Weiber-Lob.

Drittes Gesichte.

[198] Deß Mittwochs frühe, als ich die Nacht vber betrachtet, was für vnderscheid es wäre, zwischen einem Mann, der Vnglück außgestanden, etwas versucht, gelitten vnd erfahren, vnnd dem, der sein Lebetag mit Kinderwerck vnnd Lappereyen, die weder Gott noch Mänschen nutzen, zugebracht hätte; vnd eben in die Burg hinuntergehen wolte, ruffte mich Expertus Robertus eilend wider zurück, was Denckwürdiges zusehen, in sein Gemach, dessen Fenstere von Abend gegen einer grossen Wiesen neben der Saar hinauff, die Rüttersmatt genant, offen stunden.

Viel vortreffliches Frawenzimmer sahe man in vnd vor der Burg hin vnd her gehen vnd lauffen mit jammern vnd klagen. Vnd wie ich die Vrsache von dem Alten forschen wolte, sprach er zu mir: Ich hab dir vor diesem gezeiget, was die Lieb für wunderthörichte Würckung in den Mänschen habe, vnd wie offt mancher sonst Dapffer Held vmb der Liebe willen liederlich sein Leben lassen müsse.

Der Verlust aller anderer ding kan bey einem Weisen Mann noch verschmertzet werden. Aber so weise ist keiner, wan er eine Jungfraw liebete vnd ein anderer sich deren gelusten wolte, welcher nicht so bald der Weißheit vergesse vnd durch eusserste Mittel so ihm in sinn fallen könten, seine sach zubehaupten, sich vnderstehen wirde.

Es waren gestern Nachmittag, indem wir dem Laelius abgewartet, etliche Helden, so mit ihren Liebsten sich in negstem Wald vnd Gras erlustigen wollen, in Widerwillen vnd Streit gerathen, nur allein darumb, dieweil der eine, Namens Grav Fridrich von Appermunt, ein Dapffer Liebreicher Held, eine Jungfraw,[199] Grav Wibrechts von Lyningen Tochter, die ein anderer Kühner Frecher Held, Grav Herich von Hoye, an der Hand geführet, angelachet hatte; deßwegen dieser dem andern so bald den lincken Handschue dargeworffen vnnd Jener disem hiengegen den seinen zum Zeichen deß Kampffs, den sie mit solchem bey dem Alten Adel vblichen Zeichen einander angekündiget.

Keyser Herich, (dem Sie beide auffwarteten vnnd lange Zeit in viel trefflichen Scharmützeln vnnd Schlachten wider die Vngarn, Schlaven, Wenden, Boiemer etc. vnd andere Völckern mit hohem Ruhm gedienet) nachdem Er der sachen beschaffenheit vnd Ihrer beyder brennenden Eyffers vnnd Ernsts vrsachen erfahren, hat endlich in den Kampff, wiewohl vngern, bewilliget. Es wird, sprach ich, ein Duell zu Pferd seyn? Ja, antwortete er, wie es die Wahlen nennen, auff Teutsch aber ein Kampff, (dann was von Vielen geschicht, das sind Treffen, Scharmützel vnnd Schlachten. Wiewohl ich dem wort Duell lieber von dem Alten Teutschen seinen [Rand: Hohen Twill] Vrsprung geben wolte, so vor Jahren Ein Twiell genannt worden; daher die vortreffliche Vestung im Oberland Hohen Twiell bey den Lateinern noch Altum oder Summum Duellium muß heissen.)

In dem, als wir schon am Fenster lagen vnnd die Schrancken nach Thurnierbrauch auffgerichtet gewesen, waren alle Gemache in der Burg voller Volcks, insonderheit der Burg Thurn, dahin sich Keyser Heinrich mit den vbrigen Helden vnd Frawenzimmer, dem Streit zu zusehen, begeben hatte, (vnder welchen waren auch König Airouest vnd Witichund, Hertzog Herman von Nider Sachsen vnd Hessen, sonst Arminius genant, Marggrav Herman von Baden, Mathhüld, die Keyserin, deß Keysers beyde Söhne, Otto, der hernach Keyser worden, vnd Heinrich, auch seine Tochter Hedwig sambt ihrem Gemahl, Grav Eberharden von Eberstein, vnnd vielen andern, so ich nicht kennen kunte.)

Bald kam ein Held auff einem geharnischten grossen Roß. Er selbst war mit einem Harnisch gantz bekleydet, einen grossen Busch Federn auff dem Helm, kein andere Gewehr als ein mächtiges Schwerd an der Seite. Der ritte so bald an das eine Ende der Schrancken, neigete sein Haubt gegen dem Burg Thurn zu vnd fieng an mit heller lieblicher Stimme, daß man alle wort wohl verstehen kunte, gegen dem Burg Thurn, darauff auch die Liebe Jungfraw war, vmb deren willen der Kampff geschehen solte, dieses Liedlein zu singen:


[200] 1.

[Rand: Swet, Swie, / Swas, Swes. / wer, wie, / was, weß.]

Swes Müt ze froiden si gestalt,

Der schöwe an den vil grünen Walt,

Swie wünniglich gekleidet.

Der Meye sin Ingesinde hat

Von richer varwer in liechter wat,

Den vogelin trüren leidet

Auß hohem müte mangen thon

Gar richlich süse wise

Hört man von Ihn luten klanc

Voruß der Nachtegalensanc

Vff grünem bendem Rise.


2.

Von Schulden muß y sorgen wol,

Von froiden git min herze zol

Die wile Ir gruß wildet,

Die min herze by ir hat,

Ach daß sy my in sorgen lat,

Gott hat sy so gebildet,

Daß min herze nit ent kan

Noch all min sin erdencken,

Wie sie schoner künde sin

Die Minnigeliche Fröwe min

Dü mir wil froide krencken.


3.

Ach minne süse Ratgebin,

Rat daß du sely müsist sin,

Mins herzens Künniginne,

Rat das sy mir tuo helffen schin,

Vnd mir holt trüg mit trüwen din

Vil minnigeliche minne,

sit du floß bist vnbekant

mins herzen vn der sinne,

so rate ia daß an der zit,

Min trost, min heil gar an dir lit

In diner glüt y brinne.


4.

Muß y dan scheiden sin vor Ir

Daß y Ir hülde gar entbir,[201]

O wee der liden verte.

Die dan fülle tut min lib,

Genade selden rüches wib,

wiß gen mir nit so herte,

Senfft in dinem mut,

Vnd sprich vß rotem munde

Zu mir nit wan echt fünff wort

Die hohent miner froiden hort

Var hin ze güter stunde.


5.

Zu guter Stunde sy din vart,

Din lib din seele sy bewart,

Din lob, din Heil, din Ehre.

Mac dy erwenden min gebot

Min hülen, min drom, daß weiß wol Got,

So wil y biten sehre:

Sit daß die varte vnwendig,

So fürest zwey herze in arbeite,

Das mine vn öch dine hin,

Davon i iemer trürig bin,

Nun sy Christ din geleite.


Er konte auch dises Gesang so bald nicht zu ende bringen. Es kam der Grav von Hoye in gleicher manir in die Schrancken geritten, der stellete sich an das ander Ende; vnd nachdem die Grißwärtel die Wehre beyderseits besichtiget, der Perseuant das Stilla ho außgerufen vnd der Keyserliche Herold einen Brieff, darin die Thurnir-Gesätze geschrieben stunden, gelesen vnnd durch die Trommeter das Zeichen geben lassen, ritten die beyde Helden freundlich gegen einander zu, gaben sich die rechte Hand, darnach wider ein jeder an seine stelle vnd neigeten beyde das haupt gegen dem ort, da der Keyser mit den Helden vnd dem Frawenzimmer stunden. Darauff liessen sie das Helmlein niderfallen, vnd der Bläser, so stets auff dem Thurn war, gab auß befehl des Keysers das Zeichen mit dem Horn.

So bald zuckten die Helden ein jeder sein gläntzendes breitspitzes Schwerd, vnnd mit grossem Eyffer vnnd Grimm auffeinander,[202] daß es einem ein grausen gab. Allhie zu beschreiben, wie viel Streiche, vnd wie harte Streiche sie einander gegeben, daß da der halbe Helm, dort der halbe Harnisch, da dem Pferd ein Schenckel, dem Mann ein arm davon geflogen, daß der eine zehen schritt hinder sich vnd zehen vor sich gesprungen vnd neun klaffter tieff mit seinem Schwerd in die Erde geschlagen, wie der verlogene Amadis, thörichte Schäfferey, vnd andere Narrenbücher schreiben, daß wirde sich nicht schicken. Sie haten beyderseits das beste, so sie mochten, was zweyen verliebten Helden vnnd zweyen grimmigen Löwen müglich war; heut Ehr eingelegt oder nimmermehr; es galte da nicht Leben forderen, sondern sich gewehrt, so lang ein Ader im Leib sich regen könte,


Jungfraw allein mein, Oder laß gar sein.


Wie die jenige wissen vnd verstehen können, die in dergleichen Streit gewesen, oder doch umb rechtschaffener Liebe willen sich zu wagen noch das Hertz haben.

Lang wärete der Streit, vnd hatte das ansehen, ob die Pferde schwächer als die beyde Helden.

Was aber indessen die liebe Jungfraw für Gedancken gehabt, dz laß ich Niemand als die Jungfrawen selbst vrtheilen, dann ein Mann kan es nicht wissen oder verstehen; solche Geheimnussen sind den Männern noch verborgen, das aber kan ich sagen, das Schnuptüchlein, so sie in der hand gehabt, mit rother Seiden genähet, habe von den häyssen Zähren die Farb verlohren vnnd seye gantz weiß worden, vnd ich kan es noch zu sehen weisen. Auch merckete ich von Expertus Robertus, das dieselbe Jungfraw dem Herrn von Appermunt gleichwohl mehr gewogen war als dem andern, welchem doch ihre Eltern, auch wider der Jungfrawen willen, das wort wolten gegeben haben; darumb dann dieser eyffer den harten Streit bey den beyden Helden verursachet; derowegen die Heyrath zu allen, der Eltern vnd Kinder, seiten wohl vorhin zu bedencken. Nach langem Fechten vnnd Schmeissen, daß offt das Fewr davon sprange, gab der Grav von Appermunt seinem gegentheil mit dem Schwerd zum Helm hinein einen so vngehewren stoß, daß das Blut mit grosser maß herauß sprange vnd er vnder das Pferd sancke.

Der Grav von Appermunt, nicht faul, sprang von seinem Roß, vnd mit blutigem Schwerd riß er dem von Hoye den Helm[203] ab, ihm, wie ich dafür gehalten, vollends den Rest zu geben, wo er sich gereget hätte; aber es war auß mit ihm, dann zu einem aug hat er ihn durch gestossen, dz er da lage maustodt.

Der Herold sampt den Grißwärtln lieffen beyderseits hinzu vnd liessen ihn in die Burg tragen, allwo Er den dritten tag hernach herrlich zur Erden bestattet worden. Davon aber will ich allhie weiters nichts melden, sondern allein von dem Graven von Appermunt sagen, daß Er wider auff sein Roß saß vnnd dasselbe in den Schrancken herumb dummelte als ein Held der seinem Feind obgesieget, das Feld erhalten vnd die Braut erworben hatte.

Auß den Schrancken hat er sich nicht begeben wollen, biß vff Befehl des Keysers der Herold Ihm zu folgen angesaget; darauff er vor den Keyser geritten, der in den Garten schon herunder gangen war, vnnd so bald er Ihn sahe, vom Pferd sprang vnnd für ihm zu füssen fiele. Wie bald der Keyser die Grißwärtel erfordern hieß, vmb zu vernehmen, ob irgend gefährde vorgegangen wäre. Als sie aber dessen bericht gethan, hieß der Keyser den von Appermunt zu Ihm kommen, dem bote er die hand vnd gab ihm die Jungfraw, vmb deren willen er so Redlich gefochten, an die Seite, welche hernach in drey Wochen das Hochzeitliche Beylager in der Burg gehalten haben. Die Geschichte aber ließ der Keyser nach seinem rühmlichsten Teutschen Heldenbrauch beneben dem Liedlein in das Gesellenbuch (in lesung wessen er sich, wan er von der Vogeljagd kame, erlustigte) einschreiben zu Ewiger Gedächtnuß.

Wunderliche Gespräche gab es zu allen seiten, wie denn in dergleichen Händlen pflegt zu geschehen. Einer sprach für den Graven von Appermunt, der ander [hätte] gewolt, daß der von Hoye das Feld er halten hätte. Es sind viel verborgene Dinge in der Natur, deren wir keine Vrsachen finden können. Dieses ist ein grosses, daß wir offtmahlen Einem Mänschen, (den wir sonst niemahlen gesehen, auch niemahlen von ihm gehöret) gleichwohl vor einem andern wohl wollen und wünschen, daß ihm vor jenem Glück vnd Heyl zustünde, vnd wissen selbst nicht, warumb. Ich achte das im Geblüt vnd der Natur ein verborgene Gleichheit seyn müsse.

Auch gab es wunderliche Gespräche wegen der Jungfrawen.[204] Einer lobete die Jungfrawen, der andere schalt dieselbige, als vmb deren willen manch Ehrlich Kerl sein Haut so redlich zusetzte vnnd dessen nach aller arbeit doch offt so schlecht belohnet wirde. Es wäre aber dem Weiblichen Geschlecht die Vnbeständigkeit als wie dem Hunde das Jagen, der Katze das mausen, der Geyße das klettern, der Atzel vnd der Bachsteltz das hüpffen angebohren.

In wehrendem Gespräch kam es gegen die eylffte stunde, da jederman in seinem Ort zum Essen durch den Bläser auff dem Thurn nach löblichem Brauch mit blasung einer Schalmeyen ermahnet worden.

In wehrender Mahlzeit ward das Gespräch ernewert.

Einer machte dem Graven von Hoye eine Grabschrifft zu Ehren, der Ander sange dem Graven von Appermunt ein Brautlied zugefallen. Einer schalte auff die Jungfraw, weil sie von Gesicht fast Braunlicht war, der ander eben umb dieser Vrsach willen lobte sie mit lieblichen worten, vnd daß die Schwartze Haar allezeit mehr Krafft vnd Safft, mehr Redlichkeit vnd Rechtschaffener Standhafftiger Vertraulichkeit im Leibe hätten als andere, die er gleichwohl nit wolte veracht haben; ja daß die Schwartzbraune augen vil mehr nachtruck vnd an sich ziehende Tugend in sich hätten; vnnd so sie ihren Gewalt spüren lassen, demselben schwerlich zu widerstehen wäre; vnd vil anderer Reden mehr.

Weibhold vnd Ich schwigen stille vnd wolten, weil vns die Gesellschafft nicht alle bekant war, vns mit vrtheilen nicht heraußlassen; zumahl weil es vnsers achtens ein rechter Vbelstand ist, wo bey löblicher Gesellschafft die Jüngere den Alten im Reden wollen [Rand: Junger Leutte / Reden] vorgehen vnnd das Gespräch allein, oder doch allezeit das Erste wort haben; da vielmehr sie mit sanfftmüthiger Bescheidenheit vnd wenigen worten sich solten hören lassen. Es wäre dann, daß man so bekant, vnd von höhern Personen selbst angemahnet wirde, sich frölich mit dem Gespräch zuerzeigen, alsdann kan man der Jugend auch ein wenig den Zaum lassen; doch alles ohne Ärgernuß vnd in allen Ehren.

Weil wir nun, auch auff der Gesellschafft anreden, nichts beybringen wolten, als wurden wir durch einmütiges Vrtheil dahien verwiesen, daß unser jeder zur Straff deß Stillschweigens der Braunen Jungfrawen vnnd den Schwartzen Haaren zu Ehren ein[205] Lied herschreiben solte, oder in mangel dessen in acht tagen anderst nichts als warm Wasser trincken.

Ward also das Loß geworffen, welcher der Erste anfangen solte, solches kam auff mich. Expertus Robertus lachend sprach: Nun, weil Philander erst von den Wälschen kommen ist, so wird ihm nicht zuwider sein, vns zugefallen vnd dieser Brunette zu Ehren ein Wälsches Liedlein herzusingen, welches ich also ohn saur sehen thun muste, dann warm Wasser trincken war mir bey so warmen tagen fast zu wider.

Weil ich aber (so lange nicht) Ein Braun-Liebe Jungfraw, Ein Brenn-liebende Jungfraw, Ersten mahls alß ich sie sahe vnnd hörete, ein Wälsch Lied (anfangend, Phillis) singen hören (deßwegen auch, weil die Jugend in solchen Raase-Jahren viel Kinderbossen vnnd Thorheiten begehet; das doch nicht schadet, so es nur nicht wider Gott ist; alldieweil solche Dinge mit den Jahren auch ein Ende nemmen; mich in kurtzweil vnd Ihro zu Ehren Philander genant, aber endlich recht Philisander worden) Als habe ich desto lieber mich an der Braunen Farb recht erlaben, Ihro leben, Sie lieben vnd loben sollen.

Darumb dann, so vnlustig als ich gewesen, so lustig ward ich, als mir die Braune Farb, (Mein allerliebste Gesellschaft, die mich, so lang ich lebe, nicht verlassen wird) zu rühmen anbefohlen worden; vnnd veränderten sich alle meine Sinne von weisser Traurigkeit in Braun lachende Frewde, daß ich also anfinge:


1.

J'ay veu sus un pré l'autre jour

Les plus belles Nymphettes,

J'y ay choisy digne d'Amour

Phillis la plus Brunette:

Car les Brunettes ont dès appas

que les autres Beautez n'ont pas.


2.

J'y ay bien veu mais d'un despit

La rougastrie Syluie

C'est un fard qui est trop petit

pour engager ma vie[206]

Car les Brunettes ont des appas

que les autres Beautez n'ont pas.


3.

J'y ay veu, mais à Contre-Coeur

Leonide la pasle

Dessoubs ceste Blanche laideur

gist un desir de masle.

Car les Brunettes ont des appas

que les autres Beautez n'ont pas.


4.

Mon Coeur s'auoit presque arresté

dans les yeux d'une Blonde

Mais elle n'a point de Beauté

C'est un erreur du Monde,

Car les Brunettes ont des appas

que les autres Beautez n'ont pas


5.

Phillis fille d'un naturel

Sans fard et sans brauade

me fait venir tout immortel

d'un dard de son oeillade.

Car les Brunettes ont des appas

que les autres Beautez n'ont pas.


6.

Viue le brun de ma Phillis

Couleur ferme et aymable,

Couleur qui non comme les Lys

Au temps est variable.

Car les Brunettes ont des appas

que les autres Beautez n'ont pas.


7.

Et quoy qu'une autre que Phillis

sans cesse me caresse,

Je n'escoute point ces deuis,

Je n'ay qu'une metresse.

Car les Brunettes ont des appas

que les autres Beautez n'ont pas.


[207] 8.

Brunette mon soulas, mon Coeur

Je ne veux que te suire,

Je ne suis que ton serviteur

Sans toy je ne peux viure.

Car les Brunettes ont des appas

que les autres Beautez n'ont pas.


9.

Un seul regard de ton maintien,

tout bonheur me rammeine.

Je t'ay juré un sacré lien

tu es mon tout, ma Reyne.

Car le Brunettes ont des appas

que les autres Beautez n'ont pas.


10.

Quand j'escoute ta douce voix

auec ta belle mine,

Je te dis: ma Phillis sans toy

La vie m'est ruyne

Car les Brunettes ont des appas

que les autres Beautez n'ont pas.


11.

Ton oeil noir me fait vigoureux

en contemplant ta face,

Ton sourcil noir me fait heureux

voyant ta bonne grace.

Car les Brunettes ont des appas

que les autres Beautez n'ont pas.


12.

Le jour n'a j'amais du repos

Si non que sur la Brune.

viue l'Amour et son propos

qui se fait á la Lune.

Car les Brunette sont des appas

que les autres Beautez n'ont pas.


13.

Cerises, figues, fruits et fleurs

Chastaines et noisettes[208]

L'on ne prouue qu'à la Couleur.

et choysit les Brunettes

Car les Brunettes ont des appas

que les autres Beautez n'ont pas.


Weibhold vnnd etliche andere, die der Frantzösischen Spraach kundig waren, lachten meiner von Hertzen, daß ich die Schwartze Farb so eyfferig gelobet; vnd weil beydes meine Gedancken vnnd die Vortrefflichkeit vnser Jungfrawen Ihme bekant waren; so fung er nach eim wenigen bedacht sein Teutsches zu Ehren dem nunmehr erwünschten Par also an zu singen:


1.

Nun habt Ihr mein liebes Paar

was Ihr je vnd je begehret:

Ewer keines ist verfähret.

Redlichkeit vnd Schwartze Haar

sind geflochten in einander,

keines ist gern ohn daß ander.


2.

Braune Farb vnd Freundlichkeit

sind einander einverleibet,

keines ohn das ander bleibet;

Braun ist voller Lieblichkeit.

Schwartze Kirsen, braune Kesten,

sind die schönsten vnd die besten.


3.

David war von Angesicht

Braunlicht vnd mit schwartzen Augen,

Augen, die das Hertze saugen.

Hester, wo ich recht bericht,

weil sie braunlicht war, vor allen

dem Asverus hat gefallen.


4.

Siht man nicht der Musen schaar,

wie sie auf des Pindus spitzen

in schwartz-krausen Haaren sitzen,[209]

Da ein paar vnd dort ein paar?

die Waldgötter vnd Göttinnen

nur der Braunen farb gesinnen.


5.

Venus selbst sampt ihrem Kind,

wan sie Wilppret wolten fangen,

sind nach schwartzen Haaren gangen;

Cupido, wie wohl er blind,

thut noch heut den Braunen stellen,

Schwartze vor den Weissen fällen.


6.

Helena nicht vnbekand,

wie ich newlich erst gelesen,

von Gesicht ist braun gewesen,

Doch die schönst in Grichen Land;

vnd mein Liebste kan das Leben

aus den Schwartzen Augen geben.


7.

Phoebus, der ja irret nicht,

als er diese da gesehen

in Liechtbraunen Haaren gehen,

Schwärtzelicht von Angesicht,

hat bei seiner Cron geschworen,

Liebers wäre nieh geboren.


8.

Phillis, ja Dein äugelein,

wan sie nicht beer-schwartz gewesen,

dein geberden, blick vnd wesen,

Dein hart-runde Brüstelien,

hätten dir mein Hertz nicht künnen

ohn die Braune farb gewinnen.


9.

Nun habt Ihr mein liebes Paar,

was Ihr je vnd je begehret,

Ewer keines ist verfähret.

Redlichkeit vnd Schwartze Haar

sind geflochten in einander,

keines ist gern ohn das ander.


[210] 10.

Braune Farb vnd Freundlichkeit

sind einander einverleibet,

keines ohn das ander bleibet;

Braun ist voller Lieblichkeit.

Schwartze Kirsen, braune Kesten

sind die schönsten vnd die besten.


Dieses, sprach Freymund, gefallet mir weit vber das Wälsche; aber kan nicht sehen, wie Weibhold den König David vnd andere Heilige Personen zum Lob seiner Schwartzen Farbe mit beybringt. Das ist, antwortete der Alte, so vngerade nicht getroffen, alldieweil die H. Schrifft selbsten von dem König David sagt, daß [Rand: 1. Sam. 17.] er Braunlicht war, mit schönen Augen vnnd guter Gestalt. Auch der König Salomon, Seine Geistliche Braut desto Liebreicher für zu bilden, Spricht, Sie seye Schwartz, aber gar Lieblich, vnd die [Rand: Cant. Salom. / cap. 1. & 6.] Schöneste vnder den Weibern.

Es ist, sagte Freymund, das Lob der Schwartzen farb billig an den Philander vnd Weibold kommen; dann sie sind so schneeweiß anzusehen als ein Offenloch. Aber damit wir zu vnserer Jungfrawen kommen, muß ich bekennen, ob sie schon Braun von Gesicht vnd Schwartz von Haaren vnd Augen ist, sie doch dabey eine solche empfindliche greiffliche Lieblichkeit hat, daß sich nicht genug zuverwundern, vnd wiewohl die Braune farb eine Mannliche farb ist (wie der Grav von Appermunt gleicher weise gestaltet) so stehet sie doch nicht weniger auch den Jungfrawen wohl an, wan sie Ihre Sitten vnnd Geberden zierlich dabey wissen darzugeben.

Ihr Herrn, Sprach Weibold, damit Ihr sehet, das ich die Liebste Jungfraw nicht vergebens wegen ihrer Braun Farb gelobet habe, so schawet da Ihre Abbildung, welche ich nicht sonder grosse Gunst eines vertrauwten Freunds hab zur hand bekomen; welche Bildnusse er vns mit höchstem der Gesellschaft belieben herumb zusehen dem Freymund vberreichete.

Es ist gleichwohl, sprach ich, ein Wunderseltzam ding mit [Rand: Hieher gehöret / der Jungfrawen / Bildnuß] der Trachte der Kleydungen; vnd wie wol man nur die Alte Weise vnd Manir von den Alten höret loben, so will es mir doch gar nicht ein, sondern halte dafür, wan diese Jungfraw nach[211] der jetzigen Zeit vnnd Weise gekleydet wäre, sie solte vmb ein viel mehres Ansehen vnd eine viel grössere Lieblichkeit von sich geben, vnd dannenhero vrsach genommen werden, zu glauben vnnd zu sagen, daß, wer die Vhr Alte in ihrer Tracht nachäffen wolte, viel thörichter zu halten wäre als der Jenige, der die aller Neweste Manir anhätte.

Philander kan nicht wohl lassen, Sprach Expertus Robertus, daß er nicht den Alamode noch loben solte; vnnd halte ich darfür, weil er den Alamode oder die jetzige Newe Tracht noch so gar im Kopff hat, Er solle von einer Löblichen Gesellschafft allhie dahin vermögt werden, daß er die so liebe Jungfraw in abwesen des Mahlers auff die jetzige gewohnliche Weise nur mit der Feder abreissen solle.

Welches auch von dem Alten so bald nicht kunte gesagt werden, die gantze Gesellschafft sprach einmütiglich: JA, JA, vnd muste ich, (wiewohl wegen anbewuster meiner Vngeschicklichkeit[212] vnnd vnerfahrenheit, vngern) ehe die Gesellschafft vom Disch auffgestanden, die Liebe Jungfraw nach jetziger Manier als hiebey zu sehen ist, bekleiden.

[Rand: Hieher gehöret / das Liebe-Bild]

Worüber es aber so viel Meynungen gab, so viel als vnser waren. Einem hat dieses, dem andern das gefallen, dem jenes, jenem dieses mißfallen, Einer die Alte, der ander die Newe Manir gelobet vnd herfür gezogen; dessen ich mit jenem mahler gern geruhen will, alldieweil die Kleyder beim Mahler so viel nicht kosten als bey dem Kauffmann vnnd Schneider.

Von dem an kamen wir wider auff das Erste Gespräch, da einer das Weibliche Geschlecht wegen ihrer Lieblichkeit lobete, der ander wegen Ihrer Heimlistigkeit tadelte.

Hanß Thurnmeyer (dem es eben mit seinem Weib auch fast hinderlich ergangen) wolte behaupten vnd erweisen, das allezeit vnder zehen Weibern nur ein Gute zu finden; vnd das die Falschheit vnd Vntrew derselben in gemein so groß, daß auch der aller[213] Frömsten nicht wohl in allen dingen sicher glauben oder Vertrawen zuzustellen wäre.

Freymund fiehl dem also bald bey, ja sagte er, noch mehr: Es sind, so lang die Welt gestanden, mehr nicht als nur drey gute Weiber vber all zu finden gewest.

[Rand: Nur drey gute / Weiber auff / der Welt] Mein, sprach ich, welche sind sie dann? Die H. Mutter Gottes, antwortete er, die ist vber alle Mänschen die Heiligste vnnd Glorwürdigste. An Ihr vnd allen Heiligen ist nichts zu tadeln noch zu schelten, welches eine Gottlosigkeit wäre; sondern ich rede nur allein von Mänschen vnd Weibern, wie sie mit bey und umb vns in der Welt vnnd in Ihrem Wesen wohnen.

Ja, ich verstehe dieses auch also, aber welche sind die drey gute Weiber? fragte ich.

Ihre Namen sind mir zwar vnbekant, sprach er, aber doch weiß ich, das die Erste im Bad ersoffen, die andere auß der Welt geloffen sey, vnd die dritte suche man noch.

Das ist dann gewiß die meine, sprach Frawendienst. Ja, ja, sagt Hans Thurnmeyr, so muß ein jederman sagen, nur daß er die seine zum Freund halte vnd zufrieden stelle; dann ein jede will die beste seyn; vnd wollen wir gute Suppen essen, so müssen wir ihnen gewonnen geben.

Ihr darfft nicht also auff die arme Weiber schmählen, sprach Weibhold, was gilts, ich will darthun, das mehr gute Weiber gewesen als böse.

Das wird vbel zuerweisen seyn, sprach Freymund, vnd wolte ich den Kampff bald gegen Ihm annehmen. Dessen sich Weibhold vnnd Frawendienst gegen uns erbotten zufrieden zu seyn. Vnd war der Beweiß vor Abend gesetzt, da wir einen ort nechst hinder der Burg ernanten, die sach außzuführen.

Freymund vnd Hanß Turnmeyr waren auff einer seite, Weibhold vnnd Frawendienst auff der andern. Expertus Robertus solte an statt deß Schiedsmans vnd Richters seyn. Ich meines theils hätte es mit Hanß Thurnmeyern lieber gehalten als mit Weibhold; damit aber der Streit nicht vngleich werde, muste ich mich innhalten; auch auß furcht, das es mein Weib irgend erfahren hätte. Dann vmb ihro willen, die auch eine von den drey guten ist, wolt ich noch wol ein mehres thun. Multa enim patimus propter Elsam,[214] sprach jener Pfaff, welcher Ecclesiam, abbreuiret, für seine Köchin Elsam gelesen hatte.

Vmb drey Vhren waren wir an dem bestimpten Ort beysammen, Hanß Thurnmeyer, der mit Ernst vnnd Eyffer seine sach triebe, weil er vorigen Tags allererst einen streit mit seinem Weib gehabt, die ihm den Wein alle tag auff ein halbe maß, er aber auff drei halb maß taxiren wolte, that daß Wort vnd hub an von der Vntrew vnd Vnbeständigkeit der Weiber zu reden, wie leicht sie sich zwar verliebten, wie bald sie doch der Lieb widerumb vergessen, wie so gar wenig zu finden seyen, die nicht je zuweilen ein frembder lust ankäme, deren nicht deß Monats einmahl ein blitzigte gedancken einkäme! wie so gar sie der Exempel der Alten nicht achteten, noch derselben Tugenden; sondern nur an daßjenige glauben, Wat sey sehen ende grippen könen, was vor der thür vnd Ihnen im Gesicht vnnd den gedancken vmbgehet; vnd dessen ein Exempel zu erzehlen sprach er:

So war zu Epheso ein Weib eines fast vntadeligen Ehrbaren Lebens vnd Wandels, wegen ihrer Zucht bey aller Welt hochberümt. Diese, als sie ihren verstorbenen Eheman zur Erde bestattet, hatte sich nicht an dem benügen lassen, was andere zum Pracht vnnd Schein für genug vnnd hochhalten; sondern sich gar zu ihm in das Grab legen vnnd vergraben lassen wollen; deßwegen die Befreundte ihr ein sonderes Häußlein bey das Grab bawen lassen, darin sie tag vnnd nacht mit trauren vnnd klagen also bey ihrem lieben Herren nach ihrem begehren zubringen möchte. Es konten ihr weder die Eltern noch die Verwandte solches auß dem sinn reden. Einmahl sie wolte sich verschwören, ihr lebtag nicht mehr zuheyrathen, sondern bei dem Grab des hungers zusterben. Letzlich hat die Oberkeit selbsts deß orts, weil die betrübte Fraw schon fünff tag vngessen bey dem Grab gesessen, sich vnderstanden sie zu bereden. Aber vergebens vnd vmbsonst. Beschlossen sich demnach, Ihr, zu bezeugung solcher trew, nach ihrem Tod ein vnsterbliche Ehrensäule auffzurichten. Bey der guten Frawen saß ihre Magd, welche nicht weniger mit weynen thun wolte als die Fraw selbsten, vnnd daß sie zu zeiten die Ampel fortschüren möchte, vieleicht die thränen zu sehen vnd desto baß zu zehlen.[215]

Es war in der gantzen Statt kein ander Gespräch, im gantzen Lande kein andere rede als von dieser Frawen Trewe. Ihre Liebe vnd Beständigkeit wurde vber alles geliebt vnd gelobet. Indessen wurden zween Diebe zum Strang verurtheilet vnd vom Landvogt befohlen, das man sie beyde an einen vnfern von jetz gemeltem Todten-häußlein insonderheit auffgerichten Schnapgalgen auffhencken solte, als auch geschahe. Deß ersten abends derjenig, dem die zween Diebe zu hüten befohlen worden, auff daß sie nicht abgenommen oder begraben wirden, als er deß Lichts in dem Häußlein gewahr wurde vnd das klagen der frommen Frawen hörete, wie es ein gemeine Thorheit bey uns Mänschen ist, daß wir gern alles wissen wolten; also dieser Wächter, gienge in das Todtenhäußlein hinein, vnd als er das fromme Weibsbild sahe, ersten anblicks erschracke, wie er aber den Todten-Leichnam betrachte vnnd das klägliche Geschrey deß Weibs, vnd wie sie sich in dem Gesicht mit ihren Näglen ellendig zugerichtet vnd verstellet, dachte er gar bald, dz der trauwrige Fall ihres lieben Ehemans auch ihr das Leben kosten wirde. Darumb das gute Weib in etwas zu erquicken, gieng er sein Nachtessen holen vnd in das Todtenhäußlein zu tragen, mit Bitt, das sie Ihrem grossen schmertzen selbst linderung schaffen, vnnd deme, war doch nicht mehr zu helffen wäre, das Hertz mit Gedult ergeben, dieweil ja diß der Weg aller Welt, den wir doch alle gehen vnd sterben vnd nichts gewissers als den Tod nach allem außgestandenen Elend zuhoffen hätten. Vnnd was man dergleichen mehr den Leidigen zu trost vorsaget. Hingegen, als das Liebe Weib den vnverhofften trost eines frembden Kerls hörete, stellete sie sich nach der Weiber weise noch mehr vngehalten, schlug sich an die Brust, riß die Haare auß; vnd zum Pfand der vnsterblichen Liebe vnnd Trewe legte sie dieselbige auff den abgestorbenen Cörper dahin. Doch fuhre der Hüter fort vnd thate sein bestes, als er mocht, mit zusprechen; endlich die Magd mit guten freundlichen worten so weit brachte, daß sie ein wenig speiß vnd ein Trincklein Weins, sich zuerlaben, zu ihr nam. Als das geschehen, setzte er noch einmahl an die Frauw, vnd, Ach sprach er, was soll doch dieses alles euch nur Frommen? wan ihr euch also abhüngert vnnd selbst in das Grabe[216] bringet, ihr wirdet doch an ewerem eigenen Leib eine Mörderin werden, vnd was ist dem Todten damit gedienet vnd geholffen?


Id cinerem aut manes credis curare sepultos?


Die Todten gar nicht achten das

Was man ihnen will geben,

Wolt ihr den Mänschen helffen was

So thut es, weil sie leben.


Meynet ihr mit heulen einen Todten widerauff zuerwecken? sein Ziel ist ihm gesetzt gewesen, mit heulen vnd weynen war das nicht zu hindertreiben noch zu widerkehren. Vnnd soltet ihr an dem Todten Cörper selbst ein Exempel dies orts nehmen, weil ihr ja sehet, daß er sich umb all ewer klagen nicht ein Haar beweget. Es ist ja nichts grosses, das ich an euch begehre, ein bißlein Brod essen, damit ihr das Leben fristen möget. Das Weib, deme in fünff Tagen der Magen hefftigen verweiß gethan ihrer thorheit, ließ sich endlich so weit bereden, sahe ihre Magd an, folgete ihr nach, ein wenig zu essen vnnd ein trüncklein Weins zu sich zunemen; welches ihr dann so wohl geschmackt, vnnd sie sich darauff so wohl befunden, daß sie ferner angehalten.

In dem aber der Wächter die gute Fraw vberredet, daß sie das Essen zu sich genommen, als hat er auch in mehrern dingen ihr freundlich zugesprochen, welche ihr wohl bekommen wirden. Der Wächter war ein junger, frischer, wohlbeschwätzter vnnd wacker Kerl, wie sie es dauchte. Insonderheit, weil ihn die Magd lobete, wie so gar ein außbund von eim feinen jungen Mänschen er wäre. Derowegen sie der Frawen auch zusprach: O Frau, was dencken irr nummen? wie mögen irr nummen vmmeder asso do sitzen vnd weynen; wan ichs zethun hätt, y wott my bald bedocht han, y wot inn alwelichen zu nemmen, wan er my wott; vnd darnocher anny wotti wol wider inbringen dassy so lang do gesessen wär. O wie ists ein viel bessers Leben, mit lebendigen Leuthen vmbgehen, als by Todten do sitzen ze hülen vnnd ze klagen. Ich bin diß dings schon müd; mir nicht, der Katzen. Der wär ein Narr[217] der länger do blib, wan ich nicht eben eppes andersch gedächt. Ich bin deß trures so satt as hätt is mit Löfflen gefreßen. Ich glaub nit, das is lachen so lang halten könt, wan mich einer asso wott angreiffen; Aber mir armen Narren wirds wol so gut nit werden. Es wär doch immer schad, wann irr diese Gelegenheit versäumten; Ey gehen, rucken ein wenig bey innen, wie thun irr au so nötlich; er stellt sich doch so Musperlich, er kann gewiß wohl päschlen etc.

Der Magt schöne wort brachten es so weit, das die Fraw, welche vorhin vor trauwren kein wort mehr reden kunte, jetz anhub vnnd den Feinen Kerl mit der hand zu sich zoge.

Als aber die Freunde eines der beyden gehenckten Diebe mercketen, das die Wacht deß nachts bey dem Galgen vbel bestellt ward, liessen sie den Cörper heimlich vom Galgen abnehmen vnd begraben. Wie der gute Gesell andern tags sahe, daß er vbel gehütet, vnnd ihm nun der Halß darauff stunde, erzehlete er sein Leyd der Frommen Frawen vnnd bate sie vmb hilff vnd rath in den grossen ängsten, oder er müsse diese stund davon gehen vnd Sie nimmermehr sehen, oder er wolt sich selbst erwürgen, sie solte ihm nur platz machen, daß er könt neben ihren todten Mann gelegt werden. Das Weib, ein recht barmhertziges Weib, so bißhero vor Schelmerey nicht hatte reden wollen. O weh nein, sprach sie jetz, wie? solte ich zwo Todtenleichen neben einander stehen haben! es ist mir mit der einen viel zu viel, will geschweigen. Ja wohl nein; ach was zeigener my, dasser asso notli redä mögä! wan je einer zugesetzt vnd verlohren seyn muß, so ist es mir doch lieber, der Todt gehe fort als der Lebendige. Ließ derowegen den Todten Cörper, ihren lieben Mann, heraußziehen vnnd anstatt deß abgenommenen Diebs an den Galgen hencken, damit sie den Lebendigen also erlösen vnd erhalten möchte.

Mich deucht, sprach ich, ich hab diese Histori zu vorhien bei den Sieben Weisen Meistern auch gelesen. Ja, sprach Freymund, etwas davon, doch nicht so schön als wie sie Petronius in trefflichem Latein beschrieben.

Petronius, sprach Weibhold, ist mir etwas verdächtig vnd[218] sonst selbst ein vnflätiger Tropff mit auffschneiden, ein Ertzhoffmann vnd Verlipter Gesell gewesen, ob er wohl zierliche wort gebraucht. Vnd ist gewiß das die Weiber ihn nimmermehr für Manns genug achten werden, daß er wider sie zeugen solte, zu dem er kein gewisse vnd in Historien bekandte Personen, sondern allein erdichte Bilder vnd dinge beybringet. Mann erweise auß wahrhafften Historien, was es seye, so kan man desto besser fußen. Meines theils will ich allen Ehrliebenden Jungfrawen vnd Frawen zugefallen diese einige, doch warhafftige beybringen.

Sanctia, Garsiae Sanctii des Vierdten Königs zu Navarra [Rand: Historia] Dochter, eine Schwester Sanctii Maioris Königs zu Navarra, nach dem sie mit Garsias Graffe zu Kastilien, Ferdinandi Gundisalvi Sohn, verlobet, derselbe aber ihn in harter Gefängnus gehalten hat mit Zurucksetzung ihrer Weiblichen angebohrnen Schwachheit vnd ihrer Hoheit sich als eine Heldin erwiesen, Ihne auß der Gefängnuß errettet, vnd sich ihm mit höchster deß Lebens gefahr vertrauwen lassen. Vier Jahr aber hernach, als ihr Herr vnd Ehegemahl von dem König zu Legion mit list gefangen, vnd in Ketten geschmidet worden, hat sie sich in Pilgrams gestalt verkleidet vnnd gestellet, als ob sie nach Compostell Wallfahrten wolte, Ihren weg durch Legion zu genommen, vnnd als Ihr den Gefangenen zu sehen vnnd bey ihm ein weile zu bleiben vergönstiget worden, Ihme auß den banden geholffen, Ihre Kleider ihm angelegt, vnd ihn (an wessen statt sie im Gefängnuß geblieben) also erlöset vnd damit eine Prob gethan für alle Ehrliebende Frawen vnd Jungfrawen, das die Weibliche Trew vnd Beständigkeit vber alles gehe. Diß ist eine Warhafftige Geschicht, hat wenig wort, aber sie sind wahr vnd haben daß Gewicht. Warheit darff nicht viel herauß streichens, sie lobet sich selbsten.

Freymund: Da ist kein zweiffel an, das die Weibliche Beständigkeit vnnd Trew vber alles gehe; verstehe, wo sie ist. Aber ich frage, wo ist Sie? wo die drey gute Weiber sind, da ist sie auch, nämlich in Niemands-garten. Was ist der Weiber thun vnd lassen andersts als wie sie den Mann durch vnauffhörliches greinen vnnd grummen den gantzen tag nur beunruhigen. In dem der arme Mann ihnen nimmer zum genügen vnd gefallen was recht[219] thun kann; hingegen sie mit Müssiggehen vnd faulentzen, vnordentlichem schlumppichtem Wesen dem Mann sein saure arbeit zu nichts machen. Wie ich vorm Jahr einst diesen redlichen Teutschen Dorff-Reymen gelesen:


Ein Roß vnd ein Mann

Müssen immer Fornen dran.

Aber ein Weib vnd ein Kuh

Wollen immer Iy zu.


Sind wort, so die Ackerleute im Brauch haben; Forn

en dran ist Hot Fornen, uff die rechte Hand, Iy zu ist härt, vff die lincke Hand.

Ja, sprach Weibhold, aber mich deucht, weil ihr anstatt einer Histori nur Reymen vnd Gedichte beybringet, ihr werdet wider die Weiber nichts gründlichers finden können.

Damit es nicht das ansehen habe, ob hätten wir die sach verlohren, sprach Hanß Thurnmeyr, so ist das mein Exempel: Alphonsus, König der Longobarder, war in seiner Jugend ein vberauß schöner, freundlicher, liebreicher frischer Herr, daß er für ein wunder geachtet worden vnder den Mänschen. Vnder andern seinen Hoff-Junckern hatte er einen vber die massen lieb, namens Faustus Latinus von Rom. Als der König eines tags mit ihm sprachen kam, von schönen Leuthen, vnd der König wohl wuste, auch selbst offentlich sagte, das ihm keiner gleichen möchte. Nicht also, sprach Faustus, dann ich hab zu hauß einen Bruder, Jocondus genannt, ist er E.M. nicht vorzuziehen wegen seiner schönen gestalt, so ist er doch nit minder zu achten. Dessen sich der König verwundert vnd dem Faustus hefftig anlag, seinen Bruder nach Hoff zu bringen. Wiewohl aber Faustus sagte, das sein Bruder wegen seines ruhigen Wesens deß Hofflebens noch reysens nicht gewohnet, zu dem ein Vortrefflich liebes Weib zu Hauß hätte, welche ihn nicht wirde ziehen lassen, jedoch wolte er J. M. zu vnderthänigsten Diensten eine solche verrichtung garnicht abgeschlagen haben. Faustus zog also hin vnd brachte durch sein Wohlredenheit bey dem Jocondus vnnd seinem Weib so viel zu wegen, daß nach langem bedacht sie beyde in die vorstehende Reyse verwilligten. Derowegen Jocondus sich herrlich kleiden liesse, weil er wuste, das er zu einem Vortrefflichen König vnnd nach Hoff reysen[220] muste. Alwo ein schönes Kleid, wan es schon ein Esel an hätte, bei Fürsten vnd Herren Willkommener ist als ein Doctor in einem schwartzen Kleid, dieweil gunst, lieb, befürderung, vnnd alles, was mann zu Hoff von Glück zu hoffen hat, ehe durch ein zierliches Kleid als durch Redligkeit kan erhalten werden.

Sein Weib indessen thate tag vnd nacht nichts als heulen vnd weinen, jammern vnnd klagen, als ob sie vor leid vergehen wolte, offt truckte sie ihren Jocondum zu nacht, ob sie in ihn schlupffen konte, deß tags aber sagend, daß ihr ohn seine gegenwart zu leben vnmüglich wäre; wan sie an den abscheid gedächte; so wolle ihr das Hertz schon entsincken. A A Ach wa wa waß soll ich! was soll ich anf anf anfangen? Ach mein hertzlieber Schatz, sprach Jocondus, nicht weynet doch also, (mit welchen worten ihm das Hertz zu gleich vbergienge, das er sich deß weinens eben so wenig enthalten kondte als sein weib) In zween Monaten will ich, wils Gott, wider bey euch sein, vnd wan mir der König schon sein gantzes Königreich geben wolte, wirde er mich doch länger nicht auffhalten mögen. Ach Gott, antwortet sie, ich weiß, wie ihr Männer es machet, wan ihr von den Weibern kombt, wie bald ihrer bey euch vergessen; auch ist das Ziel so gar lang gesetzt, daß ich wol weiß, ihr werdet mich nimmermehr lebendig finden, sondern ich zu Bezeugung meiner Lieb vnd Trew das Leben enden, ehe ihr widerkommet. Sie gab ihm ein güldines Kettlein von ihrem halß, mit bitt, ihrentwegen es an seinem halß zu tragen, ihrer dabey desto baß in der Frembde zu gedencken, welches ihr Jocondus die Nacht vor seinem abreisen (da sie nicht anders gethan, als ob sie in seinen Armen den Geist dasselbe mahl auffgeben wolte) zu thun, ohne daß mit bethewren hoch versprochen. Gegen tag aber saß Jocondus mit seinem Bruder zu Pferdt vnd ritten sie fort, das liebe Weib, welche die gantze Nacht nicht eine stund geschlaffen, ließ er im Bett in großer Traurigkeit ligen. Wie die beyde aber nicht wohl eine stundwegs geritten waren, fuhl dem Jocondus ein, daß er das Kettlein, so Ihm sein Frommes Weib zur gedächtnuß gegeben, vnder dem Küssen liegen lassen: darumb er wohl dachte, das, wo sein Weib erwachen vnd das Kettlein finden solte, sie in desto grössere Traurigkeit fallen wirde, als ob er ihrer schon so nahe vergessen. Derowegen seinen Bruder in der nechsten Herberg auff ihn zu warten bate, neben anzeigung der vrsachen, vmb deren willen er widerumb zuruck reitten müsste, aber seinetwegen[221] an der Reise vngehindert sein solte. Wie er mit verhengtem Zigel werde mit beyden Schenckeln angehalten haben, ist leicht zuerachten; meines theils hätte ich zugehawen, vnd hätte ich das Pferd darüber sollen zu boden reitten; also wird er es (dencke ich wohl) auch gemacht haben. Eben als der tag anbrach, kam Jocondus wider nach hauß, gienge stillschweigend die kammer hinauff; vnd als er höret, das sein Weib noch schlieffe, thät er gemächlich den Vmbhang ein wenig beiseits, damit er das Kettlein vnvermerckt vnter dem Kissen herfür zihen möchte. Aber, o des vnglücklichen Vmbhangs, dann so bald er dene zuruck gezogen, sahe er einen jungen Kerl seinem Lieben Getrewen Weib (ja freylich ist das ein grosse Drey, dann ihrer war eins mehr als zwey) an der seiten vnnd in den armen ligen. Also bald erkandte er ihn, dann es war eines Bauren Sohn, den er von Jugend auff für einen Stalljungen an seinem Hoff erziehen lassen. Was Jocondus für gedancken gehabt, weiß ich nicht. Aber mich wundert, das er nicht von sinnen kommen, vnnd sie alle beyde erwürget habe, wie er dann gewiß gethan hätte, wan von der vnglaublichen Lieb, die er gegen seim Weib truge, Er nicht so gar eingenommen vnd besessen gewesen wäre. Deßwegen gieng er mit einer langen Nasen fein still widerumb die Stieg hinab vnnd auff sein Pferd; daß er damahlen des Pferds geschonet, glaube ich nicht wohl, viel mehr aber, daß er offt die Zähn wird zusammen gebissen vnnd in seinem sinn auff den leichtfertigen Schelmen geschmissen vnd gestossen haben, vnd das arme Pferd es nicht lachen dörffen.

Vmb mittags zeit kame Er widerumb zu seinem Bruder. Jocondus war traurig vnnd betrübt, kont weder essen noch trincken, weder schlaffen noch ruhen, vnd wie ihn Faustus trösten wolte, in meynung daß solche Traurigkeit ihm von dem abscheiden herkäme, so war es vmbsonst vnd vergebens. Jocondus wurde so abgestalt, dürr vnd heßlich, daß sich Faustus förchten muste ihn für den König zubringen; derowegen durch ein Schreiben so er zu vorhin schickte, seine höffliche Entschuldigung thate, wie Jocondus durch einen Zustand in abfall kommen vnnd ellender gestalt worden; doch vngeachtet wolte der König daß er kommen solte, dem er auch die beste ärtzte zu geben, alle frewd vnd kurtzweil machen[222] lassen, mit singen vnd springen, dantzen vnd jubiliren, daß er verhoffte, Jocondus wider zu recht kommen wirde. Aber der schuh truckte ihn zu hauß so hart, daß der König nicht wuste, wo ihm zu helffen seyn müste:


Traurig sein vnd doch singen,

Ist ein sehr grosse Pein,

Es läßt sich schwerlich zwingen,

Weynen und lustig seyn.


Sein Gemach oder Kammer, die ihm der König nicht weit von dem seinen zurüsten lassen, war sein beste Artzney, in dem er sich offt einschlosse, vnnd die Vntrew seines Weibs betrachtend ihm selbst feind wurde; insonderheit aber gegen seim Gemach vber, in einem langen Saal, erspatzirte er sich manche stund, wan er seinem Leyd nachdencken wolte, allwo er auch mittel fande, sich in solchen grossen Kreutz zu trösten.

Zu ende dieses Saals in einem Eck, da das Getäffel nicht fast an einander gefüget vnd doch gantz finster war, ersahe er vngefähr ein wenig Glasts herfür scheinen; dessen er sich verwunderte vnd hienbey gienge zu sehen, was es seyn möchte; von vngefehr sahe er durch solchen ritz in der Königin bestes Cabinet, darein sonst niemand als ein einige ihrer Jungfrawen kommen dorffte. Aber diß mahls sahe er, daß ein heßlicher vngestalter Schelm, ein Zwerg mit der Königin schertzte vnd dergestalt hausete, dessen sich der König wohl solte bedacht haben. Jocondus, dem es erstlich als ein Traum vorkam, als er sich ermundert, die Person erkandte vnd sahe, das es warhafftig also war: Mein Gott, sprach er bey sich, daß muß ja eine rechte Wölffin, eine rechte Zatze sein, die einen so vnerhörten wüsten lust bekombt, daß sie ein eckel vnd schewsahl der Natur, einen Zwergen, einem so tapferen schönen König vnnd Herrn vorziehet; vnd fande Er in dem bey sich selbst, das seinem Weib gleichwohl noch besser zuverziehen wär, die doch bey einem Mannhafften Jungen Kerl geschlaffen hätte. Den andern tag sahe Jocondus aber dasselbe Spiel noch einmahl, des dritten vnd vierten tags widerumb. Nichts verdroß den Jocondus mehr an der Königin, als daß sie sich gegen den Bucklichten Dieb beklagte, er hätte sie gewiß nicht recht lieb.[223] Eins tags, als die Königin fast traurig war, sich kläglich stellete vnnd den Zwergen zum zweitenmal durch die vertrauwte Jungfraw ruffen liesse, der aber nicht kommen wolte; vnnd als dieselbe zum dritten mahl nach ihm geschickt, da Jocondus eben an dem Ritz zuhörete, vnd die Jungfraw zu der Königin sprach: ach Gnädigste Fraw, ich hab dem Tropffen schon dreymahl geruffen, er sitzt spielen, es ist ihm mehr daran gelegen, daß er einen heller gewinne, als daß er zu E.M. kommen thäte. Jocondus, hoho dachte er, geschicht daß einem König! Patientia! was will ich dann darauß machen. Muß der König Glocken tragen, so kann ich auch ein Schälle tragen. Tröstete sich also mit eines andern vnglück dergestalt, daß von tag zu tag an Schöne vnd Lieblichkeit er widerumb begunte zu zunemmen mit männigliches verwundern, auch deß Königs selbsten.


aliorum respice casus,

Mitius ista feres.


So gern hätte der könig die Vrsach seiner Gesundheit nicht wissen wollen, Jocondus hätte es ihm noch lieber angesaget. Damit aber der König es weder an der Königin noch an dem Zwergen rechen solte, so versprach Jocondus dem König, solches zu erzehlen, wo er sich verpflichten wirde, es wäre von wem oder wider wen es möchte sein, auch ob es wider Ihre Mayst. selbsten wäre, daß er es verschweigen, auch zu rechen nicht nur gedencken wolte. Welches ihm der König, so er anderst der sachen Gewißheit erfahren wolte, bey seinem höchsten Eyd geloben vnd versprechen muste. Wie er dann that, aber nimmer sich hätte einbilden können, das es vmb dergleichen händel wärezuthun gewesen.

Jocondus nun eingangs entdeckte dem König die Vrsach seines Vnglücks, vnd wie er bey seinem Weib, deren er alles guts vertrawet, den Baurenbengel gefunden hätte. Die Vrsach aber seiner Gesundheit, wäre diese, daß er gesehen, es gienge anderen vnd grösseren Leuthen eben also, vnd daß er nicht allein wäre, der an dem Karren ziehen dörffte.

Mit welchen worten er den König an den ort führete; als nun der König den handel sahe, nicht wuste, wessen er sich verhalten solte vnd gern mit dem Kopff an die Wand geloffen wäre[224] oder mord geruffen. Aber holla, Herr König, was ihr versprochen habt, das müst ihr halten.

O was ein hertzbrechen! was raths nun? sprach der König zu Jocondo, weil ich dir hab versprechen müssen, daß ichs nicht straffen wolle, Laßt uns, sprach Jocondus, die Vntrewe, Vndanckbare Vettlen nur auß dem sinn schlagen vnd probiren, ob die andere Weibsbilder auch also seyen, oder ob nur die vnsrige zwo also geartet. Wir sind beyde jung vnd starck, beneben noch andern mehrern Gaaben, so wir weit vor einem Knecht vnd Zwergen haben; auch haben wir mittel genug, last vns davon ziehen vnnd die Welt erforschen, ob anderstwo auch dergleichen geschehe oder nicht? Der König war deß raths zu frieden, vnd ohn einiges vermercken sassen Er vnnd Jocondus mit Zweyen vom Adel auff ihre Pferde vnnd davon, durch Italien, Franckreich, Flandern, Engeland. Sie waren Willkomm allenthalben; wo Ihre Schönheit vnd freundliche Geberden nicht konten zu kommen, da machte das Gelt platz an allen orten:


[Rand: Geld kan alles]

Wer Gelt hat ist ein lieber Man,

wär er [mit] eim Dreck angethan.


Von vielen bekamen Sie mehr Gelt, als Sie begehrten; von vielen wurden Sie vngesucht gebetten; vnd Sie baten an andern orten hienwiderumb andere; befanden sie also in zwey Jahren, das es an keinem ort besser hergienge als bei Ihnen zu hauß selbsten.

