|
1756 | 15. September: Karl Philipp Moritz wird in Hameln als Sohn des Militärmusikers Johann Gottlieb Moritz und seiner Frau Dorothee Henriette, geb. König, geboren. Er wächst in ärmlichsten Verhältnissen auf. Der Vater hält ihn aus religiösen Gründen von öffentlichen Schulen fern und läßt ihn von Privatlehrern im Lesen und Schreiben sowie der Mystik der Quiestistin Mme. Guyon unterrichten bzw. erzieht ihn selber im Sinne seiner strengen und beschränkten Auffassung des Quietismus. |
1763 | Die Familie siedelt nach Hannover über. |
1766 | Moritz beginnt, heimlich Romane zu lesen. |
1768 | Privatunterricht in Latein bei einem Lehrer der öffentlichen Stadtschule. Herbst: Beginn einer Hutmacherlehre bei Johann Simon Lobenstein in Braunschweig (bis Frühjahr 1770). Der quietistische Lehrherr appelliert mit pseudoreligiösen Argumenten wie drohenden Höllenstrafen an den Arbeitseifer und das Pflichtbewußtsein seiner Angestellten. Dem ständigen Druck ist Moritz nicht gewachsen. Er verübt einen Selbstmordversuch. Rückkehr nach Hannover. |
1769 | Besuch der Freischule des Dorfschullehrer-Seminars. |
1771 | Eintritt in das Gymnasium (bis 1776). Der Schulbesuch wird von Stipendien und Almosen finanziert. Die Eltern siedeln nach Erichshagen bei Wölpe um, wo der Vater, der aus religiösen Gründen seinen Beruf aufgegeben hat, Dorfschreiber wird. Moritz lernt die Ideen der Aufklärung kennen und liest Werke des Sturm und Drang. Freundschaft mit dem späteren Schauspieler und Dramatiker August Wilhelm Iffland. |
1776 | Immatrikulation an der Universität Erfurt zum Studium der Theologie. Vergeblicher Versuch, bei Konrad Ekhof in Gotha als Schauspieler Fuß zu fassen. |
1777 | Moritz schreibt sich an der Universität Wittenberg ein. |
1778 | Moritz bemüht sich vergeblich um eine Anstellung als Lehrer am Basedowschen Philantropinum in Dessau. Juli-November: Arbeit als Informator am Potsdamer Militärwaisenhaus. November: Moritz unterrichtet an der unteren Schule des Berliner Gymnasiums zum grauen Kloster. |
1779 | Moritz erhält den Magistertitel der Universität Wittenberg. Am Gymnasium zum grauen Kloster wird er Konrektor (bis 1786). Eintritt in die Berliner Freimaurerloge St. Johannis. |
1780 | »Beiträge zur Philosophie des Lebens«. »Unterhaltungen mit meinen Schülern«. |
1781 | Moritz publiziert das erste deutsche Schicksaldrama »Blunt, oder der Gast«. »Ueber den märkischen Dialekt« (2 Bände). »Sechs deutsche Gedichte, dem Könige von Preußen gewidmet«. »Kleine Schriften die deutsche Sprache betreffend« (Berlin). |
1782 | Reise nach England. »Rede am Geburtstage Friedrichs des Großen«. »Rede am Geburtstage der Königin von England«. »Ansichten zur Experimentalseelenlehre«. »Deutsche Sprachlehre für die Damen«. |
1783 | Moritz nimmt seinen Schüler Karl Friedrich Klischnig in sein Haus auf. Reise nach Göttingen. »Anleitung zum Briefschreiben«. »Reisen eines Deutschen in England im Jahr 1782«. Moritz beginnt mit der Veröffentlichung der ersten deutschen Fachzeitschrift für Psychologie, dem »Magazin zur Erfahrungsseelenkunde« (11 Bände, 1783–93). |
1784 | »Ideal einer vollkommenen Zeitung«. »Von der deutschen Rechtschreibung nebst vier Tabellen«. Moritz wird Gymnasialprofessor am Gymnasium zum grauen Kloster. Vorübergehend wird Moritz Redakteur der »Vossischen Zeitung« (bis 1785). |
