Vierter Auftritt.

[509] Silvander. Chloe.


CHLOE.

Der arme Schelm, ich hab ihm jetzt recht Angst gemacht.

SILVANDER.

Nur seine Treu hat ihn in meinen Dienst gebracht.

Treu nutzt mir mehr als Witz. Hilf meine Neugier stillen:

Warum verjagt man uns?

CHLOE.

Um unsrer Keuschheit willen.

SILVANDER.

Nein, nein, aus Eifersucht, ich seh es deutlich ein,

Warum Montan mich haßt.

CHLOE.

Dem wird nicht also seyn,

Er kann und will und wird, die ihr liebt, niemals lieben,

Ein ganz besondrer Grund hat ihn dazu getrieben,

Daß er euch so verfolgt.

SILVANDER.

Welch ein besondrer Grund?

CHLOE.

Mein Herr! nach kurzer Zeit, mach ich euch alles kund.

Indessen trauet mir, ich will es dahin bringen,

Daß seinen Argwohn nicht ein Anschlag soll gelingen:[510]

Denn Doris, die ihr liebt, traut den Montan nicht mehr;

Sie kommt nach euren Wunsch auf meinen Wink bald her.

SILVANDER.

Ach wäre sie schon da, sie bleibt auch gar zu lange.

Jedoch, was hoff ich noch? Montan macht mir zu bange.

Er liebt sie.

CHLOE.

Nein, mein Herr! nein, sag ich auf mein Wort,

Aus Tugendliebe nur, jagt euch sein Eifer fort.

Doch eurer Liebe soll die Tugendliebe weichen,

Und jedes kann dabey noch seinen Zweck erreichen.

SILVANDER.

Mein Kind! du redest mir viel süsse Wörtchen vor;

Doch, eh ich alles seh, rührst du ein taubes Ohr,

Allein, was seh ich dort für einen bunten Schimmer,

Von hoher Damen Staat? – – Welch schönes Frauenzimmer?

Wie? trist man denn bey euch so große Damen an?


Quelle:
Christlob Mylius: Vermischte Schriften. Berlin 1754, S. 509-511.
Lizenz:
Kategorien: