wir wissen ja, welchen Lärm die Kinder machen, deren Väter sich zum zweitenmal verheiraten, und mit was für Augen sie ihre sogenannte Stiefmutter anzusehn pflegen. Wenn dir aber darum zu tun ist, daß ich den Skandal von vorhin vergesse, so empfehle ich dir ganz besonders, daß du der jungen Dame artig entgegenkommst und sie so freundlich empfängst, als dir's möglich ist.

CLEANTHE. Aufrichtig gesagt, Vater, ich kann Euch nicht versprechen, daß mir's große Freude macht, wenn sie meine Stiefmutter wird: ich würde lügen, wenn ich Euch das sagte. Aber was das freundliche Entgegenkommen und den artigen Empfang betrifft, so gelobe ich Euch in diesem Punkte strikten Gehorsam.

HARPAGON. Nimm dich nur in acht!

CLEANTHE. Ihr sollt nicht über mich zu klagen haben.

HARPAGON. Das wollen wir hoffen.


Quelle:
Molière: Der Geizige. Leipzig [o. J.], S. 40.
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