Deß handels aber wurden Sie endlichen müde vnnd entschlossen sich, in gemein eine Kammermagd anzunehmen vnnd mit sich zu führen; es wäre ja besser, wan Sie je Gesellen neben Ihnen leyden müsten, daß es ihrer einer als irgend ein frembder vnbekander wäre. Endlichen bekamen Sie eines Wirths Dochter in Hispania zu Valentia, ein Schön wacker Mägdlein von achtzehen Jahren; der Vatter, so mit vielen Kindern beladen, war dessen gegen empfahung eines stucks Gelts (wie solcher verteuffelten Eltern an dergleichen orten mehr sind) wohl zu frieden, vnnd zogen Sie davon durch Hispanien, in meynung, nach vollendung desselben die Königreich in Africa zu beschawen. Das Erste Nachtläger so Sie von Valentia auß hatten, war zu Zattina, alda Sie des andern[225] tags in der Statt herumb giengen, sie zu besichtigen vnd das Mägdlein zu hauß liessen. Es war aber darin ein junger Knab, der vor Jahren bey des Mägdleins Vatter gedienet hatte. Dieser, von dem sie von kind auff geliebet worden, bekam gelegenheit mit ihr zusprachen vnd zuerforschen, wie sie dahin gerathen, vnd wo sie mit diesen Herren hinauß wolte? Flammetta, so war ihr Nahme, erzehlete ihm Haarklein alles. Ist das nicht ein vnglück, sprach der Knab, namens Greco, indem ich verhofft, daß ich dich zu einem Weib haben wirde, so muß ich nun sehen, daß dich andere davon führen. Auffs wenigste, wan ich dich je lassen muß, so erbarme dich noch einmal vber mich; das ist vnmüglich, sprach Sie, dieweil ich alle nacht zwischen meinen beyden Herren mus im Bett ligen. Ach, so du wilt, sprach Greco, so ist es nicht vnmüglich, dann eine Jungfraw, die verliebt ist, kan auß vnmüglichen dingen gar wohl mügliche dinge machen; darumb bitte ich dich, laß mich nicht vor Leyd vnd Liebe sterben, ehe du von hinnen ziehest. Eben so gern als du, wan es nur seyn könte, doch, sprach Sie, ich will mich bedencken, vnd thue du ihm so vnd so, so wird dir geholffen; wie sie ihm dann sagte. Greco, dessen wohl zu muth, nachts, als er meynet, daß die beyde Herren schlaffen möchten, schliche heimlich zur Kammerthür, welche daß Mägdlein zuzurieglen mit fleiß vergessen hatte, hinein, vnd still, still, daß die mäuse nicht erschrecken, kroch er auff händ vnd füssen zum Bett, vnd als er der Flammeta zu den füssen kam, steckte den kopf vnter die decke vnd kroch allgemach hinauff vnd bliebe der Lotteläte dieb do ligen biß fast ein stund vor tag. Jocondus, der wohl merckte, daß etwas mit der Flammetta die Nacht vber vorgegangen, meynte es wirde der König seyn gewesen; hingegen dachte der König, es wäre Jocondus gewesen. Indessen machte sich Greco gegen tag wider zurück als die Krebs, hinunder vnd davon, waß gischte waß hescht vff händ vnd füssen. Morgens als Flammetta auff stunde, das Gemach zukehren, vnnd der König den Jocondus rollte wegen dessen, so verwichener Nacht vorgegangen; Jocondus hinwider den König vexirte, also daß ihrer selbst keiner wuste, wie, oder welcher es gewessen seyn muste, weil es keiner wolte gewesen seyn, deßwegen die Flammetta rufften vnnd ihr[226] befahlen, die lautere Warheit zu sagen, welcher vnder ihnen beiden sich des Nachts so frisch gehalten hätte? dessen sich Flammetta forchtend Ihnen zu füssen fiele vnd vmb gnad bate mit erzehlung aller sachen, wie es hergegangen. Ob sich der König vnd Jocondus ein ander ansehend genug verwundert haben, die weil sie beyde auff einmahl so häßlich betrogen worden, das kan ich schwerlich glauben; viel mehr glaube ich, dz sich solcher liste heutigs tags eine vnzählige mänge noch nicht genug verwundern könne Aber Sie fiengen endlich an zu lachen, daß das Bett that krachen.

Wie solle es dann einem allein müglich seyn, ein Weib zu hüten, wan Zween nicht eines hüten können? sprach Jocondus; wan ein Weib im sinn hat, den Mann zu betriegen, so ist es, siehe ich wohl, vnmüglich, solches zu wehren; was wird dann das sorgen vnd eyffern helffen mögen? Es ist vmbsonst vnnd vergebens; es ist eine thorheit, den Flöhen wollen das hupffen verwehren, wan sie in einem Korb sind.


Gewiß ist es: für frawen list

Auf Erden nichts verborgen ist,

Vnd wird ein solcher gleich gehalten

Eim Narrn, der Flöhe wolt behalten

In einem Korb vnd kond doch nicht;

Macht ihm nur müh vnd arbeit mit;

Darum ein Mann der eyffern will,

Hatt nichts den angst vnd sorgen viel.


Vnd glaube ich, sprach der König, das die Weiber fast alle vber einen Leyst sind geschlagen. Meines theils, sprach der König weiters, soll diese die Letzte seyn, die ich mehr will probieren, vnnd mich hinfüro mit der meinen gedulden. Berufften sie beyde die Flammetta vnd gaben sie ihrem Greco samt einer Außstewr, vnnd zogen sie ein jeder wider heim zu der seinigen, da sie gleichwohl nicht ohne sorgen vnd nachdencken noch leben.

Ist das nicht ein herrliches stücklein der Vnbeständigkeit vnnd Vntrew deß Weiblichen Geschlechts?

Vnnd wer wolte es besser beschreiben, sprach Freymund.

Ja, antwortete Frawendienst, wan es Livius oder seines gleichen einer schriebe, so wolte ich es glauben; aber Ariostus ist nicht der Mann der seine Schrifften wird in solchen ruff bringen, daß sie der Warheit ähnlich seyn sollen. Ich will auch ein kurtzes,[227] aber warhafftiges Exempel erzehlen, vnnd zwar auß dem jenigen Fürstlichen Hauß, dem ich biß zu meinem Verderben vnd Vndergang getrew gewesen. Amaly, Philips, Churfürsten vnnd Pfaltz-Graven bey Rhein, Tochter, Hertzog Georgen des Ersten zu Pommern Gemahl, hat sich in ihrem gantzen Leben, insonderheit in wärendem Ehestand gegen Gott also fromm vnd heiliglichen, gegen ihrem Herren so weißlich vnnd gehorsamlichen, gegen Frembden so Züchtig vnd Ernsthafft, gegen Armen so Gutthätig vnd Sanfftmüthig verhalten, daß zu ihrer Zeit, wo man ein frommes Weib beschreiben wollen, man sie zum Exempel angezogen. Wer auch ihre Tugenden der länge nach beschreiben wolte, wirde deß Buchs kein ende finden können.

Wan es von nöthen, sprach Hanß Thurnmeyr, will ich eben so wohl eines auß den Teutschen bekandten Historien herbringen. Ist nicht Fürst Johannis des I von Anhalt, Graven zu Ascanien Gemahlin, Grav Henrichs von Henneberg Schwester, ein solches böses, Zänckisches, Mürrisches, Vnleidenliches, Vnfreindliches, Vngehorsames, Vnartiges, Vngehobeltes, Wüstes, Meisterloses, Freches, Wildes, Neidisches, Gruntzendes, Schnarchendes Weib gewesen, daß Ihr gedultiger Herr sich von freyem willen in das bittere Elend begeben vnd ehe bei den Wilden vnbändigen Thieren wohnen wollen, als bey einem so gifftigen Basilisken?

Jesus Syrach ist weise genug gewesen hierin zu vrtheilen, ich meine Er hat die böse Weiber artig beschriben.

Nicht ohn, sprach Weibold, aber er hat die gute Weiber auch herlich gelobet.

Wo sind aber die gute? fragte Freymund, vnd antwortete, Nirgend.

Wo sind aber die Bösen? allenthalben, sprach Hanß Thurnmeyr; vnd ein jeden vnder vns düncket, er hab die ärgste.

Mich deucht, sprach Weibold, das ewre beweiß meist auß den Poeten hergenommen, derowegen denselben desto weniger glauben zu zu stellen. Dann sie loben vnd schelten ein ding, wie sie wollen; machens heßlich oder schön, wie sie wollen, vnd wirde der Grav von Appermunt, wan er vnser Gespräch vernehmen solte, den Herren dessen schlechten danck sagen.

Ja, sprach ich, nicht nur Er, sondern Rudholff der Freye[228] Herr von Rottenburg auch, der bei Keyser Philipsen am Hoff gewesen, der von seiner Liebsten eines also gesungen:


Von dem Houpte vntz uf den Fuos

Deß wirt nimmer buos

Beide rot vnd wis

Also hat der Natur flis

Gemachet is wengel var

Vnd hat dabi ze wunsche gar,

Gestalt ir nimmeriche mund.


Wer liebt, sprach Freymund, der schreibt noch närrischere Sachen als die Poeten; mir ist darumb nicht also, vnd wer wolt ein Weiblich Bild recht lieben können, da er doch immer zu förchten muß, er könne es so wohl nicht machen, sie werde ihm einmahl Hörner auffsetzen.

Die Hörner, sprach Weibold, sind so ein böse Tracht nicht, [Rand: Hörner] als man in Teutschland darfür haltet; es wäre den Wahlen vbel gesagt, wan sie deren manglen solten. Es wirde manchen den Kopf gar kosten, wan er ohne Hörner sein solte. Vnd deucht mich fast vnbillich seyn, das solches Wort den Mansleuten zur schmach soll geredet werden.

Dieser meynung bin ich zwar auch, sprach Hanß Thurnmeyer, in andern sachen aber nicht, dann ja die gröste Ehr der Bürger zu Venedig ist, daß Sie Hörner getragen haben. Vnd wan die Hörner nicht etwas Lob vnd denckwürdiges bedeuten thäten, vnsere Vorfahren wirden dieselbe zu ihren Wappen nicht genommen, noch die Hertzogen von Venedig ihre Hertzogliche Kleinod oder Hut in form eines Horns getragen haben, wan Sie die Würdigkeit vnd Hoheit dieser gestalt nicht wissten. Es wirde das Frawenzimmer zu Venedig nimmermehr ihr Auffgesätztes in gestalt zweyer Hörner gebrauchen, wan es nicht eine sondere Zierde wäre. Die Herren zu Venedig wirden nimmermehr dem St. Deniß in Franckreich vor ein Einhorn 100000. Cronen angebotten haben, wan sie die grosse Krafft deß Horns nicht wissten. Die Alten wusten ihre vermeynte Götter mit nichts höher zu verehren, als wan sie Ihnen Hörner auffsetzten, wie noch heut zu tag der Deumus in Calechut[229] gestaltet vnd verehret wird. Die Egyptier, so man für die Ältesten Weisen Leuthe haltet, haben ihren Abgott Apis in gestalt eines Gehörnten Ochsens angebetten. Alle andere vornembste Götter als Fauni, Satyri, Pan Deus Arcadiae wahren gehörnet. Mercurius der Götter Herold erschiene nimmermehr mit seinem Scepter vnnd Flüglen, die Hörner ließ er zu gleich weit herfür gucken. Der Heyden Groß-Gott Juppiter der Hurenführe, damit er der Europae desto besser gefallen, vnnd von ihr geliebt werden möchte, verwandelte sich in einen Ochsen, vmb der lieben Hörner willen. Die meiste Americanische Götter Viracoccha vnd Vitzliputzli wurden mit Geißhörnern geziert in ihren Festtagen. Juno, wan sie prangen wolte, trug ein Geißfell mit Hörnern auff dem Kopff. Bacchus, der alte Zechbruder, ist von Socrate vnd Nicandro mit dem Zunahmen Cornutus genant worden. Ovidius nennet ihn auch Becco Cornuto in einer Elegia:


Accedant capiti cornua, Bacchus erit.


Vnnd scheinet, daß die Natur selbsten, die aller dinge Mutter ist, habe den Mänschen, so bald er zu seinen Mannlichen Jahren kombt, mit einem Knebelbart zieren wollen, welcher nach Art zweyer Hörner wachsen, dem Mann in selben Jahren desto bessere gestalt geben solte: auf daß, wann Er sie anschawet, Er sich erinnern möge, wer er seye; alldieweil, wer vndüchtig ist, ein Knebelbart zu haben, derselbe auch vndüchtig seye Hörner zu tragen. Der Altar, darauff die Heyden Opffer thaten, wurde mit einem Horn gezieret, Cornu altaris Proserpinae. Wan die Weiber zu Rom dem Bacchus opffern wolten, durfften sie vorm Altar nicht erscheinen, es wären dann daß Sie zwey Hörner trugen, als die höchste Zierde vnd Wohlstand bey dergleichen Opffern.


implerant cornua bombis.


Die Persier, zu erweisen wie hoch sie Ihre Götter hielten, haben deren selben Ochsen mit Bareten vnd vergulten Hörnern gewidmet,


Indignata super torquentem Cornua mitram.


Vber das, ist es nicht wahr, daß die drey Vornembste Himmlische Sonnenzeichen Hörner tragen, als der Y, welcher den Anfang[230] des Frühlings machet; der Z, welcher die Erde mit allerley lieblichen Blumen von farben vnd geruch, als Violen vnnd Rosen, zieret vnd Weiber-Lobder Vorbott des harten Winters.

Vnder den Thieren, alles was Hörner hat, das wird vor andern hoch vnd werth gehalten. Sertorius hatte ein Wild, das gehörnet war, welches man als einen Wahrsag-Geist hoch vnd heilig gehalten. Caesar hatte auch eines dergleichen gehörntes Wild, so er als eine Göttin halten vnd ehren, deme auch ein Güldines Halßband anlegen lassen, mit dieser Schrifft.


Noli. Me. Tangere. QVia. Caesaris. Sum.


Der Keyser hat mich so geziert

Darumb so laßt mich vnvexiert.


Der Laurenholde Poet Petrarcha, wan er seine Liebste Laura der Ehren gemäß beschreiben will, kan nicht bessere wort finden oder erdencken, als das er dieselbe einem weissen Wild vergleichet.


Vna candida Cerua a sōpra l'herba

Verde apparue como de Cornua d'oro.


Meine Liebste Laura ausser korn

Gleicht eim Wild mit vergültem Horn.


Vnd ich glaube, das vmb eben solcher vrsach willen die Könige, Fürsten vnnd Herren sich die Jagde der Hirsch vorbehalten, dieweil der Hirsch wegen Vortrefflichkeit seiner Hörner von geringen leuthen nicht solle verfolget werden; Auch halten Hohe Personen vielmehr von den Hörnern als ich vnd meines gleichen. Muß nicht in Franckreich der jenige Jägermeister, so einen Hirsch, an welchem ende deß Königreichs, in Nider Britanien, Guienne, Bearne, Tholouse, Auvergne Narbona, im Delphinat, in Bourbona es wäre, antriffet, denselben vnverletzt gegen Pariß zu treiben, damit Er in die Königliche Wildbänne gebracht, vnd vom König allein gejagt werde? es ist vmb dieses Lusts willen, dessen bedeutung kein Mänsch mag außgründen noch außdencken.

Die Alte haben durch eigene Erfahrung erlernet, daß in den Hörnern vielmahlen grosse Wundersachen sind vorbedeutet worden. Wie zu sehen an dem weissen Stierkalb mit Purpurfarben Hörnern, so eben zu der zeit, als Clodius Albinus, gebohren worden,[231] welches jhm die Keyserliche Würde vorbedeutet; wie dann er hernach, als er zu völligen Jahren kommen, Keyser worden. Darumb er dann solcher Geschicht ewig dabey zu gedencken, ein Königlich Geschenck von Hörnern in des Apollo Tempel verehret.

Ovidius erzehlet fast ein gleichmässiges von einem Römischen Soldaten, welchem, als er zu reden auffgetreten, plötzlich zwey schöner herrlicher Hörner auff der stirne gewachsen, vnnd als die Wahrsager deßwegen befragt wurden, Ihnen zur antwort ward, das auff ein zeit ein gemeiner Soldat das gantze Römische Reich regieren werde. Valerius Max. sagt seinen Nahmen, er habe Gemitius Cippus geheißen.

Lysimachus hat die Vortrefflichkeit vnnd Wohlstand der Hörner auch betrachtet, dann er nicht leyden wollen, daß man sein Bildnuß auff güldne Müntzen prägen solte anderst als mit zwey Hörnern auff dem Haupt.

Der vortreffliche Fürst von Salerno hat keine andere Vberschrifft an dem Thor seines Pallasts leiden wollen; als diesen Reymen, so vnder eim par grosser Hörner geschrieben stunde:


Io porto le corna che ogniun le vede

Et altri ce porta che non se le crede.


Ich trag die Hörner, das mans sicht,

Ein andrer trägt vnd glaubt es nicht.


Die Egyptier in ihren Hieroglyphicis oder Sinnen-Bildnussen haben das Cornu-copiae für ein symbolum oder Zeychen der Gnaden vnd Freygebigkeit gehalten. Daher Augustus auff seine Müntzen das Cornu copiae prägen lassen, mit dieser Vberschrifft: Liberalitas. Augusti dem die Ehre will, daß er ein Cornard Hornart ist, dem will gewiß auch wohl das Glück; Daher die auß Achaja die Fortunam vnd das Cornu Copiae zusammen gemahlet. Vnd Keyser Trajanus auff seinen Müntzen hat prägen lassen ein Cornu-Copiae mit dieser vmbschrifft: Felicitas Augusti. Wer Hörner trägt, der liebt auch den Frieden, daher Pierius in Hieroglyphicis das Cornu-Copiae pro symbolo Concordiae anzeihen: das Exempel der berühmten Römerin Martia Ottacilla Seuera Augusta, lehret es, welche zwei Cornu-Copiae[232] vmb eine Schale mit dieser Vmbschrifft stechen lassen: Concordia Augustorum, zu bezeugen der Einträchtigkeit vnder Ihren Söhnen oder Freunden. Auch Keyser Antoninus vmb ebenmässiger vrsach willen ließ ein Cornu-copiae beneben einer Fackel, so die Waffen mit ihrem Feuer verbrante, sambt dieser Vmbschrifft setzen: Pax. aeterna. Augusti.

Das Cornu copiae bedeutet auch Freundlichkeit vnd Lust; Faustini Müntzen waren mit einem Cornu-Copiae gepräget mit dem wort: Hilaritas. Bey den Soldaten ist das Cornet das jenige Zeichen, so die Helden bey Frewd vnnd Muth erhaltet, darnach sie alle sehen, vnnd wo dieses verlohren, so ist Hertz vnd Muth vnnd die gantze Compagni, das gantze Regiment, das Feld verlohren. Bei den Spielleuten Cornicines ist ein Cornet das Lieblichste Spiel so man höret. Bei den Weibern ist ein Cornet die schönste Tracht, so einen Mann bethöret; Pauper tunc Cornua sumit, Er wird muthig, krieget ein Hertz.

Das Horn wird auch für ein Zeichen der Raach genommen, das Sprichwort gibts: Foenum habet in Cornu, longe fuge. Auß dem weg, er trägt Hew am Horn, er ist gezeichnet, er wird dich stossen. Welches Sprichwort daher kompt: Cicinus, ein Römer, ein bissiger Kerl, ein Lesterer, der keines Mänschen verschonet, dann allein deß Marcus Crassus, Gefragt, warumb er diesen also schewete? Darumb, sprach er, quia foenum habet in Cornu, dieweil er Hew am Horn trägt; dieweil er stösset. Dann die Römer hatten im brauch, so sie einen stössigen bösen Ochsen auff die Gaß gehen liessen, das sie ihm ein bündlein Hew an ein Horn banden, damit anzuzeigen, das man sich vorsehen vnd hüten solte, dannenhero der Poet sagt:


Cornu ferit ille, caueto,

Occubui tandem cornuto ardore petitus.


O du armer Actaeon, wie ist es dir ergangen, da dir die Diana zur Raach, weil du sie nacket gesehen, hat ein par Hörner wachsen lassen? daß macht dein Fürwitz, die hastu thewr bezahlen müssen; bist dazu von Hunden gefressen worden, biß auf die Hörner,[233] welche noch vbrig blieben, wie an manchem ort mit verwunderung zu sehen. Heut aber gehet es viel anderst; dann mancher bekombt Hörner eben darumb, weil er die Diana nicht will nackend sehen.

Zu Nimes im Langendock wird deß großen vnüberwindlichen Rolands Horn als ein vortrefflicher Schatz auffgehalten.

Alle die, so die Post reitten, führen ein Post-Horn an der seitten zu bezeugung jhrer Freyheit. Ich verstehe Freyheit zu reitten vnd zu reden, dann, Lieber, was darff ein Postillon nicht reden? Die Schäffer vnnd Hirten brauchen sich deß Horns, jhre Herde beysammen zu behalten vnd die Wölffe zu erschrecken vnd zu verjagen, zu bezeugung der Forcht vnd deß Gehorsambs. Die Pilgram von St. Michel vnd St. Niclauß bringen ein Horn zum Zeichen der Glücklichen Verrichtung mit sich nach hauß. Die Jäger brauchen sich des Horns, ihre auff der Spur verloffene Hunde widerumb bey zuruffen vnd in gewahrsam zu bringen.

An vielen orten braucht man sich eines Horns an statt einer Glocke, die Burger zusammen zuruffen; vnd ist wohl bedacht, dann wer wolt alle mahl Gelt hergeben, ein Glocke zu kauffen, weil die Glockendieb jhnen so gehaß werden, das sie keine mehr auff dem Land leiden wollen.

An andern orten braucht man sich Nachts zu anzeigung der stunden eines Horns, vnd was die Vhr nicht recht macht, daß muß das Horn verbessern.

Ein vornehme Statt in Italia trägt noch den Namen vom Horn, la citta di Cornetto?

Corniculum war eine sondere Zierde, so von den Hauptleuthen jhren Soldaten verehret worden, wan sie sich wohl verhalten hatten.

Vor zeiten, als die Weiber meister waren, trug man krumme Hörner an den Schuen vornen zu mit Knöpfen gezieret, Cornua, Camura, dessen vns das liebliche Küchelliedlein noch Jährlichen erinnert:


Spitze Schu vnd Knöpfflein dran;

Die Fraw ist Meister vnd nicht der Mann.


Mann hat solchen löblichen brauch, der Weiber-Meisterschafft vorzukommen, abgethan; aber hesslich sind wir betrogen worden;[234] wir haben die Hörner von den füssen geschafft vnd tragen sie theils auff dem Kopff, vnd sind leyder doch nicht alle Meister.

Eine böse sorgsame gefährliche Newe Alamode Tracht, in dem vnsere Newsüchtige Teutsche, weiß nicht wem zu gefallen, Stiffel vnd Schue tragen, drey viertel lang; welches dann in keiner anderen meinung geschicht, als das sie hoffnung haben, die Hörner werden ihnen dahin auß wachsen. O wie manche Stirne wirde sich dessen zu erfrewen haben!

Die Mittnächtische Völcker hielten die Hörner von Wilden Ochsen so hoch, daß niemand auß denselben als allein die Vornembsten Herren trincken dörfften.

Halt man nicht etliche Hörner als Wunderdinge. Es sind Hasen-Hörner an einem ort, man häte sie vor diesem nicht umb groß Gelt geben.

Die Redliche Teutsche Fürsten vnd Herren haben für die beste Zierde ihrer Palläste hie vnd da Hörner hangen, so sie auff der Jagd gefangen, vnd damit nach beliben prangen. Die Wände sind mit staffiret, vnnd ist ein herlicher Vortheil vor den Wahlen, welche sich schämen, ein Horn in ihren Häusern zu haben. Aber vnder dem Hut müssen sie oft zwey verbergen.

Die Könige in Ost Indien trancken auß keinem Geschir, es wäre dann in gestalt eines Hornes formiret.

Die Griechen, so nach Zerstörung Troiae wider an heim kommen, wurden von ihren Freunden auß Schalen, so als Hörner formiret gewesen, mit dem besten Wein gewillkommet.

Sind Corneola, Cornus, Cornuta nicht herrliche vortreffliche Gewächse, die zur erhaltung der Gesundheit dienen?

Besiehet man allerhand Thier, so sind die Hornichte allezeit den anderen weit vor zu ziehen.

Das Hirschhorn ist wider Gifft die herrlichste Artzney.

Ellendshorn, ob es schon an den füssen ist, wie der sonst vberauß berühmte Lügner Plinius schreibt, ist gut für die fallende sucht, doch wir glauben es gern.

Ein Pferd, das nicht gut Horn hat, wird weniger geachtet als ein Esel. Cornipedesque vocantur equi.

Der Name Hornträger ist vmb so viel desto höher zu halten,[235] weil so Hohe Personen denselben jederzeit getragen vnd sich dabey noch glückseelig gepriesen haben.

Der vortreffliche Italianer Cornazzano.

Der berühmte Medicus Cornarius, welchen Mathiolus so hoch haltet.

Der herrliche Poet Cornificius sambt seiner gelehrten Schwester Cornificia.

Der stattliche Philosophus Cornutus, des Persii Praeceptor, welchen Nero allein wegen eines so vortrefflichen Namen ins Ellend vertreiben lassen.

Die weitbekante Cornelia, Sempronii Gracchi Hausfrau, Africani Schwester.

Der Mannhaffte Hauptmann Asoania della Corna zu vnsern zeiten.

Die ädele Cornuti zu Treuiso.

Die Dapffere Florentinische de la Cornia.

Der Weltzwinger Cornelius Scipio.

Der Teutsch-belibte Cornelius Tacitus.

Die Geborne von hohen hauß Cornari zu Venedig.

Der Cornelius Cassius Liv. l. 1.

Cornelius Asina. Macrob. Sat. l. 6.

Cornelius Centimalus.

Cornelius Merula.

Cornelius Balbus.

Cornelius Nepos.

Cornelius Gallus.

Cornelius Seuerus.

Los Cornudes de Murcia haltet man eben so hochberühmbt als die Ladrones Verduges vnd Gousmanes von Castilia.

Die schöne Statt Corneuailles in Niderwalliß. Corneates die berühmbte Völcker in Engelland.

Hat nicht der schröckliche Held Hürnen Seyfrid grosse sprüng vnd hohe streich gethan? wer thuts ihm nach?[236]

Viel Flüsse vnd Wasser so von dem Horn ihren Namen tragen, der Po, Corniger Eridanus vom Poeten genant.


[Rand: Virgil.]

Corniger Hesperidum fluuius regnator aquarum.

Tauriformis Aufidus.

Dum flexuosis Ister ibit cornibus.

[Rand: Horat.]


Auff den Schiffen selbst, die Segelstang Antennae, so von einem als ein Horn oder Hörnicht beschrieben wird:


Cornua velatarum obvertimus antennarum.


Also das der Nahm eines Cornuti, Cornard, Becco Cornuto, Hornnars eine so schlechte Ehr nicht ist, vnd sich dessen billig keiner schämen solle.

In Summa, sprach Weibold, es ist ein Narr der die Flöhe hüten will, das sie nicht auß dem Korb springen. Ein Ehrlich Weib ist ihr selbst Hüterin, wan sie der Mann allererst hüten soll, so gehet es wie in Italia ubi


Casta est quam nemo rogavit.


Freymund, ô es sind noch Schelmen auff der Welt, eben so listig als Jupiter, der sich in einen güldinen Regen verwandelt, vnd sich also ohnvermerckt zwischen den Zigeln deß Dachs in den Schoß der Danæ hinein getröpffelt:


Cornutæ Lunæ symbolum Turcis fatale putatur.


Aber eines verdreysst mich, das mein Gesell Hanß Thurnmeyer, schir an mir will zum Mamalucken werden, vnd mir die Hörner so sehr loben, da er doch den Weibern, welche sie verursachen, so gar nicht hold ist.

Alle Welt sprach Hanß Thurnmeyer thut dem Horn Ehre an. Muß nicht der Hirt hinder dem Horn stehen, als ein Diener hinder seinem Herrn, wan er will drein blasen? es geschicht ehren halben. Dann billig soll das Horn vornen anstehn; wer ist, der gesehen hätte einem ein Horn auff dem rucken wachsen? Nein auff der stirn, majoris fidei ergo, damit man weiß, was für ein Gast allda zur Herberg lige. So ist auch das wahr, gemeiniglich wer[237] Hörner hat, der hat vnd muß 1. ein Schönes Weib. 2. viel Freund. 3. viel Gelt haben, non contra, dann


Un homme qui a belle femme

tout le Monde est son Cousin.


Wo die schöne Weiber leben

Da Will jeder Lecker schweben.


Aber:


Quod tibi besoignat noli praestare Compagno


sagen die Wälschen:


Gauch ist wohl ein wüster Nammen,

Doch dreye schöne Ding beysammen:

Hübsts Weib, Freund vnd Gelt vollauff,

Macht das man nicht schilt darauff.


Drumb, sprach Hanß Thurnmeyer, damit ich vff mein erste Meinung komme: so ist es ein mißlich ding, Weiben. Vnnd kostet mehr bedenckens, als wan man ein paar Ochsen kaufft, dann


Mancher hat ein Weib,

Es ist sein Seel, es ist sein Leib,

Es ist sein Böß, es ist sein Gut,

Es ist sein Lust, es ist sein Ruth,

Es ist sein Teuffel, es ist sein Gott,

Es ist sein Spott, es ist sein Abgott,

Drumb ein jeder wohl soll bedencken,

Wann er sich an ein weib Will hencken.


Was sollen vns die Poeten schreiben, sprach Frawendienst? Sie können doch nichts als nur die arme Weiber schelten vnd schmähen; mich wundert, daß ihr dem Gespräch nicht einmahl ein ende machet vnd Expertus Robertus lasset das Vrtheil fällen, dann ich sage, daß ihr die sach mit ewren Hörnern werdet verderbt, wo nicht gar verlohren, haben;

Vnd mich wundert, sprach Freymund, das noch etlich Männer so gar einfaltig grobe Dölpel sind, daß sie ihrer Weiber Boßheit weder mercken noch fühlen; Es solte billig heissen:


ἄνερες ἔστε φίλοι

Seit Männer, thut was einem Mann anstehet. Lasst euch das Scepter nicht auß der Faust reissen; habt sorg auff ewre Kinder vnd auff euch selbsten; dann gewiß ists, daß man Weiber findet,[238] so verwägen vnd so frevel, daß sie die gute Männer dörffen zu Vättern machen, ob sie schon keine Kinder haben. Denn wie wohl die Männer offt so viel Wochen, offt so viel Monat auff der Reiß, in der Franckfurter-Meß, vnd in Holland herumb ziehen, offt so viel Monat kranck vnd vnvermüglich, ja ob sie schon von den frigidis et maleficatis gewesen, ihre Weiber nicht berühret, jedoch es sich nicht fehlet, daß sie nicht alle drey viertel Jahr ihre Kinder haben, die sie Vätter nennen, vnnd welche die gute Männer auß Christlicher Liebe, weil sie das Weib ichtwan einmahl des Jahrs angelacht, aufferziehen, wie die Kapaunen, welche, wan man ihnen den bauch mit Nesseln reibet vnd einen Rausch zubringet, die Hünckel mehr vnd besser aufferziehen als die Hüner selbest. Warumb dann lassen solche Vätter sich es einen solchen Ernst seyn, den Kindern Gelt vnnd Gut zuerscharren, daß auch sie offt die Seeligkeit darüber zu setzen, doch aber im außkehren vielmahl erfahren, daß irgend der Gadendiener, der Gadenknecht, da sein bestes gethan vnd im abwesen des Herren daheim blieben, vnnd das adi semper auf den Conto geschrieben. Wan er aber wieder nach Hauß kompt, die Mutter ihm das liebe Kind entgegenträgt, der gute Horn-Vatter es in die arme nimbt, der Frawen fleissig dancksagt, ja tag vnd nacht das Geschrey, das Geheul, das gescheiß, deß gestancks des Kindes so viel hat, das er bersten möchte, doch alles als ein Milter Mann mit güldner gedult vberwindet. Vnd billich ist der Gestanck sein, obschon die Kinder eines andern wären. So hat er doch daß Geschrey vnd den geruch davon, das ein anderer nicht hat. Ja er muß der Frawen vnd der Warterin so entgegen gehen, daß er sie nicht mit einem tritt, nicht mit einem blick darff erzürnen. Auch wan schon einem solchen Mann das gewissen so weit auffwachet, dz er sihet vnd fühlet, das Kind seye nicht ihm, sondern einem andern Flögel ähnlich; so darff er es doch nicht widersprechen, sondern muß der Mutter heiliglich glauben zustellen, wan sie sagt: Ach ja wohl, man darff nicht fragen, wem das Kind gleich sehe, man sehe nur den Vatter an, es siehet ihm in allem gleich, es wird ein Haar bekommen wie der Vatter, es hat ein Stirn wie der Vatter, es hat ein Naaß wie der Vatter, es hat ein maul wie der Vatter, es hat augen wie der Vatter,[239] es lächelt wie der Vatter, es schmutzelt, es weynt wie der Vatter; guck Hensel, da ist der Vatter, sieh Lipsel, wo ist der deyte? Horn-Vatter, was unser Kind sagt. O der vbermänschlichen gedult vieler Männer! oder grossen boßheit vieler Weiber!


Bey einem bösen Weib ist fürwar grosse Noth

Dafür behüt vns alle, ô lieber Herre Gott.


Wan ich, sprach Hans Thurnmeyer, es noch zu thun hätte, so wolte ich mich nimmermehr verheyraten; vnd wan ich andern zu rathen hätte, so wolte ich keinem ledigen Menschen rathen, das er sich in so gefährliche bande begeben solte, sondern wolte leben wie unsere Thumbherren: Es sind doch Bäßlen genug auff der Welt zu finden. Vnd Ich, antwortete Weibhold,


1.

[Rand: D. Erhard]

Ich halts gar nicht mit den Pfaffen

Die deß Ehestands Feinde seyn

Vnd den selben von sich schaffen,

Bleiben doch nicht allzeit rein.

Dieses ist das beste leben,

Männer nemmen, Weiber geben.


2.

Seltzam ists, ich muß bekennen,

Das sie frey ein Sakrament

Selbst den Ehestand dörffen nennen,

Wird doch böß vnd fleischlich g'nennt,

Drumb sie ihn auch von sich schaffen

Als die recht Ehelosen Pfaffen.


3.

GOtt hat Man vnd Weib geschaffen

Vnd den Ehestand eingesetzt,

Als der Keuschheit wehr vnd waffen;

Christus hat ihn würdig g'schetzt,

Daß er selbst zur Hochzeit kommen,

Als man dort ein Weib genommen.


4.

Enoch führt ein Göttlich leben,

Dannoch hat er Weiber g'habt,

Gott hat ihm auch Kinder geben;

Moses war sehr hoch begabt,[240]

Hat doch auch ein Weib genommen,

Sein auch beid in Himmel kommen.


5.

Pfaffen sagen was sie wollen.

Vns ficht ihr decret nicht an,

Mögen sich in Klöster trollen,

Vnser Kirch ist besser dran,

Dann darin dem Geistlich'n orden

Weiber nicht verbotten worden.


6.

Vnd was soll man lang verbieten,

Weil darinnen Mänschen sein,

Denen fleisch vnd blut zu hüten,

Von Natur ist harte pein.

Nonnen lassen sich einschleiffen

Andre Mittel wir ergreiffen.


7.

Ein von Gott befohlen mittel,

Daß da recht ist fein vnd gut.

Da sonst vnderm Pfaffenkittel

Offt steckt ein vnkeuscher muth,

Dann mann an ihr keuschheit schweren

Sich nicht allzeit hat zu kehren.


8.

Vnd so geht es auff der Erden,

Das, so wenig als ein Han

Wird vnd kann ein Doctor werden,

Gleich so wenig man auch kan

Gottes Geschöpf des Weibs entpehren,

Wie wir auß der Übung lehren.


Vnd die Alte Redliche Teutsche Mutter sagt zu Ihrem Sohn


[Rand: Winsbeckin.]

Aller Orten priß ich nith

So sere als die E alleine: swas o darumbe mir geschiyt.

Barfüssen, Bredigern, Krützer Orden sind da gegen blind.

Gra, Wis, swartzer Münche ist vil,

Hornbrüder vnd Martere, als ich uch bescheiden wil,

Schottenbrüder, vnd die mit den swerten sind da engegen alle gar ein Wint.

Tumherren, Nunnen vnd Leigen Pfaffen,[241]

Die lobent des du E hat erzüget:

Swer der E ze rechte pfliget,

Der hat hie vnd dort gesiget.

Swers widerredet, des volget nicht. Er lüget.


1.

Sun, wiltu zieren dinen Lib,

So das er si vngefüge gram,

So minne vnd ehre gü tü Wib,

Ir tugend vns je von sorgen nam,

Si sint der Wunne ein bernder Stam,

Davon wir alle sint geboren, er hat niht Zuht vnd rechter Scham,

Der das erkennet nicht an in,

Er muß der Toren einer sin, vnd het er Salamones sin.


2.

Sun, si sint wunne ein berndes Lieht

An Eren vnd an Werdekeit

Der Werlte an eren zuversiht,

Nie wiser Man das widerstreit.

Ir Name der eren Krone treit,

Die ist gemessen vnd gewohrt mit Tugenden vollig vnd breit.

Genade Gott an vns begie

Do er im Engel dort geschuff, das er sie gab für Engel hie.


3.

Sun, du maht noch niht wissen wohl,

Was eren an den Wiben lit,

Ob es dir selde fügen sol,

Das du gelebst die lieben zit

Das dir ir güte Fröide git,

So kan dir niemer das geschehen, ze dirre Werlte sunder strit

Du solt in holt mi, trüwen sin

Vnd sprich in wol; tüst du das niht, so muß ich mich getrösten din.


4.

Sun, wiltu Arzenie nemen,

Ich wil dich lehren ein Getranck,

Lat dirs dieselbe wol gezemen,

Du wirst selden Tugenden kranck,

Die leben si kurtz oder lank.

Lege in din Hertz ein reines Wib mit steter Liebe sunder Wank.

Ist es an Werdekeit verzaget.

Als der tnägel eiter tüt, ir Wiblich güte es verjaget.


[242] 5.

Sun, ich sage dirs sunder wan,

Des Mannes Herze ist vngesunt

Das sich niht in nan reinen kan

Mit Wibes Libe z aller stunt,

Es was ein tugenlicher funt,

Do guter Wibe wart gedacht, hat jeman sorgen sweren bunt.

Den truric Mut bestrichen hat,

Der striche Wiblich güte dar, alsam ein tö sin Not zergat.


Wie ists aber, sprach Gutrund, weil etliche gefunden werden, die da meynen, wan sie ein wenig bei Mitteln vnd Diensten sind, sie müssen irgend Edelgeborne Jungfrawen Heyrathen, vnd alle andere verachten; oder aber wan irgend Edelgebohrne Jungfrawen zu dergleichen Heyrathen ersucht werden, sie mit allem gewalt nichts davon hören, vnnd alle die, so ausser dem Adel geboren (vngeachtet in was stand sie sonsten gekommen sind) verlachen wollen.

Daß sind, antwortete der Alte, zwo grosse thorheiten. Eine der jenigen, die da meynen, sie müsten keine andere als Edele Jungfrawen heyrathen, vnd nicht bedencken, was für vngelegenheit ihnen offtermahls dadurch zuerwachsen könne.

Die andere Thorheit ist etlicher Edelen Jungfrawen wegen ihrer grossen lächerlichen einbildungen. In dem sie dafür halten, daß kein Mänsch ausser dem Adel auch fleisch vnd blut habe.

Ist es nicht ein Ellend, daß man sihet offt manche Adeliche Jungfraw da sitzen, entweder weil sie nicht vil mittel hat, oder nicht fast schön ist, oder der Geschwistern vil sind, dz kein Adelicher Mänsch achtet; vnd sie also ihre Liebe tage in trauren vnd klagen, in seuffzen vnd verlangen muß schliessen etc. da sie doch verlangen tragen vnd sich erfrewen solte, wan ein Ehrlicher Rechtschaffen Kerl käme, vnnd sie von der Noth erlösete, ob er schon nicht von Adel gebohren, sonst aber Ehr vnd mittel gnug hätte, sie ihrem stand gemäß zuerzihen, weil sie ja alsdann vnder deß Manns Freundschafft gleichsam als eine Königin, den andern wirde vorgezogen vnnd verehret werden; dahingegen, wann sie vnder ihres gleichen ist, muß dahinden gehen vnd die thüre beschliessen. Darumb dann der Caesar wohl gesagt, daß er viel lieber wolle Schultz, vnnd der Erste in einem Dorff seyn, als Burgermeister zu Rom vnnd Einen andern an der seite gehen haben.

Wa zu dann auch solche Adeliche Freundschafften so vngern[243] sich nicht verstehen solten, alldieweil sie dergestalt der vielen Geschwistern vnd Kostens vberhaben, Verzügs-Döchter auß Ihnen machen vnd Sie also die Erb- vnd Stammgüter zu besserem auffkommen ihres Hauses vnd Geschlechts erhalten könten. Auch vber daß an den Weibsbildern in solchen fällen dem Stammen oder Nammen nichts gelegen noch entnommen ist, sondern vielmehr dem selben befürderlich vnd zu statten kommet.

Die lautere Warheit zu sagen, Weibold, Frawendienst vnd Ich, (die wir gern gute Suppen essen vnnd die Weiber, wan sie es hören, trefflich loben) waren des Gesprächs von den Weibern so müde, das wir gewiß darob entschlaffen, wo nicht was anders vns vorkommen wäre; dann in dem wir da sassen, die Augen zu reiben, zu gaünen vnnd den Kopff zu kratzen, hinder sich zu sehen, nach jemand, der vnser Gespräch auffhebte, vnnd gern gehabt, das Expertus Robertus den Spruch gegeben; kamen gegen uns hergegangen etliche Kerl, mit Zottigten Filtzkappen, schwartz dürr von Gesicht vnd gestalt; ihre Kleider waren von Taffat, da man die Windmühlen vnnd Beuttel auß machet, lange Loderhosen biß auff die Knoden, ein jeder trug einen langen spitzigen hacken auff der Achsel, als ob es junge Höllenbränd wären; Sie fluchten vnnd schwuren so Gottslästerlich, so grausam grewlich, das einem Fuhrmann, der vmbgeworffen, davor geängstet hätte. Vnnötig war es, sie an die folter zuspannen zu erfahren, wer sie wären, dann auß ihrem Fluchen konte man Sie leicht erkennen. Wir sind Schiffleuth, sprachen sie, vnserer Kunst (dann solche Leut, wie auch die Schneider vnd Weinschencken vnder die Künstler gezehlet werden, weil sie die Leuth so künstlich betriegen können) wir bringen alle tag, was den löblichen Rhein-Stätten vnd Innwohnern von nöthen, in vnsern Schiffen in voller mänge; wir ernehren Sie, wir erhalten sie, wir versehen sie mit Frücht vnd Wein, auff vnnd ab, mit Saltz vnnd Schmaltz, mit Butter vnd Futter, mit Hew vnd Holtz, mit Käsen vnd Kohlen, mit Würtz vnd Kuchenspeiß; vnd wo wir nicht thäten, es wirde bald in allen Stätten an Stockfischen mangel erscheinen vnd jederman witzig werden. Aber zu förchten, das wir bald werden vnsere Ruder vnd Riemen beseits legen vnd was[244] anders anfangen, wo man vns nicht zu hülff kommet vnnd allerhand eingerissene Vnordnung abschafft, insonderheit zu Frülings vnd Sommerszeiten; dieweil der Rhein durch die grosse Hitz sonst gewiß außgetrocknet vnd wir gar auff den Sand stossen vnd hocken bleiben müssen. Alle abend, wan ihr sehet Eine Sonne vndergehen, so sehet ihr hiengegen viel tausend schöner Sternen vnd Sonnen wiederumb auffgehen; soll das nicht groß wunder geben? Alle Jungfrawen am Rheinstrom, insonderheit welche von den Poeten geliebt werden, sind eitel Sternen, eitel Sonnen, welche mit ihren allwärmenden Strahlen schimmern vnnd scheinen mehr als die rechte Sonne, so den gantzen Erdboden bescheinet; was wollen wir vnder so viel Sonnen machen? soll nicht der gantze Rhein verdrucknen müssen? Solten wir nicht in solcher Hitz alle verderben vnd verschmachten müssen? Sind wir nicht schon schwartz vnd verbrand genug? sonder zweiffel werden wir schwärtzer werden als die Moren in Guinea in Cabo Verde, was wird letzlich auß dem armen Rhein werden? Ovidius lehret vns, das als die einige Sonn dermahlen herab gefallen, viel Flüsse von solcher hitz außgedorret vnd ihr Wasser verlohren haben. Wie solte dann ein Wasser so vielen Sonnen vnd deroselben hitzigen Strahlen widerstehen können? Im außkehren werdet ihr sehen, das man im Rhein wird truckenes fusses können gehen, vnnd wir eine andere Handthierung werden vor die hand nemmen müssen.

Wir musten vns deß hertzhafften Schiffers oder Bootsknechts verwundern, vnd zweiffelten, ob er nicht irgend der genanten Poeten selbst einer seyn möchte, weil er ihre bossen so wohl vnd auff Poetische weise wuste herzusagen.

Es sagte ihnen aber Expertus Robertus gar weißlich, daß sie sich dieses fals nichts zuförchten hätten; das die augen einer poetischen Jungfrawen eben so wenig Sonnen seyen, als ihre [Rand: Poetische / Jungfrawen] Schwartze Haar güldne fäden seyn mögen; vnd ihre Brüste so wenig Alabaster so wenig als ihre Leffzen Corallin. Vnd das die Liebste eines Poeten seye wie ein Bettlers Mantel mit allerley alten vnnützen stücken zusammen gebletzet; welcher Herrligkeit allein in blosser Poetischer Einbildung bestehe, der sie dichtet vnd beschreibet, wie er will, zuweilen als zwen Carfunckel, zuweilen zwen Rubin, zwen Morgenstern, wan sie doch etwan einem par küglichter[245] [Rand: Poeten] Ochsenaugen ähnlich seyen. Also wann die Poeten nicht gute achtung zu ihrem Hirn haben, zubeförchten, es möchte der zeit zu Wasser oder gar zu dreck werden.

Wir gungen ein wenig abweg, vnnd höreten aber ein ander Geschrey, vnd als wir hinauß für die Thür kamen, war es ein Mann vnd sein Weib, so einander raufften, das Weib hatte einen grossen kluppen Schlüssel in der einen Hand, in der andern ein Hand voll Haar, so sie gewiß dem Mann außgeraufft hatte. Ihr Schleyer war herunder gerissen vnd lag auff der Erden. Der Mann hatte kein Vberschlag an, kein Hut auff, einen starcken Brügel in der rechten hand, in der lincken auch einen Wüsch Haar, aber im Gesicht war er verkratzt, als ob er mit den Katzen gessen hätte.

Als wir aber forschen wolten, was die vrsach wäre? Gehestu? sprach der Mann, du Schandhur, wiltu mich mehr im Würthshauß suchen, du Ehebrecherin, du Ertzhexe? Das Weib hingegen: O du Dieb vnnd du Schelm; der Teuffel wird dich eh holen, ehe du ein Hexenstuck auff mich wirst beweisen. Du Prasser, bringst mich vnd die Kinder an den Bettel stab; wan du nicht alle tag im Würthshauß sitzest, du wirdest förchten, der Teuffel holte dich.

M. Das wär deines dings, wan ich stets zu hauß sitzte vnd dürrmaulte, gelt du schandvettel,


Wann ich blieb allzeit zu hause,

Vnd tränck wenig wie ein Lause,

Vnd kräht so offt wie ein Hahn,

So wär ich dir ein lieber Mann;


W. vnnd ich, gelt du schandvogel,


Wan ich nur stets im Hause bleib,

So bin ich dir ein liebes Weib.

Da vnder dessen du mit Muth

Versauffst mir all mein Hab vnd Gut.


M. daß gehet dich nichts an, du Vettel, warte du deiner Kunckel ab. W. das gehet mich an, du Schinder, warte du deiner Werckstatt ab. M. ein Weib hat sich nicht zubekümmern, was der Mann mache. W. Ein Mann hat sich nicht zubekümmern, was das Weib thut.
[246]

M. Das Weib soll ihrem Mann nicht stützig widersprechen

sondern mit freundlichkeit tragen deß Mannes gebrechen.

Wann der Mann zornig ist, so soll sie fleiß ankehren,

Damit sie seinen zorn durch wort kön wehren.


W. Ein Eheman solle sich nicht als ein Wolff erzeigen,

Noch von seim frommen Weib zu andern pöhcken neigen

Er soll kein Löwe sein noch stets im hause Brüllen,

Noch sich in vollem sauß die Gurgel alzeit füllen.


M. Will ein Weib, daß der Mann an ihr gefallen trag,

so geb sie auff wort, damit der Mann nicht schlag.

Dann wan Laußknickel will maulen vnd bellen nach

Vnd alzeit Meister seyn, so verliehrt sie die Sach.


W. Ein Mann soll nicht alzeit brummen daheim zu hauß,

Vnd sehen als ein pfann voll schwartzer Teüffel auß.

Vnd was er in dem hauß zu ändern nicht vermag,

Das er es mit Geduld vnd Freundlichkeit vertrag.


M. Ein Weib soll schweigen still vnd nicht die zäne blecken

Noch auch vor trutz vnd stutz die zung zur Gosch außstrecken

Sie soll nicht Meisterloß den Mann im Hauß gehn bochen,

Ein solches wüstes thier kan offt kein Suppe kochen.


W. Hingegen soll der Mann kein Erbs in Haffen zehlen,

Kein Bierenbrader sein, kein Obs zum Essen schelen.

Er soll nicht seine Naaß in allem dreck vmbkehren,

Er soll auch seinem Weib kein Ehrlich frewd verwehren.


Mann: Schweigstu noch nicht, du außgemachte Hur. Weib: nimb du dich selbs bey der Nasen, du Hurenvogel. M. so gehörts, wan ein Schandhur andern Männern nachgehet. W. du lügst wie ein Schelm vnd Dieb, du Galgenvogel. M. Puff, da hasts, soltu mich heissen liegen. W. Ey so schlag daß dir die Händ erlamen, daß du vergrummest vnd verlambst, du Mörder, du Dieb, du Rauber, du Hurenvogel, du Verräther, du Hexenmeister, du Frawen-Mörder, hu du du du etc. M. hu du Laußknickel, ich will dir die Zung bannen, oder ich muß kein Fäust mehr haben, hastu noch nicht stöß genug? W. hey so will ich[247] mich wehren, vnd solt es mir das leben kosten, du Erzdieb, du Prasser, du Hurensohn, du Landläuffer, ich reiß dir den Bart auß. M. hey reiß, daß dich der Hagel erschlag, du Teuffelsroß. W. warumb lastu mich nicht vngeschlagen, du vnsinniger Schelm. M. du unsinnige Hex du, was soll ich nun mehr sagen. W. du Hellenbrand, du Vnthier, du Esel, du Sau, du Ochs, du Capaun, du Hurenhengst. M. hey daß dich Gott schend, du Teuffelsmaul, du Hexen Larv. W. das dich der Teuffel zerreiß, das du verbrand wärest. M. daß dich die Pestilentz erwürg. W. das dich die Läuß fressen, das dich die Frantzosen ersticken. M. da, nimb du die Pillulen ein du Hurenmaul. W. hey schlag daß du verlamst noch einmal, du meineidiger Schelm. M. du außgemachte Hur, wan schweigstu einmal still. W. hey daß du verlambt wärest. M. Ich will dich zu tod schlagen, vnd solt ich darüber gehenckt werden. W. ô mordio, mordio, o, helffio, kombt mir zu hülff, er schlegt mich zu todt. Ach weh vnd ach weh, Auwe vnd Auwe, Auwinnen Auwe.


W. Ach wie ist mir mein Leib fast vmb vnd vmb zerschmissen

Der Ruck ist blaw vnd schwartz, das Haar halb außgerissen

Schon doch mein lieber Mann.

M. Meinstu dan das du mich nach deinem trutz vnd willen

In allem meinem thun vnd wesen wollest trillen

Du vngezäumtes thier!

W. Ich will es nimmer thun, laß mich nur gnad erreichen,

Vnd wan mein weynen dich je gar nicht kan erweichen,

So schaw die Kinder an.

M. Ich will dein loses maul vnd tücke vbermannen

Vnd eigen meister seyn. Es sey dann, dich zu bannen,

Kein Brügel mehr allhier.


W. Daß alle Brügel verbrand wären in der Hellen. M. wiltu nun schweigen, du schnader End. W. wiltu nun auffhören schlagen, du Hencker. M. du Laußknickel, du Schlang, du Atzel. W. du Wolff, du Rabenvogel, du Beer, du Löw, Auweh, ist dann niemand, der frid machen will. M. Ich nicht, so lang ich fäuste habe. W. ich nicht so lang ich nägel habe. W. o sehet wie mich der Dieb hat zugericht. M. o sehet, wie mich die Hex verkratzt hat, du Katz. W. du Hund, du Wolff. M. du Katzenkopff, du Zatzenkopff.[248] W. du Hundskopff, du Eselskopff. M. du Saukopff, du Hexenkopff. W. du Bärenkopff, du Hasenkopff, du Krautkopff.

Mein Gott des elenden Lebens, des betrübten Heyraths, sprach Expertus Robertus, den diese beyde gemacht haben; wie sieht der Mann auß, als ob er vnsinnig wäre, das Weib, als ob sie besessen wäre. O Elend über elend, solten Wilde thier also leben, das wär viel zu arg. M. Soll ich dem Herrn nicht erzehlen, als ich heut früh nach Hauß kommen, da war kein Weib daheim, es war nichts zu kochen da, es war kein fewer da, alles lag im hauß in der Stub vbereinander, Stühl vnd Bänck, Dischduch, Schüssel, Löffel, eines da, das andere dort herumb. W. Du leugst, du Dieb, wan du im Wirthshauß, im Hurenhauß herumbziehest, vnnd zu achttagen einmahl heim kommest, so meinest du, jederman sey also gesinnet wie du. M. schweyg du, Klappermaul, ich glaub nicht, das der Teuffel ein solch maul habe. W. Ich glaub nicht, das der Teuffel solche Hände habe. M. du gifftige Schlange. W. du vnsinniger Löw. M. so soll man dir lausen du Laußknickel. W. so soll man dir zwagen du Esel. M. so muß man das faul fleisch saltzen. W. so muß man dir den Grind kratzen. M. seht ihr Herr, wie ich ein Weib hab; daß sie mir ein wort schweiget, ja wohl? W. seht ihr Herr, wie ich einen Mann habe, das er mir ein wort zu gut hätte, ja wohl?

Expertus Robertus: Ein Rechtschaffen Mann soll sich nicht mit worten einlassen gegen seinem Weib, es steht vbel an einem Mann, also mit der Zungen fechten. W. gelt du Esel: hörsts du Vnflätiger Tropff.

Expertus Robertus: Es soll ein ehrlich Weib gegen ihrem Mann das Maul halten, vnd nicht das letzte wort haben wollen. M. hörsts du Klapperbix, was man dir sagt. W. was ist das für ein Narr, er gibt doch keinem theil recht.

Expertus Robertus: O ihr elende Mänschen, wie macht ihr euch das leben selbst so blut saur, vnnd könt es beyde besser haben. Ihr vnseelige Leuthe, wer wolt sich gern in ewre händel mischen. W. was schwetzt er da? M. ich weiß nicht, ob er ein Narr ist oder nicht. Expertus Robertus: mein, sagt mir doch. M. was ists dann? Expertus Robertus: wie lang ists, daß ihr einander geehlicht habt? M. es deucht mich hundert Jahr seyn. W. ist[249] dir die zeit so lang? mir ist sie kurtz. M. o wolt Gott, es wäre nie geschehen. Expertus Robertus: vnd geschehen solche händel offt vnder euch, oder ist es nur dißmahl geschehen? M. offt, fast alle tag. Expertus Robertus: werdet ihr aber zuweilen wider einig mit einander, oder sehet ihr einander stets an wie die Hund vnd Katzen? M. ja wir seyn bißweilen einig, aber es werth nicht lang, Gott erbarms. Expertus Robertus: wan ihr aber einig seit, erkennet ihr ewer Vnrecht, eins dem andern, oder will ein jedes auff seinen Fünff augen bleiben vnd recht haben? wist ihr auch wohl, warumb ihr offt streitet? M. Ey was wolt es seyn, mein Weib nimbt offt Vrsach vom Zaun herunder. Expertus Robertus: wie so aber. W. was hast viel mit diesem alten Narren zu bapplen, geh fort, laß vns zum Essen gehen. M. gehe fort, es wäre besser gewesen, wir hätten ehe auffgehöret vnd wären gangen. W. es sey also, weils nicht anders seyn kan. Expertus Robertus: Ein gutes Mittel will ich euch beyden geben, so ihr es alle tags einmal gebrauchet, so wird solch zancken vnd schmeissen bei euch ein Ende nemmen. Mit welchen worten er dem Mann volgende vier Gesätzlein auff einem Brieff geschrieben zustellete, vnd sie beyde Ihres wegs fürter gehen liesse.


1.

Drey Ding sind hübst vnd fein,

Wan Brüder einig seyn,

Vnd sich halten zu sammen,

Weil sie sind von eim stammen.

Das g'falt Gott vnd den Leuten,

Wer wills Ihn' vbel deuten?


2.

Wan Nachbauren fridens voll

Sich auch betragen wohl.

Weil sie zusammen bawen,

alls guts einander trawen.

Das thut Gott wohlgefallen

Vnd frommen Christen allen.


3.

Wan der Mann vnd das Weib,

Weil sie beide sind ein Leib,[250]

sich wohl begehen im Leiden,

nicht von einander scheiden.

Daß thut Gott wohl gefallen

Vnd frommen Christen allen.


4.

Dann da will selber Gott,

Wie er verheissen hat,

sein reichen segen geben

vnd dort das Ewig Leben.

Drumb sich ein jedes vbe

Der Einigkeit vnd Liebe.


Behüte Gott, sprachen wir zusammen, was ist das? schmeissen, kratzen, beissen, fluchen, donnern, hageln; vnd widerumb einander gute wort geben, sich lieben, lachen; vnd nicht wissen warumb? O deß mühseligen lebens, das solche Leute haben müssen, mir ists ein jammer zu sehen vnd zu hören, wie muß dann ihnen selbst seyn, die solches leyden.

Sprach Freymund:


Cum sitis similes paresque vita

Uxor pessima pessimus maritus.

Miror non bene convenire vobis.


Das Weib ein Hur, der Mann ein Dieb

Das last mir seyn ein liebe Lieb.


Es wolt vnns aber die Nacht auff den Buckel kommen, derowegen bate Weibold den Expertus Robertus, daß er das Vrtheil fällen möchte, welcher vnder vns beyden theilen recht hätte.

Expertus Robertus aber mit wenig worten sprach, wir hätten beyde recht, so wirs recht verstünden. Dann es wären eben so vil böse Männer, als böse Weiber, eben so viel gute Weiber, als gute Männer. Vnd was etliche Weiber mit Vnfreundlichkeit, Vnhäußlichkeit vnd Vngehorsam sündigen, das sündigen hingegen etliche Männer mit Holtzböckerei vnd Tyranney. Derowegen sich keines vor dem andern zu rühmen, sondern ein jegliches dahin zu sehen hat, wie es das andere mit Sanfftmuth vnd Freundlichkeit[251] gewinnen, vnd sie beyde mit ihren Kindern mögen Fromm vnnd Selig werden.

Vnd die weil Eingangs der Thurnir vnd Ritterspiel, sambt deroselben, Löblichen Herkommen gedacht worden, dessen dann niemand vnder vns als Hanß Thurnmeyr wissenschafft hatte; bate ich Ihn, das er mir etwas bericht davon geben wolte, weil meines erachtens heutigs tags viel von Adel seyn möchten, die solches gar nicht wissen, dazu er sich willig erbotten. Weil es aber dißmahl zu spat war, als hat er solches biß auff morgenden tags zu versparen gebetten.

Quelle:
Johann Michael Moscherosch: Gesichte Philanders von Sittewald. Berlin; Stuttgart [.o. J.], S. 198-252.
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