Der acht buntgnoß.

Wie not es sei, die ding gemeinem man tütsch bschriben werd.

[141] Wan ich nit wer in diser zal,

So weren die narren hie nit al.

Wer wolt dan sagen aller gemein,

Warumb wir schriben tütsch allein

Oder andere sprach vnd nit latein?

Das wil ich euch bedüten fein.

Wir habes in alten büchern glesen,

Das vnsere vettern sein gewesen[141]

Vor langer zeit des tütschen orden;

Drumb sein wir tütsch schreiber worden.

Wan wir latinisch wolten leren,

So wißten wenig, das wir weren

Also groß narren in dem lant

Vnd weren wenig lüten bkant.

Sunst so wir tütsch büchlin schreiben,

Die trucker das mit gewin vertreiben[142]

Vnd füllen ire seckel damit,

Das selb vns dan kan schaden nit.

Auch künnen wir mit tütscher sprach

Vnserm spot baß kumen nach

Vnd andere schreiber auch verachten,

Als da wir den karsthansen machten

Vnd doctor Murner gar verlachten.

So sein der tütschen wörter so vil,

Der sich keins latinischen lassen wil.

Wie künten wir Murmauw latinischen,

Ja grose feifel vnd die hinschen,

Ja als groß als vnser essig krůg, –

Der kleinen weren nit gnůg –

Ja aller solcher schreiber fůg?

Das wort schmutzkolb vnd hippenbůb

Vnd auch darzů ein beschorne růb

Vnd andere wörter der gleichen mer,

Die tütschen sprachen bringen her,

Die lassen sich gar latinischen nit.

Darumb wir schreiben tütsch damit

Vnd haben das darumb gethon,

Das iede dorffmetz ein mög hon

Von vnsern büchlin, die wir lon

Den nüwen cristen zů gůt vß gon,

Vnd das sie vnß auch leren kennen

Vnd wissen ir zwölff botten zů nennen

Vnd vff den stuben bei dem wein

Vnser auch gedencken fein,

Wie wir buntschůchs genossen hant

Beschriben ein nüwen cristen stant.

Auch haben wir das mit hohen sinnen

Den frantzosen nit wöllen günnen;

Wer es latyn, sie würden es innen.

Darumb ich das zů tütsch beschreib,

Das es im tütschen land bleib.[143]

Ach wer es im sawtrog beschriben,

Das es bei den schweinen wer bliben,

So wer der span vnd zwitracht nit

In der leng vnd in der mit,

Nach der narren bruch vnd sit!

Quelle:
Thomas Murner: Von dem großen lutherischen Narren, in: Thomas Murners Deutsche Schriften mit den Holzschnitten der Erstdrucke, Band 9, Straßburg 1918, S. 141-144.
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