Achtes Kapitel.

Herrmann bekommt Räthsel zu hören.

[58] Herrmanns Wiedergenesung und der Wohlstand brachten ihn aus Münsters Hause. Er erschien wieder vor dem Kaiser, der sich wenig um ihn bekümmert hatte, und ihn jetzt über sein Abentheuer mit dem Bürgermädchen höhnte. Dem Beyspiel des Herrn folgten die Diener, und Herrmanns und Idas Liebe ward das Märchen vieler Tage. Nur Sophie war edel genug Herrmann nicht zu höhnen, ihn nicht wegen dessen, was er für das schöne Bürgermädchen gethan hatte, zu verachten. Ein Funke von jener schnell gefaßten Zuneigung für Ida, welchen andere Gedanken und die Fürstin von Ratibor eben so schnell unterdrückt hatten, glimmte noch in ihrem Herzen, sie hörte von dem Unglück ihrer Eltern mit Rührung, freute sich der Rettung des jungen Mädchens, und trug Herrmannen auf, der herabgekommenen Familie ein Geschenk zu überbringen, welches nach dem wenigen, was Sophie in Händen hatte, ansehnlich genug war. Herrmann war entzückt seine geheimen Wünsche erfüllt zu sehen; Idas gestürztes Glück nagte an seinem Herzen, er sah das Kleinod, das er von ihr in ihren bessern Tagen erhielt, mit Wehmuth an, hielt es für Pflicht es ihr jetzt zurück zu geben, und da ihm[58] dieses unmöglich war, so beraubte er sich alles dessen, was er von einiger Kostbarkeit hatte, und dessen sehr wenig war, um ihr den Werth dessen, was sie gab, nur einigermaßen zu ersetzen. Er legte es zu dem Geschenke der Kaiserin, um ihm unter diesen erhabenen Namen eine willige Aufnahme zu verschaffen. Der besorgte Jüngling hatte noch andere Gedanken. Er erinnerte sich an das Darlehn der Münsterin, er wußte, daß der Kaiser noch viel von Herzog Viktors Geldern übrig hatte, und er war kühn genug, ihn an die Erstattung des Geborgten zu erinnern; eine Freiheit, welche sehr übel aufgenommen wurde, und vielleicht den ersten Grund zu Wenzels Kaltsinn gegen seinen ehemaligen Liebling legte.

Hat man euch aufgefordert, dieser armseligen Kleinigkeit gegen mich zu gedenken? fragte der Kaiser mit finsterm Blicke. Nein, sagte Herrmann, im Gegentheil hab ich alle Ursach zu glauben, daß die gutherzige Münsterin die Absicht hatte ihrem Herrn nicht ein Darlehn, sondern ein Geschenk zu geben; aber diese Großmuth, ist sie nicht die größte Aufforderung – – Und, fiel ihm Wenzel ins Wort, sagtet ihr mir nicht von einer freien Bitte, welche sich das Weib, als sie mir das Geschenk sandte, vorbehielt. Herrmann bejahte. Nun gut, fuhr der Kaiser fort, so wollen wir warten bis sie mit dieser Bitte einkömmt, und bey meinem kaiserlichen Worte, es soll ihr nichts –[59]

Abgeschlagen werden, wollte er sagen, aber die Furcht, sich zu etwas verbindlich zu machen, das er vielleicht keine Lust haben mochte zu halten, hieß ihn abbrechen, und ein halb unwilliger Wink mit der Hand deutete dem Jünglinge an sich zu entfernen.

Herrmann machte sich auf den Weg nach Münsters kleinem Haust, er trauerte, daß er seine und Sophiens Gaben nicht auf die Art hatte vermehren können, wie er wünschte. Wär er Kaiser gewesen, keine Summen hätten ihn zu groß gedünkt, die Gutwilligkeit der ehrlichen Münster in zu vergelten.

Er fand Idas Vater diesmal allein. Bekümmert, daß sein Opfer nicht so groß war als er gehofft hatte, legte er ihm das vor, was er ihm im Namen der Kaiserin zu liefern hatte. – Münster sah nachdenkend vor sich nieder, und Thränen kamen in seine Augen! Sie ist eine edle Frau, sagte er, eine wahre Mutter des Volks; das was sie an mir thun will, thut sie an tausend Unglücklichen, sie entzieht sich das wenige, was ihr Wenzels Geiz überläßt, um andern zu helfen. O daß ihr Einfluß auf unsern Herrn nicht so groß ist, als wir hofften! – und doch spürt man in manchen Stücken Linderung, und das Land haßt ihn weniger, um des Engels willen, den er ihm zur Fürstin gab.

Herrmanns Herz war noch voll Erbitterung gegen den Kaiser, und er konnte sich nicht entbrechen, dem alten Münster den ganzen Auftritt zu[60] erzählen, den er diesen Tag mit ihm gehabt hatte.

Ihr habt übel gethan, sagte der Alte. Wer Kaiser Wenzeln etwas leihet, gedenkt gewiß nicht an die Erstattung, und was meines Weibes freye Bitte anbelangt, so wollte ich, daß ihr euch nicht damit einliesset; die Weiber haben zuweilen wunderliche Einfälle, und sollte sie eine Sache fordern, die dem Kaiser kein Geld kostet, und die er ihr also bewilligte, so könnte ihr das erlangte vielleicht mehr Schaden als Vortheil bringen.

Herrmann ließ den letzten Theil dieser Rede unbeantwortet, und schwur, er würde nicht ruhen bis das Darlehn, das er aus den Händen der gutherzigen Frau für den Kaiser erhalten hätte, ersetzt sey. Ich sehe mich selbst als ihren Schuldner an, rief er, und o Gott, daß ich nur gleich jetzt, gleich jetzt thun könnte was mir zukommt. O Himmel! nur einen Theil, nur einen kleinen Theil der Güter, die du mir vielleicht in der Zukunft zugedacht hast, gern thät ich auf das Ganze Verzicht, wenn ich nur jetzt, nur jetzt! –

Junger Herr, sagte Münster nach einigem Nachdenken, ihr macht euch da ganz unnöthige Sorge, und ich finde es für gut, um euer Herz nur ein wenig zu beruhigen, euch ein Geheimniß zu entdecken, daß selbst den Weibern nicht ganz bekannt ist. Ich bin nicht so arm als ihr denkt, so wie ich auch[61] nie so reich war als mich die Welt vielleicht ausgeschrien hat. Ich wußte das Gerücht, das meine Feinde von meinen Schätzen ausgebreitet hatten, ich hatte es lange erwartet, daß der Kaiser anfangen würde, Versuche zu machen, sie in seine Kasse zu leiten. Mit Bereitwilligkeit hätte ich ihn eingeschläfert, hätte seine Forderungen befriedigt, so lange ich es ohne Schaden hätte thun können, und wär es zu arg geworden, so hätte ich auch dafür Mittel gewußt. Freylich, mit Borgen fängt man an, und mit Rauben hört man auf, ich weiß, wie es andern gegangen ist. An einem ehrlichen Mann kann man bald Ursach finden ihn um das Seinige zu bringen; hätte ich so etwas von weiten gemerkt, so hätte ich zusammen genommen, was ich in diesem kleinen Hause vergraben habe, und wär mit den Meinen davon gegangen; er hätte denn das große Haus, das jetzt abgebrannt ist, und das ich nicht wieder aufbauen werde, ob ich es wohl könnte, zur Schadloshaltung für den Verlust eines ehrlichen treuen Bürgers, behalten mögen.

Herrmann hörte dem Alten mit Verwunderung zu, welcher folgendermaßen fort fuhr. Daß ich hier etwas Geld vergraben habe, weiß meine Frau, aber wie viel, das taugt ihr nicht zu wissen. Weib, bleibt immer Weib, ein eitles aufgeblasenes Ding, wenn ihm das Glück die Flügel wachsen läßt, und nur folgsam und demüthig wenn –[62] Und Ida? unterbrach ihn der Jüngling, den die unbilligen Lästerungen wider das Geschlecht seines Mädchens kränkten.

Mit Ida hat es freilich eine andere Bewandniß, fuhr Münster fort, und schien bey Nennung ihres Namens in ein tiefes Nachsinnen zu gerathen. – Weil wir einmal von ihr reden, fieng er nach einer Weile von neuem an, so muß ich euch bitten, daß ihr euch nicht wundert, wenn ihr sie inskünftige selten oder nie zu sehen bekommt. Daß ihr sie liebt, daß ihr ihr eure Liebe auf die edelste Art bewiesen habt, weiß ich, aber – ihr dürft nicht an sie denken! – Ich hoffe, ihr werdet keine Unmöglichkeiten verlangen.

Herrmann wiederholte das Wort Unmöglichkeit mit einem Tone, der ganz der Abdruck des Entsetzens war, welches ihn befiel, als er das Glück seiner Liebe mit diesem fürchterlichen Namen benennen hörte. Zwar wußte er hier selbst nicht, was er hoffen konnte und sollte, doch hoffte er, und zitterte, wenn man das schwankende Gebäude seiner dunkeln ungewissen Erwartungen antastete.

Meine Leser erlauben mir ein Gespräch zu übergehen, das sich hier zwischen dem Bürger und dem jungen Höflinge erhub, und dessen Inhalt sie errathen können.

Der Alte sprach ernstlich mit dem Jünglinge über das Kapitel von seiner Leidenschaft, dieser vertheidigte[63] sie mit Gründen, welche nicht ganz unwichtig waren, er betheuerte, er sey bereit entweder Geburt, Stand und alle Hoffnungen um Idas willen aufzugeben, oder die kühnsten Schritte zu thun, um sich durch Tapferkeit (in den damaligen Zeiten das sicherste Mittel der Erhebung) hoch genug zu schwingen, daß die Welt es nicht wagen dürfe, wider die Verbindung mit einer Person niedrigen Standes etwas einzuwenden.

Das Urtheil der Welt ist's gar nicht, was ich hierbey in Erwägung ziehe, sagte Münster, es dürfte vielleicht anders ausfallen als ihr denkt; aber – genug, ich kann euch nicht alles entdecken, es giebt hier gewisse Umstände, die – kurz ich muß darauf bestehen, daß ihr Ida nicht zu sehen strebt, und alle Mittel anwendet, eine unglückliche Leidenschaft zu tödten, welche sich endlich auch in das Herz des Mädchens einschleichen, auch sie unglücklich machen könnte.

Herrmann tappte hier im Dunkeln. Münsters abgebrochene Winke waren ihm ganz unerklärlich, und er war geneigt alles für künstliche Verschleyerung eines hartnäckigen Widerwillens gegen seine Person anzunehmen, dessen Grund Münster nicht anzugeben wußte, und also seine Zuflucht zu Räthseln nehmen müsse.[64]

Ein treuherziger Händedruck des Alten versicherte Herrmann vom Gegentheil. Nein, junger Herr, sagte er, ich liebe euch, liebte euch damahls schon, als ich alle eure Bemühungen, Zutritt in meinem Hause zu bekommen, vereitelte, und jetzt da die Dankbarkeit mich an euch fesselt, urtheilet was ich jetzt für euch fühlen muß?

Herrmann nahm die Versicherung des Alten kaltsinnig auf, er verließ ihn und faßte den festen Entschluß, Münsters Haus nicht mehr zu besuchen, und doch war er immer, ohne sich dessen bewußt zu seyn, nach demselben hingezogen. Es blieb doch immer eine Möglichkeit für ihn, Ida oder ihre freundliche Mutter einmahl zu sehen, auch fühlte er selbst für den harten Vater eine Zuneigung, welche es ihm unangenehm machte, seine Gesellschaft lange zu missen.

Sonderbar war es, daß ein am Hofe herangewachsener Jüngling Geschmack an dem Umgange eines gemeinen Bürgers finden konnte; aber dieser Bürger war ein edler wohldenkender nüchterner Mann, und der Jüngling, der so gern um ihn war besaß Verstand und Tugend genug, um den Ton, der in seinen Reden und Thaten herrschte, den Sitten an Wenzels schwelgerischen Hofe weit vorzuziehen, und es sich oft im Stillen zu sagen, er fühle sich besser, dem Laster gehäßiger, der Tugend[65] geneigter, seit er den redlichen Münster kennen lernte.

Gefühle von dieser Art waren indessen nicht hinreichend den jungen Hofmann von jedem Schritte abzuschrecken, der seinem treuherzigen Freunde misfallen konnte, er sann ernstlich darauf, sich eine geheime Unterredung mit Ida oder mit der Mutter zu verschaffen, und das letzte gelang ihm.

Er fand diese gute Frau ihm noch so geneigt wie jemals, sie vereinigte ihre Klagen über den Eigensinn ihres Mannes mit den Seinigen, versicherte ihm Dinge von Wichtigkeit zu sagen zu haben, und benennte ihm einen Abend, wo er in Abwesenheit ihres eifersüchtigen Hüters, nicht allein sie, sondern auch Ida zu sehen bekommen sollte.

Herrmann stellte sich pünktlich ein. Eine verschwiegene Magd sagte ihm, der Herr sey noch nicht ausgegangen, und bat ihn bis zu seinem Abschied in ein kleines Kabinett zu treten, welches nahe genug an dem untern Saale lag, um ihn einige Fragmente von einer Unterredung hören zu lassen, die zwischen Idas Eltern vorfiel und die wir unsern Lesern mittheilen wollen.

Und nach allem diesen, fieng der alte Münster an, als es Herrmannen zuerst einfiel das Ohr an die Thür zu legen, nach allem diesem hältst du mich noch für einen Hasser des jungen Menschen? Glaube mir, alles was ich eingestehen kann, ist,[66] ich liebe ihn einige Grade weniger als Idas Glück; dieses, dieses ist mein einiges Augenmerk!

Auch das Meinige, erwiederte die Frau mit mürrischer Stimme.

Und doch, fuhr Münster fort, erwählst du die widrigsten Mittel deinen Entzweck zu erreichen?

Die besten! versetzte sie. Das Mädchen muß aus der Dunkelheit hervor, wenn ich nicht ewig das bereuen soll, was ich gethan habe.

Ja, das soll sie, sprach der Alte, aber nicht durch Herrmann; laß uns doch den geradesten, den kürzesten Weg wählen! Was kann sie von einem Jünglinge hoffen, der sein Glück noch nicht gemacht hat? dem sie vielleicht Jahre lang in die Fremde nachsehen muß, der zu einem Hause gehört welches – –

Nun gut, rief die Münsterinn, so bewillige meinen zweyten Vorschlag.

Frau, erwiederte der Mann, ich bitte dich, gieb die unglücklichen Gedanken auf, was soll Ida an einem Hofe wie Wenzels? Denke, was uns dein Einfall das junge Mädchen an Allerheiligen mit deinem prangenden Geschenke hervortreten zu lassen, schon für Unruhe gemacht hat, willst du noch weiter gehen? – O daß ich dir die närrisch ausgesonnene Feyerlichkeit gestattete! Es ist undankbare Mühe den Großen zu opfern, sie vergessen[67] diejenigen nur gar zu bald, welche ihnen Freude machten.

Welches nicht geschehen seyn würde, sagte die Frau, wenn Ida des andern Tages auf Befehl der Kaiserin bey Hofe erschienen wär, wenn sie sich nicht auf deinem Befehl hätte krank stellen müssen.

O wenn die Kaiserin eine festere Neigung für sie gefaßt hätte, als Damen ihres gleichen pflegen, so würde es bey einer Einladung nicht geblieben seyn. Welches ist besser, jetzt von ihr vergessen zu seyn, oder nach einigen glänzenden bey Hof zugebrachten Wochen oder Tagen dieses Schicksal erfahren, und gehaßt, verlacht, und beneidet, in ihre Dunkelheit zurückkehren zu müssen?

Die Münsterin schwieg.

Siehst du ein, fragte der Alte, daß dein Anschlag thöricht war? daß er seines Entzwecks verfehlen mußte? und daß es mit dem zweyten eben so gehen wird?

Er war nicht thöricht, verfehlte seinen Entzweck nicht, rief die Frau; ich wußte, daß Ida Aufsehen erregen, daß sie wenigstens ein Herz würklich fesseln mußte, und es geschah. Der gute liebenswürdige Herrmann ward von ihr besiegt, er ist es, durch dessen Hand sie das Schicksal hervorziehen will, und er soll sie haben, soll einst ihr Glück mit ihr theilen.[68]

Soll ich dir zum zweytenmahl die Unmöglichkeit vorstellen, welche bey ihm stärker als bey einem andern ist?

Thue es nicht, du richtest nichts aus.

Hartnäckiger Weiberkopf! – Willst du mir auch nicht wenigstens versprechen, deine neuen Chimären aufzugeben, und alles mir zu überlassen?

Idas Schicksal geht mich näher an als dich und –

Nur dies, nur dies nicht, Marie, du weißt, wie ich sie liebe, und welcher Triumpf es für mich seyn wird – –

Idas Eintritt verhinderte die Fortsetzung des Gesprächs. Der alte Münster erklärte, er würde diesen Abend zu Hause bleiben, und dem jungen Mädchen ward befohlen statt des Spinnrockens die Harfe zu nehmen, und die Geister des Unmuths von ihren Eltern zu verjagen.

Es war billig, daß Herrmann doch einige Schadloshaltung für eine fehlgeschlagene Hoffnung erhielt; das Vergnügen Ida singen, spielen und sprechen zu hören, ließ es ihn vergessen, daß er sie nicht zu sehen bekam, und die Vertraute, welche endlich eintrat, ihm zu sagen, daß er heute vergebens gekommen sey, und daß er sich hinweg begeben möge, erschien ihm viel zu zeitig. Mit Unwillen verließ er sein dunkles Behältniß, und ging gedankenvoll nach Hause.[69]

Quelle:
Benedikte Naubert: Herrmann von Unna. Theile 1–2, Teil 1, Leipzig 1788, S. 58-70.
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