Vierter Auftritt.

[41] Assad, Baal-Haanan und Begleiter.


BAAL-HAANAN UND CHOR hinter der Szene.

Die Sonne steigt aus des Morgens Schoß,

Lobet den Herrn, der Herr ist groß.

Badet die Hände in reiner Flut,

Lobet den Herrn, der Herr ist gut.


Baal-Haanan und Chor treten aus dem Portikus.


BAAL-HAANAN noch auf den Stufen.

Wer ist's, der dort an der Quelle ruht?


Näher tretend.


Assad!

ASSAD aufspringend.

Mein Name!


Wie im Traum.


Rufst du mir?

BAAL-HAANAN.

Was suchst du im gift'gen Nachttau hier?

ASSAD die Arme ausbreitend.

Wo bist du?

BAAL-HAANAN.

Verwirrt ist sein Blick, sein Sinn!

Führt ihn zum Schoß der Seinen hin!

CHOR in Rührung und Teilnahme.

Armer, getroffen von Gottes Hand,

Heilung sei dir vom Herrn gesandt!


Sie führen Assad langsam ab.


Assad wendet noch einmal schmerzlich den Blick zurück.

Verwandlung.

Der Tempel.

Ganze Tiefe des Theaters. Galerien von beiden Seiten. Ein goldenes Gitterwerk, quer über die Bühne laufend, trennt das Allerheiligste vom Tempelraume. Im Allerheiligsten auf Marmorstufen das Tabernakel, von einem Prachtvorhange, mit Palmen und Cherubsköpfen durchwirkt, geschlossen. Vor dem Tabernakel rechts der hohe siebenarmige, goldene Leuchter. Links Tische mit den Schaubroten. Vor dem Gitter, mitten im Mittelgrunde, der Rauchaltar. Links im Vordergrunde eine[41] Estrade, die mit dem Palaste kommuniziert. Das ganze Gebäude steht auf Zedernpfeilern, reich mit Gold ausgelegt. Volk unter den Galerien. Priester, Leviten, Sänger und Harfenspieler, dann der Hohepriester ziehen von

rechts in den Tempel. Die Leviten zünden die Leuchter an. Die Priester streuen von Zeit zu Zeit unter tiefen Verneigungen Weihrauch auf den Altar. Die Sänger und Harfenspieler ziehen in ihre Logen.

Beim 10. Takt des F-Dur, 4/4 öffnet sich der Vorhang.


Quelle:
Karl Goldmark: Die Königin von Saba, nach einem Text von H.S. Mosenthal, Leipzig [1912], S. 41-42.
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