wie die lutherischen ertznarren sollen beschworen werden.

[91] Den halt ich für ein weisen man,

Der zů zeit auch nerschen kan

Vnd kan ein katz sein mit geferden,

Das er ein mensch mög wider werden.[92]

Ich wil zům ersten protestieren

Vnd ein nötlich reden fieren,

Das ich in allem meinem gedicht

Kein weisen man hie meine nicht

Vnd gar nit wil antastet han

Kein weisen noch gelerten man.

Ich wil auch gar nit hie beschweren

Martinum luther vnd sein leren;

Wil in zů grösern eren sparen.

Allein wil ich die grosen naren

Hie beschweren vnd vertreiben,

Die alle zeit verborgen bleiben

Vnd den luther nit verston,

Mit schmachbüchlin vmbher gon,

Mit schelmenstück die welt verblenden

Vnd mit liegen ieden schenden,

Auch martin luthers grose sachen

Zům hüppenfaß vnd gauckel machen,

Zů affenspil vnd bůben dant.

Warlich der gantzen welt zů schant,

Darin sie wonend auch der stat,

Das man sie also nerren lat

Vnd keinem man zů hertzen gat!

Wan solches also gewonheit wer,

Were niemans sicher seiner eer

In der nehe vnd in der fere.

Ich hab mich lange zeit gelitten,

Zů widerschelten hoch vermitten.

Jetz wil das wames hon den ritten,

Wider schmach vnd manche schand

Mit truck gespreitet in dem land.

Sie haben mir ein karsthansen gemacht,

Ein grosen narren herfür bracht,

Das crütz auch wider mich vß geben,

Vil affenspil gethon da neben[93]

Vnd warlich dapffer vmb getriben,

Es wer in wol halb vber bliben.

Es solt ye nit der massen gon,

So wölt ir ye nit daruon lon

Vnd hebt mir vff mein schlechte leren,

Wie ich nit kün den narren beschweren,

Ein schelmenzunfft darzů machen

Vnd kün sunst nichtz zů andern sachen.

Wolhin! kan ich sunst nichtz vff erden,

Dan wie ein nar sol beschworen werden

Vnd wie man schelmen sol erkennen,

Ein ieden mit seinem namen nennen,

So wil ich mein meisterschafft

Mit leib vnd gůt vnd aller krafft

Vnderston an euch probieren,

Gon widertzdorff sant Anstet sieren,

Den pfeffer ein mal gantz verrieren,

Den narrenkopff der maß beschweren

Vnd euwere grosen narren leren.

Ir mögen euch nit me ietz mein erweren,

Wie wol das geschicht mit grosem keichen;

Dan grose narren nit gern weichen.

Ir sein so hart der selben besessen,

Das ich mich des kum darff vermessen.

Doch so ir mir des gleich haben thon,

Miessen ir euch auch beschweren lon,

Ja brech euch euwer hertz daruon!

So ir den glauben haben an mich,

Das ich das kün so meisterlich,

Wer weiß, der glaub möcht etwas schaffen,

Das euwere narren / euwere affen

Ein mal doch müsten von euch scheiden,

Das ir darnach mich nit me beleiden.

Wie sich der schaub leidt vff dem dach,

Also hab ich duldt euwere sach.[94]

Doch so ir das nit wöllen vermeiden,

So mag ich es ietzund nit me leiden.

Ich můß euch thůn ein widerstruß,

Dem gedult ist ietz der boden vß;

Das thůt die büchs, der hurlebuß.

Man trit vff einen wurm so lang,

Biß das sich krümpt ein solcher schlang.

Ein kiselstein můß für vß tragen,

Wan er zů hertlich würt geschlagen.

Ich wil geschweigen menschlich blöt,

So man zů vil sie triben het.

Man sol kein narren üben zů lang

Vnd im zů vil thůn vbertrang:

Sie schlagen mit dem kolben darein

Vnd mögen nit lang gedultig sein.

Ir haben die sachen vber triben

Vnd an den narrenkolben geriben.

Alle ding die haben ein maß:

Wa iemans vbertritet das,

Dem solt wol werden nimer baß.

Vff hören sei ein ieder gerist,

So der schimpff am besten ist.

Ir haben mir ein grosen narren gemacht,

Wie wol ich es für ein faßnacht acht

Vnd hab mich selbs nit höher geschetzt,

Dan für ein narren her gesetzt.

Den zoller ir darumb fragen solt:

Hab ich mich höher ye verzolt

Dan für ein narren vß geben,

So nemen mir mein närrisch leben,

Got geb! machen euch ein pfeffer daran.

Mein narren ich nit lassen kan,

So dieff haben sie gewurtzlet an.

Ich wolt mich weißlich haben gestalt,

So weren ir mir es mit gewalt[95]

Mit narrenbüchlin manigfalt.

Wöllen ir mich dan ye darzů zwingen,

Das ich můß narrenliedlin singen,

So wil ich thůn ein groß verniegen,

An welchs ampt ir mich verfiegen.

Wie wol wir narren narren seind,

So werden wir gewonlich feind

Allen denen, die es vnß sagen,

Mit narrenkolben vmb vnß schlagen

Alle, die wir umb vnß mögen treffen.

Man sol kein narren stetz effen.

Mit list vnd süberlichen geferden

Sol ein nar geübet werden.

Nun haben ir es gesagt iederman,

Wie das ich narren beschweren kan

Vnd darzů selb ein nar auch bin.

Damit ir mich vff disen sin

Haben widerumb ermant,

Das ich mich beschwerens vnderstant,

Mein alte kunst wil wider leren,

Wie man die narren sol beschweren,

Vnd haben den narren zornig gemacht,

Das er vß grim hat herfür bracht,

Das er im sin nie hat gedacht.

Wil euwere narrenkolben beschriben.

Es wer mir sunst wol vber bliben,

Hetten ir es nit vber triben.

Wol her! wir narren müsen zůsamen,

In hundert tausent narren namen,

Wie fast ir euch des narren schamen

Vnd haben mich hoch darfür gebetten.

Nichtz / nichtz, ir müsen zů den narren tretten.

Wil euch die nerrisch fistel stechen,

Solt euch das nerrisch hertz zerbrechen.

Alle euwere fründ sollen das nit weren.[96]

Ich wil euch den grosen narren beschweren

Vnd bit durch got ietz iederman,

Wa ich die sach greiff gröblich an

Vnd wer vnzüchtig mit den worten

Vß zorn hie an etlichen orten,

So bit ich euch, verstanden das:

Wir narren ietz nit künnen baß

Vnd dörffen thůn in dem narrenkleid,

Das vnß sunst wer von hertzen leid.

Den acht ich für ein frumen man,

Der sich des büchlins nichtz nimpt an.

Ir mögen es wol dencken vnd ermessen,

Wa narren sein zůsamen gesessen,

Da ist der zucht vnd eer vergessen.

Wer sich dis bůchs wolt vnderwinden,

Der möcht wol doppel narren finden,

Das im würd schaden seinen kinden.

Quelle:
Thomas Murner: Von dem großen lutherischen Narren, in: Thomas Murners Deutsche Schriften mit den Holzschnitten der Erstdrucke, Band 9, Straßburg 1918, S. 91-97.
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