Prolog

Längst Gesagtes wieder sagen,

hab ich endlich gründlich satt.

Neue Sterne! Neues Wagen!

Fahre wohl, du alte Stadt,

drin mit dürren Binsendächern

alte Traumbaracken stehn,

draus kokett mit schwarzen Fächern

meine Wunden Abschied wehn.

Kirchturm mit dem Tränenzwiebel,

als vielsagendem Symbol,

Holperpflaster, Dämmergiebel,

Wehmutskneipen, fahret wohl!


Hoch in einsam-heitren Stillen

gründ ich mir ein eignes Heim,

ganz nach eignem Witz und Willen,

ohne Balken, Brett und Leim.

Rings um Sonnenstrahlgerüste

wallend Nebeltuch gespannt,

auf die All-gewölbten Brüste

kühner Gipfel hingebannt.

Schlafgemach –: mit Sterngoldscheibchen

der Tapete Blau besprengt,

und darin als Leuchterweibchen

Frau Selene aufgehängt.
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Längst Gesagtes wieder sagen,

Ach! ich hab es gründlich satt.

Phanta's Rosse vor den Wagen!

Fackeln in die alte Stadt!

Wie die Häuser lichterlohen,

wie es kracht und raucht und stürzt!

Auf, mein Herz! Empor zum frohen

Äther, tänzergleich geschürzt!

Schönheit-Sonnensegen, Freiheit-

Odem, goldfruchtschwere Kraft,

ist die heilige Kräftedreiheit,

die aus Nichts das Ewige schafft.

Quelle:
Christian Morgenstern: Sämtliche Dichtungen. Abteilung 1, Band 1, Basel 1971–1973, S. 9-12.
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