1785 | Der erste Band von Moritz' autobiographischem Roman »Anton Reiser. Ein psychologischer Roman« erscheint (5 Bände, 1785–94). Gemeinsam mit Klischnig unternimmt er eine Fußwanderung durch Deutschland. Zusammentreffen mit Friedrich Schiller in Leipzig und mit Christoph Martin Wieland in Weimar. |
1786 | »Andreas Hartknopf. Eine Allegorie« (Roman, 2 Bände, 1786–90). »Versuch einer deutschen Prosodie«. »Denkwürdigkeiten zur Beförderung des Schönen« (4 Bände, 1786–88). Reise nach Italien. In Rom macht Moritz Bekanntschaft mit Goethe, mit dem er engen Kontakt pflegt. |
1787 | »Fragmente aus dem Tagebuche eines Geistersehers«. |
1788 | Zusammentreffen mit Herder in Rom, der sich im Gegensatz zu Goethe abschätzig über Moritz äußert. »Ueber die bildende Nachahmung des Schönen«. Dezember: Moritz hält sich als Gast Goethes in Weimar auf, wo er mit Schiller, Wieland und Charlotte von Stein verkehrt (bis Januar 1789). |
1789 | Moritz reist nach Berlin zurück. Dort wird er Professor der Theorie der schönen Künste. Seine Vorlesungen über Ästhetik werden in den folgenden Jahren unter anderen von Alexander von Humboldt, Ludwig Tieck und Wilhelm Heinrich Wackenroder besucht. »Italien und Deutschland« (Zeitschrift, 2 Bände, 1789–93). |
1790 | »Lesebuch für Kinder«. |
1791 | Moritz wird Mitglied der Berliner Königlichen Akademie der Wissenschaften. »Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten«. »Italiänische Sprachlehre«. »Ανϑουσα oder Roms Alterthümer, ein Buch für die Menschheit« (2 Bände, 1791–96). »Vorlesungen über den Stil«. |
1792 | Juni: Beginn des Briefwechsels mit Jean Paul. Heirat mit Christine Friederike Matzdorff, der Schwester des Verlegers Karl Matzdorff. »Grundlinien zu seinen Vorlesungen über den Styl«. »Reisen eines Deutschen in Italien in den Jahren 1786–1788« (3 Bände, 1792–93). Dezember: Scheidung von Christine Friederike. |
1793 | »Deutscher Briefsteller«. »Vorbegriffe zu einer Theorie der Ornamente«. »Die symbolische Weisheit der Aegypter«. »Grammatisches Wörterbuch der deutschen Sprache« (4 Bände, 1793–97). März: Erneute Heirat mit Christine Friederike. April/Mai: Reise nach Dresden mit seiner Frau. 26. Juni: Moritz stirbt in Berlin an einer Lungenkrankheit. |
Buchempfehlung
Der junge Chevalier des Grieux schlägt die vom Vater eingefädelte Karriere als Malteserritter aus und flüchtet mit Manon Lescaut, deren Eltern sie in ein Kloster verbannt hatten, kurzerhand nach Paris. Das junge Paar lebt von Luft und Liebe bis Manon Gefallen an einem anderen findet. Grieux kehrt reumütig in die Obhut seiner Eltern zurück und nimmt das Studium der Theologie auf. Bis er Manon wiedertrifft, ihr verzeiht, und erneut mit ihr durchbrennt. Geldsorgen und Manons Lebenswandel lassen Grieux zum Falschspieler werden, er wird verhaftet, Manon wieder untreu. Schließlich landen beide in Amerika und bauen sich ein neues Leben auf. Bis Manon... »Liebe! Liebe! wirst du es denn nie lernen, mit der Vernunft zusammenzugehen?« schüttelt der Polizist den Kopf, als er Grieux festnimmt und beschreibt damit das zentrale Motiv des berühmten Romans von Antoine François Prévost d'Exiles.
142 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro