[74] Harpagon. Elise. Mariane. Valere. Frosine. Jacques. Der Kommissar.
HARPAGON. O du entartete Tochter, die einen Vater wie ich gar nicht verdient! – So also befolgst du die Lehren, die ich dir gegeben habe? Verliebst dich in einen ehrlosen Dieb und versprichst ihm deine Hand ohne meine Zustimmung? Aber ihr sollt euch beide verrechnet haben. Zu Elise. Vier feste Mauern sollen mir für deine Aufführung bürgen, Zu Valere. und ein tüchtiger Galgen wird mich für deine Frechheit rächen!
VALERE. Euer Zorn wird in dieser Sache nicht das Urteil sprechen; und wenigstens werde ich doch gehört werden, ehe man mich verurteilt.
HARPAGON. Ich versprach mich, als ich den Galgen nannte: lebendig gerädert sollst du werden.
ELISE zu Harpagons Füßen. Ach, teurer Vater, seid doch menschlicher, ich beschwöre Euch, und treibt Eure väterliche Gewalt nicht aufs äußerste. Laßt Euch nicht von der ersten Aufregung Eures Zorns hinreißen, und nehmt Euch etwas Zeit, ehe Ihr beschließt, was Ihr tun wollt. Gebt Euch die Mühe, den, von dem Ihr Euch beleidigt glaubt, besser kennenzulernen; er ist ein ganz anderer, als für den Ihr ihn haltet; und es wird Euch weniger befremdlich dünken, daß ich ihm meine Hand zugesagt habe, wenn Ihr hören werdet, daß Ihr mich ohne ihn schon längst verloren haben würdet. Ja, bester Vater, er war's, der mich einst aus der großen Gefahr rettete – der mich aus dem Wasser zog, und dem Ihr das Leben Eurer Tochter zu danken habt ...
HARPAGON. Das alles ist nichts. Es wäre viel besser für mich, er hätte dich ertrinken lassen, als daß er mir das getan!
ELISE. Ach, mein Vater, bei Eurer väterlichen Liebe beschwöre ich Euch ...[74]
HARPAGON. Nichts da! Ich will nichts hören, und die Gerechtigkeit soll ihren Fortgang haben.
JACQUES beiseite. Du sollst mir deine Stockschläge bezahlen!
FROSINE beiseite. Welche seltsame Verwirrung!
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