[322] ACRATES.
Die ding zur liebe reitzend mich
min Edle kron ich grützen dich
Du bist yetz vil züchtiger gar
dann nächstmal als ich by dir war.
THAIS.
Ach warumb solt ich trurig syn
byn üch o edler Juncker myn
Mir ist fürwar
in einem jar
Hab ich üch nüt
nie gseen dan hütt
Also stadt mir
all min begyr
Hertz / lust und můt
min edels Blůt
Uff üch allein
sunst hab ich kein
Uff diser erd
der üch glych werd
An schöne tugenthaffter gstalt
deßhalb mir üwer wandel gfalt.
ACRATES.
Danck hab min Lyb
min edels Wyb
Was bgärst / was witt?
es darff keinr bitt
Was gsichst an mir
und das gfalt dir
Dir wil ichs gän
magst sälber nän
Mich rüwt kein Gold
ich bin dir hold
Was darffs vil wort
min edler hort /[323]
THAIS.
So gänd mir här
die Ketten schwär
Wie stünts mir an?
dann ich nie han
Kein sölche treit
ACRATES.
nimhin si sy dir zůgeseit
Dargegen mir ein kussz verlych
THAIS.
ach wie vil dwitt es gilt mir glych.
DAVUS.
Myns herren gest / sind gůter dingen
was yeden glust můß man im bringen
Min herren rüwt kein Gold noch gält
er ist der Rychst in diser wält
Rychlich teilt er mit guten gsellen
drumm söllend ir üch frölich stellen
Bringends im bruchend den wyn
das wirdt sinr Veste angnäm syn.
CLYNIA / EIN GAST.
Wir all sind nun gar gůter dingen
ich hett lang nie baß mögen singen.
DAVUS.
In disem gsang dient mir der alt
Juncker sos üch wie mir gefalt
So wend wir dstimmen zsamen richten
es gadt gar bald darff nit lang dichten.
ACRATES.
Hey nun frisch har das gsang gliebt mir
Colax / nun ist die wyß an dir
Lůg gsich by mir die Noten ab[324]
COLAX / EIN GAST.
Juncker darzů ein lust ich hab
Von üwer veste halt ichs gär
und so er zwey mal grösser wär.
GELOTOPIUS / GOUGGLER.
Benedicite / gnad Juncker gnad heer
ich bin üch zlieb har zogen veer
Das ich min kunst vor üch probier
DAVUS.
was bringst da für ein seltzams thier?
GELOTOPIUS.
Sölch thier bringt man uß Indiam
mir ist nit bkant sin gschlecht und nam
Aber von wägen sältzner dingen
thůt mans in disers Land harbringen
Es hatt verstand und wyßheit vil
mit im tryb ich gar seltzam spil
Ir wurdend all darob zů Narren
er kan mit müsen zacher faren
So bald ich fach zů spylen an
so wil er vor ein bůler han
Ich kans im nit hoch gnůg verbüten
er macht in zschanden vor den lüten
Die tällerschläcker glatten gsellen
die kan er im fyn usserwellen
Ir werdend gsen in kurtzer frist
wie er so gschwind mit gougglen ist.
DAVUS zornig.
Nit laß in ledig ab dem Ring
und bsunder wenn er weißt die ding
Eer dörffts wol by uns finden als
so schlüg ich dich uß zorn an halß
Drum mit dem thier uns du nit gschend[325]
GOUGGLER keert sich gegen dem Acrati und spricht.
Juncker bütend mir üwer hend.
Sagt im waar.
Botz angst was wunders gsen ich drinn
mir übertriffts vernunfft und sinn
Wie sind die strich so gar verworren
der glych ist nie uff erd erboren
Wenn ir das läben mögend bhalten
so werdend ir mit eeren alten
Kein waaffen wirdt üch nit verletzen
hüpsch Frouwen werdend üch ergetzen
Der Weltlich gunst ist üwer eigen
bilich vor üch sol man sich neigen
Als vor dem Pabst Künig und Keyser
ich wüßt noch vil wär ich nit heiser.
ACRATES.
Du hast myn hertz angwunnen mir
sitz ouch zum Tisch und mach gůt gschir
Dave schenck im ein silber schilt
ald gib im gält als vil als dwilt.
Buchempfehlung
Erst 1987 belegte eine in Amsterdam gefundene Handschrift Klingemann als Autor dieses vielbeachteten und hochgeschätzten Textes. In sechzehn Nachtwachen erlebt »Kreuzgang«, der als Findelkind in einem solchen gefunden und seither so genannt wird, die »absolute Verworrenheit« der Menschen und erkennt: »Eins ist nur möglich: entweder stehen die Menschen verkehrt, oder ich. Wenn die Stimmenmehrheit hier entscheiden soll, so bin ich rein verloren.«
94 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro