Sophia Erdmuth.

[99] Ihre jungfräuliche Seele bildete sich unter dem Einfluß eines sanften Gestirns. –

Sie wuchs unter den Blumen, und mit den Bäumen in ihres Vaters Gatten auf. –

Sie schlug vor dem blendenden Glanze der Himmelswölbung bescheiden ihre Augen nieder, und bückte sich herab zu dem Veilchen, das mit gesenktem Haupte auf der Wiese stand. –

Die liebende Natur mit Morgenroth und Wies' und Wald war selbst die Freundin und Gespielin ihrer Jugend. –

Dem väterlichen Hause entwachsen führte ihr Bruder sie in seine stille Wohnung, wo sie mit ihm fünf goldene Jahre lebte.

Als Hartknopf über die Schwelle trat, veränderte sich der Lebensplan. –[100]

Es war an einem schöngewählten Frühlingstage in der stillen Laube im Garten, als Hartknopf, welcher schon ihr Herz besaß, um ihre Hand anhielt, die der Pächter Heil mit Bruderliebe in die seinige legte, und sagte: sie ist dein!

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Karl Philipp Moritz: Andreas Hartkopf. Prediger Jahre, Berlin: Johann Friedrich Unger, 1790. , S. 99-101.
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