Dritter Auftritt

[58] Anna. Dann Herr Reich.


ANNA ihr nachsehend. Nein, liebe Mutter, nie kann Anna des Cajus Frau werden, ihr Herz gehört nur Fenton! Jetzt nur schnell an den Teuren geschrieben, damit er bei dem Spuk nicht ausbleibt und die Gelegenheit benutzt. Sie setzt sich, um zu schreiben.

REICH tritt vorsichtig ein. Was schreibst du denn da, mein Töchterchen?

ANNA erschrocken, sich aber sogleich fassend. Ich – ich wollte eben das Verzeichnis der Rollen für heute nacht entwerfen.

REICH. Nun, dabei wird wohl mein Plänchen, das dich betrifft, auch in Anschlag kommen. Tochter, einen Plan habe ich, einen köstlichen Plan, der mit einem Male den ewigen Streit zwischen deiner Mutter und mir, in betreff deiner Verheiratung, beendigen soll.

ANNA. Laßt doch hören!

REICH. Du sollst noch heute nacht mit Spärlich getraut werden!

Anna macht eine Bewegung des Erstaunens.
[58]

REICH. Bei dem Spuk mußt du als grüner Elf erscheinen. Dein Gewand habe ich schon besorgt, und ich werde Spärlich davon benachrichtigen, damit er dich erkennt. In dem Trubel entführt er dich, und ihr laßt euch sofort in der Waldkapelle trauen.

ANNA. Ach, lieber Vater, so bald schon?

REICH strenge. Du wirst doch dein Glück nicht länger von dir stoßen? Tochter, mach mich nicht böse!

ANNA. Nein, nein, Väterchen, ich will ja gehorsam sein und tun, was Ihr begehrt.

REICH. So ist es recht, mein Töchterchen! Du kommst also als grüner Elf. Ich werde dir übrigens den Spärlich noch herschicken, damit ihr euch noch näher besprechen könnt. Also auf Wiedersehen heute nacht – als Frau Spärlich! Er geht ab.


Quelle:
Otto Nicolai: Die lustigen Weiber von Windsor. Stuttgart 1962, S. 58-59.
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